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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Halacha - Halbbildung
H.-Ath (38 km) der Velg. Staatsbahn, hat (1890)
10441 E., eine schöne got. Kirche (14. Jahrh.), deren
wunderthätiges Marienbild viele Pilger herbeizieht,
mit einem schönen Hochaltar aus weißem Marmor
nnd vielen goldenen und silbernen Geräten, ein
1616 erbantes, jetzt restauriertes Rathaus; Papier-
und Porzellanfabrikation.
Halächa (hebr., d. i. Gang, Norm), in der rabbin.
Sprache die Feststellung der gesetzlichen Vorschriften
nach traditioneller Auffassung, bildet sonach den
Gegensatz zu Haggada oder Hagadah (s. d.). Die
H. wurde in den Schulen durch die Rabbiner fort-
gepflanzt und später im Talmud (s. d.) nieder-
geschrieben. Die Mehrzahl heißt Halachoth, in
der Wortverbindung vor einem Genitiv Hilchoth.
Halagebirge (Vrahuigebirge), bildet die
Grenze Belutschistans gegen das Tiefland des In-
dus. Es ist eine Fortsetzung des Suleimangebirges
und findet am Kap Muwank (Monz) am Arabischen
Meere seinen Abschluß.
Halali (Iä'gerspr., vom frz. Ka. lü. lit! d. h.
ha, da liegt er) bezeichnet den wirklichen Fang des
dei der Parforcejagd gehetzten Wildes. Wenn das-
selbe entweder sich selbst gestellt hat oder von den
Hunden ereilt und gehalten wird, daß es nicht mehr
weiter kann, so wird es von den herbeigeeilten
Jägern abgefangen, nachdem die Hessen (s. d.) mit
einem scharfen Hirschfänger durchgeschlagen worden
sind. Während des Abfangens ertönt die Halali-
fanfare (s. ^ui-60), wobei alle Iagdteilnehmer den
Hirschfänger lüften und den Handschuh von der rech-
ten Hand abziehen. Bei dem Wasser-Halali,
d. h. wenn der Hirsch sich in einen Teich oder See
flüchtet und dort stehen bleibt, wird die Wasser-
fanfare geblasen; sobald er durch Boote erreicht und
mittels eines ans Geweih geworfenen Hakens unters
Wasser gezogen ist, wo er sogleich verendet oder durch
einen Schuß des Iagdherrn getötet wird, ertönt die
Halalifanfare.
Halas (spr. -lasch, d. i. fischreich) oder Kis-
tun-Halas, Stadt mit geordnetem Magistrat im
ungar. Komitat Pest - Pilis - Solt - Klein-Kumanien,
in der Nähe des fischreichen Sees H., in sandiger
Ebene zwischen niedrigen Hügeln, an der Linie
Budapest-Semlin der Nngar. Etaatsbahnen, hat
(1890) 17138 meist magyar. reform. E., Post, Tele-
graph, ein reform. Obergymnasium; Weinbau,
Ackerbau, Viehzucht.
Haläsa, alte Stadt auf Sicilien, s. Halesa.
Halbaffen (I'i-c>8iinii), eine sehr merkwürdige
und vielgestaltige Gruppe meist nächtlicher und nur
in der Alten Welt vorkommender, affenähnlicher
Tiere, die zwar, wie die echten Affen, vier mit ent-
gegensetzbaren Daumen versehene Hände haben,
aber an dem Zeigefinger der Hinterhände eine Kralle
besitzen und durch ihre spitzo Fuchsschnauzo, das be-
haarte Gesicht, die meist großen Augen und Ohren,
sowie durä) die Vezahnung sich von den Affen unter-
scheiden, ader namentlich den Insektenfressern (s. d.)
sich anschließen. Insekten bilden auch in der That
ihre Hauptnahrung, obgleich sie Früchte nicht ver-
schmähen. Sie klettern fast nur auf Bäumen
umher und bergen sich tagsüber in Baumhöhlen.
Höchst eigentümlich ist die geogr. Verbreitung dieser
Tiere; sie bewohnen das östl. Bengalen, Südchina,
Malabar, Ceylon, Borneo, Java, das tropische
östl. und wostl. Afrika, besonders aber Madagaskar
und die Maskarcnm. Sclater hat aus dieser Ver-
breitung auf die srühere Existenz eines die gcnann
ten Länder umfassenden, großenteils versunkenen
Kontinents (Lemurien, s. d.) geschlossen, und Haeckel
dorthin die Wiege des Menschengeschlechts verlegt.
In neuester Zeit hat man in den untern Tertiär-
gebilden (Eocän) Frankreichs und der westl. Vereinig-
ten Staaten zahlreiche Neste ausgestordener H. ent-
deckt, woraus hervorgeht, daß diese Tiere in den
Ländern, wo sie sich jetzt finden, gewissermaßen als
Neste zurückgeblieben sind, die sich in dem an Raub-
tieren so überaus armen Madagaskar am besten ent-
wickeln konnten.
Man teilt die H. in drei Familien: I. Die echten
Lemuren (s. d., I^Einuriäae) oder Makis mit vier
linterfamilien: 1) In^r68in3.6, eine Gattung und
fünf auf Madagaskar beschränkte Arten (hierher der
Indri, I.ic1i3iis)w8 di-6vioHuä3.w8 (760/., s. Tafel:
Halbaffen I, Fig. 2), 2) I^mm-inae, 5 Gattungen
und 28 ausschließlich madagassische Arten (hierher
der Mongoz ^6inur Non^o/. 7^, s. Tafel: Halb-
affe n Ik, Fig. 3), 3) ^MicßdinaL, 4 Gattungen und
6 Arten in Afrika und Indien (hierher der Värenmali
^rctoe6du8 ca^I)ai'6li8i8 (7)"^, s. Taf. II, Fig. 1,
und der Schlanklori ^8t6nop8 Ai-acii^ n. ci. //oev.^,
s. Taf. I, Fig. 1), 4) (^I^winas, eine Gattung
und 14 Arten auf dem afrik. Festland (hierher der
Galago ^0t0licii'i8 6g.iNFo ^^, s. Taf. I, Fig. 3).
II. Die Koboldmakis (s. d.,^g.i-8iiäa6), eine Gat-
tung und eine Art sI'Hi8in8 8p6etruui AeoF.^.Taf.II,
Fig. 4), auf Borneo und Celebes. III. Fin gertiere
(s. d., <Hiroiii)'iäH6) oder Ay e-Ay es mit einer ein-
zigen auf Madagaskar beschränkten Art ((Hirom) 8
WI.äNß,'g.8C9,i'i6ii8i8 AesM., s. Taf. II, Fig. 2).
Die Pelzflügler (s. d.), die man sonst zu den
H. rechnete, betrachtet man jetzt meist als eine Unter-
ordnung der Insektenfresser (s. d.).
In der Gefangenschaft trifft man zumeist Arten
der Lemuriden, die mit 40-100 M. das^Stück be-
zahlt werden und gut ausdauern. Als Futter er-
halten sie in Milch eingeweichtes Weißbrot und
Obst. Seltener sieht man Galago und Schlanklori,
die entsprechend teurer sind und als Nahrung große
Mengen Mehlwürmer beanspruchen.
Vgl. Ghlf. Fischer, Anatomie der Maki u. s. w.
(Bd. 1, Franks, a. M. 1804); Vrolik, Artikel Hua-
(iruiNÄNH in Todds "(^clo^NciiH ol m^wm)' aiu!
I)1i78i0wL)'", Bd. 4 (1847); van der Hooven, Vi^'
äi^c"6n tot äö I(6nni8 van äe I^innriäeu (in "1iM-
8c1ii ilt voor natuurii^L ^68clii6ä6iii8 6N?1iv8i6ic",
Bd. 11,1844); Mivart, ^0w8 on td6 crlrnia anä
clo dsntition ot' t1i6 I^6mnri6ii6 (in den "?ro-
c66äin^8" der Londoner ^ooloMHi ^oeietv, 186^)
und ^01ltrilnttion8 t()^V3.1(i8 H mor6 C0Illpi6t6 1vN0^V'
1eä^6 ol tli" 3,xiu.I 8k6i6t0ll of t1i6 ?liin^äe8 (ebd.
1865). ^S. 311 d).
Halbalaun oder A launmehl, s. Alaun (Bd. 1,
Halbau^ Stadt im .Nrcis Sagan des preuß.
Reg.-Vez. Liegnitz, an der Kleinen Tschirne und an
der Linie Kohlfurt-Frankfurt a. O. der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Land-
gericht Glogau), hat (1890) 1260 E., Post, Tele-
graph, 2 Spartassen, 1 Schloß; 2 Glasfabriken,
Baumwoll- und Damastweberei.
Halbbauern, s. Bauer, Bauerngut, Bauern-
stand (Bd. 2, S. 505d).
Halbbergamotten, 4. Klasse des Lucasschen
Birnensystems, s. Birne.
Halbbildung, der durch ungenügenden Schul-
oder Selbstunterricht entstandene geistige Zustand,
der sich durch oberflächliche Kenntnisse auf verschic-