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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Handfeuerwaffen

Infanterie Papierpatronen ein, die zu je 12 Stück in einer Patrontasche untergebracht wurden.

Noch nach Einrichtung der stehenden Heere in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. war das Luntengewehr die allgemeine Waffe des Fußvolks. Bei don Kaiserlichen hatte man das Schloß derart verbessert, daß sich bei dem Niederschlagen des Hahns

^[Abb.: Fig. 3.]

die Pfanne öffnete. Diese Vervollkommnung entstammte dem bereits 1517 von Johann Kiefus in Nürnberg erfundenen Deutschen oder Radschloß (Fig. 4 u. 5). Es sollte die Lunte entbehrlich machen und eine sichere Entzündung der Patrone herbeiführen. Der Hauptteil des Schlosses ist das stählerne, an seinem Umfang gerippte Rad, das unterhalb der Zündpfanne liegt und durch einen Ausschnitt der letztern in die Pfanne hineinragt. Die Radachse ist innerhalb des Schloßblechs mit dem Kettchen B verbunden, das an dem untern Arm der Schlagfeder C befestigt ist. Auf das äußere

^[Abb.: Fig. 4.]

Ende der Radachse wird ein Schlüssel gesetzt und das Rad mehrfach umgedreht. Hierdurch wird der untere Arm der Schlagfeder dem obern genähert, also die Feder gespannt. Innerhalb des Schloßblechs liegt eine Stange D, die von einer unter ihr liegenden Doppelfeder in dem hintern Teile ein- und in dem vordern auswärts gedrückt wird. Wenn dem vordern Teil der Stange, an dem sich eine in einer Bohrung des Schlohblechs ruhende Nase befindet, die Rast des Nades gegenüber kommt, springt die Nase in das Rad und hält dadurch die Spannung der Schlagfeder aufrecht. Sowie die Nase einge-

^[Abb.: Fig. 5.]

sprungen ist, geht der Stangenhalter E vor und legt sich mit seiner Nase in die Rast am hintern Stangenende. Bei dem Abdrücken wird der Stangenhalter zurückgedrückt, das Stangenende verliert seinen Halt. Die Nase tritt aus dem Rad zurück, das in eine rasche Rückdrehung versetzt wird. Vor dem Abdrücken war der Hahn, der zwischen seinen Lippen ein Stück Schwefelkies enthielt, auf die Zündpfanne herabgelegt worden. Durch seine Feder wird er mit dem Kies auf den gerippten Rand

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des Rades gedrückt, der in die Mitte der Zündpfanne vorsteht und mit Zündpulver umgeben ist. Die bei der raschen Umdrehung des Rades entstehende Reibung am Kies erzeugt Funken, die die Entzündung herbeiführen. Die Pfanne wird durch einen schiebbaren Deckel geschlossen, der vor dem Feuern anfänglich mit der Hand entfernt werden mußte. Späterhin richtete man das Schloß so ein, daß durch die Drehung des Rades ein selbstthätiges Öffnen der Pfanne erfolgte. Mit diesem Schlosse war vor allem eine bessere, weniger vom Regen beeinflußte Zündung erreicht. Weiterhin war die Lunte beseitigt und die Zündung beschleunigt. Auch erfolgte letztere ohne eine das Auge des Schützen störende Bewegung. Weil das Radschloß indessen kompliziert war und leicht verschmutzte, blieb seine Anwendung bei Kriegswaffen beschränkt.

Fast zu derselben Zeit wie das Radschloß tauchte das sogenannte span. Schnappschloß (Fig. 6 u. 7) auf. Durch Aufziehen des Hahns A wird die außen am Schloßblech liegende Schlagfeder B gespannt. Der Fuß des Hahns findet beim Aufziehen zwei Rasten an der Außenseite des Schloßblechs. Die erste C, scharnierartig mit der Stange D vereinigt, dient als Ruhrast, die zweite, eine längliche Warze der Stangenfeder E, als Spannrast. Der winkelförmige Pfannendeckel F geht von der geschlossenen in die geöffnete Stellung schnellend über. Der Druck gegen den Abzug überträgt sich auf die Stange D, wodurch diese ebenso wie die Warze von E in das Schloßblech zurücktritt. Die Schlagfeder B kann nun den Hahn vorschleudern. Bei dem Auftreffen des Feuersteins an der stählernen Pfanndeckelfläche entstehen gleichzeitig mit dem Offnen der Pfanne Funken, die das Zündpulver und durch dieses die Pulverladung im Laufe entzünden. Dem Radschloß gegenüber besaß das Schnapphahnschloß den Vorteil zuverlässigerer Ardeit. Durch Weiterbildung entwickelte sich das Batterie- oder Feuersteinschloß, welches um 1640 in Frankreich auftrat (Fig. 8). Der Hahn H ist außen auf der vierkantigen Verlängerung einer innerhalb angebrachten Welle, der Nuß N

^[Abb.: Fig. 6.]

befestigt, die im Schloßblech und in der Studel S ihr Lager findet. Auf das vordere Ende der Nuß wirkt die Schlagfeder F, die durch das Aufziehen des Hahns gespannt wird. Die gespannte Feder findet Gegenhalt in der an der Studel drehbar befestigten Stange St, die mit einem Schenkel in die Rasten rr' der Nuß springt. Die vordere Rast r dient der zum Teil gespannten Feder als Ruhestellung, in r' tritt der Schnabel bei völlig aufgezogenem Hahn ein. Die Feder F''

^[Abb: Fig. 7.]