Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

462
Großbritannisches Heerwesen
Infanterie. Im allgemeinen detachiert ein
Regiment von 2 Bataillonen nnr eins anßerhalb
Großbritanniens, das andere bleibt at Korne.
Grundsätzlich bildet letzteres den Ersatz für ersteres.
Am 1. April 1893 waren von 148 Infanterie-
dcttai'llonen (davon 7 Garde-) 63 daheim, 53 in
Indien, 20 in den Kolonien, 5 in Ägypten. Von den
7 Gardebatailloncn bilden 3 die t^LiiNäier l^uaräZ,
je 2 die Olä^i-oam und 8cot8 (^uliräs. Die 141
Linienbataillone bilden 69 Regimenter, davon 66
zn 2, 2 zu 4 und 1 zu 1 Bataillon. Die Regimenter
tragen den Namen ihres zugehörigen Territorial-
bezirks, einzelne auch noch besondere Namen. Die
Bataillone zerfallen in 8 Compagnien und haben
infolgedessen starke Ofsiziercadres; besonders zahl-
reich sind die höhern Offiziere. Die Sollstärken der
148 Bataillone sind sehr verschieden: Garde 831,
Linie at Imme zwischen 801 und )009, Kolonien
892, Indien 1042 Köpfe. Die wirtlichen stärken
bleiben zum Teil weit darunter. Jedes Linienregi-
ment hat ein Depot, dessen Stärke bei den einzelnen
Regimentern auch verschieden ist. Von 68 Infan-
teriedepots haben 62-. 50, 2: 240, 3: 300, 1: 450
Unteroffiziere und Mannschaften. Die Garden des
Kings-Niflekorps und die Niflebrigade rekrutieren
sich aus den: ganzen Königreich; alle übrigen Re-
gimenter entnehmen ihre Rekruten aus gewissen,
festgesetzten Distrikten, nach denen sie ihre Namen
tragen. Wenn die Regimenter vollzählig sind, so
wird die Rekrutierung zu Gunsten anderer Armee-
teile fortgesetzt. Die Regimenter können auch in
den Gebieten rekrutieren, wo sie garnisonieren.
Die Infanteriebewaffnung ist seit 1891 das
7,7 mm-Magazingewehr Lee-Metford, 10 Patro-
nen Packladuug und Absperrvorrichtung. Dasselbe
wird bald völlig zur Ausgabe gelangt sein. Es
wurden 346 000 Gewehre angefertigt; 56 000 be-
finden sich bereits in den Händen der einheimischen
Truppen und 70000 in Indien. Volunteers und
Miliz führen das Henry-Martini-und (^nidergewehr.
Eine ausschließlich brit. Einrichtung ist die be-
rittene Infanterie, von der 3 Compagnien in Natal
und Ägypten stehen. Es besteht ein Regiment zu
12 Compagnien. Jede Compagnie zerfällt in 4 Di-
visionen ü. 1 Offizier und 32 Mann. Die Übungen
haben bis jetzt mit beigegebenen Revolverkanonen im
Lager von Aldershot ftattgefuuden. (>H. Aldcrshot.)
Die Kavallerie zählt 31 Regimenter, darunter
9 in Indien. 3 Regimenter gehören zur 14ou3o
Iil)1ä-(^vHli')-, nämlich 1. und 2. I^it'e üuai'äs und
No^ai Hoi-86 (^uin-ää, von den andern 28 Regimen-
tern sind 10 Dragoner, 13 Husaren und 5 Lanciers.
Die Einteilung in halbe Eskadrons ist seit 1892
abgeschafft, fodah alle Regimenter jetzt in 4 Eska-
drons zerfallen. Die Effektivstärke der Ilouso^oid
(^v^ii-)', der Regimenter im Innern und in In-
dien beträgt bez.^ 430, 566, 769 Köpfe und 275,
436 Pferde. Eine Hauptfchwäche der brit. Kavallerie
ist die beschränkte Zahl von Pferden. Jedes Re-
giment hat im Mutterland ein Depot, während die
in Indien dienenden Regimenter ein Centraldepot
in Canterbury haben. Die Kavallerieregimenter
baden keine territorialen Bezeichnuugen und rekru-
tieren sich in ihren Stationsbezirken.
Die Artillerie hat in der neuesten Zeit eine
durchgreifende Reorganisation erfahren, indem seit
dem i. Juli 1889 die bisherige Einteilung in Bri-
gaden sallen gelassen und nur eine solche in Batte-
rien festgehalten worden ist. Die Artillerie besteht
aus reitender, Feld- (fahrender), Gebirgs- und Gar-
nisonartillerie. Die reitende zerfällt, in der Stärke
von 3718 Köpfen, 3076 Pferden, in 20 Batterien
(H. bis ^) und in 2 Depotbatterien in Woolwiä?
(^ und L), während es früher 3 Brigaden reitende
Artillerie zu 10 Batterien gab. Die reitenden Bat-
terien sind von verschiedener Stärke; 9 im Mutter-
land befindliche zählen 115 bez. 151 Mannschaften,
11 in Indien 146; die Depotbatterien haben deren
188. Unabhängig von diefen 22 Batterien umfaßt
die reitende Artillerie noch einen Stab für Groß-
britannien und einen solchen für Indien. Außer-
dem befindet sich das Cadre der Reitfchule für die
reitende Artillerie zu Woolwich. Die Feldartillerie
umfaßt 80 aktive Batterien mit der Nr. 1 bis 80,
4 Depotbatterien zu Woolwich haben diese Batte-
rien mit Personal und Material zu versehen. Auch
für die Feldartillerie existieren 2 Stäbe für Groß-
britannien und Indien; ferner 15 Cadres zu Mu-
nitionskolonnen. Die Effektivstärke der Batterien
schwankt, je nachdem dieselbe zu den beiden im Mo-
bilmachungsfall zu bildenden Armeekorps oder zu den
im Innern oder in Indien stehenden gehören. Und
zwar wechseln sie zwischen 115 und 166 Köpfen mit
einem Pferdestand von 50 bis 110 Pferden. Die
Batterien haben teils 4, teils 6 Geschütze. Die frü-
her der Garnisonartillerie zugeteilt gewesene Ge-
birgsartillerie bildet jetzt eine selbständige Gruppe
von 10 Batterien, sämtlich in Indien und Natal
bis auf 1 Dcpotbatterie zu Alderfhot. Die Stär-
ken wechfcln zwischen 95 und 218 Unteroffizieren
und Mannschaften. Die Garnifonartillerie hat feit
1. Aug. 1891 eine andere Organifation. Die Ein-
teilung in 3 Divisionen (östliche, füdliche, füdwest-
liche) mit den zugehörigen Milizabteilungen bleibt
bestehen. Die Bezeichnung "Batterie" ist durch
"Compagnie" ersetzt. Die Zahl der Compagnien
richtet sich nach dem Umfang der Armierungsauf-
gaben der Befestigungen jedes Divisionsbezirks.
Ablösung der außer Landes befindlichen Compagnien
findet durch andere Compagnien desselben Divisions-
verbandes statt, sodaß jeder Division bestimmte Gar-
nisonen angewiesen sind. Eine jede Division verfügt
außerdem noch über einen Stab von Offizieren,
Unteroffizieren und besonders ausgebildeten Mann-
schaften, der auf die einzelnen Armierungsbezirke
verteilt und dem Commandeur der Artillerie un-
mittelbar unterstellt ist. Die Küstenbrigade wurde
aufgelöst, Offiziere und Mannschaften wurden auf
die einzelnen Stationen verteilt. Die Ostdivision
Dover besteht aus 22 aktiven Festungsartillerie-
Compagnien und 3 Depots, die Süddivisicn Ports-
mouth aus 28 aktiven, 4 Depots, die Westdivision
Devonport aus 18 attiven, 2 Depots. Auf diese
3 Divisionen sind die nach Indien und den Kolo-
nien detachierten oder in Großbritannien stationier-
ten Batterien verteilt. Rekrutenaushebung und
-Ausbildung erfolgt in den Depots. Die Effektiv-
stärken der Festungsartillerie-Compagnien wechseln
zwischen 100 und 181 Köpfen. Die Geschütz-
frage ist noch lange nicht völlig gelöst. Ssit
1887 hat man endgültig den 12-Pfund-Stahl-
Hinterlader (7,6 cm) mit Schraubenverschluß ange-
nommen; 86 Batterien, davon 33 im Inlande, 53
in Indien, sind mit ihm ausgerüstet. Ein leichteres
Feldgeschütz ist in Erwägung genommen, sein Mo-
dell steht aber noch nicht fest. Augenblicklich ist
darum die engl.Feldartillcric weit entfernt, ein ein-
heitliches Geschützmaterial zu besitzen. Denn daneben