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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Harzbahnen - Harzburg (Flecken)
der Hüttenbetrieb, der nicht weniger als 20000
Personen ernährt. Große Eisenwerke finden sich in
Thale, Blantenburg, Rübeland, Zorge, Lauterberg.
3luch der Mansfelder Kupferbergbau erstreckt sich
bis zu den südöstl. Vorbergen des H. Lebhaft ent-
wickelt ist die Holzindustrie mit einer großen An-
zahl von Schneidemühlen, Anlagen für Holzstoff
und Holzwaren aller Art. Im südwestl. Abfall
des H. befinden sich Gips- und Schwerspatmühlen
sowie Fabriten für Erdfarben. Etwa ebensoviel
Personen, wie Bergbau und Hüttenbetrieb, ernährt
Wald- und Feldwirtschaft. Der Iabrikbetrieb be-
schäftigt etwa 3 - 4000 Arbeiter; dabei ist aber
von den Städten am Harzrande abgesehen. Unter
den Nebenbeschäftigungen nimmt die Canarien-
vogelzucht eine hervorragende Stelle ein, namentlich
im Unterharz. In Andreasberg befassen sich etwa
350 Familien damit, und die Zahl der jäbrlich
gezüchteten Vögel wird auf 34-36000 geschätzt.
Die weibliche Bevölkerung sucht sich durch Stricken,
Häkeln und Spitzenklöppeln (Knüppeln) Verdienst.
In neuerer Zeit ist der Fremdenverkehr zu großer
Bedeutung gelangt. Die beliebtesten Sommerfrischen
sind: Thale, Treseburg, Altenbraak und Schierke
im Vodethal; Suderode, Gernrode, Stecklenberg;
Alerisbad und Mägdesprung im Selkethal; Blanken-
burg; Wernigerode, Hasserode; Ilsenburg und Harz-
burg, auch Goslar; ferner Grund, Lauterberg,
Eachsa, Ilfeld und Stolberg; endlich Altenau,
Clausthal und St. Andreasberg.
Seit der H. von Eisenbahnen umschlungen und
teilweise auch durchzogen ist (s. Harzbahnen und
Harzgürtelbahn), gehört er zu den am meisten be-
reisten Gebirgen Deutschlands. - Auch der Harz-
tlub (s. Gebirgserschließung) hat znr Hebung des
Reiseverkehrs im H. wesentlich beigetragen.
G e s ch ichtliches. Das Harzgebirge ist seit Karl
d. Gr. und mehr noch infolge des im 10. Jahrh,
hier in Angriff genommenen Bergbaues besiedelt
worden. Infeineinwestl.Teilebildet derH. die Grenze
zwifchen den niederdeutschen Sachsen und den hoch-
deutschen Thüringern. Der östliche H. ist schon zur
Zeit der german. Völkerwanderung besiedelt worden.
Die Bergstädte des Oberharzes sowie die kleinern,
von den Städten aus besiedelten Orte (Schulenberg,
Hahnenklee, Bockswiese) verdanken ihre Bevölkerung
einer Einwanderung von Bergleuten aus dem Erz-
gebirge von 1520-1620, wie die Mundart noch
deute zeigt. Auf dem Unterharz bildeten sich nach
und nach mehrere dynastische Territorien, wie die
Grafschaften Blankenburg, Vallenstedt (später An-
halt), Regenstein, Falkenstein, Wernigerode, Stol-
berg, Mansfeld, Hohnstein und Scharzfeld, deren
Besitzer insgemein Harz grasen genannt wurden.
Auf dem Oberharz dehnten die Welsen ihre von den
Ludolfingern ererbten Besitzungen aus, erwarben
das Forst- und 1235 auch das Bergregal und bil-
deten auf diese Weise den sog. Harzdi strikt, mit
welchem Otto das Kind bei der Erhebnng der wel-
fischen Alloden zu einem Herzogtum eigens belehnt
wurde. Insolge der Erbteilungen der welsischen
Lande (s. Braunschweig, Bd. 3, S. 464a.) unter die
einzelnen welfifchen Linien wurde auch dieser Besitz
später wieder zersplittert. Dersog.Kommunion-
harz entstammt dem Nachlasse des 1634 verstor-
benen Herzogs Friedrich Ulrich von Vraunschweig,
indem die damals erbberechtigten sieben Herzöge
von Braunschweig und Lüneburg die Forsten, Berg-
und Hüttenwerke des H. von dem übrigen Erbe ab-
trennten und solche im gemeinsamen Besitze behiel-
ten. Durch Vererbung kamen davon später vier
Siebentel Anteile an Hannover (seit 1866 Preußen)
und drei Siebentel an Vrannschweig. Nachdem 1788
eine umfängliche Teilung des Kommuniongebietes
zwischen beiden Staaten stattgefunden hatte, wurde
1874 auch der bei Goslar und Oker u. s. w. belegene
Nest unter die beiderseitigen Staatsgebiete verteilt.
Dagegen ist der Bergbau- und Hüttenbetrieb im
gemeinschaftlichen Eigentum verblieben. (S. Braun-
ichweig, Bd. 3, S. 460a.) Die Verwaltung führt das
Kommunion-Unterharzische Bergamt in Goslar.
Litteratur. Vgl. Spieker, Der H., seine Ge-
schichte, seine Rninen und Sagen (2. Aufl., Verl.
1856); Heyse,Beiträge zurKenntnis des H. (2.Aufl.,
Aschersl. 1874); Hampe, I^ioi-a. Ii6rcMica (Halle
1873); Hautzinger, Der Kupfer- und Silber-Segen
des H. (Berl. 1877); Lossen, Geognost. Übersichts-
karte des Harzgebirges (ebd. 1882); Höhenschichten-
karte des Harzgebirges (1:100000, offiziell, ebd.
1882); Griebens Reifehandbuch (23. Aufl., ebd.
1892); Hoppe, Die Bergwerke, Aufbereitungsan-
stalten und Hütten im Ober- und Unterharz (Claus-
thal 1883); von Groddeck, Abriß der Geognosie des
H. (2. Aufl., ebd. 1883); Müller, Der H. (15. Aufl.,
Berl. 1889); Meyers Reifebücher: Der H. (12. Aufl.,
Lpz. 1893); Pröhle, Harzsagen (2. Aufl., ebd. 1886);
Günther, Der H. in Geschichts-, Kultur- und Land-
schaftsbildern (Hannov. 1885-88).
Harzbahnen, die Eisenbahnen zur Erschließung
des Harzes. Hierzu gehören die Strecke Hüttenrode-
Tanne der im Privatbesitz befindlichen Halberstadt-
Blankenburger Eisenbahn (s. Deutsche Eisenbahnen,
Bd. 4, S. 1002), die Harzgürtelbahn (s. d.), die auf
der Weftseite des Harzes belegene Bahn von Langels-
heim nach Clausthal-Zellerfeld, die Südharzbahn
Harzburg-Nordhausen, die hiervon abzweigende
Stichbahn Scharzfeld-St. Andreasberg, die schmal-
spurige Prioatbahn Gernrode-Harzgerode mit Fort-
setznng über Güntersberge nach Hasselfelde und die
von der Linie Nordhaufell-Sangerhaufen abzwei-
gende Stichbahn Berga-.sielbra-Stolberg-Rottlebe-
rode. Sämtliche H. mit Ausnahme der erwähnten
Privatbahnen gehören dem preuß. Staate. Neuer-
dings ist eine den Harz von Norden nach Süden
durchschneidende Harzbahn von Wernigerode über
Elbingerode nach Ellrich oder Nieder-Sachswerfen
an der Südharzbahn sowie eine Fortsetzung der Linie
Quedlinburg-Thale über Hasselfeldo nach Ellrich ge-
Harzbeulen, f. Harzfluh. lplant.
Harzbirke, s. Birke (Bd. 3, S. 22d).
Harzburg, Bad H., Flecken im braunschw.
Kreis Wolfenbüttel, 9 km im SO. von Goslar, am
rechten Ufer der hier ans dem Harz in die Ebene
tretenden Nadan, eines Zuflusses der Oker, in
235 m Höhe, an der Linie Braunschweig-Vörssum-
H. (44,9 km) der Preuh. Staatsbahnen, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Braunschweig) und ciner
Forstmeisters, hat (1890) 2766 E., Post zweiter
Klafse, Telegraph, Fernsprechverbindung, Quell-
wasserleitung, Solbad (Iuliushall), Fichtennadel-
bad, Molkenturanstalt, zahlreiche schöne Villen, be-
rühmte Steinbrüche im romantischen Radanthale
nnd vornehme Gasthäuser. Seit Eröffnung der
Eisenbahn ist H. eine Haupteingangspforte des
Harzes im Norden sowie ein beliebter Sommer-
aufenthalt geworden (1892: 5286 Knrgästc). Die
Erhebung von H. zur Stadt ist von der Gemeinde-
vertretung beantragt worden. Ungefähr 21cm südlich
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