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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hagetmau - Hagn
den ganzen Erwerb derjenigen, welche bis in das
fünfzigste Lebensjahr unverheiratet blieben oder
nicht wieder heirateten, falls sie vor dem dreißigsten
Jahre Witwer wurden und Kinder nicht hatten.
In andern Gegenden hatte sich das Hagestolzenrecht
dahin gestaltet, daß, wer in höherm Alter und ohne
rechtmäßige Abkömmlinge verstarb, vom Fiskus be-
erbt wurde und nicht letztwillig verfügen durfte.
Auch dieses Recht ist nicht mehr in Geltung.
Hagetmau (spr. aschetmoh), Hauptort des Kan-
tons H. s192,20 ykin, 18 Gemeinden, 10732 E.) im
Arrondissement St.Scverdes franz.Depart.Landes,
im Thale des links zum Adour fließenden Louts, hat
(1891) 1820, als Gemeinde 3142 E., Handel mit
Vieh und Olwaren und Tafelleinenfabrikation.
Hägg, Ar. Herm., schwed. Radierer, geb. 1835
auf der Insel Gottland, studierte anfangs die Schiss-
baukunst, kam in dieser Eigenschaft nach England,
beschäftigte sich hier mit Architckturstudien und
Aquarellmalerei, widmete sich aber später und mit
großem Erfolg der Radierkunst. Seine Radierun-
gen, die hauptsächlich Bauwerke in großem Maßstab
behandeln, zeichnen sich durch die kühne und sichere
Ausführung, die hervorragend malerisch-dekora-
tive Wirkung aus und erfreuen sich besonders in
England und Nordamerika als Zierblätter einer
großen Beliebtheit. Als Beispiele können genannt
werden: Kathedrale von Chartres, Nothenburg a. d.
Tauber, Mont St. Michel, Straße in Sicilien,
Dom Zu Upsala. H. ist Mitglied der schwedischen
Kunstakademie.
Haggada, s. Hagadah.
Hagga't', nachexilischer Prophet, weissagte zu
Jerusalem zur Zeit des Königs Darms Hystaspes,
520 v. Chr. Er gab den Antrieb zum Wiederaufbau
des Tempels, von dessen Vollendung er den Ein-
tritt der messianischen Zeit abhängig dachte.
Haggard (spr. Häggerd), Henry Nider, engl.
Romanschriftsteller, geb. 22. Juni 1856 zu Veaden-
ham (Norfolk), lebt abwechselnd in Kensington und
in Bungay in Norfolk. Er hielt sich längere Zeit
in den afrik. Kolonien Englands auf, und fein erstes
Werk war "(^t^^o llnä 1ii8 nliiw nei^Iidoui-Z"
(Lond. 1882), dem 1884 der Roman "v^vn" folgte.
Bekannt wurde er durch "NnZ ßoloinon's iniii68"
(1886); "81i6, a. I^toi^ ol aävenwre" (1887) wurde
nicht weniger berühmt. Seitdem schrieb H. Sensa-
tionsromane ("LK6 nitck'3 lieaä", 1885; "Oioo
patlH", 1889; "Nric VriFlit6^68 ", 1891; "^käa,
t!i6 I^ii^", 1892 u. a.).
Haggenmacher, Gust. Adolf, Afrikareisender,
geb. 3. Mai 1845 bei Brugg im Aargau (Schweiz),
bildete sich zum Kaufmann aus und ging 1865 nach
Ägypten. 1866 siedelte er nach Chartum über, von
wo aus er Handelsreisen im ägypt. Sudan unter-
nahm; 1869 reiste er durch Abessinien nach Suakim.
Dann schloß er sich in Masfaua dem Konsul Mun-
zinger an und brachte 1872 als ägypt. Kommissar
eine Sammlung sudanesischer Erzeugnisse nach Wien
zur Weltausstellung. 1874 wurde er in Kassala als
Stellvertreter Munzingers eingesetzt, machte dann
im Auftrag des Chediv eine "Reise in die nördl.
Somalländer und nach Galabat. Auf dem 1875
unternommenen ägypt. Kriegszuge nach Abessinien
wurde er ermordet. Nach Tagebüchern und Briefen
bearbeitete Kettler: "G. A. H.s Reise tm Somal-
lande 1874" (Gotha 1876).
Hagla Mavra, s. Amaxiti.
Hagiasmatarlon, s. Hagiasmos.
Hagiasmos (grch.), in der griech. Kirche im be-
sondern die Weihe des Wassers. Das Weihwasser
selbst heikt Hagiasma. Der große H. geschieht
am Sonnabend vor Epiphania und an diesem felbst.-
der kleine H. am ersten jedes Monats. H. heißt im
allgemeinen auch die Heiligung von Personen und
Sachen durch den Priester bei vielen Gelegenheiten.
Die Formeln des H. enthält das Hagiasma-
tarion, ein Teil des Euchologion (s. d.).
Hagiogräpha(grch., d.i. heilige Schriften), auch
Graphai,hebr.Kc'thubim (d.i. Schriften schlecht-
hin), Name für den dritten, am spätesten entstande-
nen Teil des hebr. Kanons, der die Psalmen, Sprich-
wörter, Hiob, das Hohe Lied, das Buch Ruth, die
Klagelieder des Ieremias, den Prediger Salomo,
das Buch Esther, Daniel, Esra, Nehemia und die
Bücher der Chronik umfaßt. Diefer Teil des Ka-
nons bildete sich in Palästina aus einer Reduktion
des nach Abschluß des ersten und zweiten Kanons
noch vorhandenen religiösen und vaterländischen
Schrifttums. Das älteste dieser Bücher ist das Buch
der Klagelieder, exilischen Ursprungs, während die
übrigen nach dem Exil entstanden sind. Von den
der griech. Zeit angehörenden Werken haben in dem
palästimschen Kanon nur solche Aufnahme gefunden,
die hebräisch oder aramäisch geschrieben waren und
von religiösen Größen der Vergangenheit hergeleitet
wurden, daher z. V. der Prediger Ealomos (s. Kohe-
leth) und Daniel (s. d.), nicht aber Jesus Sirach
und das 1. Makkabäerbuch. In der griech. Über-
setzung des Alten Testaments sind die H. viel um-
fangreicher, was sich daraus erklärt, daß der in
Palästina erfolgte Abschluß des 2. und 3. Kanons
in Alerandria nicht zur Geltung gekommen ist. Eben
daraus erklärt es sich, daß in Alerandria die Schrif-
ten des 2. und 3. Teils nicht voneinander getrennt,
sondern in ganz abweichender Anordnung ineinander
geschaltet überliefert wurden. Auch ist die Reihen-
folge der H. in den Handfchriften und Drucken der
griech. anders als in der hebr. Bibel. Die Anord-
nung der griech.-alerandrinischen Bibel ging in die
Vulgata und die luth. Bibelübersetzung über. In
der luth. Bibel stehen die Apokryphen besonders.
Hagiolatrie (grch.), Heiligendienst, 1. Heilig,
Heilige, Heiligung. Mthos.
Hagion Oros (neugrch., "heiliger Berg"), s.
Hagios Ilias, s. Eliasberg.
Hagios-Nikolaos,HauptstadtvonTenos(s.d.i.
Hagiostrati, Insel im Agäischen Meere, 30 km
im S^)W. von Limni, 50 ykm groß, bis 266 m
hoch, besteht aus krystallinischen Gesteinen.
Hagiötik (grch.), Lehre von der Heiligung.
Hagn, Ludw. von, Genremaler, geb. 23. Nov.
1819 zu München, erhielt seine Erziehung im königl.
Kadettenkorps daselbst, ging aber frühzeitig zur
Malerei über. 1841-42 besuchte er die Münchener
Akademie und bildete sich dann zwei Jahre in Ant-
werpen und ebenso lange in Brüssel unter Eugöne
de Block zum Genremaler aus. 1851 besuchte er
abermals Berlin, wo ihn die Schlösser in und bei
Potsdam wie das Vorbild Menzels zum Rokoko
führten, dann 1853 - 55 Paris, endlich 1863-65
Italien. Von seinen Bildern sind hervorzuheben:
Die unwillkommene Liebeswerbung (1851; Galerie
zu Schwerin), Musikalische Morgenunterhaltung
(1859; Neue Pinakothek in München), Italienische
Gartenscene (1868; in der Schackschen Galerie), die
Bibliothek im Iesuitenkollegium in Rom (1869^
welches Bild in seiner feinen Tonstimmung den