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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Harfleur; Hargitta; Hargraves; Haricot; Häring; Häring; Häring; Häring; Harington

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Harfleur – Harington

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Harfenschnecken'

letzterer häufig verloren. Die bekannteste Art ist die Davidsharfe (Harpa ventricosa Lam.), bräunlichviolett mit weißen, braun eingefaßten, der Länge nach verlaufenden Bogenstreifen. Sie bewohnt die ostind. Meere.

Harfleur (spr. arflöhr), Seestadt im franz. Depart. Seine-Inférieure, im Arrondissement LeHavre, nahe der Seine und am Flüßchen Lézarde sowie an den Linien Paris-LeHavre und Le Havre-Montévilliers der Franz. Westbahn, hat (1891) 2116, als Gemeinde 2307 E., eine schöne Kirche mit 88 m hohem Turm, das Château de Colmoulins im Renaissancestil, mit Gemälden und schönem Park; Blei-, Zink- und Kupferschmelzen, Fayencefabrikation, lebhafte Fischerei, Schiffahrt und Handel mit Kohlen und Holz. Ehemals war H. eine wichtige Festung, der strategische Schlüssel zu Frankreich, welche die Mündung der Seine beherrschte, sank aber mit der Verschlammung seines alten Hafens und seit dem Aufblühen von Havre. In den J. 1415–33 und 1440–50 befand sie sich in engl. Händen. In der Nähe sind Höhlen und versteinernde Quellen, südlich gegenüber liegt Honfleur (s. d.).

Hargitta, Berggruppe (1741 m) der Karpaten im östl. Siebenbürgen.

Hargraves (spr. háhrgrehws), Edmund Hammond, der Entdecker der Goldfelder von Australien, geb. 1815 zu Gosport, ging 1833 nach Australien und 1849 nach Kalifornien, um sein Glück als Goldgräber zu machen. Durch die Ähnlichkeit der Bodenbeschaffenheit der dortigen Goldfelder mit ihm bekannten Gegenden Australiens wurde er nach seiner Rückkehr dorthin zu Untersuchungen veranlaßt, die zur Entdeckung der Goldfelder am Macquarie führten (1851). Er wurde hierauf von der Regierung zum Commissioner of crown lands ernannt und mit der Untersuchung der metallhaltigen Landesteile beauftragt. Nachdem er Bericht über seine Forschungen erstattet hatte, zog er sich 1852 ins Privatleben zurück, erhielt von der Regierung von Neusüdwales eine Belohnung von 10000 Pfd. St. und ließ sich 1864 in England nieder. Er starb Okt. 1891 zu Sydney. H. schrieb «Australia and its gold-fields» (1855).

Haricot (frz., spr. arikoh), Bohne; H. de mouton (spr. mutóng), franz. Nationalgericht, bestehend aus Hammelfleisch mit Rüben u. s. w.; Haricots verts (spr. arikoh währ), grüne oder Schminkbohnen; Hôtel des haricots (spr. otell dä arikoh) oder les haricots (spr. lä arikoh), familiäre Bezeichnung der Arreststube der Pariser Nationalgarde; haricots ist in diesem Falle verderbt aus Darricau, dem Namen des Kommandanten der Pariser Nationalgarde während der Hundert Tage.

Häring, Fischgattung, s. Hering.

Häring, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Kufstein in Tirol, im Innthale, hat (1890) 369, als Gemeinde 1080 E. und in der Nähe am rechten Innufer ein bedeutendes staatliches Braunkohlenwerk, das größte in Tirol, welches 1886 mit 286 Arbeitern 21600 t Braunkohlen förderte. Das Flöz ist 1–10m mächtig. Die Kohle findet Verwendung bei der hier bestehenden großen Cementfabrik, bei der Saline in Hall und der Hütte in Brixlegg.

Häring, Theodor, s. Döring, Theodor.

Häring, Wilh., Romanschriftsteller, bekannt unter dem Namen Wilibald Alexis (seinem Pseudonym in einer Studentenverbindung, vom ↔ lat. alec, d. h. Hering), geb. 29. Juni 1798 zu Breslau, stammte aus einer bretonischen Réfugiéfamilie Namens Harenc, studierte, nachdem er den Feldzug von 1815 und die Belagerung der Ardennenfestungen als Freiwilliger mitgemacht hatte, seit 1817 erst zu Berlin, dann zu Breslau die Rechte. Doch schon als Kammergerichtsreferendar entsagte er der Staatslaufbahn und widmete sich der schriftstellerischen Thätigkeit. Von 1827 bis 1835 redigierte er (bis 1829 mit Fr. Förster) das «Berliner Konversationsblatt», das er 1830 mit dem «Freimütigen» vereinigte. Daneben beteiligte er sich auch an praktischen Unternehmungen, wie Häuserbauten, Buchhandlungen u. a., die aber zum Teil unglücklich verliefen. Das nach ihm benannte Heringsdorf ist seine Gründung. 1852 siedelte H. nach Arnstadt in Thüringen über, wo er 16. Dez. 1871 starb.

Seinen Ruf als Schriftsteller begründete H. durch den Roman «Walladmor» (2. Aufl., 3 Bde., Berl. 1825), den er unter dem Namen Walter Scotts erscheinen ließ. Das Werk hatte ungemeinen Erfolg und wurde in mehrere Sprachen, darunter auch ins Englische, übersetzt. Unter derselben Maske erschien sodann der Roman «Schloß Avalon» (3 Bde., Lpz. 1827). Inzwischen hatte H. auch unter dem Pseudonym Wilibald Alexis außer lyrischen Gedichten und Bühnenspielen (darunter namentlich «Ännchen von Tharau», 1829) eine Reihe trefflicher Novellen in Zeitschriften und Taschenbüchern veröffentlicht, die er später in «Gesammelte Novellen» (4 Bde., Berl. 1830–31) und «Neue Novellen» (2 Bde., ebd. 1836) zusammenstellte; auch allerlei Reiseschilderungen ließ er folgen. Aber sein eigentliches Gebiet blieb der Roman. «Das Haus Düsterweg» (2 Bde., Berl. 1835) und «Zwölf Nächte» (3 Bde., ebd. 1838) zeigen den Einfluß der jungdeutschen Richtung, während er in «Cabanis» (6 Bde., ebd. 1832; 6. Aufl. 1880), einem seiner gelungensten Werke, das Gebiet des patriotisch-histor. Romans betrat. Gleich ihm haben alle seine Meisterwerke ihren Stoff der Geschichte Brandenburgs entlehnt, so die vortrefflichen Romane «Der Roland von Berlin» (3 Bde., Lpz. 1840; 4. Aufl., Berl. 1881), «Der falsche Woldemar» (3 Bde., Berl. 1842; 4. Aufl. 1880), «Hans Jürgen und Hans Jochem» (2 Bde., ebd. 1846; auch u. d. T. «Die Hosen des Herrn von Bredow», 11. Aufl., ebd. 1887) und als Fortsetzung dazu «Der Wärwolf» (3 Bde., ebd. 1848; 4. Aufl. 1879); dann «Ruhe ist die erste Bürgerpflicht» (5 Bde., ebd. 1852; 4. Aufl. 1881), «Isegrimm» (3 Bde., ebd. 1854; 4. Aufl. 1881) und «Dorothe» (3 Bde., ebd. 1856; 4. Aufl. 1881). Alle diese Werke zeichnen sich durch markige Charakteristik, treue Sitten- und Naturschilderungen, einen aufgeklärten epischen Stil aus, der sie unsern besten deutschen Romanen ebenbürtig macht; auch ihr Patriotismus ist nirgends beengt oder aufdringlich. Von seinen übrigen Arbeiten ist, außer dem Roman «Urban Grandier» (2 Bde., Berl. 1843), der ein Nachtgemälde von wahnsinnigem Fanatismus und intriguensüchtiger Bosheit bietet, «Der Neue Pitaval» (fortgesetzt von Vollert, 36 Bde., Lpz. 1842–65; neue Serie, 24 Bde., ebd. 1866–91) zu nennen, eine Sammlung von Kriminalgeschichten, die er mit Hitzig begann und die unter allen derartigen Unternehmungen den ersten Rang behauptet. Seine «Gesammelten Werke» erschienen in 20 Bänden (Berl. 1874), «Vaterländische Romane» in 8 Bänden (ebd. 1881).

Harington, s. Harrington.