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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gussenbauer - Gußformen
Gussenbauer, Karl, Chirurg geb. 30. Okt. 1842
zu Ober-Vellach in Kärnten, studierte in Wien Me-
dizin, war mehrere Jahre Assistent an Villroths
Klinik und wurde 1875 ord. Professor der Chirurgie
und Direktor der chirurg. Klinik in Lüttich, 1878 in
Prag. Seine Hauptarbeiten betreffen die Keblkopf-
erstirpation, die Magenresektion und partielle Darm-
resektion, die Methoden der künstlichen Knochen-
trennung, die Massage und Nervendehnung sowie
die accidentellen Wundkrankheiten: auch hat er dcn
ersten brauchbaren künstlichen Kehlkopf konstruiert.
Außer zahlreichen Abhandlungen, die meist im
"Archiv für klinische Chirurgie" erschienen, veröffent-
lichte er: "Nappoi-t äe lg. clinihuk cinvurFi 03,16 äo
i'IInivsrßitß ä6 I^iß^e" (gemeinsam mit Plucker,
Lüttich 1878), "Die traumatischen Verletzungen"
(Stuttg. 1880), "Sephthämie, Pyohämie und Pyo-
Sepbthämie" (ebd. 1882), "Beitrag znr Exstirpation
von Beckenknochengeschwülsten" (Berl. 1891). Außer-
dem ist er seit 1880 Mitherausgeber der "Zeitschrift
für Heilkunde" in Prag.
Gusserow, Adolf Ludw. Sigismund, Arzt und
Geburtshelfer, geb. 8. Juli 1836 zu Berlin, studierte
zu Berlin, Würzburg und Prag Medizin, unter-
nahm 1863 eine größere wissenschaftliche Reise durch
Frankreich und Großbritannien und habilitierte sich
1864 als Privatdocent sür Geburtshilfe und Frauen-
krankheiten an der Universität zu Berlin. Am 1. Jan.
1867 wurde er ord. Professor der Geburtshilfe und
Direktorder geburtshilflichenKlinikinUtrecht,1. Juli
desselben Jahres in Zürich, 1872 ord. Professor der
Geburtshilfe an der neubegründeten dentschen Hoch-
schule zu Straßburg, von wo er 1878 als ord. Pro-
fessor der Medizin, Direktor der geburtshilflich-gynä-
kologischen Klinik in der Charits, sowie Direktor der
Hebammenschule nach Berlin berufen wurde. Außer
vielen Auffätzen in Fachzeitschriften fchrieb er ein
Werk "Über die Neubildungen des Uterus" (stuttg.
1878 und 1886).
l840 zu Berlin, studierte Naturwissenschaften und
Mathematik, habilitierte sich 1868 zu Bonn als
Docent der Mathematik und machte 1870-71 als
Freiwilliger den Feldzug mit. Hierauf trat er als
Chef der von der Afrikanifchen Gefellfchaft ausge-
rüsteten Expedition nach der Loangoküste seine erste
größere Reise an. Auf der Hinreife erlitt G. 14. Juni
1873 Schiffbruch bei Freetown und landete erst
25. ^uli bei Banana am Kongo, wo er dann mit
Bastian die erste Station Tschintschoscho, etwa
100 km nördlich vom Kongo, gründete. Alle Ver-
suche, ins Innere vorzudringen, scheiterten indes
infolge der Unbrauchbarkeit der als Träger gemie-
teten Neger, und G. schiffte sich 5. Juli 1875 wieder
nach Europa ein. Reiche Sammlungeu, magne-
tische, Meteorolog, und anthropolog. Beobachtun-
gen waren die wissenschaftlichen Früchte dieses Un-
ternehmens. Im März 1876 unternabm G. mit
Schweinfurth eine Reise durch die östl. Wüste Ägyp-
tens, legte die Position von 20 Punkteu fest und
machte ma-gnetische Beobachtungen und Höhenmes-
sungen. Im Sept. 1882 begab sich G. nach Süd-
amerika zur Erforschung der centralen chileno-argen-
tin. Andesgruppe. Er entdeckte im Ursprünge des
Cypressenthals (34° 30' südl. Vr.) ein weites Glet-
schergebiet, überschritt den Kamm der Andes an vier
verschiedenen Punkten, erreichte 19. Jan. 1883 ganz
allein den höchsten Kraterzacken des Vulkan Maipo
(5400 m) und entdeckte einen Weg zu der Spitze des
höchsten Berges der Andes, des Aconcagua (nach
G.s Messungen 6970 in hoch), den er bis zur Höhe
von 6560m'erstieg (21. Febr. 1883). Im April und
Mai 1883 besuchte G. das bolivian. Hochland und
kehrte im Juni 1883 nach Europa zurück. Auch unter-
nahm G. zahlreiche Gletscherfahrten in die Alpen
(auch im Winter) und begleitete Kaifer Wilhelm 1^.
auf seinen Nordlandreisen. Er war Mitglied der
1890 berufenen Konferenz zur Neuregelung des
höhern Schulunterrichts und wurde 1892 zum Pro-
fessor ernannt; G. hält Vorlesungen über Erdphysik
und geogr. Ortsbestimmungen am Seminar für
orient. Sprachen in Berlin. Mit Falkenstein und
Pechuel-Loesche bearbeitete G. das Reisewerk "Die
Loango - Erpedition" (Lpz. 1879 fg.). Ferner er-
schienen von ihm außer zahlreichen Anfsätzen in
der "Deutschen Rundschau" folgende Werke: "In
den Hochalpen. Erlebnisse aus den I. 1859-85"
(Berl. 1886; 3. Aufl. 1892), "Reisen in den Andes
von Chile und Argentinien" (ebd. 1888), "Die Er-
ziehung der deutschen Jugend" (1.-3. Anst., ebd.
1890)/"Kaiser Wilhelms 11. Reisen nach Norwegen
in den I. 1889 - 90" (ebd. 1890; 2. Aufl. u. d. T.
"Kaiser Wilhelms II. Reisen nach Norwegen 1889
-92", ebd. 1892), "Der Montblanc" (in der "Rund-
schau", Oktober- und Novemberheft 1892).
Gußformen, die bei der Arbeit des Gießens
(s. d.) erforderlichen Vorrichtungen zur Aufnahme des
flüssigen Gießmaterials, welches darin erstarren soll,
um solcherart seine Formgebung zu erhalten. Im
allgemeinen lassen sich offene und geschlossene
G. unterscheiden. Bei den offenen G. liegt die Ober-
fläche des eingegossenen flüssigen Körpers frei und
bildet demnach eine wagerechte Ebene; gegliederte
Körper, welche nicht an einer Seite durch eine solche
Ebene begrenzt sind, lassen sich nicht in offenen G.
gießen. Bei den geschlossenen G. dient ein an passen-
der Stelle angebrachter Kanal, der Einguß, zum
Anfüllen. Läßt man denselben über die G. empor-
ragen und füllt ihn beim Gießen bis an seine obere
Mündung mit dem flüssigen Gießmaterial an, so
wird durch das im Einguß befindliche Material ein
hydrostatischer Druck auf das in den G. befindliche
ausgeübt, welcher diefes in alle Teile der G. hinein-
treibt und die Entstehung schärferer Abgüsse bewirkt,
als in offenen G. zu erzielen sind. Die Abbildung zeigt
eine von einem Formkasten (s. d.) umgebene ge-
scblosseue Gußform zu einem verzahnten Winkelrade;
n. ist die eigentliche Gußform, 1" der Einguß.
Soll derAbguß an bestimmten Stellen Höhlungen
erhalten, so setzt man an dieser Stelle sog. Kerne (s. d.)
ein. In der Abbildung ist ^ der Kern zur Ausbil-
dung der Nabenöffnung des zu gießenden Rades.
Als Materialien zur Herstellung der G. verwen-
det man Holz, Gips, Stein, Metall, selbst gepreß-
tes Papier (für Stereotypplatten). Beim Guß von
Metallen benutzt man sehr häufig Sand, Masse
oder Lehm, um daraus die G. zu fertigen; das
Verfahren ibrer Herstellung aus diesen Materia>
lien heißt die Formerei (s. d.). G. der letzterwähn-