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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Haut-mal - Hautwolf

hat, bemerkt man Bläschen, Pusteln, Borken mit tiefgehender Eiterung, Geschwürsbildung, ohne Störung des Allgemeinbefindens und ohne Juckreiz. Die Übertragung des Leidens geschieht durch das Putz- und Reitzeug, Decken u. s. w. Das Leiden ist in der Regel langwierig (6-8 Wochen und darüber). Die Behandlung ist eine desinfizierende, d. h. die Bakterien vernichtende. Zu diesem Zwecke werden alle Bläschen und Blasen sowie die tiefer in der Haut gelegenen Knoten geöffnet und mit Carbol-, Creolin- oder Sublimatwasser tüchtig gewaschen.

2) Die durch tierische Parasiten erzeugten H. werden unter dem Sammelnamen Räude (s. d.) zusammengefaßt.

Haut-mal (frz., spr. o mall), s. Epilepsie (Bd. 6, S. 207 a).

Hautmont (spr. omóng), Stadt im Kanton Maubeuge, Arrondissement Avesnes des franz. Depart. Nord, an der kanalisierten Sambre und an der Linie Paris-Jeumont der Nordbahn, 8 km von Erquelines in Belgien entfernt, hat (1891) 10 026, als Gemeinde 10 238 E., große metallurgische Werkstätten, Maschinenfabrikation, Glasbläserei und Brauerei sowie Kohlenhandel.

Hautödem, soviel wie Hautwassersucht (s. d.).

Hautpapillen, s. Haut (S. 902 b).

Hautpflege, s. Haut (S. 903); vgl. Kleidung und Wärmeökonomie.

Hautpilze, s. Hymenomyceten.

Hautreize, Heilmittel, welche, auf die Haut gebracht, unter schmerzhaften Empfindungen eine schwächere oder stärkere Hautrötung und Hautentzündung verursachen und in der Absicht angewendet werden, um auf entferntere kranke Organe eine heilende Wirkung zu üben. (S. Ableitung.) Man bedient sich hierzu mit Vorliebe der Senfteige und des Senfspiritus, der Schröpfköpfe, des Glüheisens, der Elektricität u. a. Die H. bringen durch Vermittelung der nervösen Centralorgane, also auf reflektorischem Wege, eine mehr oder minder auffallende Wirkung auf das Herz und die Gefäße der verschiedensten Organe hervor, dergestalt, daß schwache H. zunächst eine Verengerung der betreffenden peripheren Arterien veranlassen, wodurch der Blutdruck gesteigert, die Cirkulation beschleunigt, die Herzthätigkeit verstärkt, die Atembewegungen aber verlangsamt werden; wogegen starke H. die Herz- und Gefäßthätigkeit herabstimmen, sodaß die Gefäße erweitert, der Blutdruck herabgesetzt, und der Blutumlauf verlangsamt werden. Man pflegt H. besonders bei plötzlich eintretenden Schwächezuständen und Ohnmachten, bei Neuralgien und andern schmerzhaften Empfindungen, beim Beginn entzündlicher Affektionen der Atmungs- und Verdauungsorgane, bei asthmatischen Anfällen und allen rheumatischen Zuständen mit Vorteil anzuwenden.

Hautrelief (spr. orĕliéff), Hochrelief, s. Relief.

Haut-Rhin (spr. o räng), Bezeichnung für den aus dem Rest des frühern Departements H. gebildeten franz. Verwaltungsbezirks Belfort (s. d.).

Hautrose, s. Rose (mediz.).

Hautröte, s. Erythem und Hautkrankheiten (S. 906 b).

Hautschmiere, s. Haut (S. 902 a).

Hautschwiele (Clavus, Callositas, Tyloma), eine gelbbraune, hornartige Verdickung der Oberhaut, vorzugsweise an der Hand und den Fußsohlen, die durch anhaltenden Druck und Reibung entsteht und mit deren Nachlassen gewöhnlich wieder verschwindet. Man entfernt sie durch erweichende Bäder und Pflaster oder durch Abtragen mit dem Messer.

Hautsinn, soviel wie Tastsinn (s. d.).

Hautsinnesblatt, s. Embryo (Bd. 6, S. 71a).

Hautskelett, s. Skelett (zoolog.).

Hauttalg, Hauttalgdrüsen, s. Haut (S. 902 a).

Hauttransplantation, s. Transplantation.

Häutung, die Abstoßung der obern Zellenschichten der aus flächenartigen Zellenausbreitungen gebildeten Häute (Epithelien), die sowohl innere Flächen, wie z. B. die des Darms oder der Lungen, als die äußere Oberfläche des Körpers bekleiden, wie der Kutikularbildungen. Der Mensch und die Säugetiere häuten sich gewissermaßen beständig, indem die Oberhaut sich in kleinen Plättchen abschilfert; doch ist auch der Haarwechsel der Säugetiere im Frühjahr und die Mauserung der Vögel ein periodischer Häutungsvorgang. Besonders aber wendet man das Wort bei denjenigen Tieren an, bei denen sich die Haut im Zusammenhange ablöst, sodaß sie meistens die Form des herausgeschlüpften Tiers darstellt, was bei vielen Tieren periodisch eintritt, manchmal von leidenden Zuständen begleitet ist. Bei allen diesen Häutungsvorgängen, mögen sie nun, wie bei Amphibien und Reptilien, die hornige aus Zellen gebildete Haut, oder bei Gliedertieren die chitinhaltige (Insekten) oder selbst verkalkte (Krebse) Cuticula (s. d.) betreffen, ist schon unter der abgestoßenen Haut die neue vorgebildet. Bei Gliedertieren sind mit der H. wichtige Lebensabschnitte verbunden, sei es schnelles Wachstum, dem die Haut nicht folgen kann (H. der Raupen), sei es mit Veränderungen der Form, wie Übergänge der Larven in Puppen und vollkommene Insekten. Vor solchen H., bei welchen sogar auch die innern Überzüge des Darmkanals und bei den Insekten der Tracheen gewechselt werden, sind die Tiere krank, fressen nicht, und viele geben zu Grunde.

Hautwanzen (Membranacei s. Acanthiidae), Familie der Landwanzen (s. Wanzen), mit flachgedrücktem Körper, drei- bis viergliedrigem Schnabel, meist zweigliedrigen Füßen und in der Regel ohne Punktaugen. Hierher gehört unter andern die Bettwanze (s. d.).

Hautwärzchen, s. Haut (S. 902 b).

Hautwassersucht oder Anasarka, derjenige krankhafte Zustand, bei welchem sich über einen größern Teil des Körpers wässerige, dem Blutserum ähnliche Flüssigkeit in und unter der Haut ansammelt. Man erkennt die H. daran, daß ein etwas tieferer Eindruck mit dem Finger, der bei normaler Haut augenblicklich verschwindet, sich erst sehr langsam wieder ausgleicht; dabei ist der Körper im ganzen gedunsen, die Außenfläche kälter, die Haut blaß. Am stärksten ist die Ansammlung der Flüssigkeit immer an den abhängigen Stellen, bei der Rückenlage also an der Hinterfläche des Bauches und an den untern Extremitäten. Ist sie auf einzelne Teile beschränkt, so heißt sie Ödem, d. i. Wassergeschwulst. Die H. ist immer nur das Symptom einer Krankheit, besonders gewisser Nierenkrankheiten, organischer Herzfehler, chronischer Lungenleiden und schwerer Kachexien. Die Heilung geschieht, indem die ausgeschiedene Flüssigkeit durch die Lymphgefäße wieder in die Blutmasse aufgenommen und aus dieser durch die Nieren und Schweißdrüsen aus dem Körper entfernt wird. Bei der Unheilbarkeit der veranlassenden Krankheiten ist auch die allgemeine H. in den meisten Fällen ein unheilbarer Zustand. (S. Wassersucht.)

Hautwolf, Frattsein oder Wundsein der Haut (Intertrigo s. Diatrimma), schmerzhafte Ent-^[folgende Seite]