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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gudschrati - Guerche-de-Bretagne
Land ist teilweise schön bewaldet. Die Dattel- und
Palmyrapalme wird längs der See in ausgedehn-
ten Strecken gepflanzt, und der Mahwa (ZagZia Ili-
tilolia. ^io^b.) sowie der Mangobaum gedeihen in
Fülle. Reis wird im S., Weizen im N. in großer
Menge gewonnen, ebenso Dschuwar (ind. Hirse,
80rFiiuin vul^r6 ^ers.) und Bhaschira (Art Rübe,
Lkta. d6NMlen8i8), welche die Hauptnahrung ab-
geben. Im S. ist Zucker, noch mehr Baumwolle
Hauptartikel. Das wichtigste Haustier ist das Kamel,
neben welchem der Ochse als Lasttier benutzt wird.
Die Pferde von G. waren ehemals berühmt. Feld-
bau ist der Hauptnahrungszweig, die Industrie ist
erloschen. Die Einwohner sind sehr verschiedenen
Stammes, die Mahratten die herrschende Rasse;
zahlreich sind auch die Radschputen. Je nach der Na-
tionalität werden verschiedene Sprachen gesprochen,
aber die eigentliche Landessprache ist das Gudschrati
(s. d.). In mittelbarem Abhängigkeitsvcrhältnis
stehen die zahlreichen mahrattischen Vasallenstaaten,
unter denen Baroda (s. d.) der mächtigste ist. Die
Provinz zerfällt in die 5 Distrikte Surat, Bha-
rotsch, Kaira, Pantsch Mahals und Ahmedabad. -
2) Distrikt im Pandschab, östlichster Teil der Di-
vision Rawalpindi, grenzt im N. an Kaschmir, im
NW. an den Fluß Dschihlam, im W. an l^chahpur,
im SW. an den Tschinab, hat 5110 <ikm, (1881)
689115 E., darunter 607525 Mohammedaner,
72450 Hindu, 8885 Sikh und 225 Christen. G. ist
ein ebenes Land mit geringen Erhebungen, von
dem nur ein Fünftel unter den Pflug gebracht ist;
der Rest besteht aus Dschangal von Unterholz mit
Viehweiden. Wasser kann nur aus 20 in Tiefe
heraufgeholt werden; die meisten der Vergströme
trocknen während 8 Monate im Jahre aus. G. ist
reich an Altertümern, Münzen (sämtlicher indo-
scythischer Könige). - 3) Hauptstadt des Distrikts
G., 8 kin nördlich vom Tschinab, mit (1881) 18743
E., hat meist enge und unregelmäßige, aber gut ge-
pflasterte Straßen, 69 Moscheen, 52 Hindutempel
und 11 Sikh-Dharmhala. Hauptindustriezweige
sind Weberei, Fabrikation von Schuhen und Mes-
singgefäßen. Die eingelegten Gold- und Silber-
arbeiten von G. sind in Europa als Specialität
des Pandschab berühmt. Die Bahn von Lahaur
nach Pischawar berührt G.
Gudfchrati (Gujrati), eine der sieben neuern
ind. Sprachen, welche nördlich von Bombay in
Gudschrat und den anliegenden Distrikten von 10,"2
Mill. Menschen gesprochen wird. Da die Parsen bei
ihrer Ansiedelung in Indien das G. als eine neue
Muttersprache annahmen, so ist es überall da zu
Hause, wo sich Parsenkolonien befinden, besonders
in Bombay. Viele Schriften der Parfen, die sich auf
die Religion Zoroasters beziehen, sind im G. abge-
faßt. Das moderne ind. Drama, welches besonders
von Parsen tultiviert wird, bedient sich vielfach der
Gudschratifprache oder doch der Gudfchratischrift,
einer Kursive des Devanagari (s. d.). - Vgl. Gram-
matik von Drummond (Bombay 1808); Wörterbuch
von Mirza Mohammed Kazim (ebd. 1846); Karsan-
daß Muldschi (ebd. 1862), und Schapurdschi Edal-
dschi(ebd. 1862; 2. Aufl. 1868); Handbuch von Daläl,
/V mannlrl ol (^uM-ltti (^i'^mniln- (Surat 1889).
Gudsö, dän. Dorf in Iütland zwischen Kol-
ding und Fredericia, bekannt durch das Treffen am
7. Mai 1849, in dem die jungen schlcsw.-Holstein.
Truppen unter Bonin das dän. Heer unter Vülow
nach Fredericia und Snoghöi zurückwarfen.
Guebern (frz. (Fuödi-63), soviel wie Gebern (s. d.).
Guebriant (spr. gebrläng), Jean Baptiste Budes,
Graf von, Marfchall von Frankreich, aus altadli-
gem Geschlecht der Bretagne stammend, geb. 1603
zu Plessis-Budes, kämpfte in dem Dreißigjährigen
Kriege feit 1635 unter dem Herzog Bernhard von
Weimar in Deutschland. Nach dessen Tode schloß
G. 9. Okt. 1639 mit den Weimar. Offizieren einen
Vertrag, durch den des Herzogs Truppen unter
franz. Befehl kamen. 1640 vereinigte er sich mit
Vaner; mit ihm rückte er Jan. 1641 gegen Regens-
burg, half im Juni die Kaiferlichen bei Wolfenbüttel
schlagen und führte Ende des Jahres fein Heer an
den Niederrhein. Zum Marfchall erhoben, besiegte
er Jan. 1642 bei Kempen den kaiferl. General
Lamboy vollständig; im Herbst kam er den Schwe-
den, die unter Torstenson Leipzig belagerten, zu
Hilfe; Anfang 1643 fchlug er sich in Württembergs
wurde aber über den Rhein gedrängt. Im Bestreben,
den Krieg nach Bayern zu tragen, belagerte er Rott-
weil; dabei erhielt er eine Wunde, an der er 24. Nov.
1643 starb. - Vgl. die (nach Memoiren G.s gearbei-
tete) I1i8toii-6 ä6 d. von Le Laboureur (Par. 1656).
Guelfen, Fürstenhaus, s. Welsen.
Guelma, Ort in Algerien, f. Gelma.
Guelph, Stadt im brit. Nordamerika, in der
Provinz Ontario, 76 km westfüdwestlich von To-
ronto, hat (1881) 9890 E., Fabriken von Strumpf-
und Wollwaren, Nähmaschinen und Ackergeräten.
6?ne?"., bei naturwissenschaftlichen Namen Ab-
kürzung für Felix Edouard Gue'rin-Meneville (s. d.).
Guerande (spr. gerängd), Hauptort des Kantons
G. (232,72 likm, 7 Gemeinden, 17116 E.) im Ar-
rondissement St. Nazaire des franz. Depart. Loire-
Inferieure, 5 kni vom Atlantifchen Ocean, an der
Linie Escoublac-G. (7 km) der Orleansbahn, hat
(1891) 2395, als Gemeinde 7020 E., ein Seminar,
Flachsspinnerei, Konfervenfabrikation und Salz-
gewinnung (jährlich 80 Mill. ^) aus den Salz-
teichen der Umgebung.
Guevber (fpr. ger-), Iofeph, elfäss. Reichstags-
abgeordneter, geb. 23. Sept. 1824 zu Weißenburg
im Elsaß, studierte am Seminar zu Strahdurg und
kurze Zeit an der Universität Bonn, war nachein-
ander Kaplan in Hagenau, Straßburg, Mutzig und
wieder in Hagenau, 1871-73 Superior des Kleinen
Seminars inZillisheim (Oberelsaß) und kehrte dann
zu seiner seelsorgerischen Thätigkeit in Hagenau zu-
rück. Seit 1881 ist er Superior der Barmherzigen
Schwestern in Straßburg, auch Kanonikus. Seit
1874 vertritt er den Wahlkreis Gebweiler im
Reichstag. Er trat wiederholt gegen die Diktatur,
das Schulmonopol und den Paßzwang, für Freiheit
der kath. Presse und für Einführung der Selbstver-
waltung in Elsaß-Lothringen auf. Litterarifch war
G. 1848 in der Redaktion des "Kirchen- und Schul-
blattes", 1853 - 70 in der des "Volksfreundes"
thätig; außerdem veröffentlichte er: "HaFnen^n ai5
XVI" 8iöcl6" (Strahl?. 1861), "Andreas Räß, Vifchof
vonStraßdura" (Würzb. 1873), "Leopold Bruno Lic-
bermann" (Freiburg 1880) und mehrcre Flugschriften.
Guerche-de-Bretagne, La (fpr. gärfch de bre-
tänj), Hauptort des Kantons G. (196,30 hl<in, 11
Gemeinden, 14890 E.) im Arrondissement Vitro
des franz. Depart. Ille-et-Villaine, zwischen der Ar-
denne und der Seiche, an der Linie Martigne-Fer-
chaud-Vitre' der Westbahn, hat (1891) 3173, als Ge-
meinde 4933 E., Kapelle derTempelritter; Leinwand-
fabrikation, Handel mit Butter, Eisen, Cider, Vieh.