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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hahn (Joh. Michael) - Hähnel
starb 23. Sept. 1869 in Jena. H. schrieb: "Albanef.
Studien" (Jena 1854), "Aphorismen über den Bau
derIlias und Odyssee" (ebd. 1856), "Proben Ho-
merischer Arithmetik" (ebd. 1858), "Reife von Bel-
grad nach Salonik" (Wien 1861; 2. Aufl. 1868),
"Griech. und albanes. Märchen" (2 Bde., Lpz. 1864),
"Ausgrabungen auf der Homerischen Pergamos"
(ebd. 1865), "Reise durch die Gebiete des Drin und
Wardar" (Wien 1870), "Sagwissenschaftliche Stu-
dien" (7 Lfgn., Jena 1872-74).
Hahn, Joh. Michael, schwäb. Theosoph, geb.
2. Febr. 1758 in Altdorf bei Böblingen, hatte seit
seinem 17. Jahre Erleuchtungen und Visionen und
bildete im Anschluß an Jak. Böhme und Ötinger
ein eigentümliches theosophisches Lehrsystem aus,
das vor allem auf unausgesetzte Buße und ernsten
Wandel dringt und chiliastische Hoffnungen pflegt.
H. fuchte feine Ansichten durch Schriften und als
Sprecher in freien Verfammlungen zu verbreiten
und gewann zahlreiche Anhänger, die sich zu der in
Württemberg noch heute weitverzweigten, von der
evang. Landeskirche aber äußerlich nicht getrennten
Sekte der Michelianer zusammenschlössen. H.
starb 20. Jan. 1819 zu Sindlingen, einem Gute der
Herzogin Franziska, wo er seit 1794 in Zurückge-
zogenheit lebte. Seine Schriften mit einer Selbst-
biographie erfchienen gesammelt in 13 Bänden (Tüb.
1819-41). - Vgl. Palmer, Die Gemeinschaften
und Sekten Württembergs (Tüb. 1877).
Hahn, Karl Friedr. von, f. Hahn-Hahn, Ida,
Grasin von.
Hahn, Ludwig, Gefchichtfchreiber, geb. 18. Sept.
1820 zu Breslau, studierte dort und in Berlin
Theologie, war 1842-48 Erzieher in Paris, wurde
1849 Hilfsarbeiter in der Schulabteilung der Re-
gierung in Vreslau, dann im Kultusministerium,
1855 Geh. Regierungsrat und vortragender Rat
im Ministerium des Innern, wo er das Litte-
rarische Bureau leitete. Nachdem er eine Zeit lang
Schulrat in Stralsund gewesen war, wurde H. 1862
wieder ins Ministerium berufen und zum Geh.
Oberrcgierungsrat ernannt und leitete als folcher
die "Provinzialkorrefpondenz" und die Regierungs-
preffe. 1884 trat er in den Ruhestand und starb
30. Sept. 1888 in Berlin. H. veröffentlichte: "Das
Unterrichtswefen inFrankreich" (2Bde.,Vresl.1848),
"Gefchichte des preuß. Vaterlandes" (22. Aufl., ebd.
1891), "Leitfaden der vaterländischen Geschichte"
(46. Aufl., ebd. 1891), "Friedrich d. Gr." (ebd. 1855;
2. Aufl. 1865), "Kurfürst Friedrich I. von Branden-
burg" (ebd. 1859), "Zwei Jahre preußifch-dcutfcher
Politik 1866-67" (ebd. 1868), "Der Krieg Deutfch-
lands gegen Frankreich" (ebd. 1871), "Kaifer Wil-
helms Gedenkbuch" (5. Aufl., ebd. 1880), "Das
deutfche Theater und feine Zukunft" (anonym, ebd.
l879; 2. Aufl. 1880), "Fürst Bismarck. Sein polit.
Leben und Wirken urkundlich in Thatsachen und des
Fürsten eigenen Kundgebungen dargestellt" l5Bde.,
ebd. 1878-91), "Elementar-Geographie" (3. Aufl.
von Desselbergcr, Heilbr. 1883), "Geschichte des Kul-
turkampfes in Preußen. In Aktenstücken dargestellt"
(Berl. 1881), "Das Heer und das Vaterland" (ebd.
1883), "Zwanzig Jahre 1862-82. Rückblicke auf
Vismarcks Nirkfamkeit für das deutfche Volk" (ebd.
1882), "Wilhelm, der erste Kaifer des neuen Deut-
schen Reichs" (hg. von O. Hahn, ebd. 1888).
Hahn, Ludwig Philipp, Dichter, geb. 22. März
1746 zu Trippstadt in der Pfalz, starb 1814
als Nentkammersekretär und Rechnungsrevisor zu
Zweibrücken. Er fchrieb die Dramen: "Der Auf-
ruhr zu Pisa" (Ulm 1776), worin er die Vorgeschichte
des Gerstenbergschen "Ugolino" mit dramat. Ge-
fchick behandelte, "Graf Karl von Adelsberg" (Lpz.
1776), "Robert von Hohenecken" (ebd. 1778), "Wall-
rad und Evchen oder die Parforcejagd", Singspiel
(Zweibr. 1782) u. a.; auch veröffentlichte er "Lyrische
Gedichte" (ebd. 1786). - Vgl. Werner, Ludwig Phi-
lipp H. Ein Veitrag zur Geschichte der Sturm- und
Drangzeit (in "Quellen und Forschungen", Heft 22,
Straßb. 1877).
Hahn, Werner, Schriftsteller, geb. 13. Mai 1816
zu Marienburg in Westpreußen, studierte Theo-
logie und Philosophie in Berlin und Halle und
ließ sich dann als Privatgelehrter in Sakrow bei
Potsdam nieder, wo er 1. Dez. 1890 starb. Von
seinen Werken, meist patriotischen Volksschriften,
sind hervorzuheben: "Friedrich Wilhelm III. und
Luise, König und Königin von Preußen" (Berl.
1850; 3. Aufl. 1877), "Hans Joachim von Zielen"
(ebd. 1850; 5. Aufl. 1878), "Friedrich I., König in
Preußen" (ebd. 1851; 3. Aufl. 1876). Seine "Ge-
fchichte der poet. Litteratur der Deutfchen" (Berl.
1860; 11.Aufl. 1888) ist ebenso wie seine "Deutsche
Poetik" (ebd. 1879) ohne tiefern Wert; die Unzu-
länglichkeit feiner wissenschaftlichen Bildung und
Methode offenbart sich ebenso in den auf die alt-
german.Heldendichtung bezüglichen Schriften: "Die
Edda" (Berl. 1872), "Das Nibelungenlied. Über-
setzung der Handschrift ^ mit Einleitung" (Stuttg.
1884), "Odin und fein Reich, die Götterwelt der
Germanen" (Berl. 1887), "Kriemhild, Volksgesang
der Deutschen aus dem 12. Jahrh." (2. Aufl.,
Eisenach 1889).
Hähnel, Ernst, Bildhauer, geb. 9. März 1811
zu Dresden, studierte an der dortigen Bauschule
unter Thürmers Leitung die Baukunst und ging
1830 zu gleichem Zwecke nach München zu Gärtner.
Dort führten ihn indes die antiken Bildwerke
der Glyptothek wie die Bekanntschaft mit Schwan-
thaler und Rietschel zur Plastik. Im folgenden
Jahre reiste er nach Italien und verweilte feit 1835
drei Jahre in München. Auf Sempers Veranlassung
wurde er 1838 nach seiner Vaterstadt zurückgerufen,
um einen Teil der Skulpturen am neuen Theatcr-
gebäude zu fertigen. Sein berühmter, einen Bacchus-
zug darstellender Fries an der Attika der Rückfeite
des Dresdener Theaters ist bei dem Brande von
1869 zu Grunde gegangen (Abgüsse erhalten), wäh-
rend die Statuen des Sophokles und Aristophanes,
Shakespeare und Moliere gerettet und am Neubau
des Theaters wieder ausgestellt wurden. Zu diesen
schuf der Künstler für das neue Theater zehn Jahre
später die sechs weitern Statuen Alexander, Lysip-
pus, Dante, Michelangelo, Naffael und Cornelius.
(VonderNaffaelftatuesf.Tafel:Deutfche KunstV,
Fig. 5^ befinden sich Marmorwiederholungen im
Museum zu Leipzig und in der Nationalgalerie zu
Berlin.) 1845 wurde fein in Erz gegossenes Denk-
mal Beethovens auf dem Münsterplatze zu Bonn
enthüllt. Die nächsten größern Arbeiten waren eine
Statue Karls IV. für Prag (1848), ein Bronzestand-
bild Friedrich Augusts II. von Sachfen auf dem
Neumarkt in Dresden (1867), die eherne Reiterstatue
des Feldmarfchalls Fürsten Schwarzenberg in Wien
(1867), das Bronzestandbild Theodor Körners vor
der Kreuzfchule in Dresden (1871), das aus Kupfer
getriebene Reiterstandbild des Herzogs Friedrich
Wilhelm auf dem Schloßplatz in Braunschweig