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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hartzer - Harvey (William)
äo eucln'xo" (Madr. l864). Die meistell seiner Stücke
zeichnen sich durch lebendige Phantasie, ungezwun-
gene Anmut, nationalen Charakter, kräftige Diktion
und wohllautenden Versbau aus. Auch war er einer
v on den wenigen Spaniern, welche eine gewisse Kenut-
ttis 5er deutschen Litteratur besahen.
Hartzer, Ferd., Bildhauer, geb. 22. Juni 1838
zu Celle, besuchte die Polytechnische Schule in Han-
nover, ging dann 1859 nach Münchenzn Widnmann
und 1862 nach Dresden. 1864 trat er in Hähnels
Atelier über. Nach einer zweijährigen Studienreise
in Italien ließ sich H. 1869 m Berlin nieder, wo
er den in Rom entworfenen Amor mit der Maske
im Auftrage des Kaisers in Marmor ausführte.
Ferner entstanden das marmorne Denkmal des Öko-
nomen Thaer für Celle (1872), die Bronzestatue
des Komponisten Marschner für Hannover (1877),
acht große Figuren für die Vorhalle des Treppen-
hauses der Nationalgalerie zu Berlin, die sitzende
Marmorfigur der Geschichte auf dem Belle-Alliance-
platz in Berlin, die Siegesdenkmäler für Vückeburg
uud Gleiwitz in Schlesien, das Vronzestandbild
Spohrs in Cassel (1883), das Denkmal des Chemi-
kers Wöhlerin Göttingen (1890) und das des Bischofs
Bernward fürHildesheim (1893). Außerdem schuf er
eiue Reihe von Büsten und Reliefs. H. lebt in Berlin.
Hartzinn, s. Pewter.
Harugari (Deutsch er Orden der H.),Ordens-
verbindung in Nordamerika zu gegenseitiger Unter-
stützung und zur Erhaltung der dentschen Sprache
in d.en Vereinigten Staaten, gegründet im März
1847 zu Ncuyork. Das Wort H. kommt vom alt-
deutschen Il^i-uc, heiliger Hain.
Harun, Chalif, mit dem Beinamen al - Naschid,
d. h. der Rechtgeleitete, Nachfolger feines Vaters
Al-Hädi als fünfter in der Reihe der abbasidischen
Chalifen, trat das Chalifat 786 im Alter von 21
oder 22 I. an. Seine Regierung war im ganzen
glücklich, wenn auch in verschiedenen Provinzen seines
Reichs verhängnisvolle Aufstände ausbrachen und
ein Teil der afrik. Provinzen von der Centralgewalt
abfiel. (S. Idrisiden.) H. fand in der in seinem
Dienste stehenden pers. Familie der Barmakiden
tüchtige Staatsmänner und Feldherren. In das
bereits von Manhür gegründete und bald zur Resi-
denz erhobene Bagdad strömte aus allen Gegeuden
des weiten Reichs Tribut und gab die Mittel, in
großartiger Prachtlicbe daselbst die schönsten Bauten
ausführen zu lassen. Zugleich lieble H. Gelehrsam-
keit, Dichtkunst und Musik, und sein Hof war der
Sammelplatz der berühmtesten Männer der moham-
med. Welt. Nach der Beseitigung der Varmakiden
(s. d.) brach ein Ausstand nach dem andern aus und
das Reich wurde der Schauplatz der schlimmsten
Bürgerkriege. Fünf Jahre nach dieser Katastrophe
zog H. unter Voraussendung seines Sohnes Ma'-
nun nach Chorassan zur Unterdrückung eines Auf-
standes, der sich über ganz Transoxanien verbreitet
hatte, erkrankte aber in Tus und starb daselbst
24. März 809. Das Andenken des H. lebt im Be-
wußtsein des mohammed. Volks fort, feine Ge-
rechtigkeitsliebe und sein ritterlicher Sinn ist ein be-
liebtes Thema der orient. Volkserzählungen der
"Tausendundeinen Nacht".
Harn no mija, Ioshihito, geb. 31. Aug. 1879
als Sohn des Kaisers Mutsuhito von Japan und
der Hosdame Ianaguvara^awarabi, wurde 3. Nov.
1889, dem Geburtstage des Kaisers, zum Kron-
prinzen und Thronsolgcr von Japan ernannt.
Harusplces (im Singular Harüspex) hießen
bei den Römern die Weissager, welche die sog.
Haruspicrna übten. Diese war ursprünglich in
Etrurien heimisch und begriff nicht nur die Weis-
sagung aus den Eingeweiden der Opfertiere und
den das Opfer begleitenden Umständen in sich, von
welcher die H. ihren Namen "Eingeweideschauer"
haben, sondern auch die Deutung der Blitze und
anderer wunderbarer Erscheinungen (Prodigien).
In der Kaiserzeit bildeten die H. ein Priesterlolle-
gium von 60 Mitgliedern. Noch unter den christl.
Kaisern erhielt sich ihre heidn. Kunst.
Haruspicina, s. Haruspices.
H^?'ii., bei naturwissenschaftlichen Namen Ab-
kürzung für William Henry Harvey (s. d.).
Harvard, John, geb. im Nov. 1607 zu South-
wark, London, wo fein Vater Fleischer war, studierte
zu Cambridge (England) und wurde Geistlicher. 1637
segelte er nach Neuengland, wo er eine geachtete
Stelle als Geistlicher und Mitglied des Gemeinde-
rates einnahm. Er starb 24. Sept. 1638 und hinter-
ließ ein Vermächtnis zur Gründung eines College,
das nach ihm genannt wurde (Harvard-Uni-
versität, s. Cambridge, Bd. 3, S. 868 d) und die
bedeutendste UniversitätNordamerikas geworden ist.
Eine Statue H.s wurde 1884 in Cambridge enthüllt.
Harvestehude, Vorort von Hamburg (s. d.).
Harvey (spr. hahrwe), William, engl. Physiolog,
welcher durch die Entdeckung des Blutkreislaufs und
durch feine Untersuchungen des Tiereies als der Be-
gründer der neuern Physiologie bezeichnet werden
darf, geb. 1. April 1578 zu Folkestone, studierte in
Cambridge Medizin, ging 1598 nach Padua, wo
er unter Fabricius ab Äquapendente Anatomie tricd
und 1602 die mediz. Doktorwürde erhielt. Nach Eng-
land zurückgekehrt, erwarb er alsbald zu London den
Ruf eines ausgezeichneten Arztes. Er wurde in das
mediz. Kollegium aufgenommen, als Armenarzt am
Bartholomäushospital angestellt und 1615 zum Pro-
fessor der Anatomie ernannt. Als solcher lehrte er
schon 1619 seine neue Theorie des Blutkreislaufs
(f. Kreislauf des Blutes), welche er aber erst 1628,
nachdem er sie durch zahlreiche Vivisektionen geprüft
hatte, durch den Druck bekannt machte. Karl I. er-
nannte ihn 1630 zu feinem Leibarzt, als welcher er
den König während des Bürgerkrieges stets beglei-
tete. Nach der Übergabe von Oxford kehrte er nach
London zurück und lebte hier den Wissenschaften,
bis er 3. Juni 1658 auf feinem Landgute zu Hamp-
stead starb. Sein Denkmal zu Folkestone wurde
6. Aug. 1881 enthüllt.
Seine Schrift "1)6 motu ooräis et Languiniä"
(Franks. 1628), iu der er zuerst seine Entdeckung des
Blutkreislaufs veröffentlichte, erregte ungemeines
Aufsehen und erweckte ihm eine Menge Gegner.
H. antwortete nur dem I. Riolan in Paris in der
Abhandlung "De circulationö Lan^uinis aä Noiu.-
iiuni" (Cambridge 1649; Par. 1650), indem er das
Urteil über die Wahrheit seiner Entdeckung der Nach-
welt überließ. Er selbst erlebte noch den Triumph,
daß 1652 einer seiner heftigsten Gegner, Plempius
in Löwen, durch eigene Forschungen überzeugt, sich
öffentlich zu seiner Lehre bekannte. Vorbereitet war
H.s große Entdeckung durch Servets (s. d.) Entdeckung
des Lungenkreislaufs und durch die Kenntnis der
Venenklappen. Ferner wandte H. seine Aufmerk-
samkeit der Lehre von der Zeugung zu. Sein phy-
siol. Princip "0mii6 aiiimai ex o vo"und seine Schrift
"1)6 F0N0i^ti0ii6 HiiiinlUiuin" (Lond. 1651), welche