Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

641
Hagel (in der Jägersprache) - Hagelkugel
Ortsbehörden zur Meldung der in ihren Bezirken
eintretenden Zagelfälle auf mit bestimmter Frage-
stellung versehenen Karten angewiesen. Im Jahre
liefen durchschnittlich 818 Meldungen ein (1888:
250,1890:1328). Diese lassen 66 Tage mit Hagel-
fall erkennen, von denen auf den April 5, Mai 15,
Juni 15, Juli 17, August 11, September 2, Okto-
ber 1 kommen. Da im Jahre durchschnittlich an
115 Tagen Gewitter auftreten, so sind 57 Proz. der-
selben mit Hagelfall verbunden. Nimmt man an,
daß die Zahl der Meldungen einen Schluh auf die
Größe der verhagelten Flächen gestatte, was aller-
dings aus manchen Gründen bedenklich ist, so wird
jährlich 20 Proz. des Landes von H. betroffen, auf
einen Hageltag kommen also 0,3i Proz. Aus-
gebreitete Hagelfälle sind selten, da in 7 Jahren
von nur 16 Tagen je mehr als 100 (von 4000) Stel-
len H. meldeten und nur von 1 Tage über 200 Mel-
dungen vorliegen. Ein kurzer Bericht des Direktors
des königlich sä'chs. Meteorologischen Instituts mit
einer Karte der Hagelhäufigkeit wird demnächst amt-
lich publiziert werden. - Vgl. Fritz, Die geogr.
Verbreitung des H. (in Petermanns "Mitteilun-
gen", 1876, S. 362 fg.); Schwaab, Die Hagel-
theorien älterer und neuerer Zeit (Cass. 1878);
Sarrazin, Die Naturgesetze des H. und die Hagel-
versicherung (Groß-Lichterfelde 1890); derf., Acht
Jahre Hagelstatistik des königlich preuh. Statisti-
schen Bureaus u. s. w. und deren Hagelkarte von
Norddeutschland (Berl. 1893).
Hagel, in der Jägersprache, i. Schrot.
Hagel, Hagelgeschoß, ver-
altete Bezeichnungen für die Ver-
einigung einer Anzahl kleinerer
Geschosse zu einem Schuß; sie wer-
den zusammen in das Geschützrohr
geladen und so verfeuert, daß fic
von der Mündung ab sich zerteilen
und eine Streuwirkung (f.d.) aus-
üben. Statt H. wurde fpäter die
Bezeichnung Kartätfche (s. d.) ge-
bräuchlich. Man hatte H.^us Stei-
nen, Blei- und Eifenkugeln fowic
aus kleinern Sprenggeschossen:
letzterer wurde Granathagel
genannt (s. Granate).
Hagelberg, Dorf und Berg
bei Belzig (s. d.).
Hagelfeier, s. Hagelfeuer.
Hagelfeuer nennt man im
gcrman. Kult die Sitte, vor Be-
ginn des Sommers heilige Feuer
zu entzünden, durch die Hagel-
oder Gewitterschäden von den
Feldern fern gehalten werden
sollten. So zeigen sich die H. als eine Unterart
der Johannisfeuer (s. d.), nur daß sie nicht wie diese
an einen bestimmten Tag gebunden sind. In der
Regel fanden die H. Mitte Juni statt: in einzelnen
kath. Ländern sind sie auf den 26. Juni festgefetzt, wo
die Heiligen Johannes und Paulus durch feierliches
Hochamt, die Hagel- oderSchauerfeier, als Ab-
wehrcr von Hagel und Unwetter angesteht werden.
Hn das Feuer warf man Tiere oder Eier u. dgl., ein
Überbleibsel eines alten Opfers. - Vgl. Pfannen-
schmid, German. Erntefeste (Hannov. 1878); Iahn,
Die deutschen Opfergebräuche (Vresl. 1884).
Hagelgeschoß, f. Hagel (artill.).
Hagelkorn (Chalazion), s. Gerstenkorn.
Vrockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. VIH.
Hagelkörner, schloßen, bestehen aus mehr
oder weniger großen Eismassen. Fast stets bildet
das Innere ein weißlicher undurchsichtiger Kern,
ähnlich einem Graupelkorn (s. Graupeln), um den
sich Schalen glasigen Eises gelegt haben. Die Form
ist meist stark abgeplattet. Die Größe der H. ist
sehr verschieden. Gewöhnlich haben sie 5-10 min
Durchmesser. Es sind jedoch H. bis zu 80 mm
Durchmesservorgekommen. Die großen H. sind wahr-
scheinlich meist durch Zusammenbacken kleinerer Kör-
ner entstanden, was sich an der unregelmäßigen
Fig. 2.
Form und an den häusigen höckerigen Ansätzen
der Oberstäche zu erkennen giebt. Vorstehende Ab-
bildungen (Fig.1 u. 2, beide in natürlicher Größe)
zeigen zwei merkwürdige Beispiele von größern H.,
die am 27. Aug. 1860 zu Leipzig fielen. Oft sind
Einschlüsse, als Blätter, kleine Zweige, Steine
u. s. w., in den H. wahrgenommen worden. Am
4. Juli 1883 fielen am Mälarsee in Schweden H. mit
Quarzsteincn von 0,9 bis 5,8 3 Gewicht. - Vgl.
Munke, Artikel H. in Gehlers "Physik. Wörter-
buch" (neue Bearbeitung, 11 Bde., Lpz. 1825-45).
Hagclkugel, eine mit kleinen Kugeln gefüllte
Granate, die als Vorläufer des spätern Shrapnels
schon um 1600 vorkam (s. Geschoß, Bd. 7, S. 903d).
41