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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hautkrankheiten

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Hautkrankheiten (der Haustiere)

ein Teil der Infektionskrankheiten (s. d.), insofern sie mit krankhaften Veränderungen der Haut verbunden sind, wie die Masern, Röteln, Pocken, Spitzpocken, Scharlach u. a.; zu den letztern alle diejenigen Hautausschläge, welche von den Laien schlechthin als Flechten bezeichnet werden.

Die eigentlichen H. teilt man gewöhnlich nach der Form, unter welcher sie auftreten, in verschiedene Klassen ein. Allgemeine Hypertrophien (Massenzunahmen) der Lederhaut und der Epidermis zugleich bilden die Kleienflechte oder trockne Seborrhöe (s. d.) und die Fischschuppenkrankheit (s. d.); bei Hypertrophien der Haut und des Unterhautzellgewebes wird die Haut dick und hart wie die des Elefanten, weshalb sie als Elephantiasis (s. d.) oder Pachydermie bezeichnet werden. Eine andere Gruppe sind die Entzündungen der ganzen Haut (Dermatitis). Die einfachste Form derselben ist die gewöhnliche Hautröte oder das Erythem (s. d.), und diesem zunächst steht die Rose (s. d.) oder der Rotlauf. Entzündungen der oberflächlichen Schichten der Haut bilden die auf einzelne Herde beschränkte, mit Bläschenausschlag verlaufende Bläschenflechte oder den Herpes (s. d.) und die mit Quaddeln einhergehende Nesselsucht (s. d.). Eine ebenfalls oberflächliche, aber ausgedehntere Entzündung verläuft mit Ausscheidung wässeriger Flüssigkeit auf die Oberfläche, d. i. die nässende Flechte oder das Ekzem (s. d.), eine dergleichen mit Bildung kleiner Pusteln oder Eiterbläschen (Impetigo). Große Pusteln zeigen sich bei dem Ekthyma (s. d.) und dem Pemphigus (s. d.). Die isolierten flachen Blasen der Rupia oder Schmutzflechte (s. d.) trocknen zu dicken, festen Borken ein. Eine Entzündung der Haut, welche mit krankhafter Epidermisbildung verbunden, ist die Schuppenflechte oder Psoriasis (s. d.); mit Knötchenbildung in der Haut verläuft der Lichen oder die Schwindflechte (s. d.) sowie der Juckausschlag oder Prurigo (s. Jucken). Außerdem sind zu nennen die Entzündung der Hauttalgdrüsen (s. Finne), die der Haarbälge der Barthaare (Mentagra, Sycosis). Neubildungen in der Haut sind die fressende Flechte oder der Lupus (s. d.), die syphilitischen Hautknoten und der Hautkrebs. Auf der Haut schmarotzende Pflanzen erzeugen den Erbgrind oder Favus (s. d.), den Ringworm oder Kahlgrind (s. d.) und die Pityriasis (s. d.). Der Krätze (s. d.) liegen tierische Parasiten zu Grunde. Die Absonderungen der Haut können ebenfalls verändert sein. Der Schweiß kann in übermäßiger Menge gebildet werden, eine üble Beschaffenheit annehmen, mitunter auch ganz fehlen (s. Anhidrosis). Ähnliches gilt von dem Hauttalg, dessen übermäßige Absonderung den Schmeerfluß oder die fettige Seborrhöe (s. d.) verursacht. Abnorme Trockenheit der Haut kommt bei der Zuckerharnruhr vor. Empfindungslosigkeit oder Abschwächung des Gefühls der Haut zeigt sich bei gewissen Gehirn- und Rückenmarkskrankheiten sowie bei Erkrankungen oder Zerstörungen der Nerven in ihrem Verlauf oder an ihren Endausbreitungen. Gesteigerte Empfindlichkeit kommt bei verschiedenen H. oder auch bei psychischen Affektionen und einzelnen allgemeinen Erkrankungen vor. Die Hauptheilmittel gegen H. bilden Bäder und Waschungen, Seifen, Teerpräparate, Blei-, Zink- und Präcipitatsalben, Schwefelpräparate und Ätzmittel; in neuerer Zeit werden die verschiedensten Arzneimittel besonders auch in der Form von Leim und der sog. Heftpflastermittel angewendet. Die Lehre von den H. oder Dermatologie hat sich in neuester Zeit insbesondere durch die epochemachenden Arbeiten Hebras (s. d.) und seiner Schüler zu einer umfangreichen Wissenschaft entwickelt.

Litteratur. Hebra und Kaposi, Lehrbuch der H. (2. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1872-70); Hebra, Atlas der H. (Wien 1876); Neumann, Lehrbuch der H. (5. Aufl., ebd. 1880); ders., Atlas der H. (ebd. 1881-90); Kaposi, Pathologie und Therapie der H. (3. Aufl., ebd. 1887); Lesser, Lehrbuch der H. (7. Aufl., Lpz. 1892); Leloir und Vidal, Symptomatologie und Histologie der H. (deutsch von Schiff, Hamb. 1890 fg.).

Hautkrankheiten der Haustiere. Sämtliche Haustiere werden von H. mannigfacher Art heimgesucht. Friedberger-Fröhner ("Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der Haustiere", Bd. 2, Stuttg. 1889) unterscheiden nach der Entstehungsursache zwei große Gruppen von H.: solche, die nicht durch Parasiten, und solche, die durch pflanzliche oder tierische Parasiten bedingt sind.

I. Zu den nicht ansteckenden H. gehören:

1) Die Hautröte, als deren besondere Form der Buchweizenausschlag (s. d.) zu betrachten ist. Die Hautröte ist in der Regel von Juckreiz begleitet.

2) Das Hautekzem oder die einfache Hautentzündung. Je nach den verschiedenen Stadien sind dem Hautekzem verschiedene Namen beigelegt worden. Das erste Stadium geht mit Rötung und Abschuppung der Oberhaut einher. Hierher gehört die Kleien-, Mehl- oder Schuppenflechte, auch Hungerräude genannt, ferner teilweise die Raspe und Mauke (s. d.) des Pferdes. Das zweite Stadium des Hautekzems ist durch Bildung kleiner Knötchen ausgezeichnet. Deswegen wird diese Form auch als Knötchenflechte, Knoten- oder Finnenausschlag bezeichnet; sie kommt besonders beim Pferd und Rind vor und führt hier den Namen Schwindflechte oder Hitzausschlag. In dem dritten Stadium entwickeln sich Bläschen, die mit wässeriger Flüssigkeit gefüllt sind (Bläschenflechte). Brechen diese Bläschen auf oder werden sie durch Scheuern, Kratzen oder Beißen künstlich eröffnet, dann entwickelt sich als viertes Stadium die nässende oder Salzflechte. Beim Hunde ist diese sehr häufig und wird hier als Salzfluß, Fettflechte oder Fetträude bezeichnet. Bildet sich in den anfangs wasserhellen Bläschen Eiter, dann entsteht die Pustelflechte, der Hautgrind oder das grindartige Ekzem. Das sechste Stadium umfaßt jene Vorgänge, bei denen der Bläscheninhalt in den Blasen selbst oder auf der nässenden Hautfläche zu Krusten und Borken vertrocknet (Borken- und Schorfflechte). - Hunde, namentlich verzärtelte, dann ältere und fette Individuen, sind sehr häufig von Hautekzemen befallen. Lieblingsstellen sind der Rücken, die Außenseite der Beine und das Gesäß. Man kann daselbst je nach der Intensität und Dauer alle bezeichneten Stadien beobachten. Das Allgemeinbefinden der Tiere ist dabei in Bezug auf ihren Appetit und die übrigen Lebensäußerungen ein gutes, nur sind sie dauernd aufgeregt und unruhig und suchen die befallenen Stellen zu scheuern und zu belecken (Hautjucken). Die Behandlung dieses oft unheilbaren Leidens ist verschieden je nach dem Grade und der Ausbildung desselben. Im Anfangsstadium genügt die Anwendung eines Streumehls oder von Zink- oder Bleisalbe, bei nässenden Ekzemen aber muß Höllensteinlösung, Tanninsalbe oder Jodoform mit Eichenrindenpulver angewendet werden, und bei den