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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gropius (Martin) - Grosnaja
sämtlichen Kunstschäuen verbrannte, gab G. seine '
Stelle als königl. Dekorationsmaler auf und legte
auch kein neues Atelier medr an. Er starb 1. März
1886 in Berlin.
Gropius, Martin, Baumeister, Vetter von Karl ^
Wilhelm G., geb. 11. Aug. 1824 zu Berlin, Schüler
der dortigen Bauakademie, war als Privatarchitekt
thätig. Durch Schinkel und Karl Vötticher erhielt
er die künstlerische Richtung; auch bildete er sich durcb
Reisen in Griechenland und Italien. Er wurde 1850
Professor an der Gewerbeakademie, später Mit-
glied der Akademien zu Berlin und Wien und Di-
rektor der Kunstschule und starb 13. Dez. 1880 zu
Berlin. Nach seinen Entwürfen wurden viele Häu-
ser reicher Familien in Berlin und viele Villen in ^
der Umgebung ausgeführt, worunter die Heesesche ^
Villa beim Lützower Ufer, die Bleichrödersche Villa
in Charlottenburg, das Mendelssohnsche, Vende- >
mannsche, Grunersche und Lessingsche Haus zu nen- '
nen sind. Zu den gröftern Arbeiten, die er seit 1865
in Gemeinschaft mit seinem Compagnon Schmieden
ausführte, gehören das Irrenhaus zu Neustadt-
Eberswalde, die Krankenhäuser im Friedrichshain ^
zu Berlin (1868-74) und in Wiesbaden, die Uni-
versität Kiel (1873-76), das Militärkrankenhaus
in Tempelhof bei Berlin (1875-78), das Kunst- ^
gewcrbemuseum in Berlin (1877-81), das Neue
Gewandhaus in Leipzig, erst nach G.' Tode durcd
Eckmieden ausgeführt'(1882 - 84), der Bau des
mit Hitzig entworfenen interimistischen Parlaments-
gebäudes zu Berlin.
Groppe, Fisch, s. Kaulkopf.
Gros (frz., spr. groh), groß, stark, dick, grob,
Hauptmasse (s. ^u ssi'03), besonders die Hauptabtei-
lung einer zu Gefcckts-, Marsch- oder Sicherungs-
zwecken gegliederten Truppenmacht (s. Avantgarde
und Arriöregarde). - G. ist ferner die Bezeichnung
für die dichten, schweren Taffete, die im Einschlag und
in der Kette besonders starke, mehrfache Fäden ent-
halten und dadurck ein feinkörniges oder, falls dicke
mit dünnen Fäden abwechseln, ein geripptes Aus-
sehen zeigen. Die gewöhnlichste Art, bei welcher die
Kette meist zweifädig ist, heißt (^03 äe ^ap1e8.
Im (sro3 äe Ioui'3 ist die Kette zwei- bis drei-
fädig und der Einschlag auf eigentümliche Weife
doppelt hergestellt. (^0331-3^ wird eine Sorte
genannt, bei welcher der Einschlag nicht aus Seide,
sondern aus einem einzigen, aber gezwirnten Faden
von Baumwolle besteht. lS. Bandfabrikation.) -
G. (Drachme, Dragme) bieh anch ein Gewicht
von 72 Gran (Orain8) des alten Pariser Markge-
wichts, '/" der Unze (0nce, oder ^4 der Mark (des
^Vlai-c), oder ^8 des Pfundes (der I^ivre). Die
Bezeichnung Drachme oder Dragme war nur in den
Apotheken üblich. Das G. war ^ 3,82^. 3. - G.
als Zählmaß im Großhandel, s. Groß.
Gros (spr. groh), Antoine Jean, Baron, franz.
Maler, geb. 16. März 1771 zu Paris, Schüler Da-
vids, kam durch dessen Vermittelung 1793 nach
Italien, wo er mit Malen von Miniaturbildnissen
seinen Unterbalt erwarb. Nach der Schlacht bei
Arcole (1796) malte er Vonaparte an der Spitze
der Grenadiere auf der berühmt gewordenen Brücke
(im Louvre). Vonaparte ernannte nun G. zum
Mitgliede der Kommission, welche in Italien die
sür das Pariser Eentralmufeum bestimmten Kunst- !
werke auszuwählen batte. 1801 kehrte er nach Paris '
zurück; 1804malteerBonapartesVesuchbeidenPest-
kranken in Jaffa (jetzt im Louvre), ein gewaltiges
Bild, welches mit größtem Beifall aufgenommen
wurde. Alsdann folgten: Murats Kavallerieangriff
auf die türk. Armee bei Abukir (1806; im Museum
zu Versailles), Napoleon 1. besucht das Schlachtfeld
von Eylan (1808; im Louvre, gestochen von Vallot),
welches den Höhepunkt seiner Kunst bezeichnet, Ka-
pitulation von Madrid (1808), Napoleon ermuntert
sein Heer vor der Schlacht bei den Pyramiden (1810;
beide im Museum zu Versailles), Franz I. und Kaiser
Karl V. besuchen die franz. Königsgräber zu Et. De-
nis (im Louvre), Abreise Ludwigs XVIII. aus den
Tuilerien 1815 (1816; Museum in Versailles), Revue
Karls IX. (1827; ebd.). Ferner hat G. auch eine Reihe
trefflicher Bildnisse geschaffen. 1816 wurde G. zum
Mitgliede des Instituts ernannt. Von seinen spätern
Werken ist nur das große an der Kuppel des Pan-
theon ausgeführte Freskogemälde hervorzuheben,
das die heil. Genoveva von Paris als Beschützerin
des von Chlodwig, Karl d. Gr., Ludwig IX. und
Ludwig XVIII. vertretenen franz. Königtums dar-
stellt; es wurde 1824 vollendet und brachte dem
Künstler den Titel "Baron" ein. Auck bat er mehrere
Deckengemälde im Louvremuscum (1827-29) aus-
geführt. Seine zwei Bilder mytholog. Inbalts:
Hercules und Diomedes (Mufeum in Toulouse),
Acis und Galatea, wurden von der Kritik scharf
angegriffen. G. verfiel in Melancholie und suchte den
Tod in der Seine bei Meudon 25. Juni 1835. - Vgl.
die Biographien von Delestre (2 Aufl., Par. 1867),
Dargenty (ebd. 1887) und von Graul in Dohmes
"Kunst und Künstler des 19. Jahrh." (Lpz. 1885).
Gros, Pierre Le, franz. Bildhauer, f. Legros.
Vros b1a.no, f. Vlanc (Silbermünze).
Groschen. Die Wertverringerung der alten
Pfennige (s. d.) und das Bedürfnis nach einer
wertvollern Münze für den Grohverkehr führte in
Deutfchland zuerst unter König Wenzel II. von
Böhmen (1278-1305) zur Prägung der sog. 31-0331
^i'^6ii863, woraus die deutsche Bezeichnung G.
entstand. Diese G. wurden bald in Sachsen, Braun-
schweig und dem größten Teile von Deutschland,
auch in Polen uachgeprägt. Von Eigentümlich-
keiten ihres Gepräges erhielten sie verschiedene
Namen: Apfel-, Bauern-, Breit-, Fürsten-, Löwen-,
Marien-, Schildgroschen u. s. w. In den Küsten-
ländern der Ostsee (Mecklenburg, Pommern u. s. w.)
fand der G. keinen Eingang, Kurrentmünze wurde
dort der Witte und der Schilling (s. d.). Der G.
als spätere deutsche Scheidemünze war ^4 Tbalcr
zu 12 Pfennigen. In Preußen trat 1821 an seine
Stelle der Silbergroscken zu ^ Thaler, der
späterhin auch von fast allen deutschen Staaten als
Silbergroschen, G. oder Neugroschen, erstere zu
12, letzterer zu 10 Pfennigen, angenommen wurde.
In Süddeutschland hieß G. das Dreikreuzerstück,
der 20. Teil des Guldens. Mit der 1. Jan. 1876
definitiv gewordenen Einführung der Markwährung
im ganzen Deutschen Reiche hörte die Rechnung
nach G. auf. In Polen war bis Ende 1841 der G.
ials Grosz) eine Kupfermünze. Der poln. Gulden
hatte 30 Groszi. In der Münzkunde nennt man
alle kleinern Silbermünzen unter ^3 Thalergröhe
allgemein G.; Sammlungen derselben waren na-
mentlich früher sehr beliebt; man nannte sie, ebenso
wie die beschreibenden Verzeicknisse derselben,
Gr 0 schentabinette.
<5ros HsNapiss (spr napl), Qros Äe^ours
(spr. tuhr), <5ro3Fra.iii (spr. grogräng), s. Gros.
Grosnaja, s. Grosnvj.