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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hamburg
größern Speicher in das Zollgebiet kamen, für neue Lagerräume der nicht für die Einfuhr in das Zollgebiet bestimmten Waren gesorgt werden. Dies ist geschehen durch die großartigen, aus Stein und Eisen erbauten Speicher der Freihafen-Lagerhausgesellschaft, welche Speicher durchgehends auf der einen Seite an Kanälen, die mit der Elbe in direkter Verbindung stehen, an der andern Seite an Straßen liegen; sie umfassen eine bebaute Grundfläche von 43000 (im. Die gesamte Lagerfläche der Speicher sowie der beiden dem Staate gehörenden Quaispeicher beträgt 230000 qm.
Mit der Entwicklung der Seeschiffahrt hat die Reederei nicht nur gleichen Schritt gehalten, sondern sie ist den Bedürfnissen stets vorangeeilt. Die Zahl der Segelschiffe hat abgenommen, die Anzahl und besonders die Tragfähigkeit der Dampfschiffe wächst dagegen um so stärker. Die Hamburger Reederei besah 1836 erst 146 Seeschiffe mit 25722 Registertons Tragfähigkeit; 5 Dampfschiffe erscheinen zum erstenmal in dem Jahrzehnt 1841-50 unter 240 Seeschiffen mit 47828 Registertons; 1871-80 liefen 448 Schiffe mit 214281 Registertons und 1892 fuhren 605 (1890: 587) Seeschiffe, darunter 314 (312) Dampfer, mit 591180 (538229) Registertons und einer Bemannung von 13983 Mann. Die Zunahme der Tragfähigkeit der Seeschiffe bezifferte sich in der Zeit von 1836 bis 1892 auf 2198 Proz. Das Netz der von H. ausgehenden Dampferlinien überzieht alle Meere und schließt nahezu alle Hafenplätze der Welt ein. In regelmäßiger Fahrt vonH. aus befanden sich (1892) 98 Linien mit 734 Dampfern, die 4682 Reisen machten; darunter waren 47 deutsche Linien mit 395 Dampfern und 2009 Reisen; der Nettoraumgehalt für sämtliche Reisen betrug 3619817, für die deutschen Schiffe 1819926 Registertons. Täglich kommen etwa 16-17 Dampfer an und ebensoviel gehen ab. Die hauptsächlichsten Reedereigesellschaften sind: die Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft (s. d.), die Hamburg-Südamerikanische Dampfschiffahrts-Gesellschaft (s. d.), die Deutsche Dampfschiffahrts-Gesellschaft "Kosmos" (s. d.), die Deutsche Dampfschiffs-Reederei (s. d.), Deutsch-Australische Dampfschiffs-Gesellschaft (s. d.), Afrikanische Dampfschiffahrts-Aktien-Gesellschaft (Woermann-Linie, nach Westafrika), Swatow (Frachtfahrt), Albis (Frachtfahrt), Deutsche Levante-Linie (s. d.), Deutsche Ostafrika-Linie (s. d.), Atlas-Linie (Marokko), die Hainburg-Kalkutta-Linie (s. d.) und die Hainburg-Pacific-Dampfschiffslinie (s. d.). (S. Dampfschiffahrt.)
Sehr bedeutend ist die Auswanderung (s. d., Bd. 2, S. 184 b) über H.
Neben der Seeschiffahrt ist von nicht geringer Bedeutung die Flußschiffahrt sowohl mit der Unterelbe als insbesondere mit der Oberelbe und ihren Nebenflüssen; so besteht z. V. ein regelmäßiger Schleppdampferverkehr mit Berlin. Anfang 1893 waren 4797 Flußfahrzeuge in H. beheimatet. Es kamen (1892) von der Oberelbe an 12618 Fahrzeuge mit einer Ladung von 2625772 t, es gingen ab 12860 Fahrzeuge mit 2679169 t Ladung.
Eisenbahnen. H. liegt an den Linien H.-Wittenberge-Berlin (285,9 km), H.-Altona-Neumünster-Vamdrup (260,9 km), H.-Altona-Blankenese-Wedel (25,9 km), H.-Hannover-Cassel (346,4 km), H.-Bremen (114,5 Km) der Preuß. Staatsbahnen und H.-Lübeck der Lübeck-Büchener Eisenbahn.
Über die Lage der Bahnhöfe s. Hamburg-Altonaer Verbindungsbahn sowie den Stadtplan. Mit den Eisenbahnen kamen (1892) 1573120 t Güter an, 933024 t gingen ab (s. oben).
Post und Telegraph. H. hat 6 Postämter erster Klasse, 1 Telegraphenamt erster Klasse mit 3 Zweigtelegraphenstellen, 1 Stadtfernsprechamt erster Klasse mit 6 Vermittelungsanstalten, 2 Bahnpostämter, darunter eins mit Zweigstelle, 20 Stadtpostanstalten mit Telegraphenbetrieb. Die Zahl der eingegangenen Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben betrug (1892) 68368274, Pakete ohne Wertangabe 2298551, Briefe und Pakete mit Wertangabe 232703, PostNachnahmesendungen, Anweisungen, Aufträge 2366199 (132,59 Mill. M.), die Zahl der aufgegebenen Briefe u. s. w. 99050120, Zeitungen 5712996, Pakete ohne Wertangabe 2180562, Briefe und Pakete mit Wertangabe 353890, Postnachnahmesendungen, Anweisungen und Aufträge 1785112 (98,73 Mill. M.). Der Telegrammverkehr umfaßte 3144873 Stück, darunter 1557849 im Eingang. Das Rohrpostnetz hat eine Länge von 4,7 km. Die Fernsprecheinrichtung (seit April 1881) erstreckt sich auf H., Altona, Wandsbek, Harburg, Lübeck und 6 kleinere Orte mit zusammen (Ende 1892) 8961 Teilnehmern, davon 7420 in H., von den Vermittelungsanstalten daselbst wurden 1892: 38 Mill. Sprechvermittelungen hergestellt. Im Sommer 1893 waren auch Verbindungen mit Berlin, Leipzig und Bremen im Gange, die mit Stettin ist in Ausführung begriffen.
Zur Bewältigung des Ortsverkehrs ist ferner ein bis in die entlegensten Vororte reichendes Pferdebahnnetz vorhanden, welches sich auch nach Altona und Wandsbek erstreckt und auf Hamburger Gebiet eine Ausdehnung von 90 km hat. Die erste Pferdebahnlinie (H.-Wandsbek) wurde 16. Aug. 1866 eröffnet. Die Zahl der von den verschiedenen Straßenbahngesellschaften (Straßenbahn-Gesellschaft, H.-Altonaer Pferdebahn, H.-Altonaer Trambahn-Gesellschaft) auf den Hamburger Linien beförderten Personen stieg von 9776471 im J. 1880 auf 37405477 im J. 1890; ferner wurden 6350000 bez. 12 Mill. Personen mit Omnibussen befördert. Als letztere 1891 den Betrieb einstellten, stieg der Straßenbahnverkehr auf 52080823 Personen, sank jedoch (1892) infolge der Cholera auf 50764798 Personen.
Die Anzahl der öffentlichen Droschken betrug (Ende 1892) 819. Der lokale Personenverkehr aus der Elbe, Alster und Ville sowie auf deren Zweig- und Verbindungskanälen ist sehr entwickelt; auf der Alster vermitteln ihn mehr als 20 kleine Dampfer, auf der Elbe eine Flotte von 50 Dampfschiffen, während in den Häfen die von der Polizei zugelassenen Jollenführer an 12 Stationen mit 76 Jollen und 5Dampfern dieBeförderung von Personen und Gepäck an und von Bord der Schiffe besorgen.
Vergnügungsorte, Umgebung. Für die seemännische Bevölkerung bildet noch immer St. Pauli den Mittelpunkt für Vergnügungen. Zu erwähnen sind hier das Konzerthaus von Ludwig mit Wintergarten und mehrern Konzertsälen, deren größter eine Fläche von 1000 hm hat, sowie der Cirkus Renz mit 3242 Plätzen (1888-39 erbaut) und zwei Panoramen. Im Norden von St. Pauli liegt der Zoologische Garten, 1861 gegründet. Als Seitenstück zu dem altbekannten Alsterpavillon (Kaffeehaus) am Jungfernstieg ist 1888 auf der Außenalster in Verbindung mit einer großartigen