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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heinrich II. (römisch-deutscher Kaiser)

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Heinrich II. (römisch-deutscher Kaiser)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Heinrich I. (König der Deutschen)'

zur deutschen Krone, und so wurde H. 919, allerdings zunächst nur von den Franken und Sachsen, zu Fritzlar gewählt. Späterer unglaubwürdiger Sage zufolge trafen ihn die Gesandten der Fürsten bei seinem Vogelherde unweit Quedlinburg, weshalb ihm der Beiname des Finklers gegeben worden sein soll, der jedoch erst im 12. Jahrh. nachweisbar ist. Eine kirchliche Salbung und Krönung lehnte H. ab und zeigte damit sofort, daß er sein Königtum nicht der Mitwirkung der Geistlichkeit zu verdanken meinte. Die Unterwerfung der Schwaben und Bayern gewann er durch kluge Mäßigung, indem er die von ihren Herzögen Burchard und Arnulf gewonnene Machtstellung anerkannte. Lothringen überließ er sogar im Frieden zu Bonn 921 an Frankreich, wurde aber dafür von Karl III. als König der Deutschen anerkannt; als aber 923 Karl III. von seinen eigenen Vasallen gefangen genommen worden war, zwang H. 925 den Herzog Giselbert von Lothringen, seine Oberhoheit anzuerkennen, und vermählte ihm 928 seine Tochter Gerberga. In die innern Verhältnisse der Herzogtümer griff er nicht ein, sondern ließ ihnen eine fast unabhängige Stellung. Innerer Friede war vor allem notwendig, um sich der Ungarn zu erwehren, die fortwährend Einfälle in Deutschland machten; 924 verheerten sie Sachsen, und H. mußte sich in eine feste Burg zurückziehen. Da aber ein Anführer der Ungarn gefangen wurde, für dessen Auslieferung sie einen neunjährigen Frieden gegen jährlichen Tribut gewährten, benutzte H. diese Zeit, um die am meisten ausgesetzten Marken vom Harz und der Oker bis zur Elbe durch umwallte Zufluchtsplätze zu schützen, welche die Bevölkerung des Gebietes (Burchward) aufnahmen, wo Vorräte aufbewahrt wurden und für regelmäßig wechselnde Burgwächter gesorgt war. Viele von diesen Plätzen sind später verschwunden, aus andern Städte erwachsen. Auch schon vorhandene Orte wurden befestigt; aber als Städteerbauer, als Begründer bürgerlicher Ordnung ist H. mit Unrecht von spätern Geschichtschreibern gepriesen. Der Zweck der Verteidigung gegen äußere Feinde war stets in erster Linie maßgebend. Außerdem war er darauf bedacht, den Ungarn gegenüber eine tüchtige Reiterei zu bilden durch Beförderung der Sitte, größere Lehen nur gegen die Verpflichtung des Reiterdienstes zu vergeben. Nach solchen Vorbereitungen fing er den Kampf gegen die Slawen an und bekriegte zunächst die Heveller, deren Hauptort Brennaborch (Brandenburg) er im Winter 927–928 nahm. Hierauf wendete er sich gegen die Daleminzier, die sich ihm ebenso wie die Milziener unterwerfen mußten. Zuletzt erlagen 929 die Redarier in der mörderischen Schlacht bei Lunkini (Lenzen unweit der Elbe). 933 fühlte H. sich stark genug, den Ungarn den Tribut zu verweigern, worauf sie mit einem Heere erschienen, dessen eine Hälfte in Thüringen einbrach und dort eine Niederlage erlitt; der andern begegnete der König selbst 15. März 933 bei Riade (vielleicht Riedburg bei Artern an der Unstrut) und gewann einen glänzenden Sieg. Nur unglaubwürdige Sage verlegt diesen Sieg nach Keuschberg bei Merseburg. 934 zog er gegen die Dänen, unterwarf sie und brachte das Land zwischen Eider und Schlei wieder an Deutschland. Er starb 2. Juli 936 in Memleben und wurde in Quedlinburg begraben. H. war zuerst mit Hatheburg, der Tochter des Grafen Erwin von Merseburg vermählt, doch wurde die Ehe von der Kirche gelöst, weil Hatheburg vorher den Schleier ↔ genommen hatte; ihrer Ehe entstammte Thankmar. 909 heiratete H. dann Mathilde, die Tochter des westfäl. Grafen Thiederich. Von ihr hatte er drei Söhne: Otto (I.), Heinrich und Bruno, und zwei Töchter: Gerberga und Hedwig, die spätere Gemahlin des Herzogs Hugo von Francien. – Vgl. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 1 (5. Aufl., Braunschw. 1881); Waitz, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter H. I. (3. Aufl., Lpz. 1885); H.s Urkunden sind in den «Monumenta Germaniae historica». Dipiomata. I (Hannov. 1879) abgedruckt.

Heinrich II., der Heilige, römisch-deutscher Kaiser (1002–24), der letzte aus dem sächs. Fürstenhause, geb. 6. Mai 973 in Bayern, Sohn Heinrichs II. des Zänkers von Bayern und Urenkel König Heinrichs I. Nach seines Vaters Tode, 995, erbte er das Herzogtum Bayern und begleitete 1001 Kaiser Otto III. nach Rom, wo seine Entschlossenheit den Aufstand der Römer beschwor. Als Otto in Italien starb, bemächtigte sich H. der Reichskleinodien, und nachdem der Markgraf Eckard von Meißen, der nach der Krone strebte, erschlagen war, gelang es ihm, gegen Herzog Hermann von Schwaben seinen wohlberechtigten Anspruch durchgehen, unterstützt vom Erzbischof Willigis von Mainz, der ihn 7. Juni 1002 zu Mainz krönte. Gleich im Anfang seiner Regierung bestand er einen harten Kampf mit seinem Bruder Bruno und dem Markgrafen Heinrich von Schweinfurt, die beide Ansprüche auf das erledigte Herzogtum Bayern erhoben. Er besiegte sie trotz der Hilfe, die ihnen Boleslaw II. Chrobry von Polen gewährte, bei Kreußen im Bayreuthischen. Bayern verlieh er nun 1001 dem Bruder seiner Gemahlin, Heinrich von Luxemburg. Unterdes hatten die Italiener nach Ottos III. kinderlosem Tode den Markgrafen Arduin (s. d.) von Ivrea zu ihrem König erhoben. Von den ital. Bischöfen, die Arduin feind waren, gerufen, eilte H. 1004 selbst nach Italien, siegte und ließ sich 15. Mai zu Pavia die Eiserne Krone aufsetzen. Am Abend des Krönungstags brach ein Aufstand aus, der mit großer Anstrengung und unter Verheerung der Stadt bewältigt wurde; dann kehrte der Kaiser nach Deutschland zurück, wo Boleslaw von Polen in die Lausitz und in Meißen eingefallen war. H. unternahm wiederholte Kriegszüge gegen ihn, wobei er auch die Hilfe der heidn. Liutizen nicht verschmähte, entriß ihm Böhmen, gab es dem böhm. Herzogssohne Jaromir zu Lehn und griff hierauf Boleslaw in Polen selbst an. Im Frieden zu Merseburg (1013) behielt Boleslaw seine Besitzungen, huldigte aber dem Kaiser als Vasall.

Diese Händel hatte Arduin in Italien benutzt, um sich weitern Anhang zu verschaffen. Daher zog H. 1013 aufs neue nach Italien und nach Rom, wo Papst Benedikt VIII. ihn mit seiner Gemahlin Kunigunde krönte (14. Febr. 1014). Arduin dankte ab und starb bald. 10l5 zog H. wieder gegen Boleslaw, dem er im Frieden zu Bautzen (30. Jan. 1018) die Lausitz überlassen mußte. Einen dritten Kriegszug nach Italien unternahm H. 1022, als Papst Benedikt ihn gegen die Griechen in Unteritalien, die fortgesetzt ihre Macht zu erweitern suchten, zu Hilfe rief. Es gelang ihm, in Italien die Autorität des Kaisertums in dem Umfange wiederherzustellen, wie Otto I. sie begründet hatte. Auch sonst mußte H. noch manche Kämpfe, meist in Deutschland selbst, bestehen. Ein Bruder seiner Gemahlin, Adalbero, erhob sich eigenmächtig zum Erzbischof von Trier. H. zog gegen ihn,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 979.