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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heilige Stätten – Heilsarmee

es ein Reich der «deutschen Nation», weil der von den Deutschen gewählte König der Herr dieses Reichs war. Er führte als solcher den Titel Kaiser, aber die Gewalt erhielt er nicht erst durch die Kaiserkrönung, sondern als König der Deutschen.

Heilige Stätten, s. Stätten, heilige.

Heilige Tiere, s. Tierdienst.

Heilige Vehm, s. Femgerichte.

Heilige Woche, soviel wie Karwoche.

Heiligkeit (lat. sanctitas), im Alten Testament ursprünglich Bezeichnung der Erhabenheit Gottes über jede Verunreinigung durch die Kreatur und der Unverletzlichkeit seines Wesens und Willens, danach Bezeichnung von allem, was als Eigentum Gottes ausschließlich seinem Dienst geweiht und von profanem Gebrauch ausgesondert war. (S. Heilig.) In der christl. Dogmatik ist H. diejenige Eigenschaft Gottes, darunter man ihn als Urquell und Urbild sittlicher Vollkommenheit oder als den die Ordnungen der sittlichen Welt unverbrüchlich aufrecht erhaltenden absolut guten Willen betrachtet. – Seine H. (lat. Sanctitas Sua), in der Anrede Eure H. (Sanctitas Vestra), ist die übliche Ehrenbezeichnung des Papstes, der von den Katholiken Allerheiligster Vater in Christo, in der Anrede Sanctissime oder Beatissime Pater genannt wird.

Heiligsprechung, s. Heilig und Kanonisation.

Heiligung, s. Heilig und Heilsordnung.

Heiligungsgelübde, s. Gelübde

Heilimpfung, s. Schutzimpfung.

Heiling, Hans, nach deutschböhm. Sage ein Erd- oder Berggeist, der eine Sterbliche liebte, sie heiratete, aber von Eifersucht gequält, sie und ihre Umgebung in Felsen (Hans-Heilingsfelsen, zwischen Karlsbad und Einbogen) verwandelte. Marschner hat den Stoff zu einer Oper benutzt.

Heilkraut, s. Heracleum.

Heilkunde oder Heilkunst, s. Medizin.

Heilmagnetiseur, Heilmagnetismus, s. Tierischer Magnetismus.

Heilmann, Johann, bayr. Generallieutenant und Militärschriftsteller, geb. 5. Febr. 1825 zu München, trat, im Kadettenkorps erzogen, in das bayr. Heer ein, wurde 1859 Hauptmann im Generalstabe und machte die Feldzüge 1866 und 1870/71 als Generalstabsoffizier mit. 1872 zum Bataillonscommandeur im 1. Infanterieregiment ernannt, wurde er im folgenden Jahre Oberst und Commandeur des 4. Infanterieregiments und demnächst Commandeur der bayr. Besatzungsbrigade in Metz. 1883 schied H. als Generallieutenant aus dem aktiven Militärdienst und starb 1888 in München. H. hat sich durch zahlreiche Werke und kriegsgeschichtliche Aufsätze in Militärzeitungen bekannt gemacht. Zu nennen sind besonders «Die Schlacht bei Leuthen» (Berl. 1849), «Die Feldzüge der Bayern in den J. 1643, 1644 und 1645 unter Marschall von Mercy» (Meiß. 1851), «Das Kriegswesen der Kaiserlichen und Schweden zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges» (ebd. 1850), «Die Kriegskunst der Preußen unter Friedrich d. Gr.» (2 Bde., ebd. 1852‒53),«Leben des Generals Grafen B. E. von Deroy» (Augsb. 1855), «Der Feldzug 1813. Anteil der Bayern seit dem Rieder Vertrag» (Münch. 1857), «Kriegsgeschichte von Bayern, Franken, Pfalz und Schwaben 1506‒1651» (2 Bde., ebd. 1868), «Anteil des 2. bayr. Armeekorps am Feldzuge 1870/71 gegen Frankreich» (ebd. 1872), «Feldmarschall Fürst Wrede» (Lpz. 1881).

Heilmittel, im weitern Sinne alles, was zur Beseitigung und Heilung von Krankheiten und Störungen der Funktionen des menschlichen Körpers jedweder Art benutzt wird, im engern Sinne die in den Apotheken bereiteten Arzneimittel oder Medikamente. Man pflegt folgende Klassen von H. zu unterscheiden: 1) die pharmaceutischen H. oder Arzneimittel (s. d.), chemisch wirkende Stoffe, welche teils dem Tierreich, teils dem Wanzen- und Mineralreich entnommen werden und hinsichtlich ihrer physik. und chem. Eigenschaften, ihrer Anwendung und Wirkungsweise die größte Verschiedenartigkeit darbieten; 2) die diätetischen H., welche teils für sich allein, teils in Verbindung mit andern H. angewendet werden und in vielen Fällen mehr vermögen als alle übrigen H. zusammengenommen; hierher gehören die zweckmäßige Wahl der Nahrungsmittel und Getränke (s. Diät), gehörige Hautpflege durch Bäder, Waschungen und Abreibungen, die Beschaffung einer möglichst reinen sauerstoffreichen Luft (Land- und Waldluft, klimatische Kuren), geregelter Schlaf sowie gehörige Ruhe und Schonung des kranken Körperteils, ferner zweckmäßige Bewegungen (s. Heilgymnastik) u. dgl. m.; 3) die physikalischen H., welche in den erkrankten Organen und Geweben rein physik. Veränderungen hervorrufen und dadurch unter Umständen gewisse pathol. Veränderungen zu beseitigen im stande sind; hierher zählen die Kälte und die Wärme in ihren verschiedenen Anwendungsweisen, das Wasser (s. Kaltwasserkur), die Elektricität (s. Elektrotherapie), die Massage (s. d.), die Einatmung komprimierter Luft (s. d.) u. a.; 4) die chirurgischen oder mechanischen H., solche Stoffe und Gerätschaften, welche, mit dem Körper in Berührung gebracht, eine rein mechan. Wirkung auf denselben ausüben, wie die zahlreichen Instrumente, deren sich der Arzt bei der Vornahme chirurg. Operationen bedient, die verschiedenartigen Verbandstoffe und Bandagen, orthopäd. Apparate u. dgl. – Vgl. von Ziemssen, Handbuch der allgemeinen Therapie (4 Bde., Lpz. 1881‒86); J. A. ^[richtig: Friedrich Albin] Hoffmann, Vorlesungen über allgemeine Therapie (2. Aufl., ebd. 1888).

Heilmond, s. Dezember.

Heilpflaster, schwarzes, s. Mutterpflaster.

Heilquellen, s. Mineralwässer.

Heilsarmee (engl. Salvation Army) oder Heer der Seligmacher (Salutisten), eine von William Booth (s. d.) gestiftete religiöse Vereinigung von Männern und Frauen, die in militär. Organisation und Uniform unter dem «General» Booth und unter männlichen und weiblichen Offizieren mit den bekehrten Sündern als «Soldaten Christi» die «Burgen des Satans» durch Bußpredigt, Lobgesänge und Andachtsübungen stürmen will. Schon seit 1865 trieb Booth in London unter den verkommensten Schichten der Bevölkerung auf Straßen und Plätzen sein Heilswerk. Seit 1878 schuf er mit seiner 1890 gestorbenen Gattin aus seinen Anhängern auf einer «Kriegsversammlung» die H. Die engl. Bischöfe nannten sie einen ungesunden Auswuchs am Leibe der Kirche und stellten ihr in der Church Army einen Rivalen entgegen. Die H. erstreckt sich bereits über einen Teil von Asien (namentlich Ostindien), Amerika und Australien, Frankreich, die Niederlande und Schweden. Das «Hauptquartier» mit dem «Generalstab» bleibt London. In der Schweiz wurden die Versammlungen der Salutisten wegen des gegen sie hervortretenden Volksunwillens