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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Guyon (Richard) - Guzman Blanco
Gex am Gensersee, unl die Leitung eines Hauses
jnr neubekehrte Katholikinnen zu übernehmen, dann
zu den Ursnlinerinnen nach Thonon und 1685
nach Vercelli; 1686 kehrte sie mit Lacombe nach
Paris zurück. Auf Betrieb ihrer Gegner wurde sie
1688 in ein Kloster vom Orden der Heimsuchung
Maria abgeführt und dort scharf verhört, aber auf
Verwendung der Frau von Maintenon, ihrer spä-
tern Feindin, wieder freigelassen. Seitdem lebte
die G. in Paris. Eine Kommission von Theologen,
Bossuet an der Spitze, bezeichnete 30 Sätze aus
ihren Schriften als ketzerisch, worauf sie 15. April
1695 den verlangten Widerruf leistete, l^ie fuhr
dann fort, in Paris Versammlungen zur Erweckung
innern religiösen Lebens zu halten und wnrde des-
halb einige Jahre in der Vastille gefangen gehal-
ten. Später lebte sie in Diziers bei Vlois in Zu-
rüctgezogenheit und starb hier 9. Juni 1717. Ihre
Schriften gab Poiret heraus (39 Bde., Köln >Am-
sterd.i 1713-22), darunter ihre Selbstbiographie
(Köln 1720) und das 1689 auf den Iuder'gesetzte
"Noxen court <^t ti08 ln,ci1o pour i'oriiiZon" (Lyon
1688). - Vgl. Ilpham, I^itü, leii^ioug opinion" 3,nä
^xperionc" "l Nlttiimio tt. (2. Aufl., Lond. 1870);
Heppe, Gefchichtc der quietistischen Mystik in der
kath. Kirche (Berl. 1875); Guerrier, N9.äani6 (^.
(Orleans 1881).
Guyon (spr.geien), Richard, General, geb. 1812
zu Bath in England, trat 1828 in die brit. Legion
in Portugal ein und kämpfte dort gegen Dom Mi-
guel, wurde 1832 Offizier in österr. Diensten und
nahm als Husarenobcrlieutenant den Abschied.
1848 schloß er sich der ungar. Revolntion an,
kämpfte bei Tyrnau und Schwcchat gegen die
Kaiserlichen, fchlug sich mit wenigen Husaren nach
dem belagerten Komorn durch, trug am Tage
der Schlacht bei Acs (28. April 1849) viel zum
Siege der ungar. Waffen bei und wurde dafür zum
General ernannt. Am 1. Juli eroberte er die Festung
Arad und zwang 14. Juli Iellachich in der Schlacht
bei Hegyes zum Rückzüge. Dagegen wurde er bei
Mosorin geschlagen und deckte zuletzt mit der ital.
und poln. Legion die Flucht Kossuths bei Orsova.
Er selbst trat hierauf ebenfalls mit feinen Truppen
auf türk. Gebiet über, nahm den Islam an, wurde
türk. General und befehligte, fortan Kurschid
Pafcha genannt, zu Damaskus, wo er 1850 den
Aufstand der Alttürken niederschlug. Während des
Orientkrieges wurde G. dem nach Kaukasien entsen-
deten türk. Korps als Stabschef zugeteilt, vermochte
dort jedoch keine Erfolge zu erreichen. Er starb
12. Okt. 1856 zu Konstantinopel.
Guyot(spr. giioh), Arnold Henry, Naturforscher,
geb. 28. Sept. 1807 in der Nähe von Neuchatel in
der Schweiz, studierte in Berlin Theologie, wandte
sich aber später den Naturwissenschaften zu. G.
brachte seit 1835 mehrere Jahre in Paris und anf
Reisen zu, seine Studien namentlich den Gletschern
widmend. Die Resnltate seiner Untersuchungen
legte er nieder in den Berichten der Naturwissen-
schaftlichen Gefellschaft in Neuchatel und in Bd. 2
von d'Archiacs "IliLwii'o <1o8 proFi'03 äe la. ^oolo-
kW) (Par. 1848). Von 1839 bis 1848 war G. Pro-
fessor in Neuchatel, ging 1848 nach Amerika, hielt
zunächst Vorlesungen in Boston, die n. d. T. "I^nli
knä inan" (1.849; neue Ausg. 1875; deutsch von
H. Birnbaum, Lpz. 1851; 3. Aufl. 1873) erschienen,
wirkte dann als Lehrer an verschiedenen Instituten,
untersuchte den geolog. Bau des Alleghanygebirges
und veröffentlichte hierüber zwei Abhandlungen
(1861 und 1880). Seit 1855 war G. Professor der
Geographie und Geologie am College zu Prince-
ton in Neujersey, wo er 30. Jan. 1884 starb. G.
veröffentlichte noch: "NeworoloFicHi and pi^icki
tlU>1o8" (Wafhingt. 1858), "I^Lic^i ^08^1'^"
(Lond. 1873), "0i'63.ti0n; or didlical coZmoFOn^ in
li^Iit ot' inoäern Lcisncs" (Neuyork 1881). - Vgl.
Faure, 5sot.ic6 8ur ^. (I. (Genf 1884).
Guyot (spr. giioh), Z)ves, franz. Politiker und
Publizist, geb. 6. Sept. 1843 zu Dinan (Cötes-du-
Nord), wurde 1867 in Paris Journalist, dann
(5hefredacteur des "Inä6p6näa.nt än Niäi" in Nimes
nnd später Redacteur des "Rappel". Unter der
dritten Republik wurde er Gemeinderat von Paris
und eröffnete 1876 gegen die Polizeipräfektnr einen
Federkrieg, der ihm mehrmonatiges Gefängnis ein-
brachte, dem Polizeiprä'fekten Gigot aber und dem
Minister des Innern Marcere ihre Stellen kostete.
1885 erhielt er als radikaler Kandidat in Paris ein
Mandat für die Kammer. Im Febr. 1889 wurde
er Minister für die öffentlichen Arbeiten im zweiten
Kabinett Tirard und behielt sein Portefeuille auch
in dein folgenden Ministerium Freycinet, mit dem
er 18. Febr. 1892 zurücktrat. Unter den zahlreichen
Schriften G.s verdienen Erwähnung: "^wäes
8U1' 168 liocti'ino" 80013.1(58 6u (M'j8ti<nii8in6 "
(2. Anfl. 1881), "1'rch'n^8 iwMi<iu68" (Par. 1873),
"Ili^toirs äe8 pro16tkir68" (Bd. 1, ebd. 1873), "I^a
3ci(>nc6 6c0ii0miciuo" (2. Aufl. 1887), "I/^niLi-
8oci3.1" (Par. 1882), "1^3. pi'08titilti0n" (ebd. 1881),
"1.3. inor^Io" (1883), "1.9. polico" (Par. 1883),
<(l.6ttl68 8Nl Itt. puliti^ii6 coloniais" (1887), "1><'jm-
j,("t 8ur 161-6V6NU" (1887) und einige satir. Romane:
"^>l t'ou" (Par. 1884), "Un äi-öi6)> (ebd. 1884).
Guz, Längenmaß, s. Goß.
Qu2sra.ts, s. Gudschrat.
Guzerati, soviel wie Gudschrati (s. d.).
G"zcratlöwe(Gudschratlöwe),.einePersien
bewohnende Abart des Löwen (s. d.).
Guzman, Sektion des Staates Los Andes in
Venezuela, umsaßt die höchsten Teile Veneznelas, die
Cordillcre von Vierida, und hatte (1881) 78181 E.
Hauptort ^st Merida (s. d.).
Guzman, De, Beiname des Dominicus (s. d.).
Guzmän, Don Gasparo de, span. Staatsmann,
s. Olivarez^.
Guzman Blanco, Staat der südamerik. Re-
publik Venezuela, wurde gebildet 1881 aus den ehe-
maligen Staaten Volivar, G. B., Guarico und
Nueva Esparta von zusammen etwa 87 823 <ikm
mit (1888) 517 508 E., ist 1890 infolge einer Staats-
umwälzung als solcher wieder verschwunden.
OuzmanBlanco, Antonio, Präsident von Vene-
zuela, beteiligte sich schon früh an den polit. Kämpfen
und wurde '8. Juni 1865 Viccpräsident der Re-
publik. Er kämpfte dann auf Scite des Generals
Falcon für die Sache der Liberalen (s. Venezuela),
bemächtigte sich 27. April 1870 nach dreitägigem
Kampfe der Stadt Caracas und trat an die Spitze
einer Provisorischen Negierung. Daranf ließ er sich
durch einen von ihm 13. Juli 1870 nach Valencia zu-
sammenbcrufenen Kongreß der mit dcr Revolution
einverstandenen Staaten zum "Provisorischen Präsi-
denten dcr Republik" ernennen. Seine Diktatur
endete mit seiner Wahl zum Präsidenten, 20. Febr.
1873. DieVerwaltungG.B.s sorgte für den Friede",,
verbesserte den Staatskredit, gründete Schulen, baute
Straßen, Brücken und Häfen, richtete Telegraphen-