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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grodzisk - Groen van Prinsterer
rnents Volhynien, Minsk, Wilna und hat 40 640,? '
^m.(davon 453,i <^I<m Seen) und 1551635 E., ^
d. i. 38 auf 1 hkm. Die Oberfläche ist Waldia,,
sumpfig und von Wasserströmen durchfurcht, im N. !
und O. hügelig, nach S. zu durchaus eben. Am l
Bug herrscht Granit vor, der stromabwärts in Gneis ,
übergeht; bei der Stadt G. und am Niemen ist die
Kreideformation (mit Velemniten) verbreitet, i
Miueralqucllen finden sich bei Druskeniki (s. d.). >
Der Boden, eine Mischung von Lehm und Sand,
ist stellenweise ganz sandig und selten humusreich.
Hauptflüsse sind der Niemen mit der Schara, der Bug
mit dem Narew und Muchawez und die zum Pripet
gehende Iazolda. Seen find zahlreich. Sümpfe
nehmen 5, Wälder 24 Proz. des Bodens ein; unter
den letztern ist die Bjelowjesher Heide (s. d.) bemer-
kenswert. Die Bevölkerung besteht aus Kleinrussen,
Weihrussen und Großrussen (zusammen 30 Proz.),
Litauern (27 Proz.), Polen (22 Proz.), Juden
(19,7 Proz.) und deutschen Kolonisten. Der Religion
nach gehören 50 Proz. zur rufs. Kirche (das Vikariat
Brest, zur Eparchie Litauen und Wilna gehörig),
30 Proz. sind Katholiken (zur Diöcese Wilna ge-
hörig). Die Hauptbeschäftigung ist Getreide-, Flachs-,
Hans- und Tabakbau, ferner Viehzucht, Obst- und
Gartenbau. In der Industrie steht obenan die Tuch-
fabrikation (1887:190 Fabriken mit 5783 Arbeitern
und 5 Mill. Rubel Produktion), dann Brennerei,
Brauerei, Ziegelei und Gerberei. Der Handel ist
bedeutend. Ausgeführt werden Bauholz, Vieh, Ge-
treide, Hanf, Flacks, Tuch und Wolle; eingeführt
Seiden-, Metall-, Galanteriewaren und Salz. An
Eisenbahnen sind vorhanden: von der Großen Nuss.
Eisenbahn (Linie Petersburg-Warschau) 138,6, von
der Linie Moskau-Brest-Litowsk 172,2, vonKasatin-
Verditschew-Brest-Litowsk-Grajewo 253,8, von den
Poljessje-Vahnen (Linie Schabinka-Luninez-Gomel,
Baranowitschi - Bjelostok, Brest - Litowsk - Cholm)
366,5, zusammen 931 ,i km. G. hat 6 Mittel-, 2 Spe-
cial-, 942 niedere und Volksschulen. Es zerfällt
in 9 Kreise: G., Brest-Litowsk, Bjelostok, Bjelsk,
Wolkowisk, Kobrin, Pruschany, Elonim, Sokolta.
- G., in ältester Zeit von den Iatwjagen bewohnt,
gehörte seit Mitte des 13. Jahrh, zu Litauen, wurde
später mit Polen vereinigt und kam 1793 an Ruß-
land. In seiner heutigen Gestalt besteht das Gou-
vernement seit 1842. - 2) Kreis im nordwestl.Teil
des Gouvernements G., vom Niemen durchschnitten,
im Norden mit der Grodnoer Heide, hat 4291,5 ^cm,
170 780 E. (gegen 50 Proz. Litauer), Ackerbau, Vieh-
zucht, Gemüse- und Obstbau, Tuchfabriken, Bren-
nerei, Bierbrauerei und Gerberei. - 3) Hauptstadt
des Gouvernements und Kreises G., in einem präch-
tigen Thale rechts am schiffbaren Niemen, und an
der Linie Petersburg-Warschau der Großen Russ.
Eisenbahn, besteht meist aus schwarzen Holzhütten,
ist Sitz des Gouverneurs, eines Vikars des russ.-
orthodoren Erzbischofs in Wilna, des Kommandos
der 26. Infanteriediviston und bat (1888) 45191 E.
(77 Proz. Israeliten), in Garnison die 26. Feldbri-
gade, das 101., 102., 103 und104. Infanterieregiment
und das 4. Sappeurbataillon, ein altes (jetzt Kaserne)
nasium, 1 Kadettenhaus, 1 öffentliche Bihliothek,
1 Theater, Flußhafen, 3 Banken, 2 Vuchdruckereien,
3 Buchhandlungen, 1 Zeitung; Tuch-, Baumwoll-,
Seiden-, Tabak- und Gewehrfabriken, lebhaften
Handel mit Getreide, Bauholz und Hanf. - G. be-
stand schon im 12. Jahrh., wurde 1241 von den Ta-
taren zerstört, in demselben Jahre von den Litauern
eingenommen und hatte dann viel von den Deutschen
Rittern zu leiden. Seine Glanzperiode fällt in die
Zeit Stephan Vathorys, der hier 1576 - 86 resi-
dierte. Seit 1673 war es Sitz der poln. Reichstage;
1793 wurde hier die zweite Teilung Polens unter-
zeichnet; 1795 dankte hier Stanislaus Poniatowsti
ab. G. ist seit 1793 russisch, wurde 1801 Gouvernc-
mentsstadt und litt 1885 durch eine große Feuers-
Grodzisk, preuß. Stadt, s. Grätz. strunst.
Groenlo (spr. chruhnlo) oder Gröl, Stadt in der
niederländ. Provinz Geldern, 5 Km von der westfäl.
Grenze, an der Bahnlinie Winterswijk-Enschede,
hat (1891) 2592 E., Landbau und Baumwollwaren-
manufaktur. 1550 stark befestigt, wurde G. 1575 ver-
geblich, 1577 mit Erfolg von Moritz von Oranien
belagert. 1606 von Spinola zurückerobert, ergab
sich die Stadt erst 1627 nach berühmter Belagerung
an den Statthalter Friedrich Heinrich.
Groen van Prinsterer (spr. chruhn), Guil-
laume, niederländ. Staatsmann, Geschichtschreiber
und Publizist, geb. 21. Aug. 1801 zu Voorburg, stu-
dierte in Leiden die Rechte und Philosophie und ver-
öffentlichte 1823 die beiden Schriften "i^roLopo^i^-
puicT?lHt0nick" und "D"Mri8<Iu8tinian6ipi-H63tlm-
tia". Seit dieser Zeit widmete sich G. v. P. vorzugs-
weise histor. und polit. Studien, als deren erste Frucht
er "Voi'LproiäL 668^rilt6n" (Tl.1, Haag 1826; Tl. 2,
Amsterd. 1869-70) erscheinen ließ. 1829 ernannte
ihn König Wilhelm I. zu seinem Kabinettssekretär,
doch wurde G. v. P., der in dieser Zeit auch die Zeit-
schrift "^6ä6i'l5luä8ou6(F6äHc^t6ii)) heraus gab, 1833
auf sein Ansuchen jenes Amtes enthoben, um sich sei-
nen umfassenden histor. Forschungen freier widmen
zu können. Eine Frucht derselben sind die "^rc1nv63,
ou coi'r65i)s"näanc6 in6äit6 661k irilN8(m ä'0ranF6'
NÄ835W" (Serie 1,10Vde., Leid. 1835-47; Serie 2,
Bd. 1-5, Mr. 1857 - 61). Gleichzeitig gab er
ein "Uanädokk üsr ß63c1ii6ä6ni8 v^n U6t Vaäsi-
I^nä" (Leid. 1841-46 u. ö.) in zwei Teilen heraus.
Während dieser Arbeiten beteiligte er sich lebhaft
an den polit. und kirchlichen Tagesfragen und
schrieb 1840, als man auf Abänderung der Ver-
fassung drang, <(Vi.iäiaF6 tot äs IiLi^ieninF dßr
ssronänLt. in ii6ä6i'wnä8cli6ii ^in". In demselben
Jahre zum Abgeordneten erwählt, verteidigte er
seine polit. Grundgedanken, die er später in dem
Werke "OnFeloot' 6n i-6vokiti6" (Leid. 1847;
2. Aufl., Amsterd. 1868) weiter entwickelte. 1848
und 1849 griff er mit mehrern Flugschriften in
die Bewegnng ein. 1849 wurde G. v. P. zum
Abgeordneten in die Zweite Kammer gewählt, wo
er seinen Sitz beinahe ununterbrochen behielt, bis
er im April 1865 freiwillig zurücktrat. Die revolu-
tionären Tendenzen bekämpfend, verteidigte er in
Reden und Schriften das inonarchifche Princip und
die Unabhängigkeit der Kirche vom Staat. 1850
-55 gab er die polit. Zeitung "1)6 Keäoi-I^nclkr"
heraus. Gegen die durch Preußen 1864 und 1866
"1^I>!'N886
6t 168 i>a)'3'^Ä8. ^V NI68 5^113 ^ 1^61'iili" UNd "I/6M-
I)ii'6 plU33i6n 6t ai)oca1^36. ^v M68 Hini8 a l^6r1iii"
(Amsterd. 1867). Seine letzte Schrift war "Niiuric6
6t Nai'N6V6w) (Utreckt 1875). Er starb 19. Mai 1876
im Haag. - Vgl. Stuart, In in^nwi-iain. Kotic6
1)ioFrapQiHN6 (Ntrecht 1876), und Vos, (^. v. I>. 6n
2i^n ti^I (2 Bde., Dordrecht 1886-91).