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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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707 Hamburg Badeanstalt eine mitten im Wasser belegene Restauration "Alsterlust" entstanden, die ebenso wie das "Fährhaus" auf der Uhlenhorst im Sommer besonders während der Regatten viel besucht wird. Die zweimal jährlich auf der Rennbahn bei Horn abgehaltenen großen Rennen sind durch den "Deutsches Derby" genannten großen Wettlauf weit bekannt. Eine zweite Bahn befindet sich bei Groß-Borstel (nördlich von H.), ferner eine Bahn für Trabfahrer auf dem Mühlenkamp in Winterhude, während die Radfahrer ihre Fahrbahn in Harvestehude besitzen; selbst für regelmäßige Hunderennen ist gesorgt. Die weitere Umgebung bietet reiche Abwechselung für Ausflüge mit Dampfbooten die Elbe hinab bis Blankenese oder aufwärts nach den Vierlanden. Geschichte. H. soll dadurch begründet worden sein, daß Karl d. Gr. zu Anfang des 9. Jahrh. auf der Höhe zwischen der Elbe und dem östl. Ufer der Alster als Vormauer gegen die benachbarten Heiden eine Burg und eine Kirche (den spätern Dom) erbauen ließ. 823 erbaute Erzbischof Eppo, der von Ludwig dem Frommen mit der Verbreitung des Christentums in Nordalbingien betraut wurde, in dem nach ihm benannten Eppendorf eine Kapelle. 831 wurde H. Bistum (s. Ansgar), 834 Erzbistum; doch wurde nach der Plünderung durch die Normannen (845) das Erzbistum mit Bremen vereinigt. Die Lage an den Flüssen Alster und Bille sowie an demjenigen Punkte der Elbe, wo die Flut aufhörte aus der See hinaufzutreiben, und die Fischerei veranlaßten sehr bald viele, sich daselbst anzubauen. Die von den Dänen und Slawen mehrmals zerstörten Anlagen wurden schnell wiederhergestellt und H. fortwährend erweitert. Als Handelsort begann es im 12. Jahrh. wichtig zu werden, beschirmt durch die Grafen Schauenburg (Adolf III. ist der Schöpfer der damaligen Neustadt) und begünstigt namentlich vom Kaiser Friedrich I., der 1189 für hamburgische Schiffe und Waren die Elbe von H. bis zur Ausmündung vom Zoll befreite, und Kaiser Otto IV., der H. zur Freien Reichsstadt erhob. Bereits im Besitze eines ansehnlichen Gebietes und einer Menge Immunitäten, hob sich die Stadt als Mitglied der Hansa (s. d.), zu der sie durch ihre Handelsverbindung mit Lübeck den Grund legte, immer mächtiger empor. Auch erwarb sie Güter und Dörfer in der Nähe und 1304 das Amt Ritzebüttel. Nach dem Verfall der Hansa wußte sich H. seinen Handel blühend zu erhalten, und seine hanseatische Verbindung mit Lübeck und Bremen bestand ununterbrochen bis 1810 und wurde 1813 und 1814 wieder angeknüpft. Die Einführung der Reformation geschah durch den Receß vom 18. Febr. 1529. Doch behauptete der Bischof von Bremen den Dom fortwährend und im Westfälischen Frieden kam der selbe an Schweden, später mit dem Herzogtum Bremen an Hannover. H. erhielt 1618 von dem Reichskammergericht die Reichsstandschaft ausdrücklich zuerkannt. Infolgedessen bedrohte Dänemark die Stadt mit Krieg, die nur durch große Opfer den Frieden zu erkaufen und endlich zum ruhigen Besitze der Reichsstandschaft zu gelangen vermochte. Der Dreißigjährige Krieg, während dessen ganzer Dauer sie keinen Feind in ihren Mauern sah, führte ihr eine Menge neuer Bewohner zu, nachdem schon früher zahlreiche Niederländer eingewandert waren. Dennoch herrschten im 17. Jahrh. in der Stadt fortwährend Unruhen, die wiederholt zu Ausständen gegen den Senat führten und 1708 so gefährlich wurden, daß die angesehensten Bürger das Reich um Vermittelung angingen, worauf der Receß von 1712 zu stande kam, auf dem die bis 1860 geltende Verfassung H.s beruhte. Während sich die Bürgerzahl durch Einwanderung vom Rhein, aus den Niederlanden und aus Frankreich mehrte, hob sich auch der Handel zur höchsten Blüte, besonders durch den unmittelbaren Verkehr mit den amerik. Freistaaten sowie durch die Kriege in den Niederlanden und am Rhein, infolge deren sich ein bedeutender Teil des dortigen Handels nach H. zog. 1803 erhielt die Stadt auch den Dom nebst Zubehör zufolge des Reichsdeputationshauptschlusses, und ihre Selbständigkeit, besonders Dänemark gegenüber, wurde von neuem anerkannt. So war H. zu Anfang des 19. Jahrh. einer der reichsten und glücklichsten Freistaaten. Das Einrücken der Franzosen in Hannover 1803 hatte jedoch auch für H. bald sehr nachteilige Folgen. Die Stadt sah sich gezwungen, den hannov. ständen 2125000 M. Bco. vorzuschießen. Die Franzosen bemächtigten sich 1806 des Amtes Ritzebüttel, um den Engländern die Elbe zu sperren, und nach der Schlacht bei Lübeck besetzten 19. Nov. 1806 die Franzosen unter Mortier die Stadt, worauf England eine Blockade der Elbe verfügte. H. mußte nun seinen Seehandel über Tönning, und Husum betreiben, und was durch das Hannoversche und die Elbe aufwärts verschickt werden sollte, mußte als nichtbrit. Ursprungs gekennzeichnet werden. Nach dem Frieden von Tilsit wurde die Stadt von den franz. Truppen geräumt und unabhängig, doch war dies nur ein Schatten der vorigen Unabhängigkeit. Auch ward sie fortwährend von franz. Befehlshabern ausgesogen und litt infolge der Dekrete Napoleons, die alles Leben der Gewerbe und des Handels lahmten, unberechenbar. Endlich wurdeH. sogar durch das Dekret vom 13. Dez. 1810 dem franz. Reiche förmlich einverleibt und der Hauptort des neugeschaffenen Departements der Elbemündungen. Nachdem 18. März 1813 der russ. Oberst Tettenborn die Stadt besetzt hatte, stellte sie sofort ihre frühere Verfassung wieder her und rüstete sich zur Teilnahme an dem Kampfe gegen Frankreich. Allein sehr bald drängten die Franzosen die Verbündeten zurück, bemächtigten sich wieder des linken Ufers der Niederelbe und begannen in der Nacht auf den 20. Mai, nachdem tags vorher die dän. Hilfstruppen abgezogen waren, die Stadt zu beschießen. Infolge von Mißverständnissen zwischen den militär. Befehlshabern und dem Senat suchte letzterer dän. Vermittelung nach, weshalb 29. Mai Tettenborn die Stadt räumte. Noch vor der Kapitulation rückten die Dänen als franz. Bundesgenossen und 30. Mai abends der Marschall Davout mit Truppen in die Stadt ein. Teils um die Stadt zu befestigen, teils um sie zu züchtigen, wurden die härtesten Maßregeln schonungslos durchgeführt. Man trieb eine Geldbuße von 48 Mill. Frs. teilweise ein, und Davout nahm 5. Nov. die Bank mit 7506956 M. Bco. in Beschlag. Ende 1813 waren nach und nach mehr als 30000 Menschen aus der Stadt getrieben und der Strenge des Winters preisgegeben. Gleichzeitig brannten die Franzosen die Wohnungen von etwa8000 E. nieder. Da die Russen unter Wallmoden und dann unter Bennigsen zu einer Belagerung nicht stark genug waren, blieb Davout bis nach Beendigung des Krieges im Besitz der Stadt, die er erst 31. Mai 1814 räumte und die nun Bennigsen bis zu Ende des Jahres be-^[folgende Seite]