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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Guiche; Guicowar; Guiden; Guidi; Guidiccioni; Guido

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Guiche - Guido (von Arezzo)

des Siebenjährigen Krieges hatte er auch die obere Leitung der Bankangelegenheiten, des Archivs und der königl. Bibliothek zu Berlin.

Guiche (spr. gisch), Grafen von, s. Gramont.

Guiche (spr. gisch), Diana, Gräfin von (genannt die «schöne Corisande»), geb. um 1554 als Tochter Paul d'Andouins, Vicomte von Lonvigny, heiratete 1567 den Grafen Philibert von Gramont-Guiche, der 1580 vor La Fère fiel. Sie gewann das Herz Heinrichs Ⅳ., der eine Zeit lang an eine Heirat mit ihr gedacht haben soll. Die Korrespondenz Heinrichs enthält eine Reihe von Liebesbriefen an sie. Sie starb 1620.

Guicowar, s. Gaekwar.

Guiden (frz., spr. gihd-, «Führer»), in einigen Armeen besondere Eskadrons, die bestimmt sind zum Ordonnanzdienst der Stabswachen, zum Rekognoscieren, zur Führung von Kolonnen und zu andern Leistungen. Sie wurden zuerst 1796 vom damaligen Obergeneral Bonaparte als eine Leibwache unter Bessières errichtet. Den Namen guides statt gardes wählte er, um dem eifersüchtigen Direktorium der franz. Republik keinen Anstoß zu geben. In Belgien bestehen 2 Guidenregimenter, die wie gewöhnliche Kavallerie gebraucht werden. Die schweiz. Guidencompagnien dienen zum Schutz und Ordonnanzdienst der Hauptquartiere. In Italien bildet jedes Regiment Kavallerie im Kriegsfalle 2 Pelotons G., die den verschiedenen Hauptquartieren zum Ordonnanzdienst beigegeben werden, ohne die taktische Einheit zu zerreißen.

Guidi, Carlo Alessandro, ital. Dichter, geb. 14. Juni 1650 zu Pavia, ging jung nach Parma an den Hof Ranuccios II. und von da nach Rom wo ihn Christina von Schweden aufnahm und zu ihrem Vertrauten machte. Hier unternahm er, die ital. Poesie nach dem Muster Pindars umzugestalten, ohne jedoch viele Anhänger zu finden. Seine Vaterstadt beauftragte ihn, bei dem Prinzen Eugen, Gouverneur der Lombardei, die Verminderung der Steuern zu erwirken, und er erfüllte diese Sendung mit solchem Geschick, daß ihn seine Mitbürger zum Patricier ernannten. Nach Rom zurückgekehrt, übersetzte er die Homilien Clemens' Ⅺ. Er starb 12. Juni 1712 zu Frascati. G. gilt als einer der bedeutendsten ital. Lyriker, obwohl er wesentlich nur glücklicher Nachahmer Pindars ist. Er schrieb «Poesie liriche» (Parma 1681), «Rime» (Rom 1704), «Il Giove d'Elide» (Parma 1677), «Amalasunta in Italia» (ebd. 1680), «Le navi d' Enea» (ebd. 1685), «Endimione. Dramma» (Rom 1692), «Sei omelie di Papa Clemente Ⅺ esposte in versi» (ebd. 1712). Eine Gesamtausgabe seiner Lyrik mit Biographie besorgte Crescimbeni (Verona 1726).

Guidi, Ignaz, ital. Orientalist, geb. 31. Juli 1844 in Rom, studierte dort orient. Sprachen, wurde 1871 Direktor des numismat. Kabinetts der Vatikanischen Bibliothek, 1876 mit Vorlesungen über Hebräisch und semit. Sprachkunde an der königl. Universität zu Rom beauftragt, 1878 zum außerord., 1889 zum ord. Professor ernannt und zugleich mit Vorlesungen über Sprachen und Geschichte Abessiniens betraut. Seine wichtigsten Arbeiten sind: «Gemâleddini ibn Hiśâmi commentarius in carmen Ka 'bi Ben Zoheir Bânat Su 'âd appellatum» (Lpz. 1871), «Studii sul testo arabo del libro di Calila e Dimna» (Rom 1873), eine Grammatik des Amarina (ebd. 1890) sowie zahlreiche Abhandlungen in den ital. Zeitschriften für orient. Litteratur und Geographie, in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft» und in den Sitzungsberichten der Accademia dei Lincei, deren Mitglied G. ist. Unter letztern verdienen besondere Erwähnung seine bahnbrechende Arbeit «Della sede primitiva dei popoli semitici» (Rom 1879), «La lettera di Simeone Vescovo di Bêth-Arhâm sopra i martiri Omeriti» (ebd. 1881), «Testi orientali inediti sopra i sette Dormienti di Efeso» (1886), «Le traduzioni degli Evangelii in arabo e in etiopico» (1888), «Frammenti copti» (1888), «Gli atti apocrifi degli apostoli» (1888), «Gli statuti della scuola di Nisibi» (1890) u. a. m. Gelegentlich des Florenzer Orientalistenkongresses 1878 veröffentlichte er den neuen Katalog der orient. Handschriften der Biblioteca Vittorio Emanuele in Rom; auch an der Ausgabe der Annalen des Tabari nahm er teil. ^[Spaltenwechsel]

Guidi, Tommaso, ital. Maler, s. Masaccio.

Guidiccioni (spr. -ditschohni), Giovanni, ital. Dichter, geb. 25. Febr. 1500 zu Lucca, studierte Philosophie, Rechtswissenschaft und Theologie, worauf ihm Kardinal Bartholomäus G., sein Oheim, eine Anstellung beim Kardinal Alessandro Farnese verschaffte. Als 1534 der Kardinal Farnese den päpstl. Stuhl bestieg, ernannte er ihn zum Gouverneur von Rom und zum Bischof von Fossombrone. 1535 wurde er als päpstl. Legat zu Karl Ⅴ. gesandt, den er auf mehrern Reisen begleitete; 1539 wurde er Präsident der Romagna, dann Generalkommissar des päpstl. Heers und endlich Gouverneur der Marken. Er starb 1541 in Macerata. Seine litterar. Arbeiten bestehen aus Reden, Briefen und lyrischen Gedichten. Als Dichter zeichnet er sich durch Eleganz der Sprache und Korrektheit des Stils aus; er ist, wie fast alle Lyriker seiner Zeit, Nachahmer Petrarcas, einige seiner Sonette, in denen er die Plünderung Roms von 1527 beklagt, sind voll wahrer Vaterlandsliebe. Die vollständigste ältere Ansgabe der Werke ist die der «Opere» von Genua (1767), eine neue besorgte Minutoli (2 Bde., Flor. 1867). Biographie von Rota (Bergamo 1753).

Guido (Wido), Herzog von Spoleto 883, Gegner Berengars Ⅰ. im Kampf um die Krone Italiens, wurde 889 zum König von Italien, 891 sogar zum Kaiser gekrönt; er starb 894.

Guido von Arezzo, Musiker, geb. um 990 in Arezzo, war um 1023–36 Benediktinermönch in dem Kloster zu Pomposa in der Nähe von Ferrara. Der Neid seiner Mitbrüder veranlaßte ihn sein Kloster zu verlassen, worauf er bei dem Bischof von Arezzo, Theobald, eine Zufluchtsstätte fand, wo er seine Studien und seine gemeinnützigen Arbeiten wieder vornehmen konnte. Der Ruf von den Fortschritten feiner Schüler drang bis zu dem Papst Johann ⅩⅨ., der ihn nach Rom einlud. G. kam der Einladung nach, machte dem Papst seine Methode klar, wurde jedoch durch das ungesunde Klima genötigt, die Stadt bald wieder zu verlassen. Er gab jetzt den Aufforderungen seines vormaligen Abtes nach und kehrte in das Kloster zu Pomposa zurück, wo er auch gestorben zu sein scheint. Die Florentiner haben ihm unter dem Portikus der Uffizien eine Marmorstatue errichtet. G. hat vier Schriften hinterlassen, unter denen der «Micrologus Guidonis de disciplina artis musicae» die bedeutendste ist. Aus ihnen ergiebt sich, daß G. erstens eine neue Methode des Unterrichts (die Solmisation, s. d.) ersonnen hat, mittels welcher er seine Schüler in sehr kurzer Zeit dahin leitete, einen jeden unbekannten