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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Guipüre – Guiscard

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Guinicelli'

Sonette erhalten, die in mehrern Sammlungen, z. B. von Casini in «Le rime dei poeti bolognesi del secolo XIII» (Bologna 1881), veröffentlicht wurden. G. befreite die altital. Lyrik zuerst vom provencal. Einfluß, gab ihr Adel und Würde, sang die verklärte, mystische Liebe, für welche die Schönheit nur Abglanz des Himmlischen ist, und war so der bedeutendste Dichter der ältern Zeit sowie das Haupt der sog. Bologneser Schule, der Guido Ghislieri, Onesto von Bologna u. a. angehörten. – Vgl. Grion, G. G. e Dino Compagni (Bologna 1870).

Guipüre (spr. gi-, vom altfrz. guimpure; neufrz. heißt guiper soviel wie mit Seide überspinnen), eine Art genähter seidener Spitze, bei welcher die Konturen des Musters unter Zuhilfenahme besonders dicker Fäden plastisch hervortreten. Die Herstellung geschieht in der Weise, daß man das Muster auf ein Blatt starken Papiers oder Pergament aufzeichnet und den Musterfaden entlang der vorgezeichneten Linien mit einem feinen Bindfaden aufnäht, worauf das Papier abgerissen wird. (S. Gimpe.)

Guipuzcŏa (spr. gi-), eine der baskischen Provinzen (s. Basken) in Spanien, am Busen von Biscaya, grenzt im NO. bis an die Bidassoa, im SO. an Navarra, im SW. an Alava, im W. an Biscaya, hat 1885 qkm, (1887) 181845 (89708 männl., 92137 weibl.) E., d. i. 96 auf 1 qkm; 98569 konnten nicht lesen. Ausläufer der Pyrenäen, gut bewaldet, durchziehen das Land; die Bewässerung ist trefflich, das Klima mild und gesund, die Berge werden bis auf die Höhe fleißig bebaut, doch reichen die Erträge für die dichte Bevölkerung nicht aus; zahlreich sind die Bergwerke. Die wichtigen Fischer- und Handelshäfen der malerisch eingeschnittenen Küste exportieren Eisen, Kupfer, Zinn, Leder, Wollgewebe und Leinen sowie gesalzene Fische. Auch die Industrie ist wichtig, wie in wenigen Provinzen Spaniens: es bestehen Fabriken von Wagen, Tapeten, Walratlichten und Zündhölzern, Spinnereien, Webereien und Spitzenfabriken, ferner Werften, Dampferbau und Eisengießerei. Die Zahl der See- und Mineralbäder ist sehr groß. G. hat 4 Gerichtsbezirke. Hauptstadt ist San Sebastian. Sehr stark ist die Auswanderung. Eine Bahnlinie geht von Fuenterrabia nach SW. – Vgl. Larramendi, Corografia de la privincia de G. (Madr. 1882).

Guiraud (spr. giroh), Ernest, franz. Komponist, geb. 23. Juni 1837 in Neuorleans, war Schüler des Pariser Konservatoriums, erhielt 1859 für die Kantate «Bajazet et le joueur de flûte» den Römerpreis. 1876 wurde er Professor am Konservatorium in Paris, wo er 8. Mai 1892 starb. G. war einer der glücklichsten Nachahmer von Delibes; Erfolg hatten namentlich seine komischen Opern «Sylvie» (1864), «Le Kobold» (1870) und das Ballett «Gretna Green» (1873).

Guiraud (spr. giroh), Pierre Marie Thérèse Alexandre, Freiherr, franz. Dichter, geb. 25. Dez. 1788 zu Limoux, studierte die Rechte in Toulouse, übernahm dann die Leitung einer Fabrik, überließ aber seit 1813 andern die Leitung seiner Geschäfte und ging nach Paris, wo er sich durch mehrere Gedichte bekannt machte. G. schrieb 1820 eine Ode über Griechenland, die vielen Beifall erhielt, und verfaßte dann die Trauerspiele «Pélage» (1821), «Les Macchabées» (1822), «Le comte Julien» (1823). Großen Erfolg hatten seine zum Besten der kleinen Savoyarden herausgegebenen «Elégies savoyardes» (1823), sein bekanntestes Werk. 1824 erschienen seine zarten ↔ und empfindsamen «Poèmes et chants élégiaques» (3. Aufl. 1825). G. wurde 1826 in die Französische Akademie aufgenommen und zwei Jahre später von Karl X. in den Adelsstand erhoben. Er starb 24. Febr. 1847 zu Paris. Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen: «Cadix ou la délivrance de l’Espagne» (1823), «Chants hellènes. Byron. – Ipsara» (1824), «Virginie», ein Trauerspiel (1827), «Les deux princes», eine nach dem Tode des Herzogs von Reichstadt geschriebene Ode (1832), die Romane: «Césaire» (1830), «Flavien, ou de Rome au Désert» (3 Bde., 1835) u. s. w. Seine sämtlichen Werke erschienen in vier Bänden 1845.

Guirlande (frz., spr. gir-), kranzartiges Gewinde, bei dessen Herstellung kurze grüne Zweige um eine starke Schnur von beliebiger Länge gebunden werden. Kommen Blumen mit zur Verwendung, so heißt sie Blumenguirlande. Die Herstellung erfolgt entweder mit der Hand oder mit besonderer Maschine (Guirlandenwindemaschine). Die G. wird hauptsächlich verwendet, um Gegenstände der Architektur bei feierlichen Gelegenheiten zu schmücken und zu beleben. Zu solchen Zwecken werden die G. aus Eichen- oder Tannenzweigen 15–20 cm dick hergestellt und an den Wänden der Häuser in Verbindung mit Kränzen in schönen Bogen und Windungen angebracht und Säulen oder Masten spiralig damit umwunden. Blumenguirlanden sind viel zierlicher und dünner gearbeitet; sie werden mehr im Innern der Wohnung oder zur Schmückung kleinerer Gegenstände auch im Freien benutzt, z. B. bei Thür- und Taufsteindekorationen, zur Garnierung von Altären, Särgen u. s. w. – G. heißen in der Baukunst auch die reliefartigen Nachbildungen von Blumengehängen. (S. Feston.)

Guirlandenbaum, eine Kunstform des Obstbaums, s. Obstbaumformen.

Guisando (spr. gi-), Stadt in der span. Provinz Avila (s. d.).

Guisborough (spr. gisbŏrŏ), Stadt im North-Riding der engl. Grafschaft York unweit der Küste, in wichtiger Bergwerksgegend gelegen, hat (1891) 5623 E., Alaunwerke, Seilerbahnen und Gerberei.

Guiscard (spr. giskahr, eigentlich Viscart, d. h. Schlaukopf), ein Beiname Roberts, des Herzogs von Apulien (1057–85), der als Sohn Tancreds von Hauteville um 1015 in der Normandie geboren wurde. Als Anführer einer Abenteurerschar zeichnete er sich in Unteritalien durch seine Unternehmungslust so aus, daß seine Krieger ihn 1057 zum Grafen von Apulien ausriefen. Nach weitern Eroberungen in Calabrien ließ sich G. 1059 von Papst Nikolaus II. mit den erst zum Teil gewonnenen Ländern Apulien und Calabrien sowie mit Sicilien, das im Besitz der Araber war, belehnen, dafür verpflichtete er sich zum Schutz des röm. Stuhls und zu jährlichem Tribut. Zur Eroberung Siciliens schickte er seinen jüngsten Bruder Roger mit einer kleinen Schar ab, die 1061 Messina einnahm und mit G. vereint die Sarazenen bei Enna schlug. Während Roger Sicilien vollends unterwarf (1072 wurde Palermo erobert), bezwang G. nach und nach auch den Rest der griech. Herrschaft in Unteritalien mit dem festen Bari 1071, gewann das langobard. Fürstentum Salerno 1074, traf aber beim Angriff auf das päpstl. Benevent mit Gregor VII. zusammen, der von ihm die Lehnshuldigung verlangte. Wegen der Weigerung gebannt, trat G. doch bald zu Gregor, der ihn gegen den Kaiser Heinrich IV. brauchte, in ein freundschaftliches Verhältnis, nahm von der Kirche 1080

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 546.