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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Großherzogskrone - Großkreuz
gung zu gewinnen, die erst sein Sohn und Nach:
folger Franz 1575 infolge feiner Vermählung mit
der Schwester Kaiser Maximilians II. erlangte.
Das Prädikat Königliche Hoheit wurde mit diesem
Titel 1699 verbunden, und von Florenz ging der-
selbe auf Toscana über. Napoleon I. schuf einen
zweiten G., als er 15. März 1806 Murat das Groß-
herzogtum Verg verlieh, worauf auch der Landgraf
von Hcssen-Darmstadt, der Kurfürst von Baden und
der Kurfürst von Würzburg (früher Großherzog Fer-
dinand III. von Toscana) als souveräne Fürsten am
12. Juli 1806 diesen Titel annahmen. 1810 wnrde
auch der Fürst-Primas von Dalberg (früher Kur-
fürst von Mainz) von Napoleon I. zum G. von
Frankfurt ernannt. Nach den Bestimmungen des
Wiener Kongresses wurde der Titel seit 1815 den
Regenten von Eachsen-Weimar (4. April), Mecklen-
burg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz (28. Juni)
und Oldenburg (9. Juni) verliehen; der letztere
führt ihn jedoch erst seit 1829. Ebenso ward da-
mals Luxemburg zum Großherzogtum erhoben. Der
Konig von Preußen führt den Titel "G. vom Nieder-
rhein und Posen", der Kaiser von Osterreich "G.
von Toscana und Krakau".
Großherzogskrone, eine aus acht Bügeln ge-
wölbte Königskrone (s. d.), von dieser unterschieden
durch innerhalb der Bügel angebrachte, bis zur
halben Höhe reichende Purpurfutter. Somit er-
scheint die untere Hälfte der Krone geschlossen, die
obere Halste durchsichtig. (S. Tafel: Kronen I,
Fig. 7.) Die Kronprinzen aus tönigl. Häusern
führen gewöhnlich dieselbe Krone.
Großhetman, s. Hetman.
Großhundert bezeichnet eine Allzahl von 120,
Großtausend eine Anzahl von 1200 Stück sog.
Zählgüter. Das Großtansend hat demnach 10 G.
Grossi, Tommaso, ital. Dichter, geb. 20. Jan.
1791 zu Vellano am Comersee, ward für den geist-
lichen Stand bestimmt und wurde 1799 in das
bischöfl. Seminar zu Castello beiLecco geschickt, von
i)o er 1803 entfloh. Dann studierte er in Mailand
und Pavia die Rechte und wurde Advokat. Als
1819 die Zahl der Advokaten beschränkt wurde,
widmete sich G. der Litteratur. 1838 ehelichte er
Giovannina Alfieri, gab die litterar. Thätigkeit auf
und lebte als Advokat zu Mailand; er starb da-
selbst 10. Dez. 1853. Der Nuhm des mailändischen
Dialektdichters Carlo Porta veranlaßte G., sich in
"I>i'iii6i(iL", "I^io^ia. d'oro", "^u^itivH" u.s.w. in
gleichem Genre zu versuchen. Mit Porta schrieb er
oas dramat. Gedicht "(^ioviiuiii NariH Visconti,
(wca äi Nuance (neueste Ausg., Mail. 1882). Nach
Portas Tode begann G. in ital. Schriftsprache als
Romantiker zu dichten. Seinen Nuhm begründete
die Novelle "Ilä^onäa" (Mail. 1820), in Otwvo
l iine, ein glänzendes Gemälde aus dem Ritter-und
Klosterleben. Es folgten "I I^omlmrcli alla prima
oi-ociatH" (3 Bde., Mail. 1826), ein Heldengedicht
in 15 Gesängen, das hinter dem vorigen weit zurück-
steht. Sehr großen Anklang fanden "Naroo Vi8-
conti" (ebd. 1834 u. ö.; deutsch von Fink, Schaffh.
^859), ein histor. Roman im Stil Manzonis, und
eine Novelle in Versen: "Ulrico 6 I^iäa" (Mail.
1831). Gesamtausgaben seiner Werke erschienen
Neapel 1855 und am vorzüglichsten, illustriert, von
P. A. Curti besorgt, Mailand (2 Bde.) 1862; seine
"OnLi-6 pneticde" Mailand 1878. - Vgl. Cantü,
Viw 6(1 opei'e äi 1. l^. (Mail. 1854); llurti, 'I. (-.
(ebd. 1862).
Grofsi, ital.Kirchenkomponist, s.Viadana, Ludo-
Groffierer, s. Nn 31-03. "ico.
Großindustrie, s. Industrie und Großbetrieb.
Großinquisitor, s. Generalinquisitor.
Grossist, s. lln 31-03.
Großjägerndorf (Großjägersdorf), Dorf
im Kreis Insterburg des preuß. Reg.-Bez. Gum-
binnen, südlich vom Pregel und 15 km östlich von
Wehlau, hat (1890) 503 E. und ist belannt durch
die Schlacht 30. Aug. 1757. Ein russ. Heer von
100000 Mann war im Mai von Riga her unter
Aprarin an die Grenze Ostpreußens gerückt, das
der preuh. Feldmarschall von Lehwald" verteidigen
sollte. Die russ. Kolonnen gingen 27. Aug. auf
das linke Pregelufer, worauf Lehwald 28. Aug.
ebenfalls den Pregel überschritt und 8 km östlich
von Wehlau lagerte. Das preuß. Korps war nur
20 000 Mann stark, der Gegner hatte 60000
Mann mit 200 Geschützen zur stelle, doch beschloß
Lehwald anzugreifen und ließ die Truppen 30. Aug.
in drei Kolonnen durch die Wälder gegen den
linken Flügel der Russen vorrücken. Hinter G.
ging die Kavallerie des rechten Flügels gegen
Sittenfeld vor, warf Kosaken und russ. Kavallerie,
hieb auf die russ. Infanterie ein, geriet aber
in das Feuer einer großen Batterie und muhte
zurückweichen. Ebenso ging es dem linken Flügel
bei Woynothen. Die preuß. Infanterie aber war
inzwischen im Vorrücken geblieben und suchte den
bei Schallupchen stehenden linken Flügel der Russen
zu umfassen, doch wurden ihr linker Flügel und die
Mitte bald in ein Gefecht mit der ruff. Infanterie
verwickelt, wodurch die Gefechtsfront zerriß. Eine
Batterie wurde genommen und die russ. Infanterie
zurückgeworfen, doch führte General Romanzow
namhafte Verstärkungen heran, und außerhalb des
Waldes fuhren russ. Haubitzenbatterien auf, deren
Feuer die preuß. Infanterie vertrieb. Hierbei ge-
riet diese in das Feuer des bei Daupelken zurück-
gehaltenen zweiten Treffens (Garnisonbataillone)
und kam in Unordnung. Der rechte Flügel der
preuß. Infanterie war indessen noch weiter abge-
kommen, und der linke Flügel der Russen begann
langsam vorzurücken. Da brach Lehwald den Kampf
ab und führte fein Heer auf das reckte Pregelufer.
Die Preußen hatten 4000 Mann und 28 Geschütze,
die Russen 7000 Mann und 30 Gesckütze verloren.
Großjährigteit, s. Volljährigkeit."
Großkanzler, s. Kanzler.
Groß-Karben, Dorf im Kreis Friedberg der
heff. Provinz Oberhesfen, zwischen Friedberg uno
Vilbel, in der Wetterau, an der Linie Gießen-Frant-
furt der Preuß. Staatsbahncn, hat (1890) 1084
evang. E., Post, Telegraph und mehrere Quellen
(erdig-muriatische Säuerlinge), die den berühmten
Selgerbrunnen liefern.
Groß-Kikinda, s. Nagy-Kikinda.
Großkopf, s. Schwammspinner.
Großkophta, Bezeichnung, die sich Cagliostro
(s. d.) beilegte als Wiederhersteller der angeblichen
ägypt. Maurerei. Goethe hat den Stoff 1791 in
einem gleichnamigen Lustspiele behandelt.
Großkreuz, die höchste Klasse der meisten Orden,
wird in der Regel an einem breiten, bald von der
rechten, bald von der linken Schulter zur andern Hüfte
bangendem Bande getragen. Hierzu gebort mein
noch ein Vruststern. Bei einigen Orden bringt die
Verleihung des G.Erhebung in den erblichen Adel-
stand oder in eine höhere Stufe desselben mit sich.