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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hoideloff (Victor Peter) - Heidenhain
bis 1854 wirkte, und starb 28. Sept. 1865 zu Haß-
furt. Nürnberg und Umgebung zeigen zahlreiche
Neftaurationcn vou seiner Hand, woruuter insbe-
fondere die Jakobs-, die Sebaldus- und die Lorenz-
kirche umfängliche Arbeiten aufweisen. Außerhalb
seines Wohnortes sind folgende Bauten zu nennen:
das Lustschloß Reinhardsbrunn, der Rittersaal in
der Feste zu Coburg, die Schlösser Landsberg uud
Altenstein, die Begräbniskapelle in Meiningen,
das Schlößchen Rosenburg bei Bonn, die Kapelle
des Schlosses Rheinstein bei Bingen und die kath.
Kirche in Leipzig (1846), die Restauration des
Schlosses Lichtenstein, des Doms von Vamberg und
der Rittcrkapelle zu Haßfurt. In diesen Werken, die
zwar alle etwas trocken und akademisch sind, erwies
er sich als einer der ersten dentschen Romantiker.
H. hat auch aquarelliert und radiert. Er veröffent-
lichte anher einer Reihe technischer und kunstge-
werblicher Lehrbücher: "Architektonische Entwürfe"
(Heft 1 u. 2, Nürnb. 1850-51), "Ornamentik des
Mittelalters" (24 Hefte, ebd. 1838-52; Supple-
mente, 1855 fg.). Beiträge zur Geschichte der mittel-
alterlichen Kunst lieferte er in "Der christl. Altar"
(Nürnb. 1838), "Die Bauhütte des Mittelalters')
(ebd. 1844) sowie in den Kupferwerken "Nürnbergs
Vaudenkmale der Vorzeit" (vollständige Ausg.,
ebd. 1854), "Die Kunst des Mittelalters in Schwa-
ben" und "Vaudenkmale ans Schwaben" (Heft 1-6,
Stuttg. 1854-61).
Heideloff, Victor Peter, Maler und Architekt,
geb. 1757 zu Stuttgart, wo er gleichzeitig mit
Schiller, Dannecker und Hetsch Zögling der Karls- !
schule war und unter Guibal die Geschichts-, uuter >
Scotti die Theatermalerei stndierte. Der Herzog
Karl von Württemberg ernannte ihn 1780 zum Hof-
maler, sandte ihn nach Italien (1782-87) und
Paris. Er wurde 1790 Professor an der Karlsschule
nnd Theatermaler in Stuttgart. H. starb 1816. Er
malte Dekorationsbilder für die königl. Schlösser,
das Theater und die Festlichkeiten, u. a. die Jagd i
am Bärensee bei Stuttgart und die Einweihung der z
dortigen Hochschule; ferner die vier Jahreszeiten im j
königl. Schlosse zu Stuttgart und ein Altarbild in !
der Kirche zu Rottweil. Zu erwähnen ist auch das
Prachtwerk,das erüberden herzoglich württcmb.Park
in Hohenheim herausgab (50Blätter inAquatinta).
Heidelsheim, Stadt im -Amtsbezirk Bruchsal
des bad. Kreises Karlsruhe, 4,5 km im SO. von
Bruchsal, am Saalbach und an der Linie Bruchsal-
Vretten der Bad. Staatsbahnen, hat (1890) 2145
meist evang. E., Post und Telegraph.
Heidemoor, s. Moor.
Heiden, nach der Lutherschen Bibelübersetzung
und nach dem Sprachgebrauche der christl. Kirche
alle Menschen, dic weder Christen noch Juden sind.
Die Juden nannten alle Nichtjuden Gojim (s. Goi),
was Luther durch H. übersetzte. Dagegen wurden in
der Zeit der ersten Ausbreituug des Christentums
alle Bekenner der polytheistischen Voltsreligionen,
Griechen, Römer und Orientalen, mit demselben
Namen liIUni^ oder Ntwiikoi (grch., d. i. Völker) be-
zeichnet. Das lat. Wort ^agiini (eigentlich "Land-
leute", "Bauern"), wovon H. die deutsche Über-
setzung ist, entstand zu einer Zeit, als die röm. und
griech. Volksreligion vor dem immer mächtiger
werdenden Christentum aus den Städten aus das
flache Land gedrängt und zur Bauernreligion herab-
gesunken war. In der Zeit der Kreuzzüge wurden
auch die Türken zu den H. gerechnet, neuerdings aber
hat man sich gewöhnt, nur die Anhänger polytheisti-
scher Religionen H. zu nennen. Jedoch ist diese Be-
zeichnung mißverständlich, da auch unter den Be-
kennern der polytheistischen Religionen, z. V. im
Vrahmanismus, vielfach monotheistische Anschauun-
gen verbreitet sind. (S. auch Heidenen.)
Heiden, Flecken im Bezirk Vorderland des schweiz.
Kantons Appenzell-Auherrhoden, 5 1<m südöstlich
von Rorschach, in 806 m Höhe, in dem nordöstlich
gegen den Vodensee und das Rheiuthal vorgescho-
benen Vorlande der Appenzeller Alpen, mit Zahn-
radbahn (7 km, Maximalsteigung 9 Proz.) vou Ror-
schach. Nach dem Brande von 1838 wurde es mit
breiten, regelmäßigen Straßen wieder aufgebaut und
hat (1888) 3453 E., darunter 354 Katholiken; Post,
Telegraph, eine Pfarrkirche, eine Kurhatte, mehrere
Gasthöfe und Pensionen; ferner Baumwollindustrie
(Weberei, Stickerei u. s. w.), Feldbau, Alpenwirt-
schaft. H. ist in neuerer Zeit als Luft- und Milch-
turort sehr besucht, wozu die reine Bergluft und das
gelinde Klima beitragen. - Vgl. Gsell-Fels, Die
Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz (3. Aufl.,
Zur. 1892); Szadrowsky, H. und die Rorschach-Hei-
den-Vahn (Zür. 1877).
Heiden, Eduard, Agrikulturchemiker, geb.
8. Febr. 1835 zu Greifswald, studierte daselbst,
ging 1855 nach der Akademie Eldena, um sich
der Agrikulturchemie zu widmen, und wurde 1857
Assistent am dortigen chem. Laboratorium. 1862
übernahm er dieselbe Stellung an der Akademie
zu Waldau, nach deren Aufhebung 1867 er nach
Berlin ging; 1868 wurde er Vorstand der agri-
tulturchem. Verfuchsstation Pommritz und 1871
zum Professor eruaunt. H. starb 20. Dez. 1888. Er
schrieb: "Die Phosphorsäure iu ihren Beziehungen
zur Landwirtschaft" (Berl. 1864), "Lehrbuch der Dun-
gerlehre" (Bd. 1 und Bd. 2 in 3 Abteils 2. Aufl.,
Hanuov.1879-87), "Bericht über die Arbeiten der
landwirtschaftlichen Versuchsstation Pommritz in den
1.1868-69" (Stuttg. 1870), "Die landwirtschaft-
lichen Versuchsstationen" (Lpz. 1873; 2. Aufl. 1874),
"Leitfaden der gesamten Düngerlehre und Statik des
Landbaues" (Hannov. l 873; 3. Aufl. 1892), "Unter-
suchungen über die zweckmäßigste Ernährung des
Schweins" (ebd. 1879), "Die menschlichen Exkre-
mente" (ebd. 1882), "Nie wird roher, schwerer Bo-
den fruchtbar gemacht?" (ebd. 1883); mit A.Müller
und K. von Langsdorff: "Die Verwertung der städti-
schen Fäkalien" (ebd. 1885).
Heidenberg, Gelehrter, s. Tritheim.
Heidenchristentum, die Gesamtheit derjenigen
Christen (Heidenchristen), die aus heidn. Grie-
chen, Römern u.s. w. zum Glauben bekehrt wurden,
im Unterschiede zum Iudenchristentum (s. d.).
Heidenen, Heiden und Heider heißen in der
Schweiz, den Niederlanden und vielen Gegenden
Deutschlands beim Volke die Zigeuner (s. d.).
Heidenhain, Rudolf Peter Heiur., Physiolog,
geb. 29. Jan. 1834 zu Marienwerder, studierte zu
Königsberg, Halle und Berlin Medizin und Natur-
wissenschaften, und widmete sich dann unter der
Leituug Du Bois-Reymonds experimentell-physiol.
Untersuchungen. Er habilitierte sich 1857 als Pri-
vatdocent für Physiologie in Halle und wurde 1859
ord. Professor der Physiologie und Histologie an
der Universität Brcslau, wo er noch )etzl in gleicher
Stellung und mit dem Titel eines Geh. Medizinal-
rats wirkt. Seine Arbeiten bewegen sich auf den ver-
schiedensten Gebieten derPhysiologieundHistologie;