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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grolman (Wilh. von) - Groningen
seinen Vorträgen, gesammelt und von seinem Adju-
tanten von Damitz niedergeschrieben, erschienen:
"Geschichte des Feldzugs 1814" (3 Tle. in 4 Bdn.,
Verl. 1842) und "Geschichte des Feld?.ugs 1815 in
den Niederlanden" (2Bde., ebd. 1837).
Grolman, Wilh. von, preuß. General der In-
fanterie, Sohn des vorigen, geb. 20. Juni )829 zu
Glogau, trat 1847 in das 1. Garderegiment zu
Fuß, besuchte 1852 - 54 die Kriegsakademie und
machte den Feldzug 1866 als Major und General-
stabsoffizicr der 10. Division mit. In dem Kriege
gegen Frankreich 1870/71 nahm er als Bataillons-
kommandeur im 3. Garde-Grenadierrcgiment Kö-
nigin Elisabeth an allen Thaten des Gardekorps
teil. 1871-76 war er Commandeur des 4. Garde-
regiments zu Fuß, führte 1876 - 82 die 3. Garde-
Infantericbrigade, 1882 - 85 die 8. Division und
wurde April 1888 zum kommandierenden General
des 4. Armeekorps befördert und März 1889 in
gleicher Eigenschaft zum 11. Armeekorps versetzt.
Er starb 24. Jan. 1893 in Varzdorf bei Striegau.
Gromadki (mafurisch, "Häuflein"), in Masuren
vielfach verbreitete, nicht sektenmähige, auf dem
Boden der evang. Landeskirche stehende Vereini-
gungen von Leuten, die sich eines gottgefälligen
Lebenswandels befleißigen, und da ihnen der kirch-
liche Gottesdienst nicht ausreichend erscheint, vor-
nehmlich an Sonntagen geistliche Versammlungen
unter Leitung sog. "Stundenhalter" abhalten.
Gromätik (lat., von^i-oma, Meßstange), die
Kunst des Feldmessens und Lagerabsteckens. (S.
auch Agrimensoren.)
Nroinia., s. Kämmerlinge.
Gronau. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Hildes-
beim, hat 205,9i tikm, (1890) 19 300 (9532 männl.,
9768 weibl.) E., 2 Städte, 28 Landgemeinden und
6 Gutsbezirkc.- 2) G. an der Leine, Kreisstadt
im Kreis G., 18 km im SW. von Hildesheim, rechts
an der Leine, Sitz des Landratsamtes, hat (1890)
2635 E., darunter 416 Katholiken und 43 Israeliten,
Post, Telegraph, eine Zuckerfabrik, zwei Papier-
fabriken und drei Ziegeleien. - 3) G. in West-
falen, Stadt im Kreis AHaus des preuß. Rcg.-Vez.
Münster, 15 km nördlich von AHaus, unweit der
niederländ. Grenze, an der Dinkel und an den Linien
Dortmund-G. (96 ,i km) der Dortmund-G.-En-
scheder Bahn, Münster-G. (56,2 km) der Preuft.
und G.-Hengelo-Zwolle (77 km) der Niederländ.
Staatsbahnen, Sitz eines Nebenzollamtes, hat
(1890) 1927 E., darunter 900 Katholiken und
45 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph; ein
Schloß des Fürsten von Ventheim-Tecklenburg, fünf
Baumwollspinnereien, Webereien mit Druckerei uud
Färberei, Warpstärkerei, Cichorien-, Seifenfabrik,
Tampfziegelei.
Groningen (fpr. chro-, deutsch Groningen).
1) Die nordöstlichste Provinz des Königreichs der
Niederlande, grenzt im N. an die Nordsee, im W.
an Fricsland', im S. an Drenthe, im O. an den
Tollart, die Ems und an die preuß. Provinz Han-
nover, hat 2298 (nach anderer Messung 2343) c^km
und (1891) 277282 E., d. i. 120 auf 1 qkm. Dicker
Kleiboden mit trefflichem Ackerland und Feldern
bilden den nördlichen, ^and- und Torfboden den
iüdl. Teil. Der Sumpfboden im SO. (s. Bour-
langcr Moor) ist jetzt größtenteils trocken gelegt
und urbar gemacht. Starke Deiche und Schleusen
iZylen) schützen die Küste. Die Polder längs des
Dollart, die Wadden und das Neitdiep nehmen
' 158,5, die 20 Seen aber nur 12 c^km ein. Etwa ein
Drittel des Bodens gehört der Geest an. Im gan-
zen sind 51,4 Proz. des Bodens Ackerland, 25 Proz.
Weide und Wiese, 15 Proz. unbebaut, 0,5 Proz.
Wald. G. hat keine Flüsse, sondern nur kleine Strom-
rinnen, die aus Dremhe kommen und kanalisiert
sind: dagegen ist es reich an Fahrten und Kanälen,
darunter der ^tadskanal und das Damster Diep
von der Hauptstadt nach Delfzyl. Das Klima ist,
hauptsächlich an der Küste, feucht und veränderlich,
^ieberepidemien sind nicht selten. Die Einwohner,
fast durchweg sächs. Abkunft und, mit Ausnahme
einer Anzahl Mennoniten und elf kath. Gemeinden,
der reform. Kirche angehörig, betreiben hauptsächlich
Ackerbau und Viehzucht (Pferde und Rinder). Auch
Hühnerzucht und Eierhandel sind in der Gegend
von Westerwold wichtig. Nächstdem bildet Schiff-
bau das Haupterwerbsmittel. Der Handel, nament-
lich mit Getreide, ist bedeutend. Haupthäfen sind
^ die Hauptstadt G. und Delszyl. Die Landbauer,
unter ihnen besonders die Ölsaatbauer, sind durch
eine besondere Art von Erbpacht (dskikmmiuz)
wohlhabender als vielleicht irgendwo sonst. Unter
den Landarbeitern macht hier wie in Friesland die
^ socialistische Bewegung große Fortschritte.
! 2) Hauptstadt der Provinz G. und der bedeu-
z tendste Ort im N. des Königreichs, an den Linien Har-
lingen-Preusi. Grenze, Meppcl-G. und G.-Delfzyl
der Staatsbahnen und Mittelpunkt des ausgebrei-
teten Kanalnetzes der Provinz, hat (1891) 57061 E.,
darunter etwa 7000 Katholiken und 3000 Israeliten.
l G. ist regelmäßig gebaut, hat breite Straßen, schöne
' öffentlichePlätze, darnnter den Großen Markt (220 m
lang und 130 m breit), den Ochsenmarkt mit Denk-
mal des Predigers Guyot, des Begründers oerTaub-
z stummenanstalt (200 Zöglinge) und zahlreiche Häu-
ser aus dem 17. Jahrh. Die got. Martinikirche be-
sitzt einen 105 m hohen Turm. Ihr gegenüber liegt
das 1810 nen hergestellte Rathaus mit einem Münz-
kabinett. Ferner sind zu nennen: die kath. Broeder-
kerk mit großen Passtonsbildern von L. Hendricx
(1865), das Ommelandcr Haus, die Regierungs-
und Iustizgebä'ude, die 1850 neu erbaute Universität,
das Theater, das Gesellschaftsgebäude eines Stu-
dentenvereins und das Gefängnis. Die Stadt be-
sitzt eine Menge wissenschaftlicher und Wohlthätig-
keitsanstalten. Die 1614 gegründete Universität
(500 Studenten, darunter 250 Mediziner) hat eine
^ Bibliothek, botan. Garten, Museum für Naturge-
schichte, Kabinett für german. Altertümer, anatom.
^ Theater, zahlreiche Laboratorien und ein Kozoco
! minm ll^aäemicum, zugleich Krankenhaus der Stadt
i und der Provinz. Ferner bestehen ein Gymnasium,
! zwei höhere Bürgerschulen, die Akademie Minerva
^ mit schönen Sammlungen von Gemälden undZeich-
> nungen, Gesellschaften für Kunst und Wissenschaft,
^ Schulen für Handwerker und für Schisfahrt, ein
! Lehrer- und ein Lchrerinnensominar. Dem Verkehr
! in der Stadt dienen Trambahnen. Von den Kanä-
> len ist der für Seefchiffe fahrbare Reitdiep (aus Zu-
, fammenfluh der Drentheschen Aa und Hnnse ent-
! standen) der wichtigste; er bildet einen Hafen bei der
Stadt. G. besitzt Zuckerraffinerie, Möbel- und
^ Spiegelfabriken, Maschinenflachsspinnerci, Fabri-
kation wollener Strickwaren, Gold- und Silber-
schmiedcreicn, Grob-, Anker- und Ofenschmieden,
Tabak- und Cigarrenindustrie, schneide-, Ol-, Ge-
treide- und andere Mühlen, Maschinenbau, Schiffs-
werften, Cichorienfabriken und Vierbrauerei, Buch-