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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hanno (Erzbischof) - Hannover (Provinz)
Namen "I'ki'ipiuZ", d. i. Umschiffung, auf die Nach-
welt gekommen, die unter anderm von Zug (Frei-
burg 1808) und Kluge (Lpz. 1829) fowie in Samm-
Zungen der "(i^o^r^pln ^raeci minor68" zuletzt von
C. Müller (Vd. 1, Par. 1855) herausgegeben wurde.
Dem "I'Oi-ipiuZ" zufolge unternahm H. die Reise
mit dem Auftrage, den Handel der Karthager durch
Gründung mehrerer Kolonien an der Küste zu er-
weitern; er legte deren, da er auf 60 Fünfzigrudern
30000 Kolonisten mit sich führte, mehrere an und
kam, wie es scheint, bis über Serra Liona hinaus. -
Vgl. Fischer, 1)6 ilannoniL (Üa,rtn3^ini6ii8i8 ?6rip1c>
(Lpz. 1893); Entz, Der Periplus des H. (Marien-
burg 1884); Mer,Nömoire 8urI6?6iipi6 ä'Ii3.unoii
(Par. 1885). - Im 3. Jahrh. v. Chr. befehligte ein
H. 264 v. Chr. die karthag. Flotte vor Messana und
legte eine Besatzung in die Stadt, ließ sich aber dann
von den Nömern verdrängen und wurde deshalb
abgerufen und hingerichtet. - Sein Nachfolger H.,
Hannibals Sohn, belagerte mit Hiero II. das von
den Römern besetzte Messana, wurde aber von dem
Konsul Appius Claudius besiegt. - Ein anderer
H. führte 262 dem in Agrigent belagerten Hannibal
ein Entsatzheer zu und operierte anfangs mit Er-
folg, wurde aber schließlich gefchlagen; 256 be-
fehligte er neben Hamilkar in der Seeschlacht beim
Berge Ecnomus, in der er besiegt wurde. - Be-
kannter ist der sog. große H. Er war der Füh-
rer der konservativen Partei in Karthago. Im
Söldnerkriege (241-238) erlitt er nach anfänglichen
Erfolgen eine solche Niederlage, daß Hamilkar Bar-
kas neben ihm zum Feldherrn ernannt werden mußte
und das Heer schließlich seinen Rücktritt verlangte.
Später war H. an der Spitze der oligarchischen, zum
Frieden mit Rom geneigten Partei der Hauptgegner
des Hamilkar und dessen Lohnes Hannibal. -
Von den im zweiten Punischcn Kriege genannten
karthag. Befehlshabern des Namens H. führte einer
unter Hannibal bei Cannä den linken Flügel der
Karthager und befehligte nachher in Lucanien und
im Vruttierlande, wo er mehrere Städte eroberte.
214 v. Chr. wurde er von Tiberius Gracchus bei
Benevent geschlagen.
Hanno, Erzbischof von Köln, f. Anno.
HannoverchierzuKarte: Hannover, Schles-
wig-Holstein, Vraunschweig und Olden-
burg), die nordwestlichste Provinz des preuß.
Staates, umfaßt die alten Besitzungen des Kur-
hauses Braunschweig-Lüneburg nebst einigen 1815
hinzugekommenen oderausgetauschten Landesteilen,
namentlich den Fürstentümern Ostfriesland, Hildes-
heim u. s. w. Bei der Besitznahme des 1814 errich-
teten Königreichs H. durch Preußen 1866 wurde
das Gebiet unverändert belassen und bis 1884 (s.
unten) die hergebrachte Landeseinteilung beibehal-
ten, nur gingen 142 hannov. Morgen (ü. 26,2i ii)
durch Verkaufsvertrag vom 9. Dez. 1869 an Bremen
über. Die Provinz liegt Mischen 53° 52^ bis 51° 17^
nördl. Br. und 11° 34' bis 6° 39' östl. L. von Green-
wich, bedeckt einschließlich des nach der preuß. Be-
sitzergreifung hinzugekommenen Iadegebictes eine
Fläche von 38473,93 c^kin. Das zwischen dem untern
Lauf der Elbe und der Wefer gelegene Hauptgebiet
besteht aus dem Herzogtum Bremen mit dem Lande
Hadeln, dem Herzogtum Verden, dem Fürstentum
Lüneburg, einem Teil des Herzogtums Hauenburg,
den Fürstentümern Calenberg und Hildesheim und
den Grasschaften Hoya und Diepholz; es grenzt im
Ii. an die Nordsee und längs des untern Laufs der
Elbe, über deren rechtes Nfer es zwischen den
Städten Dömitz und Boizenburg hinübergreift, an
Schleswig-Holstein, Hamburg, und mecklenb. Ge-
biet, im O. an Brandenburg und Sachsen und an
Braunschweig, im S. an braunschw. und wal-
deckisches Gebiet, an Lippe, Schaumburg-Lippe und
an Westfalen, im W. an Oldenburg und Bremen.
Im <^W. hängt es mittels eines schmalen Land-
strichs, welchen das Fürstentum Osnabrück ein-
nimmt, mit dem zweiten Hauptteil zusammen. Die-
ser erstreckt sich zu beiden Seiten der untern Ems
und begreift die niedere Grafschaft Lingen, die
Graffchaft Ventheim, die Vogtei Emsbüren, das
Herzogtum Arenberg-Meppen, das Fürstentum
Ostfriesland und das Harlingerland, sowie eine
Reihe der Küste vorgelagerter Inseln (Spiekeroog,
Langeoog, Baltrum, Norderney, Iuist, Borkum).
Der dritte, südl. Teil wird durch braunschw. Gebiet
von dem Hauptlande getrennt; er umfaßt die Für-
stentümer Grubenhagen und Göttingen nebst dem
Harz und der Grafschaft Hohenstein, die von der
Provinz Sachsen umschlossen wird; kleinere Exklaven
liegen im braunschw., Hess. und lippeschen Gebiet,
während umgekehrt die Provinz H. mehrere kleine
braunschw. Exklaven und das Hamburg. Amt Ritze-
büttel einschließt.
Oberfliichengestaltung, Gewässer. Die Haupt-
masse gehört dem norddeutschen Flachlande an; die
Fürstentümer Calenberg, Hildesheim, Göttingen
und Grubenhagen sowie die Grafschaft Hohenstein
werden von Ausläufern und Vorbcrgen des Har-
zes, das Fürstentum Osnabrück von dem Teuto-
burgerwalde und dem Wiehengebirge durchzogen.
Der Kreis Zellerfeld liegt im westl. Teil des Harzes;
die höchsten Kuppen erreichen hier über 1000 m.
Von der Elbe wird die Provinz im NO. auf einer
Strecke von etwa 253 km berührt; derselben strö-
men hier links die Ieetze, Ilmenau, Luhe, Seeve,
Este, Aue, Schwinge und Oste zu. Die Werra
durchstießt bis zur Vereinigung mit der Fulda die
südwestl. Grenze der Provinz H. in einer Länge
von etwa 8 Kni. Die Weser berührt und durch-
strömt H. mit etwa 260 km; sie nimmt hier links die
Emmer und die Aue, rechts die Aller mit der Oker,
Leine und Ortze, sowie die Wümme, Hamme und
Geeste auf; außerdem durchfließt noch die Hunte
hannov. Gebiet. Die Ems liegt in ihrem untern
Laufe 170 km lang ganz in H., rechts nimmt sie
auf diefer Strecke die Haafe und die Leda auf.
Größere Binnenseen sind der Dümmersee, das
Steinhudermeer. Das Flachland ist diluviale und
alluviale Bildung. Die höher gelegenen Heide-
und Geestdistrikte bestehen meist aus Sandschichten
und sind je nach der stärkern oder geringern Bei-
mischung von Thon mehr oder weniger ertrags-
fähig, ^u den unfruchtbarsten Distrikten gehört die
umfangreiche Lüneburger Heide. Fruchtbar sind
die längs der größern Flüsse und der Küste gelege-
nen, durch Deiche geschützten Fluß- und See-
marschen. Wichtig sind namentlich im Herzogtum
Bremen und in Ostfriesland die Torfmoore, welche
sich in der Regel an die Marschen landeinwärts an-
schließen. In den südlichen, höher gelegenen Teilen
herrscht Lehm- und Thonboden vor. Die Boden-
fläche teilt sich in 25,7 Proz. Lehmboden, 17,i Proz.
sandigen Lehmboden, 41,i Proz. Sandboden, 14,8
Proz.' Moorboden, 1,3 Proz. Wasserfläche. Im S.,
namentlich im Harz, ist der Bergbau wichtig. Ge-
wonnen wurden 1891 an Steinkohlen 630 742 t, an