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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hase (Nagetier) - Hase (Karl August von)
den Karthagern hielt, während Massinissa zu den
Römern überging. Als Scipio in Afrika gelandet
war, hatte H. 204-203, von Syphax unterstützt,
de>l Oberbefehl, wnrde aber zweimal von Scipio
gänzlich gefchlagen. Um der Wut des Volts zu ent-
gehen, tötete sich H. nach der Erzählung Appians
später mit Gift.
Ein andererH. war in dem Kriege, zu welchem
Massinissa die Karthager 15 l reizte, nickt glücklich,
schlug aber in dein dritten Pnnischen Kriege den
röm. Konsul Manius Manilins 149 zweimal, lei-
stete dem jüngern Publius Cornelius Scipio, als
dieser 147 und 14l> Karthago belagerte, den tapfer-
sten Widerstand und zog sicb, als die Stadt ge-
nommen wurde, in die Burg und zulent mit Weib
und Kindern und 900 Nberlänfern, denen die Ver-
^eihnng von Scipio versagt war, in einen Tempel
zurück. Hier aber verzagte er und begab sich heim-
lich, um Gnade flehend, zu Scipio, wogegen sein
Weib vor seinen Angen seine Kinder tötete und mit
den andern den Tod in den flammen fand. H.
starb als Gefangener in Italien.
Hase (I^nis), eine zu den doppelzähmgen Nage-
tieren (s. d.) und zwar zur Familie derl^s>risla,6 oder
Käsen (s. d.) gehörende l^ängetiergattnng, die ans
etwa 40 Arten begeht und den Typuv einer Unter-
ordnung und Familie bildet, zu welcher anch die
Kaninchen (f.d.) gehören. Bei den hierher gehörigen
Tieren sind die obern Nagezähne gefurcht mit keil-
förmiger Schneide, und hinter ibnen steht ein zwei-
tes, weit kleinerem Zahnpaar. Die kurzen Vorder-
füße sind fünfzehig, die verlängerten Hinterfüße
vierzehig, die Sohlen behaart und der Schwanz fedr
kurz. Die verbreitetste Art ist der gemeine H.
(I^6pu3 timilwg ^.; s. Tafel: Nagetiere l,
Fig. 1), welcher sich in Enropa von Portugal bis
zum Ural und Kankasns findet, in mehrern Spiel-
arten vorkommt und sich von weichen Pflanzen-
teilen, besonders Blättern, im Winter anch von
Baumrinde nährt. Seine grosse Furchtsamkeit, welche
sprichwörtlich geworden, läßt ihn niemals sich gänz-
licher Sorglosigkeit hingeben. Obschon er mit großer
Schärfe des Gernchs und Gehörs und ungemeiner
Schnelligkeit ansgerüstet ist, würde er dennoch
der Ausrottung nicht entgehen, wenn seine Frucht-
barkeit nicht so groß wäre. Die Häsin, welche be-
reits am Ende des ersten Jahres znr Fortpflanzung
fähig ist, fetzt drei- bi^ viermal im Jahre drei bis
fünf Innge, trägt nnr vier Wochen und überläßt
die Inngen bald ihrem Schicksal. Der männliche H.
(Rammler) ist kürzer, mehr braunrötlich und hat
kürzere Ohren (Löffel) und kürzern Schwanz lBlnme
oder Feder). Der H. läßt sich leicht zähmen und,
obschon feine Intelligenz nicht bedentend, selbst zu
ungewöhnlichen Leistungen abrichten. Es gelingt
jedoch nur dann, ihn längere Zeit in der Gefangen-
schaft lebend zu erhalten, wenn man ihm seine
Lieblingsäsung, die Schafgarbe l^cw'Nc^ niillcf<"-
iium), und daneben Salat, Klee, Akazienblätter
uud Zweige und anch Wasfcr reicht. Daß der H.
mit offenem Ange schlafe, ist vollkommen ricbtig.
übrigens ist fein Gesicht sehr schlecht, wec-balb er
sich nur auf Gehör und Geruch verläßt. Die H.
werden znr niedern Jagd gerechnet. Ihr Fleisch ist
zart und leicht verdaulich. Auch die Felle werden
verwertet. (S. Hasenfelle.) Eine besondere Art macht
der Alpen Hase (I.6M3 v^i-i<U"ili6 ^'<l?/".>') aus, der
in Mitteleuropa die höchsten Gebirge nicht verläßt
und nur im hohen Norden ans der Ebene sich findet.
Er unterscheidet sich dnrch die kürzern Ohren und
den ganz weißen Schwanz. Im Winter wird er
blendend weih und behält nur die schwarzen Ohr-
spitzen. Übrigens haben aber alle H. ganz dasselbe
Familienansehen. H. sind befonders zahlreich in
den nördlichen und gemäßigten Teilen der nördl.
Hemispbäre; sie fehlen in Westafrika, Madagaskar,
dem Indischen Archipel und Australien und sind
selten in Südamerika. Fossil finden sich H. erst in
den jüngsten Tertiärschichten Frankreichs.
Hase il^im8), ein kleines Sternbild des südl.
Himmels, mit zwei Sternen dritter Größe und einer
Anzahl schwächerer. Mehrere Doppclsterne, ein ver-
änderlicher Stern und ein kugelförmiger telesko-
piscker Stcrnhanfcn stehen in diesem Sternbild.
Hase, Nebenfluß der Ems, s. Haase.
Hase, Karl Alfred von, prot. Theolog, Sohn
von Karl August von H., geb. 12. Juli 1842 zu
Jena, studierte daselbst, brachte dann einen Winter
in Genf und Paris zu, wurde 18l>5 Kollaborator
an der Stadttirche, bald daranf an der Hofkirche in
Weimar, 18<;8 Hofdiakonns daselbst, trat 1870 als
Feldoivisionspfarrcr ins Heer, wurde 187iDivisions-
pfarrer in Hannover, 187<; Militäroberpfarrer des
1. Armeekorps und Konsistorialrat in Königsberg,
1889 Hofprediger und Garnifonspfarrer in Pots-
dam. 1893 wurde er zum ord. Professor an der
UniversitätBreslau ernannt. H. veröffentlichte unter
anderm: "Lutherbriefe in Auswahl" (Lpz. 1867),
"Wormser Luthcrbuch" (Mainz 18l;8), "Sebastian
Frank von Word der Schwarmgeist, ein Veitrag zur
Rcformationsgeschichte" (Lpz. 18<>9), "Die Bedeu-
tung des Geschichtlichen in der Religion" (ebd. 1874),
"Herzog Albrecht von Prenßen und fein Hofprediger"
(ebd. 1879), "Die Hansandacht" (ebd. 1891).
Hase, Karl Augnst von, prot. Theolog, geb.
25>. Aug. 1800 zu Steinbach in Sachsen, studierte
seit 1818 in Leipzig und, von dort wegen Teilnahme
an bnrschenschastlichen Bestrebungen verwiesen, in
Erlangen, habilitierte sich 18^3 als Privatdocent
der Tbeologie in Tübingen, wurde aber als alter
Burschenschafter in eine neue langwierige Unter-
snchung verwickelt, mußte 11 Monate auf derFestung
Hohenasperg zubringen und wurde dann des Lan-
des verwiesen. H. habilitierte sich nnn nochmals
18^8 in Leipzig, wurde daselbst 1829 Professor in
der philos. Fakultät und erhielt noch in demselben
Jahre einen Ruf als Professor der Theologie nach
Jena, wohin er nach einem Winteranfenthalt in
Italien 1830 übersiedelte. Hier vertrat H. länger als
ein halbes Jahrhundert Dogmatik und Kirchenge-
schichte (mit Einschlnsi des Lebens Iesn). Im Herbst
1883 legte er sein Lehramt nieder und wurde durch
Verleihung des Großkreuzes des Sachsen-Ernestini-
schen Hausordens in den erblichen Adelstand er-
hoben. Er starb 3. Jan. 1890 in Jena.
Das Ziel seines wissenschaftlichen Strebens war
auf die Verföbnung des historisch gewordenen
Christentums und der modernen Bildung gerichtet;
sowohl den geschmack- und gcmütslofen Nationalis-
mus wie jeden unevang. Dogmatismns bekämpfend,
zeigen feine Werke eine innige Verbindnng von ge-
schichtlicher Pietät und rationeller Kritik. In syste-
matischer Forin bat H. seine theol. Anschauungen
entwickelt, wissenschaftlich in der"Evang.-prot. Dog-
matilv sStuttg. I8^<;; <;. Aufl., Lpz. 1870), gemein-
verständlich in der "Gnosis oder prot.-evang. Glau-
benslehre für die Gebildeten in der Gemeinde wissen-
l fchaftlich dargestellt" (3 Bde., Lpz. 18i>7 -^