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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Guarneri - Guatemala (Staat)
seines Sohnes Vittorio Amadeo I. von Savoyen.
Er starb 1683 oder 1685. Seine Hauptwerke sind:
der finster wirkende große Palast der Akademie der
Wissenschaften in Turin (1674), der (erst 1871 voll-
endete) Carignano-Palast (seit 1680), der Palast
Provana di Collegno (1698 nach seinen Plänen ge-
baut), die Lorenzkirche, ein im schwülstigsten Barock-
stil gehaltener Rundbau, an dem keine gerade Linie
vorkommt; ferner das Santuario della Madonna
della Consolata, endlich die Kapelle San Sudario
(1657-94) am St. Johannisdome, die Grabkapelle
des savoyischen Fürsten Laures. G. baute auch in
Paris, Lissabon und Prag. Seine Werke erschienen
als "^rHitettura civile äeil^äi-O 6.6." (Tur. 1737).
Guarneri oder Guarnerius, Geigenbauer-
familie, deren Haupt Andrea G., geb. um 1630
zu Cremona, ein Schüler vom ältern Nicola Amati,
etwa 1650-95 arbeitete. - Pietro G., Sohn und
Schüler des vorigen, geb. um 1670 zu Cremona,
verlegte um 1700 seine Werkstätte nach Mantua;
seine letzten Instrumente tragen die Jahreszahl
1725.- Antonio Giuseppe G., der berühmteste
der Familie, geb. 8. Juni 1683 zu Cremona, gest.
1745, ein Bruderssohn von Andrea G., soll ein
Schüler des Stradivari gewesen sein. Seine besten
Instrumente fallen in die Zeit von 1725 bis 1745.
Sein Beiname delGesü rührt von dem Iesuszeichen
1H8 her, das er neben seinen Namen zu setzen pflegte.
Guastald, s. Gastalde.
Guastalla, ehemals Hauptstadt des Herzogtums
G., jetzt des Kreises G. (63104 E.) der ital. Provinz
Reggio nell' Emilia, am Einfluß des Crostolo in
den Po, 38 km im NO. von Parma, in einer
sumpfigen, aber fruchtbaren, von Kanälen durch-
schnittenen Ebene, an den an das Adriatische Netz
anschließenden Linien Parma-Suzzara und Reggio-
G. (29 km), ist Sitz eines Bischofs, hat (1881) 2648,
als Gemeinde 10369 E., auf dem Marktplatze ein
schönes Erzstandbild Ferdinands I. (gest. 1559),
ein bischöst. Seminar, eine Musikschule, Mädchen-
erziehungsanstalt, öffentliche Bibliothek und ein
Theater. Reisbau bildet den Haupterwerbszweig.-
Das jetzt verödete G. wurde von den Langobarden
gegründet und noch in spätem Mittelalter Wardi-
stalla genannt. Paschalis II. hielt hier 1106 ein
Konzil ab, auf dem über die Investitur verhandelt
ward. Seine Blütezeit erlebte es als Residenz der
Gonzaga und der Exkaiserin Marie Luise.
Das Gebiet vonG. gehörte im Mittelalter zu-
erst zu Reggio, hierauf feit Anfang des 14. Jahrh,
zu Cremona, dann zu Mailand und wurde 1406
vom Herzog Maria Visconti von Mailand zur Graf-
schaft erhoben, die er Guido Torelli von Mantua
zu Lehn gab. 1538 erwarb Ferrante Gonzaga,
Feldherr Karls V. und nachmals Gouverneur von
Mailand, G. von den Torelli, und es blieb feit
1621 mit dem herzogl. Titel bei feinen Nachkommen.
Die am linken Ufer des Po gelegenen kleinen
Fürstentümer Sabbioneta und Vozzolo wurden
1708 vom Herzog Vincenzo Gonzaga ererbt und
als kaiserl. Lehn mit G. vereinigt. Nach dem
kinderlosen Ableben Giufeppe Gonzagas (1746)
zog Maria Theresia das Ländchen als eröffnetes
mailänd. Lehn ein, worauf dasfelbe 1748 im
Aachener Frieden dem fpan. Infanten Don Philipp
als Herzog von Parma überlassen ward. 1796
nahmen die Franzosen auch G., um es mit der
Cisalpinischen Republik zu vereinigen. Napoleons I.
Schwester, Pauline Vorghese, erhielt 1805 G. mit
dem Fürstentitel. Durch den Wiener Kongreß wurde
sodann dasselbe, Sabbioneta und Bozzolo aus-
genommen, die an Osterreich fielen, nebst Parma
und Piacenza der Gemahlin Napoleons, Marie
Luise, überlassen, nach deren Tode (17. Dez. 1847)
es zufolge der Konvention vom 10. Juni 1817 an
Karl Ludwig von Vourbon, Herzog von Lucca,
Urenkel Don Philipps, überging, der Lucca an
Toscana und 8. Jan. 1848, gemäß des Florentiner
Vertrags vom 28. Nov. 1844, das Herzogtum G.
an Modena abtrat, dessen Geschicke es dann teilte.
Guastallinen, s. Angeliken.
Guatabtta, Stadt im Depart. Cundinamarca
der südamerik. Republik Columbia, 40 km im NNO.
von Bogota, in 2600 m Höhe, hat etwa 5000 E.
Ehemals war G. die Residenz des Herrschers der
Chibcha und 1557, als Quesada es eroberte, der
am stärksten befestigte Ort der Hochebene. Etwa
10 Km entfernt liegt der berühmte See von G., an
dessen Rand ein Tempel der Chibcha stand und in
welchen die Bewohner massiv goldene Bildwerke und
ungeheure Reichtümer versenkt hatten.
Guatemala, ursprünglich Quauhtematlan,
d. h. Ort der Holzhaufen, oder herkommend von den
Tzendalworten U-hate-z-mal-ha, d. h. Berg, der
Wasser ausbricht, die reichste der fünf Republiken
von Centralamerika (s. d.). G. grenzt im N. an die
mexik. Staaten Campeche und Jucatan, im O. an
Britisch-Honduras, an die Staaten Honduras und
Salvador, im S. an die Südsee, im W. an die mexik.
Staaten Chiapas und Tabasco, hat 125100 ^Km
und (1891) 1452 003 E., d. i. 12 auf 1 ^m. (S. Karte:
Centralamerika mit Nebenkarte.)
Oberfliichengestaltmtg. Den Kern bildet eine
archäifche Gebirgskette, krystallinische Schiefer, im
Süden Granit bei G. und Zacapa, weiter gegen
Norden Glimmerschiefer, dann Talkschiefer. Bei dem
Golf von Amatique erreichen die Gebirge das Ka-
ribische Meer. Nordwärts folgen Konglomerate,
Sandsteine und ein weites Kalksteingebirge von der
Sierra de las Minas bis gegen die Laguna de Peten.
Diese Formation scheint mesozoisch zu sein. Den
äußersten Norden nimmt die tertiäre Ebene ein,
welche sich nach Jucatan (s. d.) fortfetzt. Südlich an
die archäifche Kette dehnt sich bis zur Küste ein vulka-
nisches Gebiet aus, in welchem sich über alten Eruptiv-
gesteinen zahlreiche neue Vulkane erheben, wie der
Agua (4120 m), der Fuego (4260 m), Tajamulco
(3540 m), Atitlan und der Sta. Maria-Vulkan.
Auch gegen das Innere zu finden sich an der Ost-
grenze Vulkane, wie der Culma und Sta. Catarina
bei Iutiapa und der Monterico. Thätig sind der
Volcan de Fuego, der Atitlan, der Quemado sowie
der Tajamulco. Der Acetenango (3906 m) ist im
Solfatarenzustand. An der Küste selbst liegt quar-
täres junges Land mit Nehrungen. Wichtigere
Becken sind das des Rio Grande de Motagua
(252 Km), welcher nahe Solola entspringt und
gegen ONO. zum Karibischen Meere stießt, ferner
das des Golfo Dulce mit dem Rio Polochic, die
vom Rio Grande durch die Sierra de la Minas ge-
trennt werden, das Gebiet des obern Rio Usuma-
cinta, der von O. den Rio de la Pasion aufnimmt
und die Grenze gegen Chiapas bildet. Den nördl.
Teil nimmt das abflußlofe Gebiet der Laguna de
Peten ein, die, 1600in hoch gelegen, auf ihren 40In-
seln zahlreiche altertümliche Baudenkmäler enthält.
Andere Seen sind die von Atitlan und von Amatit-
lan. Zum SlillenOcean gehen nur kurze Küstenflüsse.