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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gymnadenia - Gymnasium
1740). Seine Gedichte, mit denen seines Vaters,
Onkels und Bruders, wurden 1863 herausgegeben.
G. starb 9. Dez. 1746. - G.s Neffe, Gustav Fre-
drik Graf G. (geb. 25. Nov. 1731, gest. 30. März
1808), hat als Dichter von Fabeln, Dramen und
des Epos "'1'g.F6t öfv6r LiUt" (Stockh. 1800) sich
einen Namen erworben.
V^innI.äsnia. A. Fi-., Pstanzengattung aus
der Familie der Orchideen (s. d.). Die wenigen Arten
sind in der nördl. gemäßigten Zone einheimisch; in
Deutschland wachsen nur vier Arten: trautartige
Pflanzen mit handförmig geteilten Knollen, mit denen
sie überwintern; die Blätter sind lang und von lanzett-
licher Gestalt. Die häufigste und bekannteste Art ist die
hauptsächlich aufKalk wachsende l^. conop^H H.Z?-.,
deren Knollen als Glückshändchen oder?a,ImH
^1n i3ti m^'0i'früher bedeutende Heilkräfte zugeschrie-
ben wurden und die überhaupt im Volksaberglauben
eine große Rolle spielten. Von einer andern, selte-
nern Art, der 6. odorati^inia Fic/l., wurden die
Knollen als ?9.1ma ^1iri8ti ininor bezeichnet und
dienten zu ähnlichen Zwecken wie die der vorigen Art.
<5^inn2.roliu8, Nilhecht, Gattung der
Echlundblasensische (s. d.), und zwar aus der Fa-
milie der Norm^riäHO (s. d.) mit nur einer Art
(6. uiloticuä Ol^.). Der Körper ist aalähnlich, be-
schuppt, der Kopf nackt. Die Rückenflosse verläuft
fast den ganzen Rücken entlang, der flossenlose
Schwanz ist zugespitzt, After- und Brustflossen feh-
len, die Kiemenspalte ist sehr klein. Bewohnt die
Flüsse des tropischen Afrika.
Gymuasialseminare, s. Gymnasien (S.597a).
- Gymnaslarchen, s. Gymnastik.
Gymnasium, bei den Griechen Bezeichnung für
öffentliche Anlagen, die dem Jüngling und Mann
(die Knaben übten sich in der Palästra) zur Ans-
bildung und Kräftigung des Körpers Gelegenbeit
boten (s. Gymnastik). Gymnastische und musische,
d. h. körperliche und geistige Ausbildung wurde
von den Griechen und namentlich von den Athenern
gleichmäßig gefördert, aber nur die erstere stand
unter der Leitung des Staates. Allmählich wurden
die G. auch Sammelplätze für das geistige Leben.
Besonders die Philosophen wählten sie, um dort
ihre Vorträge zu halten. So in Athen; in der
Akademie lehrte Plato, im Lykeion (Lyceum) Ari-
stoteles, im Kynosarges der Stifter der cynischen
Schule. Die Römer bezeichneten ursprünglich die
Schule mit wäug; später, als die griech. Bildung
bei ihnen allgemeiner wurde, gebrauchten sie den
Namen scliola,, der bei den Griechen eigentlich
die Muße, dann die in der Muße von Staats-
geschäften geübte wissenschaftliche Thätigkeit be-
deutete. Die Namen des klassischen Altertums
(Akademie, Lyceum, G.) hat die christl. Zeit mit
dem Studium der Schriftwerke des Altertums
auf die höhern Lehranstalten übertragen. Das
Mittelalter nannte seine Schule mit dem von den
Römern übernommenen Namen Lckola, dann 8w-
äium. Als sich im Mittelalter in Italien und
Frankreich die Universitäten bildeten, erhielten sie
in Erinnerung an die griech. Philosophenschulen
neben dem Namen Studium F6N6i^1o und univ6r8i-
tk8 den Namen ^^inu3.8iiini ^n der Humanistenzeit
auch acaä6mia), von welchen Namen univ6r8ita3
ursprünglich nicht wie jetzt die Gesamtheit der
Wissenschaften (univ6i'8itH3 littei-arum), sondern
die Gesamtheit der Lehrer und Studierenden, die
akademische Körperschaft, bezeichnete. In der Huma-
nistcnzeit begann man den Namen G. auch Latein-
schulen beizulegen, zuerst vorzugsweise solchen,
die über die gewöhnlichen Unterrichtsziele hinaus-
gingen, wie die in Nürnberg, den Hansestädten,
Gotha. Daraus entwickelten sich F^inna^ achtle-
inica, die Gelegenheit bieten sollten, auch die Uni-
versitätsstudien in der Heimat zu betreiben, wie in
Eoburg, Danzig, Hamburg. Aus einzelnen solcher
Schulen sind auch Universitäten entstanden, wie
Altdorf aus Nürnberg, Helmstedt aus Ganders-
lMM, Erlangen aus Vayreuth, Dorpat aus Mitau.
Gegen den Ausgang des 18. Jahrh, wurde der
Name G. allgemeiner, aber erst eine preuß. Ver-
fügung vom 12. Okt. 1812 ordnete an, daß alle
Schulen, die das Recht hätten, ihre Schüler zur
Universität zu entlassen, amtlich den Namen G.
führen follten. Diesem Vorgange ist man in den
meisten deutschen Ländern gefolgt, ebenso in Oster-
reich und Ruhland. In Bayern heißen die G.
Studienanstalten. Dagegen hat Frankreich
1^0663 (Staatsanstalten) und O0II6Z68 (von dem
lat. colis^ium), Italien I^icei und 611111281, Eng-
land 6i'HuiiiiHi' 8c1i00i3 und ?ud1ic 8c1i0oi8,
Belgien ^t1i6ii668, Skandinavien I^roverk (ge-
lehrte Schulen), die Schweiz Kantonschulen. In
sehr verschiedener Anwendung finden sich vereinzelt
die Namen Lyceum, Pädagogium, Kloster-,
Domschule. Der Name Gelehrte Schule oder
gar Gelehrtenschule hat seine Veranlassung in
der vorwiegenden Beschäftigung mit den alten
Sprachen und der Vorbereitung für einen gelehrten
Beruf. Daneben hat Mittelschule in neuerer
Zeit Verbreitung gefunden.
Aus dem röm. Altertum hat die christl. Welt
ihre Vildungsmittel entlehnt; die encyklopäd. Be-
handlung des Wissens in den sieben Freien Künsten
bot in einer Zweiteilung das trivium (Grammatik,
Rhetorik und Dialektik) als Lehrgegenstände für den
ersten Unterricht, während das Huaärivwin (Arith-
metik, Geometrie, Astronomie, Musik), die höhere
Stufe, von vielen nicht erreicht wurde. Zunächst
war es bei dem Unterricht in den Kloster- und
Domschulen auf die Ausbildung von Geistlichen
abgesehen; später kam zu der innern Schule (3cIioiH
c1au3ti-ali8) auch eine äußere Schule (8c1i0la oxtsiior)
mit demselben Unterricht für Laien hinzu. Stadt-
schulen mit gleicher Unterrichtsverfassung beginnen
seit dem 12. Jahrh. Das Band der Kirche machte
aus der gebildeten Welt eine Einheit mit einer ein-
zigen Sprache, der lateinischen, die auch allein zur
Vermittelung alles geschäftlichen Verkehrs diente.
Durch die fcholastische Philosophie wurde die Kennt-
nis der röm. Litteratur verdrängt, und das Latei-
nische verfiel, nachdem es sich eine der scholastischen
Bildungsweise entsprechende Form geschaffen hatte,
in Barbarei. Mit der Neubelebung der klassischen
Studien in Italien und deren Verpflanzung zu den
Kulturvölkern Europas begann der Kampf gegen
diese Barbarei, der mit besonderm Nachdruck in
Deutschland geführt wurde. Man erstrebte eine all-
gemeine geistige Bildung durch die klassische Litte-
ratur, richtiger durch die röm. Litteratur und deren
Charakter, denn die griech. Sprache hat sich nur
langsam auf den Universitäten verbreitet und sehr
dürstig in den Schulen entwickelt.
Diese verbesserte Trivialschule des Mittelalters
nahmen die deutschen Reformatoren eifrigst auf.
Luther und Melanchthon hatten dabei sowohl die
Bedürfnisse der Kirche als auch das wellliche Regi-
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