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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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700 Hamburg den Schiffen in den Häfen betrug 1820: 133000, 1830: 153000, 1850: 182000, 1860: 227000, 1871: 300612, 1875: 348447, 1880: 410127, 1885: 471427 und 1890: 569260 E., d. i. eine Zunahme 1885-90 von 97833 Personen (20,75 Proz.) oder jährlich 19567 Personen. Dem Religionsbekenntnis nach waren (1890) 519824 Evangelische (913 auf 1000), 22152 Katholiken (39), 4722 sonstige Christen, 17785 Israeliten (31). 1890 wurden gezählt 29541 Wohnstätten, nämlich 1093 Schiffe mit 4532 Bewohnern, 294 unbewohnte Wohngebäude und 28155 bewohnte Gebäude mit 118362 Familienhaushaltungen, 8832 einzeln lebenden selbständigen Personen und 408 Anstalten (16123 Insassen). Während 1875 noch 19,0 Proz. der Bevölkerung in Einfamilienhäusern wohnten, waren es 1885 nur 13,7, 1890: 11,8 Proz. Von den 1886-90 neu entstandenen Wohnungen befanden sich nur 2,9 Proz. in Einfamilienhäusern. Geboren waren (1890) in H. 276709, im übrigen Deutschen Reiche 276106, im Auslande 16455. Sehr stark ist die Zuwanderung aus Schleswig-Holstein, Hannover und Mecklenburg. Die Zahl der Geburten betrug (1891) 21795, der Sterbefälle 13553, der Eheschließungen 5719; 1892 beliefen sich die Zahlen infolge der Cholera auf 21810, 24124 und 5538. In Garnison (1394 Mann) liegen das 1. und 2. Bataillon des 76. Infanterieregiments. Eine Stadtgemeinde H. besteht nicht, es wird der städtisch bebaute Teil des Staates, bestehend aus der innern Stadt (430 ha ohne Wasserfläche), der ehemaligen Vorstadt St. Georg (275 ha) sowie der Vorstadt St.Pauli (221 ha) und 15 Vororten (Rotherbaum, Harvestehude, Eimsbüttel, Eppendorf, Winterhude, Uhlenhorst, Barmbeck, Hohenfelde, Eilbeck, Borgfelde, Hamm, Horn, Billwärder Ausschlag, Steinwärder, Kleiner Grasbrook), unmittelbar von den Staatsbehörden verwaltet. Die Vereinigung der Vorstadt St. Pauli, der Vororte sowie eines Teiles des Landgebietes (Veddel, Peute, Kaltenhofe, Ellerholz und Roß) mit der Stadt steht demnächst bevor; diese wird alsdann 24 Stadtteile umfassen, deren Einwohnerzahl nach der neuen Abgrenzung die folgende Übersicht angiebt: Stadtteile 1880 1885 1890 Zunahme in Proz. 1880-1885 1885-1890 Altstadt-Norderteil 41783 43312 42491 3,66 -1,90 Altstadt-Süderteil 35720 20945 17478 -41,36 -16,55 Neustadt-Norderteil 51929 55481 56471 6,84 1,78 Neustadt-Süderteil 41702 44843 45207 7,53 0,81 St. Georg-Norderteil 34068 38725 39932 13,67 3,12 St. Georg-Süderteil 25764 34718 44699 34,75 2,87 St. Pauli-Norderteil 27989 33137 36126 18,39 9,02 St. Pauli-Süderteil 27892 30809 37230 10,46 20,84 Eimsbüttel 16229 26022 46154 60,34 77,37 Rotherbaum 14042 17798 21192 26,76 19,07 Harvestehude 5710 8631 12324 51,16 42,79 Eppendorf 4289 6206 12987 44,70 109,27 Winterhude 2989 3775 7430 26,30 96,82 Barmbeck 16057 22379 32827 39,36 46,69 Uhlenhorst 8722 11167 18138 23,03 62,42 Hohenfelde 11330 14682 18665 29,59 27,13 Eilbeck 7716 10857 17890 40,71 64,78 Borgfelde 6858 10510 15509 53,25 47,57 Hamm 7279 9275 12270 27,42 32,29 Horn 2664 3363 4495 26,24 33,66 Billwärder Ausschlag 10803 15069 23961 39,43 59,01 Steinwärder 3880 4145 1070 6,78 -74,19 Kleiner Grasbrook 1615 1750 420 8,36 -76,00 Veddel 2009 2881 3700 43,44 28,34 Schiffe in den Häfen 3270 3959 4532 21,07 14,50 ^[Additionslinie] Zusammen 412314 474439 573198 15,07 20,82 Ein Teil von Altstadt-Süderteil sowie Steinwärder und Kleiner Grasbrook liegen im Freihafengebiet, in welchem nur Wohnungen für das Aufsichts- und Betriebspersonal zugelassen werden; diese Gebiete mußten daher mit dem Zollanschlusse (1888) von den meisten Bewohnern geräumt werden. Rechnet man zu H. noch die Einwohnerzahl der mit ihm zusammenhängenden Städte Altona (143249 E.) und Wandsbek (20571 E.), so ergiebt sich eine Gesamtbevölkerung von fast. 750000 E. Bis zum Dez. 1892 stieg die Einwohnerzahl (ohne die Schiffe in den Häfen) auf 581314. Ehrenbürger der Stadt sind Fürst Bismarck, Johannes Brahms und der in London lebende G. (5. Schwabe, ein geborener Hamburger, der sich durch Schenkungen um die Stadt verdient gemacht hat. Anlage. Der bei weitem größte Teil der Stadt liegt rechts der Elbe und wird durchflossen von der Alster (s. d.) und der Bille. Erstere bildet ein von zahlreichen Villen und schönen Anlagen umgebenes Becken (Außenalster, 172 ha) und südlich davon, durch die Lombardsbrücke davon getrennt, ein kleineres Becken (Binnenalster oder Alsterbassin, 20 ha). Die Alster und Ville sowie die zahlreichen, die Stadt durchschneidenden und mit ihnen und der Elbe in Verbindung stehenden Kanäle (Fleete) sind schiffbar gemacht und dienen zur Zufuhr von Waren an die Speicher und von Kohlen und Rohstoffen in die Fabriken. Zahlreiche Häfen auf beiden Ufern der Elbe, die bei einer Breite von 250 bis 530 m auf einer Länge von 3600 in durch das Freihafengebiet (s. unten Geschichte) fließt und deren Tiefe durch regelmäßiges Baggern auf 7 m gehalten wird, bieten den Schiffen zum Aus- und Einladen der Waren Unterkunft. Der in der Marschniederung belegene Teil der innern Stadt ist durch Erhöhung gegen Überschwemmungen gesichert. Die in frühern Jahrhunderten starken Festungswerke wurden mit der Ausdehnung der Stadt wiederholt hinausgeschoben, im Anfang des 19. Jahrh. verstärkt, nach dem Pariser Frieden jedoch aufgehoben. An ihre Stelle sind Anlagen getreten, die ebenso wie diejenigen am östl. Ufer der Außenalster der Stadt zur großen Zierde gereichen. Bei der Binnenalster dagegen treten die Straßen Alsterdamm, Alter und Neuer Jungfernstieg dicht an das von Steinmauern eingefaßte Bassin heran. Straßen, Plätze. Die Architektur der Stadt ist sehr mannigfaltig, in der innern Stadt herrscht vielfach noch Fachwerkbau, der bis zu dem großen Brande 1842 allgemein üblich war. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrh. sind in mehrern Stadtteilen, besonders im südl. Teile der Altstadt infolge des Zollanschlusses, neue breite Straßen mit gewaltigen Geschäftshäusern (der Dovenhof in der Brandstwiete hat gegen 100 Comptoire und Geschäftsräume) entstanden. In der Neustadt hat die Herstellung der Ringstraße zwischen Holsten- und Dammthor, die Verbreiterung der Fuhlentwiete, sowie die in den J. 1891 und 1892 neu angelegte Kaiser-Wilhelmstraße, welche in einer Länge von 450 m und einer Breite von 21 m das sog. Gängeviertel durchschneidet, eine große Anzahl von alten Häusern mit zahlreicher Bevölkerung beseitigt. Weitere Hinderungen wird die geplante Wallregulierung zwischen Holstenthor und Hafen sowie das revidierte Baupolizei-Gesetz bringen. Die innere Stadt hat infolge dieser Bauten von 1880 bis 1892 mehr als 23000 E. verloren, während die Vororte allein in derselben