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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hahnentritt - Hahnke
in England, in den Niederlanden, in Italien,
Deutschland, im östl. Asien und in Centralamerika.
In England wurde der H. systematisch geregelt,
namentlich unter Heinrich VIII. und Karl II., von
denen der erstere den ersten großen nationalen H.
in Westminster veranstaltete. Wetten bildeten bei
dem H. immer die Hauptsache. Jetzt sind die H. in
England verboten. <S. auch Kampshühner.)
Hahnentritt, s. Ei (Bd. 5, S. 758 a).
Hahnentritt oder Zuckfuß, eine Krankheit des
Pferdes, bei der einer oder beide Hinterfüße bei der
Bewegung rasch und sehr stark, krampfähnlich, ge-
beugt werden. Die wahre Ursache dieses Leidens
ist noch nicht sicher bekannt. Der H. ist immer ein
Schönheitsfehler, beeinträchtigt aber in höhern
Graden auch die Leistungsfähigkeit. Verfucht wurde
zur Heilung des H., aber ohne Erfolg, die Durch-
schneidung gewisser Sehnen und Fascien. Sog.
falscher und heilbarer H. kommt bei Kronentritt und
Mauke (s. d.) zur Beobachtung.
Hahngehäuse, s. Hahn (Maschinenteil).
Hahn-Hahn, Ida, Gräfin von, Schriftstellerin,
Tochter des durch seine enthusiastische Liebe sür das
Theater und Schauspielwesen bekannten Grafen
Karl Friedrich von Hahn (geb. 18. Mai 1782,
gest. 21. Mai 1857 zu Altona), wurde 22. Juni 1805
zu Tressow in Mecklenburg-Schwerin geboren. Da ihr
Vater 1813-15 in mecklenb. Diensten die Feldzüge
mitmachte, später als Führer von Schauspielertrup-
pen meist von seinen Gütern abwesend war, auch durch
seine Lieblingsneigung seine Vermögensumstände
so zerrüttet hatte, daß die Güter einem Sequester
überlassen werden mußten, lebte sie mit ihrer Mut-
ter in Rostock, dann in Neubrandenburg, seit 1821
in Greifswald, wo sie sich 1826 mit ihrem Vetter,
dem Grasen Friedrich Wilhelm Adolf von H., ver-
mählte. Diefe Ehe wurde jedoch bereits 1829 ge-
löst. In der Folge lebte sie abwechselnd in Berlin
und Dresden und unternahm weite Reiscnnach der
Schweiz, Osterreich, Italien, Spanien, Frankreich,
Schweden und dem Orient. Von romantischen
und religiösen Ideen beeinflußt, trat sie 1850 zur
H-öm.-kath. Kirche über und zeigte sich in Wort und
That als eine eifrige Konvertitin. Die Schrift "Von
Babylon nach Jerusalem" (Mainz 1851) sollte ihren
Übertritt rechtfertigen. Nirgends Befriedigung fin-
dend, gab sich die Gräfin strenger Ascese hin und
trat im Nov. 1852 als Novize zu Angers in ein
Kloster, gründete in Mainz ein gleiches und wid-
mete sich später zu Mainz der Rettung Gefallener.
Sie starb daselbst 12. Jan. 1880.
Ihr bedeutendes, durch vielseitige Ausbildung
unterstütztes Talent, dem aber leidenschaftliche Un-
ruhe und eingewurzelte Vorurteile eine gleichmäßige
Vollendung nicht gestatteten, bewährteste anfangs
im Lyrifchen durch ihre "Gedichte" (Lpz. 1835),
"Neuere Gedichte" (ebd. 1836), "Venezianische
Nächte" (ebd. 1836) und "Liederund Gedichte" (Berl.
1837). Später wendete sie sich dem socialen Roman
zu, womit sie in den exklusiven Kreisen ihrer Stan-
desgenossen außerordentlichen Erfolg erzielte. Es
erschienen: "Aus der Gesellfchaft" (Berl. 1838), "Der
Rechte" (ebd. 1839), "Gräfin Faustine" (ebd. 1841),
"Ulrich" (2 Bde., ebd. 1841), "Sigismund Forster"
(ebd. 1843), als Fortsetzung des letztern Romans
"Cecil" (2 Bde., ebd. 1844), "Zwei Frauen" (2 Bde.,
ebd. 1845), "Clelia Conti" (ebd. 1846), "Sibylle"
(2 Bde., ebd. 1846) und "Levin" (2 Bde., ebd. 1848).
Neue Austagen von diesen Schriften erschienen
unter dem Gesamttitel "Aus der Gesellschaft" (in
12 Lfgn., Verl. 1844), und vervollständigt als "Ge-
sammelte Schriften" (21 Tle., ebd. 1851). Eine
schneidend bittere, aber verdiente Satire auf die
exklusiv aristokratische Tendenz derH. war "Diogena,
Roman von Iduna Gräfin H." (Lpz. 1847), deren
Verfasserin Fanny Lewald ist. In den vielen Reise-
fchriften der Gräfin, wie "Jenseits der Berge"
(2 Bde., Lpz. 1840), "Reifebriefe" (2 Bde., Verl.
1841), "Erinnerungen aus und an Frankreich" (ebd.
1842), "Ein Reifeverfuch im Norden" (ebd. 1843)
u. s. w., denen sich zuletzt "Orientalische Briefe"
(3 Bde., ebd. 1844) anreihten, erscheint die Dar-
stellung mehr glänzend als tief, das Urteil geistreich
und blendend, aber auch flüchtig und wesentlich durch
den augenblicklichen Eindruck bestimmt.
In ihren nächstfolgenden Schriften, wie "Unserer
lieben Frau" (Mainz 1851; 3. Aufl. 1856), "Aus
Ierufalem" (1. und 2. Aufl., ebd. 1851), "Die Lieb-
haber des Kreuzes" (2 Bde., ebd. 1852), "Ein Büch-
lein vom guten Hirten" (ebd. 1853) u. s. w., zeigte
sie auf religiösem Gebiete die ihr eigene Exklusivi-
tät. In ihren neuern Romanen "Maria Regina"
(2 Bde., Mainz 1860; 4. Aufl. 1876), "Peregrin"
(2 Bde., ebd. 1864; 2. Aufl. 1879), "Doralice"
(2 Bde., ebd. 1861; 2. Aufl. 1863), "Zwei Schwestern"
(2 Bde., ebd. 1863), "Die Erbin von Cronenstein"
(2 Bde., ebd. 1868), "Die Glöcknerstochter" (2 Bde.,
ebd. 1871), "Die Erzählung des Hofrats" (2 Bde.,
ebd. 1872), "Die Gefchichte eines armen Fräuleins"
(2 Bde., ebd. 1869), "Vergieb uns unsere Schuld"
(2 Bde., ebd. 1874) herrscht bei allen glänzenden
Vorzügen in Bezug auf Diktion und Menschenkennt-
nis eine entschieden ultramontane Richtung vor.
Auch fallen in diese Zeit außer einigen andern
Schriften noch ihre "Bilder aus der Gefchichte der
Kirche" (4 Bde., Mainz 1856-66).
Vgl. Marie Helene, Gräfin Ida Z., ein Lebens-
bild nach der Natur gezeichnet (1869); Paul Haff-
ner, Gräfin Ida H. Eine pfychol. Studie (Frankf.
a. M. 1880); H. Keiter, Lichtstrahlen aus den Wer-
ten der Gräfin Ida H. (Lpz. 1881).
Hahnke, Wilhelm von, preuß. General, geb.
1. Okt. 1833 in Berlin, wurde im Kadettenkorps
erzogen, 1851 zum Sekondelieutenant im Kaiser
Alexander-Gardegrenadierregiment Nr. 1 ernannt,
1853 zum Premierlieutenant und 1863 zum Haupt-
mann im Gardegrenadierregiment Königin Elisabeth
befördert und nahm in diefem als Compagniechef
am Kriege gegen Dänemark teil. 1866 in den Ge-
neralstab versetzt, machte er den Feldzug in Böhmen
im Stäbe des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von
Preußen, des Oberstkommandierenden der Zweiten
Armee, mit; nach Beendigung dieses Krieges war
er bis Frühjahr 1870 Flügeladjutant des Herzogs
Ernst II. von Hachsen-Coburg-Gotha. Am Kriege
1870/71 nahm er als Major im Generalstab wie-
derum im Hauptquartier des Kronprinzen von
Preußen teil. 1872 zum Chef des Generalstabs des
3. Armeekorps ernannt, wurde H. 1875 Oberstlieute-
nant, 1878 Oberst, 1881 Generalmajor und Com-
mandeur der 1. Garde-Infanteriebrigade, zugleich
Kommandant von Potsdam, 1886 "Commandeur
der 1. Garde-Infanteriedivision und Generallieute-
nant, 1890 General der Infanterie. Seit 1888 hat
er die Stellung als Chef des Militärkabinetts inne.
Er ist Generaladjutant des Kaisers Wilhelm II. und
steht 2. lg. zuite des Kaiser Alexander-Gardegrena-
dierregiments Nr. 1.