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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heiligenlandhubel - Heiliger Geist

in Tirol, s. Hall 1. – 3) Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft Görz, s. Haidenschaft.

Heiligenlandhubel oder Lueg, Aussichtspunkt bei Burgdorf (s. d.) im schweiz. Kanton Bern.

Heiligenschein, Glorie, Gloriola, in der Kunst der Lichtkreis oder Strahlenkranz, der die Gestalt oder das Haupt göttlicher und heiliger Personen umgiebt. Liegt er nur um den Kopf, so heißt er Nimbus, liegt er um den ganzen Körper, Aureole. Die ovale (mandelförmige) Einfassung heißt Mandorla. Bei Ägyptern, Persern, Indern, Griechen und Römern war der H. als Attribut ihrer Götter, Heroen und Könige auf Statuen, Münzen u. s. w. im Gebrauch. Seit dem 4. Jahrh. eignete sich die christl. Kunst denselben an, indem sie ihn den göttlichen Personen der Dreieinigkeit, dann auch den Engeln, Propheten, Aposteln, der Jungfrau Maria und den Heiligen zuteilte. Der H. ist, besonders auf ältern Gemälden, als ein nach außen ohne scharfen Umriß sich verlierender Strahlenschein, später als kreisrunde oder elliptische Scheibe, oder, wie meist in der neuern Malerei, nur als eine über dem Haupte der Heiligen schwebende helle Kreislinie dargestellt. Charakteristisches Zeichen für die Göttlichkeit ist das Kreuz im Nimbus. – Über die physikalische Erscheinung des H. s. Glorienschein.

Heiligenschein, Arznei, s. Kupferalaun.

Heiligenstadt. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Erfurt, hat 433,74 qkm, (1890) 38319 (17340 männl., 20979 weibl.) E., 2 Städte, 67 Landgemeinden und 28 Gutsbezirke. – 2) Kreisstadt im Kreis H., früher Hauptstadt des zu Kurmainz gehörigen Eichsfeldes, links an der Leine, in 266 m Höhe, an der Linie Halle-Nordhausen-Cassel der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Nordhausen) nebst Strafkammer (beide im ehemaligen Schlosse des kurmainzischen Statthalters), ferner eines Katasteramtes, katholischen bischöfl. Kommissars und Superintendentur, hat (1890) 6183 E., darunter 1026 Evangelische und 68 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, zwei kath. Haupt- und drei Nebenkirchen, eine evang. Kirche (13. und 14. Jahrh.), unter denen die Liebfrauenkirche mit der got. Annenkapelle sich auszeichnet, ein königlich kath. Gymnasium, 1575 gegründet (Direktor Dr. Brüll, 10 Lehrer, 9 Klassen, 231 Schüler), kath. Bürgerschule, ein kath. Schullehrerseminar mit Präparandenanstalt, kath. Kranken- und Waisenhaus, evang. Johanniterkrankenhaus und Hospital für alte Leute; ferner 8 Cigarrenfabriken, eine mechan. Weberei und Zwirnerei, Papier-, Nadel- und landwirtschaftliche Maschinenfabrik und Ackerbau. H. bekam 1227 Stadtrechte durch den Erzbischof Siegfried Ⅱ. von Mainz und wurde 1802 preußisch.

Heiligenstadt, nördl. Vorort von Wien und seit 1890 zu dessen 19. Bezirk Döbling gehörig, am Unterlauf des Grinzingerbaches, hat (1890) 5579 E., eine alte Pfarrkirche (1095), ein Heilbad mit warmen Quellen, ein Beethovenmuseum, einen Beethovenpark mit Büste des Dichters, der hier seinen Lieblingsaufenthalt hatte, und ist eine beliebte Sommerfrische der Wiener. H. ist sehr alt; die Sage verlegt hierher den Aufenthalt des heil. Severinus und den Besuch des Odoaker. In H. wird ein Hauptbahnhof der im Bau begriffenen Wiener Stadtbahn errichtet.

Heiligenverehrung, s. Heilig.

Heiliger Abend, in Deutschland der Abend vor Weihnachten, während früher diese Benennung sich ^[Spaltenwechsel] auch auf die Abende vor Neujahr und dem Epiphaniasfest (6. Jan.) erstreckte. Bisweilen werden auch die Abende vor Ostern und Pfingsten so genannt. In England heißt der 31. Oktober, der Tag vor Allerheiligen, Holy Eve (H. A.).

Heiliger Berg, czech. Svatá Hora, Wallfahrtsort bei Přibram (s. d.) in Böhmen.

Heiliger Bund (Liga santa), s. Liga.

Heiliger Christ, s. Weihnachten.

Heiliger Geist. Das Alte Testament nennt Geist Gottes oder Geist des Herrn den lebendig machenden Odem Gottes, danach im übertragenen Sinne die aus Gott auf die Menschen übergehende geistige Kraft, als die Quelle der prophetischen Erkenntnis und alles höhern geistigen und sittlichen Lebens. Im spätern Judentum wird der Geist Gottes immer mehr als die Offenbarungsseite des an sich schlechthin überweltlichen göttlichen Wesens gedacht, ja geradezu poetisch personifiziert, wozu in der nachexilischen Zeit die Vorstellungen von der göttlichen Weisheit, dem Schöpferwort und der Herrlichkeit Gottes hinzutreten. Die älteste judenchristl. Anschauung sah in der Ausrüstung mit dem «Geiste ohne Maß» das specifische Merkmal des Messias. Sofern der Messias durch diesen Geist zum Dienste Gottes geweiht war, erhielt der Messiasgeist vorzugsweise das Prädikat «heiliger» Geist (grch. pneuma hagion; lat. Spiritus sanctus). Nach der ursprünglichen christl. Vorstellung kam er auf den natürlich erzeugten Menschen Jesus bei der Taufe in Gestalt einer Taube, dem Symbol der Reinheit, herab und machte ihn dadurch zum Messias. Nach Paulus bildet der H. G. oder der Geist Gottes das substantielle Wesen des Sohnes Gottes überhaupt, die irdische Menschheit nimmt dieser nur an, um die Sünde im Fleische zu ertöten, daher der Gekreuzigte in Kraft dieses Lebensgeistes von neuem erweckt wird und nun auch den Seinen den H. G. und durch denselben die Auferstehung von den Toten mitzuteilen im stande ist. Die judenchristl. Vorstellung dagegen läßt den H. G. in dem Menschen Jesus nur als in seinem Gefäß in unermeßlicher Fülle wohnen. Letztere Ansicht steigerte sich weiter zu der Vorstellung von der übernatürlichen Erzeugung der im übrigen noch immer wesentlich menschlich gedachten Person Jesu durch den H. G., wogegen die paulinische Anschauung den Sohn Gottes vorweltlich dachte und als das himmlische Urbild der vollkommenen Menschheit beschrieb. Beide Vorstellungsreihen wurden in der kirchlichen Lehre des 2. Jahrh. ebenso verbunden, wie im Matthäus-Evangelium die Empfängnis vom H. G. und die Herabkunft desselben auf Jesus bei der Taufe nebeneinander hergehen. Neben der Lehre vom göttlichen Geiste als dem übermenschlichen Princip in Christi Person bildete sich unter alexandrinischem Einflusse die verwandte Vorstellung vom ewigen göttlichen Wort (dem Logos), das die Welt geschaffen habe und in Jesu Fleisch geworden sei. Da beide Lehrweisen nicht wesentlich unterschieden waren, so konnten viele Kirchenlehrer des 2. Jahrh. Logos und Pneuma als gleichbedeutende Ausdrücke für das Göttliche in Jesu gebrauchen. Ursprünglich waren weder der Logos noch das Pneuma streng persönlich gedacht, aber als ersterer Ausdruck immer allgemeiner zur Bezeichnung der vorweltlichen Persönlichkeit Christi verwendet wurde, begann man den H. G. vorzugsweise als das übernatürliche Princip alles höhern göttlichen Lebens in den Gläubigen