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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hänseln - Hansen (Mauris Christopher)
Grenzstreitigteiten. In Regensburg stand der Hans-
gras an der Spitze der dortigen Kanfleute, besuchte
mit ihnen oie ailswärtigen Märkte und übte hier
Gerichtsbarkeit aus in allen Streitigkeiten, all
welchen sie beteiligt waren. (S. auch Graf.)
Hänseln, s. Deposition lBd. 4, S. 948 d).
Hansemann, David Iustus Ludw,, preuß.
Staatsmann und Publizist, geb. 12. Juli 1790 zil
Finkenwerder, etablierte sich 181? als Wollhändler
in Aachen und gründete 1824 die Aachener Feuer-
versicherungsgesellschaft, worauf er zum Mitgliede
de^ Handelsgerichts, der Handelskammer und des
Prnvinziallandtags gewählt wurde. Diese letztere
Wahl sowie später die Wiederwahl zum Handels
riä)ter wurden von der Negierung nicht genehmigt,
weil H. in einer 1830 an den Konig gerichteten
Denkschrift (1845 als Manuskript gedruckt) ein kow
stiwtionelles System mit starker Vertretung de^
vermögenden Mittelstandes gefordert hatte und
1833 in der Schrift "Preußen und Frankreich, staats-
wirtschaftlich und politisch" die Finanz und Steuer
Verhältnisse Preußens einer scharfen Kritik unter
zog. H. gründete 1834 einen Verein zur Beförde
rung der Arbeitsamkeit in den niedern Volksklassen,
der noch jetzt eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet
und erwarb sich 1836-46 große Verdienste um dic
Anlegung der Eisenbahnen am Rhein und in West
falen. Er riet schon damals zum Staatsbahnsystem,
Seit 1838 Präsident der Aachener Handelskammer,
gab er 1844 sein Handelsgeschäft auf und wurde
1815 zum Abgeordneten in den rhein. Provinzial
landtag gewählt. Im Vereinigten Landtag von
181:7 vertrat er mit Eifer die konstitutionelle Sache
und die Erweiterung des Zollvereins. Am 29. März
1848 übernahm er die Leitung der Finanzen im
Ministerium Camphausen und bildete, nachdem
dieser den Rücktritt genommen, 25. Juni mit Auers
Wald, Kühlwetter u. s. w. ein neues Kabinett. Doch
schon im Sept. 1848 war dasselbe genötigt zurück
zutreten. Seinen politisch liberalen Standpunkt ver
trat H. in einer Reihe von Schriften, wie "Dic
deutsche Verfassungsfrage" (Franks. 1848), "Die
deutsche Verfassung vom 28. März 1849 mit Au^
merkungen" (7 Auflagen, Verl. 1849) und "Das
preuß. und deutsche Verfassungswert" (ebd. 1850).
Die erbkaiserl. Politik Gagerns mißbilligte er und
wünschte dafür einen Reichsrat, der aus den Herr-
schern von Österreich, Preußen und einem dritten
Fürsten bestehen sollte. Nach seinem Austritt aus
dem Ministerium wurde er zum Chef der Preußischen
Bank ernannt, mußte aber als solcher im März
1851 vor der Reaktion weichen und gründete darauf
die Diskontogesellschaft in Berlin. H. starb 4. Aug.
1864 in Schlangenbad. In Aachen wurde ihm
1888 ein Denkmal errichtet.
Von H.s Söhnen trat der ältere, Adolf H.,
geb. 27. Juli 1826 zu Aachen, 1857 als Mit-
aeschäftsinhaber in die Diskontogefellschaft, deren
Leiter er nach seines Vaters Tode wurde, und die
er zu einem der bedeutendsten Bankinstitute er-
hob. Er steht an der Spitze der Neuguinea - Com-
pagnie, wurde 1872 in den erblichen Adelstand er-
hoben und 1891 Mitglied des Kolonialrats.
Der jüngere Sohn, Gustav H., geb. 22. Iuui
1829 zu Aachen, hat sich als volkswirtschaftlicher
Schriftsteller ("Die wirtschaftlichen Verhältnisse des
Zollvereins", Verl. 1863), durch eine Kritik der
E. von Hartmannfchen "Philosophie des Unbewuß-
ten" (ebd. 1874) und durch die naturphilos. Arbeit
"Die Atome und ihre Bewegungen') (Lpz. 1871)
bekannt gemacht.
Hansen, Heinrich, dän. Architetturmaler, geb.
23. Nov. 1821 zu Hadersleben, trat 1842 in die
Akademie zu Kopeuhagcu und war als Dekorations-
maler amThorwaldsen-Muscum und an ^cr Kapelle
Christians IV. im Dom zu Roeskilde beschäftigt.
Um sich zum Architekturmaler auszubilden, bereiste
er 1847 die bedeutendsten Kunststädte Deutschlands
und 1875 Italien. Er war Mitglied der Kopen-
hagener Akademie und starb 11. Juli 1890 in
Kopenhagen. Von seinen Gemälden sind zu nennen:
Zimmer Christiaus IV. im Schloß Rosenborg, 33.Il",
l1"1 c0li68is> im Dogenpalast zu Venedig, Inneres
der Kirche im Schloß Frederiksborg, Das Freden-
bagensche Zimmer in Lübeck.
Hansen, Karl Frederik Suudt, norweg. Genre-
maler, geb. 30. Jan. 1841 zu Stavanger, studierte
in Kopenhagen, Düsseldorf und Paris und trat
dann als tüchtiger Künstler Tidemand zur Seite,
mit Vorliebe Scenen aus dem norweg. Volksleben
schildernd. Von seinen Gemälden sind zu nennen:
Die Konfrontation (Stockholm, Nationalmuseum),
^ Im Gefängnis (Nationalgalerie zu Kristiania) und
Oin ^iaienprediger (im Privatbesitz des Königs
Oskar II.). Großes Aufsehen erregte sein Bild: Be-
! gräbnis auf dem Meere (1890: städtische Galerie in
Danzig). H. lebt in Kopenhagen und ist Mitglied
der Dänischen und Schwedischen Kunstakademie.
Hansen, Konstantin, dän. Maler, geb. 3. Nov.
1804 zu Rom, gest. 29. März 188" als Vicedirektor
der dän. Malerakademie, ist von Bedeutung als
Bahnbrecher für die monumentale Malerei in Däne-
mark (Fresken im Roeskilder Dom, in der Vorhalle
der Kopenhagener Universität und die Dekoration
des konigl. Theaters). Von seinen Gemälden sind
zu nennen: Vorleser auf dem Molo von Neapel
(l840), Öges Gastmahl (1857; beide in der Staats-
sammlung) und Der grundgesetzgebende Reichs-
tag, mit mehrern hundert Bildnissen in vorzüglicher
Gruppierung (1865).
Hansen, Mauris Ehnstopher, norweg. Dichter,
geb. 5. Juli 1794 zu Modum, studierte zu Kristiania
Philologie und Philosophie. 1816 wurde er Lehrer
daselbst', 1820 in Drontheim, 1826 Rektor an der
Schule zu Kongsberg, wo er 16. März 1842 starb.
Seine ersten Dichtungen erschienen 1815 im "Nor",
denen 1816 die "Digtninger" folgten. In seinen
nächstfolgenden Arbeiten, wie z. B. "Theodors
Dagbog" (1820), zeigt sich H. als der Lasontaineschen
Schule angehörig: in dem Ritterroman "Othar af
Bretagne" (1^819) hatte er Fouque und Tieck zu
Vorbildern. Reiche Phantasie und klare Auffassung
des Volkslebens bekunden "Luren", "Bjergmanden",
"Den gale Christian". H.s "Samlede Digtninger"
(2 Bde., Dronth.1825) enthalten außer der Novelle
"Keadan eller Klosterruinerne" auch das histor.-
romantische Drama "Nor og Gor" (1819; deutsch
von Lenburg, Berl. 1823), welches, wie sein "Hakon
Athelstan"(1838), wenig bühnengerecht ist. Nach
seinem Tode erschienen die Novellen "Tone" (Krist.
1843) und der Roman "Bredrene" (Dronth. 1866).
Als Lyriker und Idyllendichter, z.V. im "Norsk
Idylkrands" (Krist. 1831), nimmt H. eine bedeutende
Stellung ein. Eine Sammlung von H.s "Noveller
og Forta'llinger" besorgte sein Freund C. Schwach
(8 Bde., Krist. 1855 - 58), "Noveller i Udvolg" er-
schienen Kristiania 1882. Außerdem ist H. als Schul-
mann sehr thätig gewesen. Es sind von ihm eine Reihe