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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gutsbeschreibung - Guttapercha
Gutsbeschreibung, s. Ertragsanschlag.
Gutsbezirk, die zusammenhängenden gröhern
Güter, die in vielen deutschen Gesetzgebungen von
dem Gemeindeverbande, in welchem sonst jedes
Grundstück stehen muh, dergestalt ausgenommen
sind, daß dem Besitzer die sonst von der Gemeinde
zu tragenden öffentlichen Lasten für dieselben ob-
liegen. Der G. findet sich noch bis auf den heutigen
Tag, namentlich in der preuß. Monarchie, besonders
im Osten derselben. Die Landgemeindeordnung vom
3. Juli 1891 für die 7 östl. Provinzen, vom 4. Juli
1892 sür die Provinz Schleswig-Holstein läßt im
allgemeinen die bisherigen G. bestehen. Doch können
G., welche ihre öffentlich-rechtlichen Verpflichtungen
zu erfüllen außer stände sind, durch königl. Verord-
nung aufgelöst und dann durch Beschluß des Kreis-
ausschusses mit einer Landgemeinde oder einem G.
vereinigt werden. Überdies können Landgemeinden
und G. mit andern Gemeinde- oder Gutsbezirken
nach Anhörung der beteiligten Gemeinden und Guts-
besitzer sowie des Kreisausschusses mit königl. Ge-
nehmigung vereinigt werden, wenn die Beteiligten
hiermit einverstanden sind. Sosern das öffentliche
Interesse (Unfähigkeit die Verpflichtung zu erfüllen,
Zerfplitterung eines G., Bildung von Kolonien in
demselben) die Vereinigung oder Abtrennung bei
widerstreitenden kommunalen Interessen fordern,
kann Zusammenlegung oder Abtrennung auch ohne
Zustimmung der Beteiligten erfolgen. Der Besitzer
eines selbständigen G. hat insbesondere, wenn er
nicht als Amtsvorsteher bestellt ist, die polizeilichen
Funktionen selbst oder durch einen Stellvertreter
auszuüben, welche sonst dem Gemeindevorsteher
übertragen werden. Ver Besitzer des G. und dessen
Stellvertreter werden in die Funktionen als Guts-
vorsteher durch den Landrat bestätigt.
Gütschbahn, Drahtseilbahn von Untergrund
bei Luzern auf den Gütsch (525 m), 17. Aug. 1884
eröffnet, 142 in lang, Spurweite 1 m.
Gutschein, foviel wie Lou (s. d.).
Gutschmid, Alfred von, Historiker, geb. 1. Juli
1831 in Loschwitz bei Dresden, studierte feit 1848
in Leipzig, dann in Bonn Philologie und Ge-
schichte und promovierte 1854 in Leipzig mit einer
Abhandlung "Ds r6rliin ^ßF^ptiacHruin Zcriptori-
l"ll8 613.6018 g.Qt6 ^i6XNnäruin N3.AHUM " (abge-
druckt im "Philologus", Bd. 10), privatisierte in
Dresden und Leipzig und wurde 1863 außerord.,
1806 ord. Professor der Geschichte an der Uni-
versität Kiel. 1873 nach Königsberg versetzt, wurde
G. Ostern 1876 nach Jena, Ostern 1877 nach Tü-
bingen berufen, wo er 2. März 1887 starb. G.
schrieb: "Beiträge zur Geschichte des alten Orients"
(Lpz. 1858), "über die Fragmente des Pompejus
Trogus und die Glaubwürdigkeit ihrer Gewährs-
männer" (ebd. 1857), "Die Nabatälsche Landwirt-
schaft und ihre Geschwister" (in der "Zeitschrift der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft", Bd. 15),
"1)6 tßinpoi-um nötig huiwiL Ni86diu8 utiwr in
cdi-0iiici8 c^n0nidu8" (Kiel 1868), "Neue Beiträge
znr Geschichte des alten Orients. Die Assyriologie
in Deutschland" (Lpz. 1876), "Untersuchungen über
die syr. Epitome der Eusebischen Canoncs" (Stuttg.
1886), "I^dio^i in ?0inp6win ^ro^uin" lin Rühls
Ausgabe des Iustinus, Lpz. 1886), "Untersuchungen
über die Geschichte des Königreichs Osroöne" (Pc-
tersb.1887), "Geschichte Irans und seiner Nachbar-
länder von Alexander d. Gr. bis zum Untergang der
Arsaciden. Mit Vorwort von Nöldeke" (Tüv. 1888).
Seine "Kleinen Schriften" (Bd. 1-4, Lpz. 1889-93)
gab Frz. Rühl heraus.
Gutsherrlichkeit, s. Grundeigentum (Ge-
schichte, S.492K).
Gutshof, s. Landwirtschaftliche Bauten.
GutsMuths, Joh. Christoph Friedr., Pädagog
und Mitbegründer der Turntun st, geb. 9. Aug. 1759
zu Quedlinburg, studierte seit 1779 zu Halle Theo-
logie. Nachdem er einige Zeit in seiner Vaterstadt
als Hauslehrer gewirkt, kam er als Lehrer an Salz-
manns Erziehungsanstalt in Schnepfenthal, der
ihm feit 1786 die Leitung der gymnastifchen Übun-
gen überließ. Dieselben fanden in G. einen eifrigen
und sorgfältigen Pfleger und Förderer und von
Echnepfcnthal gingen sie in andere deutsche und
ausländische Erziehungs- und Lehranstalten über.
Außer den gymnastischen Übungen erteilte er auch
Unterricht in der Geographie und Technologie. Nach-
dem er Ostern 1839 den Unterricht aufgegeben, starb
er 21. Mai 1839. G.' "Gymnastik für die Jugend"
(Schnepfenthal 1793; 3. Aufl., von Klumpp, 2Tle.,
Stuttg. 1846-47) bildete lauge Zeit die Grund-
lage aller ähnlichen Werke. Außerdem fchrieb er
"Mechanische Nebenbeschäftigungen für Jünglinge
und Männer" (Altenb. 1801; 2. Aufl., Lpz. 1817),
"Turnbuch für die Söhne des Vaterlandes" (Frankf.
1817), "Katechismus der Turnkunst" (ebd. 1818),
"Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und
Geistes für die Jugend" (Schnepfenthal 1796;
7. Aufl., von Schettler, Hof 1885), "Lehrbuch der
Schwimmkunst" (Weim. 1798; 2. Aufl. 1833), wie-
der abgedruckt in Hirths "Das gefamte Turnwesen"
(Lpz. 1865). Von feinen andern pädagogischen
Schriften sei sein "Lehrbuch der Geographie" (2Tle.,
Lpz. 1800-13 u. ö.) erwähnt, wodurch er zu einer
bessern Methode des geogr. Unterrichts beitrug.
Gutstadt, Stadt in Ostpreußen, f. Guttstadt.
Gutsunterthanen, s. Grundeigentum (Ge-
schichte, S. 492a).
Gutta, Bestandteil der Guttapercha (s. d.).
Q'Ntta. (lat.), Tropfen; auch ein tropfenähnlicher
Fleck; z. B. l^. r08^ea, Kupferrofe; (^. oMca,
Grauer <^tar; t^. 86i'6ng., Schwarzer Star.
Vntta. Ng.1a.t2., foviol wie Valata (s. d.).
Qutta. oa.va.t Ia.piÄein, "(Steter) Tropfen
höhlt den Stein" (d. h. Ausdauer führt endlich zum
Ziele), Citat aus Ovids "Briefen aus dem Pontus"
(IV, 10,5).
Guttannen, Pfarrdorf im Bezirk Oberhasli des
schweiz. Kantons Bern, 5 1cm von Meiringen im
Oberhaslithal (s. Hasli), von der Aare durchströmt,
hat (1888) 349 evang. E., eine Mädchenarbeits-
schule und Holzschnitzerei.
Guttapercha (spr. -pertscha), (^utta. ^almn,
(Fuinini (rstwinN, Gettaniagummi (vom ma-
laiischen ^6ttcTii - Gummi und psi-t.ja. --- Brocken),
der eingetrocknete Milchsaft von Bäumen aus der
Familie der Sapotaceen, vorzüglich Arten von I)i-
ckoi)8i3) iLonanäi-g. und I^76N9., deren Heimat
Singapur, Vorneo, Sumatra und das südl. Malata
ist. Früher stammte die G. ausschließlich von Iso-
nHiiäva Futta Äook. (Die1i0p8i8 Futtld 7>e/M.). Ihre
Gewinnung wurde und wird zum Teil auch heute
noch auf sehr primitive Weise betrieben, indem man
die Bäume etwa 1,5 m über dem Boden fällt und in
Zwischenrüumen von 12 bis 15 ein die Rinde ab-
löst, worauf der Ausfluß des Milchsaftes beginnt;
beim ruhigen Stchen bildet er eine der geronnenen
Milch ähnliche Masse, der inan häusig etwas Salz