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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hals (in der Jägersprache) - Halsband
Größe. Zwischen diesen Teilen hindurch verlaufen
einige große Gefäße, die beiden Kopfschlagadern
(carotiäeä) und die Drosseladern (v6ii^6 ^iZn1:n-68),
welche viele bedeutende 'Aste abgeben und aufneh-
men, das Blut nach dem Kopfe und wieder zurück-
führen, sowie viele Nerven, die, teils aus dem
Gehirn, teils aus dem Halsteile des Rückenmarks
entspringend, teils dem Gangliensystem angehörend,
sich n^ den einzelnen Organen verzweigen. An
jeder ^eite der Halswirbel treten an den Halsteil
des Rückenmarks acht Hals nerven (nervi cervi-
caikä) hervor, von denen sich die vier obersten zum
sog. Hals gestecht (piexus cervicHii^) vereinigen
und am Kopf und H. verbreiten, während die vier
untersten mit dem ersten Vrustnerven das sog.
Armgesiecht (^I6xu8 dr^oliiHli^) bilden und von
diesem aus den Arm bis zu den Fingerspitzen hinab
mit stärkern und schwächern Nerven versorgen.
Diese Menge so wichtiger, zu den ersten Lebens-
prozessen, dem Atmen und der Ernährung, unbe-
dingt nötiger Organe auf einen so geringen Raum
zusammengedrängt, verleiht dem H. im Haushalt
des menschlichen Körpers eine große Bedeutung.
Dem H. eigentümliche Krankheiten betreffen
immer nur die einzelnen Teile desfelben. Verun-
staltungen des H. entstehen durch verschiedenartige
Geschwülste, unter denen der Kröpf (j. d.) am häu-
figsten ist. Geringgradige Vergrößerungen der
Schilddrüse werden als dicker H., Bläh hals oder
Satthals bezeichnet. Der sog. schiefe H.
(loi'ticolliZ) entsteht durch angeborene oder infolge
rheumatischer Entzündung erworbene Verkürzung
einzelner Halsmuskeln, namentlich des sog. Kopf-
nickcrs, der von dem Brust- und Schlüsselbein zum
Zitzenfortsatz des Schläfenbeins sich erstreckt, und
wird mitunter mittels Durchschneidung des ver-
kürzten Muskels geheilt. - Vgl. Mackenzie, Die
Krankheiten des H. und der Nase (deutsch, Berl.
1880); Schech, Die Krankheiten der Mundhöhle,
des Rachens und der Nase (3. Aufl., Wien 1889).
In der Tierwelt ist der H. sehr verschieden
entwickelt. Schlangen, Fische und die meisten nie-
dern Tiere besitzen keinen H., bei den meisten In-
sekten ist er nur kurz, bei lebenden Eidechsen, Schild-
kröten u. s. w. ist er in der Regel sehr kurz, von ge-
waltiger Länge war er bei den ausgestorbenen
Plesiosauren (s. d.). Auch die Vögel haben sehr ver-
schieden lange H. und die Zahl ihrer Wirbel schwanlt
zwischen 9 (einzelne Raubvögel) und 24 (Schwan),
zeigt bisweilen sogar individuelle Verschiedenheiten.
Bei den Säugetieren ist die Zahl der Halswirbel
sehr konstant 7, einerlei ob er so kurz wie bei der
Maus oder so lang wie bei der Giraffe ist, nur
einige Waltiere, bei deren fischartigem Habitus ein
H. äußerlich so wenig zur Geltung kommt wie
bei den fofsilen Ichthyosauren, sowie das zwei-
zehige Faultier haben weniger (6), das dreizehige
Faultier aber mehr (9).
Hals, in der Jägersprache die stimme des
Jagdhundes. Der Hund giebtH., giebt anhaltend,
grob, fein H. sS. 609a).
Hals, ein Teil der Gebärmutter (f. d., Bd. 7,
Hals, in der Seemanns spräche bei Schrat-
jcgeln (f. Segel) die vordere untere Ecke, die vor
dem Setzen des Segels befestigt werden muß; außer-
dem bezeichnet H. die untere nach Luv ausgeholte
Ecke der Unterfegel, Fock (s. d.) und Großsegel.
(S. Schoten, Butluv.) Ein Schiff liegt über Back-
bord Halsen, wenn dve Nahen über Steuerbordbug
angebraht sind, wenn es also Beim Wind (s. d.)
segelt und der Wind von Backbordseite einkommt.
Hals, Frans, Holland. Maler, geb. um 1580 zu
Antwerpen, gest. Ende Aug. 1666, wurde in Haarlem
Schüler K. van Manders und trat 1616 mit einem
sog. Doelenstück (s. d.), dem Festmahl der Offiziere des
Haarlemer Sckützenkorps zum heil. Georg (Mufeum
in Haarlem) hervor. Ähnliche Werke entstanden
in den nächsten Jahren; so malte er 1627 das
Festmahl der Offiziere der Georgsschützen und das
der Adriansschützen, 1633 ein Gruppenbild der
Offiziere der Adriansschützen, 1639 die Ossiziere
und Unteroffiziere der Georgsfchützen, 1641 die
Vorsteher des Elifabethhospitals, 1664 die Vorsteher
und Vorsteherinnen des Altmännerhauses (sämtlich
im Museum zu Haarlem), Werke, die an Lebens-
Wahrheit und Schärfe der Charakteristik fast unüber-
trefflich sind. Ebenso vortrefflich sind seine Einzel-
bildniji'e, deren Zahl sehr groß ist; hervorzuheben
sind: der Maler selbst mit seiner zweiten Frau,
Elisabeth Reyniers (Amsterdam, Rijksmuseum),
Familie van Berensteyn, Philosoph Descartes
(Paris, Louvre), Amme mit Kind (um 1635; Ber-
liner Museum). Von seinen Genrebildern, die sich
durch eine Fülle ausgelassenen Humors und breite
malerische Behandlung auszeichnen, sind zu nennen:
Der Heringshändler (London, Lord Northbrook) und
die Hille Bobbe von Haarlem (um 1650; Berliner
Museum). Infolge seines leichtsinnigen Lebens-
wandels mußte H. im Alter eine Unterstützung beim
Magistrat nachsuchen, der ihm eine Jahrespension
gewährte. Bis vor wenig Jahrzehnten nicht ge-
nügend bekannt, gehört H. jetzt zu den geschätztesten
Meistern der niederländ. Schule. - Vgl. Frans H.'
Galerie (Radierungen von Nnger, mit Text von
L.Vosmaer, Amsterd.1873); W.Bode, Studien zur
Geschichte der Holland. Malerei (Braunschw. 1883).
Frans H., Sohn des vorigen, geb. um 1620,
gest. nach 1669, war Schüler seines Vaters und
malte ebenfalls Genrebilder; außerdem kopierte er
die Werke feines Vaters, wie die Hille Bobbe (Dres-
dener Galerie).
Dirk H., Holland. Maler, Bruder des ältern
Frans H., gest. im Mai 1656 zu Haarlem, strebte
seinem Bruder in Auffassung und Technik nach und
malte mit Vorliebe Genrebilder aus dem Leben des
Mittelstandes, der Soldaten und Kavaliere. Er-
wähnenswert sind: Die Zechbrüder (1627; Berliner
Museum), zwei Gesellschaftsstücke (1628; Wiener
Akademie; 1638, Galerie zu Kopenhagen), Dame
am Klavier (Amsterdam, Rijksmuseum).
Halsband, Halsgeschmeide, Halskette,
ein Schmuck, der allen Zeiten und fast allen Völ-
kern angehört, so den Ägyptern, wo die Frauen
Kettchen und Schnüre mit mannigfachen Anhäng-
seln, oft von kostbarster und geschmackvollster Ar-
beit (schöne Beispiele z. B. von der Königin Aah-
Hotep im Museum zu Bulak), trugen und den
Männern goldene Halsketten auch als besondere
Gnadenbezeigung von den Pharaonen verliehen
wurden. Gleiches findet sich bei den chaldäischen
und assyr. Königen, Würdenträgern, Priestern und
Frauen; bei kultlichen Handlungen legte der assyr.
Mnig ein H. an, das mit symbolischen Figuren
geschmückt war. Perser, Hebräer und Araber
huldigten für Männer und Frauen dem gleichen
Geschmack an derartigem Schmuck. Bei den jüd.
Frauen findet er sich in angereihten Perlen, Koral-
len, durchbohrten Edelsteinen oder Metallkügelchen,
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