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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gülden - Gülle
aus den zur Zeit der Vertragschlicßung bereits im
Besitze der beiderseitigen Finanzverwaltungen be- !
findlichen oder von denselben zu Münzzwecken be-
reits erworbenen ^ilbermengen) nicht mehr^ aus-
geprägt. Diese noch in Umlauf belassenen Silber-
gülden besitzen einenFeingehalt, gemäß welchem 6 G.
österr. -^ 7 G. vorige süddeutsche Währung oder 3 G.
österreichisch ^ 2 Thlr. preußisch, und 7 G. süd-
deutsch -^ 4 Thlr. preußisch sind. Von 1871 bis 1892
prägte Österreich-Ungarn Goldstücke von 8 und 4G.,
ganz nach dem Münzfuß der 20-, bez. 10-Frants-
stücke (erstere heißen auch Franz-Iosephdor),
sodah der österr.-ungar. Goldgulden - 2^ Gold-
franks -^ 2 M. 2'/. Pf. deutsche Goldwährung ist.
Seit 1892 prägt diese Monarchie statt der Gold-
münzen von 8 und 4 G. solche zu 20 und 10 Kronen
und an die Stelle der bisherigen Parallelwährung
soll zu einer noch zu bestimmenden Zeit die aus-
schließliche Goldwährung mit der Krone (s. d.) als
Rechnungseinheit (die sog. Kronenwährung) treten.
In Süddeutschland hat mit der Einführung der
Markrechnung des Deutschen Reichs (1870) die
Rechnung nach G. aufgehört und die Münzen der
süddeutschen Guldenwährung sind eingezogen. (S.
auch Münzfuß.)
Der niederländische G. (G. Holland. Courant)
wird in 100 Cents geteilt; bis 1816 hatte er
20 Stuber (8wiv6l8) zu 16 Pf. (?6nnwF6n). Der
seit 1875 nur noch für ^taatsrechnung geprägte
(^ilbergulden ist ein Stück von 9 "/^ fein Silber^
17^0 vorigen preuß. Silbergr. ^ 85^ Kr. österr.
Währung. Es werden auch Courantmünzen zu ^
und 2^/2 G., jedoch ebenfalls nur noch für Staats-
rechnung geprägt; die Einführung der ausschließ-
lichen Goldwährung ist beabsichtigt. In Gold prä-
gen die Niederlande stücke zu 10 G. (sog. Tientje),
im Feingewicht von 6,043 F, sodaß der G. 0,0043 3
fein Gold enthält und ^ 1,6874 deutsche Mark ist.
Bis 1875 sind Goldstücke zu 20, 10 und 5 G. in
etwas bessermFuße ausgemünzt worden. Dieselben
waren jedoch seit 1848 bloße Handelsmünzen, also
kein gesetzliches Zahlungsmittel. Der polnische
G. (Äot, Mehrzahl ^ot^), im russ. Königreich
Polen bis 1841 (im vormaligen Freistaat Krakau
bis 1858) gesetzlich, jedoch noch 1870 üblich, zerfiel
in 30 Groschen ((?ro8xx, Einzahl 6i's"8?) und war
als Silberstück -^ etwa 48 V2 Pf. Reichswährung.
Gülden, Münze, s. Gnlden.
Güldene Ader, s. Hämorrhoidcn.
Güldene Negel der Mechanik, s. Regel (güldene).
Güldene Zahl, s. Goldene Zahl.
Guldengroschen oder Guldiner, in Deutsch-
land zu Ende des 15. Jahrh, geprägte, zwei Lot
schwere Silbermünzen, die den Wert des Goldgul-
dens in Silber ausdrücken sollten. Aus ihnen
gingen die Thaler (s. d.) hervor. Wegen ihrer gegen
die bis dahin umlaufenden Münzen größern Dicke
wurden die G. auch Dickgroschen genannt.
(Nzi^enFt., bei naturwissenschaftlichen Namen
Abkürzung für Ant. Joh. von Güloenstädt (s. d.).
Güldenstädt, Joh.Ant.von, Naturforscherund
Reisender, geb. 10. Mai (29. April) 1745 in Riga,
studierte in Berlin Medizin und Naturwissenschaft,
erforschte im Auftrag der Petersburger Akademie
der Wissenschaften 1768-73 den Kaukasus, wurde
1780 Präsident der Petersburger Ökonomischen
Gesellschaft und starb 23. (12.) März 1781 in
Petersburg. G.s Reise durch den Kaukasus wurde
ba. von P. S. Pallas: "I. A. G.s Reisen durch
Rußland und im kaukas. Gebirge, mit einer Lebens-
beschreibung des Verfassers" (2Bde.,Petersd.1787
-91), dann von Iul. Klaproth: "I. A. G.s Mistn
nach Georgien und Imerethi" (Berl. 1815) und "G.s
Beschreibung der kaukas. Länder" (ebd. 1834). Seine
naturwissenschaftlichen Entdeckungen beschrieb er in
den Publikationen der Petersburger Akademie der
Wissenschaften. Mfels'ystems (s. Apfel).
Gülderlinge, dritte Klasse des Diel-Lucasschm
Guldiner, s. Guldengroschen und Gulden.
Guldinfche Regel, 's. Aarycentrisch.
Güldifches Silber, Gold enthaltendes Silber.
Die meisten der ältern Münzen sind aus G. S. ge-
schlagen, da man die völlige Trennung des Silbers
von dem Golde, die erst mit der Vervollkommnung
der Schwefelsäurebereitung ermöglicht wurde, früher
nicht ausführen tonnte (s. Goldscheidung). Die Um-
arbeitung dieser Münzen ist, solange sie noch in grö-
hern Mengen vorhanden waren, die lohnende Auf-
gabe der Goldscheideanstalten gewesen.
Guldscha, s. Ili.
Gülek-Boghaz, s. Cilicien.
Gülhaneh, s. Serail.
Gülichs Kulturverfahren, s. Kartoffel.
Vu1ista.n (pers.), Rosengarten, Titel eines
Werks von Saadi (s. d.).
Güll, Friedr. Wilh., Kinderliederdichter, geb.
1. April 1812 in Ansbach, wurde auf dem Lehrer-
seminar zu Altdorf gebildet, war dann nacheinander
Hilfslehrer in Flachslanden, Mädchenlehrer an der
königl. Theresienanstalt zu Ansbach, später an der
prot. Schule in München, wo er seit 1844 auch
27 Jahre lang ein Privatinstitut für Mädchen hielt.
Er starb 24. Dez. 1879 in München. In seinen
gemütvollen, meist von W. Taubert komponierten
.Ninderliedern weiß er sich dem Ausfassungsvermögen
des Kindes trefflich anzupassen. G. gab heraus:
"Kinderheimat in Liedern und Bildern" (Erste Gabe,
Stuttg. 1836, mit Bildern von Franz Grafen Pocci;
6. Aufl., Gütersloh 1891; Zweite Gabe, auch u. d. T.
"Scherz und Ernst für Jung und Alt", mit Bildern
von H. Bürtner, Stuttg.'i859; 6. Aufl. 1891;
Dritte Gabe, mit Bildern von Bürkner, Gütersloh
1890; Volksausg., 3 Gaben in 1 Bde., ebd. 1875),
"Weihnachtsbilder" (Berl. 1840), "Neue Bilder für
Kinder von Tony Muttenthaler, mit Liedern von
G." (Münch. 1848), "Perlen aus dem Schatze deut-
scher Lyrik" (ebd. 1851), "Leitstern auf der Ledens-
fabrt. Ein Spruchbrevier für jeden Tag des Jah-
res" (Lpz. 1881), "Rätselstübchen" <hg^ von Loh-
meyer", Glogau 1882), und war Mitarbeiter an
Lohmeyers "Deutscher Jugend". - Vgl. F. Gärtner,
Friedrich G. (Münch. 1890).
Gullafch, s. Gulyas.
Gülle, flüssiger Dünger, namentlich vom Rind-
vieh, der aus dem Gemisch von Urin mit den festen
Exkrementen und entsprechender Verdünnung mit
Wasser besteht. Die Exkremente werden zu diesem
Zwecke entweder ausgeschüttelt oder, wo gar kein
Stroh eingestreut wird, direkt in die Ianchegrube
gebracht. Die Düngung mit G. ist namentlich in
England üblich, wo besondere Nöhrenleitungen den
Transport der G. vom Hofe auf den Acker ermög-
lichen; ferner in manchen Gebirgsgegenden, wo der
Mangel an Stroh die Verwendung diefes Aufsauge-
mittels ausschließt. Die G. wirkt namentlich für
Futter- und Nurzelpssanzen sowie für Weiden gün-
stig, während sie für Körnerfrüchte weniger geeignet
ist; es wird dadurch mehr das Blatt- und Stroh-