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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heinrich (der Jüngere); Heinrich (Jasomirgott); Heinrich Julius

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Heinrich (Jasomirgott, Herzog v. Bayern) – Heinrich Julius (Herzog zu Braunschw.)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Heinrich (der Löwe)'

Landfrieden. Da er auch einer vierten Ladung nach Würzburg nicht folgte, wurde hier (Jan. 1180) das schon früher zu Kaina gefällte Urteil verkündet: die Acht wurde über ihn verhängt, alle seine Eigengüter und Lehen ihm abgesprochen, wegen seiner wiederholten Nichtachtung der kaiserl. Ladung ihm nach Lehnsrecht die Herzogtümer Bayern und Schwaben und alle andern Reichslehen aberkannt und in die Hand des Kaisers zurückgegeben, (über die Verteilung von H.s Besitz s. Friedrich I., röm.-deutscher Kaiser.) H. erhielt zwar 1181 zu Erfurt seine Eigengüter Braunschweig und Lüneburg zurück, mußte aber auf drei Jahre das Reich verlassen und dem Kaiser eidlich versprechen, daß er nur mit dessen Erlaubnis dasselbe betreten werde. Er ging zu Heinrich II. nach der Normandie und dann nach England, erhielt zwar 1185 die Erlaubnis zur Heimkehr und lebte in Braunschweig, mußte aber, als der Kaiser 1189 den Kreuzzug antrat, abermals in die Verbannung gehen. Kaum war Friedrich I. fortgezogen, so kam H. nach Ostsachsen zurück, wo ihn der Erzbischof von Bremen aufnahm und viele ehemalige Vasallen sich ihm wieder anschlossen. Anfangs glücklich, zerstörte H. Bardowiek bis auf den Dom, an dessen Mauer er die Inschrift «Vestigia Leonis» setzen ließ. Auch Lübeck und Lüneburg fielen; bei Segeberg aber erlitt H. eine Niederlage. König Heinrich VI. gebot H. Einhalt, und dieser mußte sich 1190 zu einem unbefriedigenden Vergleich bequemen. Auch die Hoffnung, mit Hilfe der großen Fürstenverschwörung, die sich 1192 gegen Heinrich VI. bildete, seine völlige Herstellung zu erzwingen, sah H. scheitern. Erst als sein ältester Sohn Heinrich sich mit Agnes, der Erbtochter des Pfalzgrafen Konrad am Rhein, einer Nichte Kaiser Friedrichs, vermählte, machte H. mit den Staufern Frieden und lebte nun still zu Braunschweig, wo er 6. Aug. 1195 starb, im Dom begraben wurde und sein Denkmal noch vorhanden ist. Seine Kolossalstatue auf dem Hagenmarktsbrunnen zu Braunschweig wurde 4. Juli 1874 enthüllt. – Vgl. Hans Prutz, H. der Löwe (Lpz. 1865); Weiland, Das sächs. Herzogtum unter Lothar und H. dem Löwen (Greifsw. 1866); Philippson, Geschichte H.s des Löwen (2 Bde., Lpz. 1867–68); Giesebrecht, Deutsche Kaiserzeit, Bd. 5 (ebd. 1880 u. 1883).

Heinrich Jasomirgott, Herzog von Bayern, s. Heinrich, Markgraf von Österreich.

Heinrich der Jüngere, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, zweiter Sohn Heinrichs des Ältern, geb. 10. Nov. 1489, folgte 1514 seinem Vater in der Regierung. Bald darauf kam er mit dem Bischof von Hildesheim in Fehde, die für ihn in der Schlacht bei Soltau (28. Juni 1519) unglücklich endigte. Durch die Gunst Kaiser Karls V. wurden jedoch nachmals ihm und seinem Vetter Erich fast sämtliche hildesheimische Stiftslande zugesprochen. Im Bauernkriege (1525) zog er dem Landgrafen Philipp von Hessen und dem Herzog Georg von Sachsen zu Hilfe, und 1528 begab er sich mit 1000 Reitern auf Veranlassung Karls V. nach Italien; allein das Heer wurde die Beute ansteckender Seuchen, und er selbst entkam mit genauer Not, als Knecht verkleidet, den Nachstellungen des Landvolks. Inzwischen hatte die Reformation in seinem Erblande schnelle Fortschritte gemacht. H. blieb dagegen der alten Lehre und dem Kaiser ergeben. Am 16. Nov. 1537 gelang es ihm, seinen Bruder Wilhelm, den er durch eine zwölfjährige ↔ Gefangenschaft gebeugt hatte, zu einem Vertrage zu nötigen, wodurch das Recht der Erstgeburt und der Alleinregierung im braunschw. Hause gesetzlich eingeführt wurde. Seinen Bemühungen, die Katholiken gegen den vordringenden Protestantismus zu sammeln, gelang es, 1538 die Nürnberger kath. Liga zu stiften, deren Hauptmann er neben Ludwig von Bayern wurde. Er bedrohte nun die von dem Kammergericht geächteten Städte Goslar und Braunschweig, welche die schmalkaldischen Bundesgenossen zu Hilfe riefen. Diese eroberten sein Erbland wie auch das feste Wolfenbüttel und vertrieben ihn aus dem Lande. Als H. im Sept. 1545 wieder in sein Land einbrach, wurde er in der Schlacht beim Kloster Höckelem umzingelt und mußte sich mit seinem ältesten Sohne Karl Victor an Philipp von Hessen ergeben. Nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) wieder in Freiheit gesetzt, wollte er Braunschweig strafen und belagerte 1550 die Stadt, mußte aber, von Graf Volrath von Mansfeld bedroht, mit Braunschweig einen Vertrag schließen, der alles beim alten beließ. Der Einbruch des Markgrafen Albrecht Alcibiades in Braunschweig 1553 bewog H. zum Bunde mit Kurfürst Moritz von Sachsen, mit dem er Albrecht 9. Juli bei Sievershausen besiegte; allein H.s beide Söhne, Karl Victor und Philipp Magnus, blieben auf dem Platze, und Moritz wurde tödlich verwundet. Ein neuer Sieg über Albrecht bei Steterburg verschaffte H. auch das Übergewicht über die Stadt Braunschweig. Noch einmal traf H. den Feind unweit Kitzingen und zwang ihn zur Flucht. H., zweimal vermählt (1515 mit Marie von Württemberg und 1556 mit Sophie von Polen), unterhielt außerdem ein höchst abenteuerliches Verhältnis zu der schönen Eva von Trott, die er durch ein Scheinbegräbnis den Augen der Welt entzogen hatte. In seinem Herzogtum suchte H. die von den Schmalkaldenern eingeführte Reformation wieder rückgängig zu machen, aber sein Sohn Julius blieb der neuen Lehre treu. H. starb 11. Juni 1568. – Vgl. Koldewey, Heinz von Wolfenbüttel (Halle 1883); Bruns, Die Vertreibung Herzog H.s von Braunschweig (Marb.1889).

Heinrich Julius, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (1589–1613), Dramatiker und Kenner des röm. Rechts, geb. 15. Okt. 1564 zu Wolfenbüttel, geriet nach seiner Thronbesteigung in Kämpfe mit der Stadt Braunschweig, ging, um ihre Ächtung zu erwirken, an den kaiserl. Hof zu Prag, wo er zeitweilig als oberster Direktor des kaiserl. Rats wirkte, und starb dort 20. Juli 1613. Seine 10 durchweg prosaischen Dramen (hg. von Holland in der «Bibliothek des Stuttgarter Litterarischen Vereins», Nr. 36; Auswahl von Tittmann in den «Deutschen Dichtern des 16. Jahrh.», Bd. 14, Lpz. 1880), die meist unter dem Pseudonym Hibaldeha und ähnlichen erschienen, verließen mit Ausnahme des ältesten Stücks, der «Susanna» (Wolfenb. 1593), unter Einfluß der engl. Komödianten und der ital. Commedia del arte, Stoffkreis und Technik des meist biblischen Schuldramas: sie entnahmen ihre Themata Novellen und Schwanksammlungen, sind mit Rücksicht auf die stehende Hofbühne verfaßt, enthalten dialektische Bauern- und fast ständige Clownscenen (Jan Clant, Jan Bouset). Die Tragödie «Von einer Ehebrecherin» (Wolfenb. 1594) erinnert im Stoff an Shakespeares «Weiber von Windsor», die Komödie «Von einem Edelmann» an Bürgers

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 986.