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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Guna - Gundling
im l^SW. von Trapczunt, im hohen Thale des
(5harschut-su, in 1494 in Höhe, zieht sich amphithea-
tralisch an steilen Abhängen hin und zählt 10000 E.,
darunter 6000 Cbristen, ureist Arlnenier. Haupt-
befchästigung ist die Obstkultur (Birnen, sog. Krim-
äpfel, Nüsse, Pflanmen, Aprikosen, weiße Maul-
beeren und Mandeln). Außerdem ist die Töpferei
und der Handel mit Fellen bedeutend. Die silber-
haltigen Bleiminen des Thales sind nahezu erschöpft.
Guna (eigentlich Vorzug, vorzügliche Eigen-
schaft) ist der technische Ausdruck der ind. (Sanskrit-)
Grammatik für eine bestimmte Stufe des in der
vergleichenden Grammatik gewöhnlich als Vokal-
steigerung oder Ablaut bezeichneten Vokalwechsels.
Den einfachen oder Grundvokalen i, u, i-, 1 (vokali-
scher i'- und I-Laut) steht als Guuastuse gegenüber
" (^ ursprünglich ui), o (^ ursprünglich an), ar,
kl, scheinbar zu stände gekommen durch Vorsehung
eines kurzen ". vor die Grundvokale, z. B. i-mä.8
(wir gehen, ^ grch. i-mou), ^-mi (ich gehe, ^ grch.
(;i-mi); ^ugiun (^ lat.^u^um),^ö.^:i8 (Perbinduug);
inrt^Z (lat. nn"iUni8, tot), inlu'tx:l" (der Sterbliche,
Ätenfch). Als weitere Stufe steht wieder dem G.
gegenüber die Vriddhi, scheinbar entstanden durch
nochmalige Vorschiebung eines a., sodaß die Laute
:ü, i^u, ^i- erscheinen. Die Auffassung der neuern
vergleichenden Grammatik weicht von der indischen
ab. (^. Vokalsteigerung und Ablaut.)
Guncha, Göntscha, Hohlmaß für fchüttbare
feste und für flüssige Waren im Staate Atschin auf
Sumatra, Vi." des Coyang und geteilt in 10 Nellis
zu 8 Bambus, im Inhalt von etwa 133 1. An
Reis enthält das G. 285^ engl. Handelspfund ^
Gundebald, s. Gundobad. > l29,598 liss.
Gundelfingen, (Htadt nn Bezirksamt Dillin-
gen des bayr. 'lieg.-Bez. Schwaben, 6 1(in von der
württenib. Grenze, 10 km westlich von Dillingen,
an der zur Douau gehenden Vrenz und cm der
Linie Neuoffingen-Ingolstadt der Vayr. Staats-
badnen, hat (1891) 2801 E., darnnter 96 Evan-
gelische, Post- und Bahnexpedition, Telegraph, ein
Schloß Schlacht egg des Grafen Prcysing-Lich-
teneck, ein ehemaliges Nonnenkloster, ein Spital,
städtisches Krankenhaus, Kinderasyl; Seilcrwaren-,
Dörrobst- und Dörrgcmüsefabrik.
Gundelrebe, Gundermann, dieclwmI. Ii<>-
äoracea, ^., eine durch ganz Europa verbreitete und
wegen ihrer angeblich heilkräftigen Eigenfchaften
vom Volke geschätzte Pflanze, die sehr häufig an
Vcgen, Mauern, helfen, im Gebüfch u. s. w. vor-
kommt und zur Familie der Labiaten (s. d<) gehört.
Sie treibt aus dem ausdauernden Wnrzelstocke
lange, kriechende Zweige mit nierenförmigen, ge-
kerbten Blättern; die lilafarbigen Blüten stehen zu
sechs in Quirlen. Die ganze Pflanze hat einen aro-
matifchen Geruch und Geschmack.
Gundelsheim, Stadt im Oberamt Neckarsulm
des württemb. Neckarkreises, 12 kin im NW. von
Neckarsulm, nahe der bad. Grenze, am Neckar und
an der Linie Neckarelz-Iagstfeld der Bad. Staats-
bahnen, hat (1890) 1145 E., Post, Telegraph;
Acker-, Tabak-, Weinbau und Eigarrenfabrikation.
Nahebei liegt das vollständig restaurierte Bergschloß
H o rnegg, jetzt Badeanstalt.
Gundermann, s. Gundelrebe.
Günderode, Karoline von, Dichterin, Schwe-
ster des Freiherrn Hektor von G., geb. 11. Febr.
1780 in Karlsruhe, lebte als Stiftsdame in den
Rheingegenden, meist zu Frankfurt a. M. Ihre
phantasiereiche, zu Schwärmerei geneigte Gemüts-
anlage wurde zu düsterer Verstimmung, als der be-
rühmte Altertumsforscher Creuzer ein mit ihr an-
geknüpftes Liebesverhältnis plötzlich löste. Bei
einem Aufenthalte zu Winkel a. Nh. machte sie
26. Juli 1806 ihrem Leben durch Erdolchung ein
Ende. Unter dem Namen Tian hat sie "Gedichte
und Phantasien" (Franks. 1804) und "Poet. Frag-
mente" (ebd. 1805) erscheinen lafsen, die poet.
Schwung und ein tiefes, aber nicht zur Klarheit
hindurchgedrungenes Gemüt verraten. Ihr An-
denken erneuerte die ihr im Leben nabe stehende Bet-
tina von Arnim durch das Buch "Die G." (2 Bde.,
Grünb. 1840; Neudruck, Berl. 1890), das jedoch
ebeufoviel phantastische Zuthaten als wirkliche Er-
innerungen der Verfasserin enthält. Eine Sammlung
ihrer Gedichte hat Götz (Mannh. 1857) veranstaltet.
Gundi (^telicä^ct^iu"), eine Gattung der Trug-
ratten (s. d.) mit nur vier Zehen an beiden Er-
tremitätenpaaren. An den Hinterfüßen ist die In-
nenzehe eigenartig gebildet, indem nämlich über
der Wurzel ihres Nagels eine Reihe Hornzacken
liegen, die von weißen, starren Borsten besetzt sind,
über welchen sich noch eine weitere Reihe langer,
biegsamer Borsten befindet. An der daranstoßenden
Zehe sind die Hornzacken durch zwei Fleischwarzen
ersetzt und außerdem unten und oben mit einer ein-
fachen Borstenreihe verfeben. Es ist nur eine Art
(^tLN0ä".ct^1n8Nll880iii 6^? K//)ausdemnördl. Afrika
bekannt von 17cm Körper- und 1,5 oin Schwanzlänge.
Sie ähnelt in ihrer Gestalt dem Lcmming, ist fahl-
gelb mit dunklern Fleckchen und haust nach Art der
Murmeltiere in Erdlöchern gebirgiger Gegenden.
Gundicar, König der Burgunder, s. Günther.
Gundioch, König der Burgunder, die 443 von
Aetius in der Sabaudia um Genf angesiedelt wur-
den, breitete nach der Schlacht auf den Catalauni-
fchen Feldern 451 feine Herrfchaft immer weiter
aus, im Bunde mit den Westgoten und dem röm.
Patricius Ricimcr, defsen Schwester er heiratete.
So ward G. der Begründer des burgund. Reichs
im Gebiet der Rhone, das nach seinem Tode 473
auf seine Söhne Gundobad, Godegisel, Hilperik und
Godomar überging. Neben ihm regierte in Genf
sein Bruder Hilperik, der keine Söhne hinterließ. -
Vgl. Binding, Das burgund.-roman. Königreich,
Bd. 1 (Lpz. 1868). ^Conthey.
Gundis, Bezirk im schweiz. Kanton Wallis, s.
Gundling, Nikol. Hieronymus, Jurist und Phi-
losoph, geb. 25. Febr. 1671 zu Kirchsittcnbach bei
Nürnberg, studierte Theologie zu Jena, Altdorf
und Leipzig, lebte einige Jahre als Kandidat des
Predigtamtes in Nürnberg, studierte dann in Halle
unter Thomasius die Rechte. Er wurde daselbst
1705 anßerord., 1706 ord. Professor der Philoso-
phie, 1707 der Eloquenz, dann Professor des Natur-
und Völkerrechts und starb 29. Dez. 1729. Mit
großer Gelehrsamkeit verband G. die Kunst ge-
wandter und ansprechender Darstellung und tref-
fendes Urteil, Eigenschaften, die er namentlich in
der Untersuchung historischer, besonders auch litte-
rargeschichtlicher und staatsrechtlicher Einzelfragen
sowie in Kritiken bethätigte. Seine Abhandlungen
erschienen gesammelt u. d. T. "Otia" (Franks.
1706-7), "0d86rvHtion68 86i6otH6" (3 Bde., Halle
1707), tt^uiMinZianw) (45 Stücke, ebd. 1715-28).
Jakob Paul, Freiherr von G., Bruder des
vorigen, geb. 19. Aug. 1673 zu Hersbruck, studierte
zu Altdorf, Helmstedt und Jena, bereiste dann als