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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heinrich; Heinrich III. (König von Frankreich); Heinrich II. (König von Frankreich); Heinrich I. (König von Frankreich)

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Heinrich (Graf von Flandern) - Heinrich III. (König von Frankreich)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Heinrich VIII. (König von England)'

1869); Ranke, Engl. Geschichte im 16.und 17. Jahrh., Bd. 1 (3. Aufl., Lpz. 1877–79); Schanz, Engl. Handelspolitik gegen Ende des Mittelalters u.s.w. (2 Bde., ebd. 1881); Brewer, The reign of H. VIII. (bis 1530 reichend, 2 Bde., Lond. 1884); Friedmann, Anne Boleyn (2 Bde., ebd. 1884); Moberly, The early Tudors (ebd. 1887); Gasquet, H. VIII. und die engl. Klöster (deutsch, 2 Bde., Mainz 1890–91); Froude, The divorce of Catherine Aragon (Lond. 1891).

Heinrich, Graf von Flandern und Hennegau, s. Heinrich, lat. Kaiser von Konstantinopel.

Heinrich I., König von Frankreich (1031–60) aus dem Hause der Kapetinger, geb. um 1010, wurde von seinem Vater Robert I. 1015 zum Herzog von Burgund und nach dem Tode eines ältern Bruders 1027 zum Nachfolger ernannt. Burgund trat er nach seiner Thronbesteigung seinem Bruder Robert ab, der somit Stifter einer besondern herzogl. Linie ward. Die königl. Gewalt war damals in Frankreich noch sehr gering und wurde durch die Umtriebe der Mutter H.s, Konstanze von Toulouse, noch mehr geschwächt, ebenso wie durch die mächtigen Herzöge der Normandie, denen H. viel nachsehen mußte, nur um sich auf dem Thron zu halten. Sein Versuch, nach dem Tode Roberts II. von der Normandie aus der Minderjährigkeit Wilhelms (s. Wilhelm I. von England) Vorteil zu ziehen, mißlang; er mußte im Frieden 1059 letzterm seinen ganzen Besitz lassen. H. starb 4. Aug. 1060 zu Vitry. Von den Söhnen aus seiner zweiten Ehe mit Anna, der Tochter Jaroslaws I. von Rußland, wurde der ältere, Philipp, noch bei Lebzeiten H.s 1059 zum Nachfolger gekrönt; der zweite, Hugo, wurde Graf von Vermandois.

Heinrich II., König von Frankreich (1547–59), zweiter Sohn Franz' I. aus der Ehe mit Claudia, der Tochter Ludwigs XII., wurde 31. März 1519 geboren, lebte 1526–29 als Geisel für seinen Vater am Hofe Karls V., vermählte sich 1533 mit Katharina von Medici, befehligte, nach dem Tode seines Bruders Dauphin geworden, seit 1542 gegen den Kaiser und bestieg 1547 inmitten der Krisis des von Franz I. im Stich gelassenen deutschen Protestantismus den Thron. Sofort berief er seinen Günstling, den Connétable Anne de Montmorency, zur Macht, die jener aber mit den Guisen und Diana von Poitiers teilen mußte; im Innern setzte er Franz' I. absolutistische Richtung fort, schlug 1548 einen Aufstand nieder und verfolgte die franz. Protestanten eifrig. Den von dem Vater ererbten Krieg gegen England beendete er im März 1550 mit der Rückgewinnung von Boulogne. Schon seit 1548 war er mit Karl V. in kaum verhüllter Feindschaft gewesen; daher reichte er den deutschen Protestanten die Hand zum Angriff auf die kaiserl. Macht. Indem Kurfürst Moritz von Sachsen in Deutschland vordrang, fiel H. 1552 mit 35000 Mann in Lothringen ein, eroberte Toul und Verdun, besetzte Nancy, während der Connétable 10. April durch Verrat Metz nahm. Von Straßburg, das er vergeblich belagerte, wendete sich der König gegen die Niederlande. Den Gegenstoß Karls V. gegen Metz (Ende 1552) wies Franz von Guise glänzend ab; der Krieg ging 1553–55 an der niederländ. Grenze mit wechselnden Erfolgen fort; in Piemont kämpfte Brissac mit Glück, im Mittelmeer vereinigten sich franz. und türk. Schiffe gegen die Kaiserlichen. Von Montmorency friedlich beeinflußt, finanziell in ↔ Nöten, schloß H. zu Vaucelles 1556 mit dem Kaiser einen günstigen Waffenstillstand.

Papst Paul IV. bestimmte jedoch den franz. Hof, den wechselnde Parteiungen hin und her bewegten, alsbald zu neuem Bruche mit Philipp II., und schon im folgenden Jahre mußte der Herzog von Guise mit 18000 Mann nach Italien zur Eroberung Neapels aufbrechen. Das Unternehmen scheiterte jedoch vollständig. Noch unglücklicher führte H. seine Sache an den niederländ. Grenzen. Der Connétable Montmorency, der zum Entsatz des belagerten St. Quentin herbeieilte, wurde 10. Aug. 1557 gänzlich geschlagen und geriet mit der Blüte des franz. Adels in span. Gefangenschaft. Zwar entriß 1558 Guise den Engländern Calais und eroberte die Festung Thionville; aber die Niederlage von Gravelingen wog solche Erfolge auf. In dem Frieden von Câteau-Cambrésis (3. April 1559) behielt H. Metz, Toul, Verdun und Calais, gab aber Italien, den Gegenstand 40jähriger Kriege, gänzlich den Spaniern preis. H. wie Philipp II. schlossen den Frieden, um sich nun gegen die Evangelischen zu wenden, ein Werk, das H. sofort in Paris begann; zur Befestigung der Freundschaft wurde H.s älteste Tochter an Philipp vermählt. H. hatte bei dieser Feier ein Turnier angeordnet, bei dem er selbst gegen den Grafen Montgomery kämpfte. Dabei zerbrach die Lanze des Grafen an dem Visier des Königs; ihre Splitter fuhren ihm in die Stirn; nach wenigen Tagen (10. Juli 1559) starb er an dieser Verwundung. H. hinterließ 4 Söhne, von denen Franz II., Karl IX., Heinrich III. nacheinander den franz. Thron bestiegen. Von seinen Töchtern war Elisabeth mit Philipp II. von Spanien, Margarete mit Heinrich von Navarra (s. Heinrich IV.) vermählt. – Vgl. de Ruble, Antoine de Bourbon et Jeanne d'Albret, Bd. 1 (Par. 1881); Duruy, Le cardinal Carlo Carafa (ebd. 1883); De la Barre-Duparcq, Histoire de Henri II (ebd. 1887); Decrue, Anne duc de Montmorency (ebd. 1889); de Ruble, Le traité de Câteau-Cambrésis (ebd. 1889) und die Litteratur beim Artikel Hugenotten.

Heinrich III., König von Frankreich (1574–89), vorher Herzog von Anjou, der dritte Sohn Heinrichs II. und Katharinas von Medici, wurde 19. Sept. 1551 geboren. Im Kriege gegen die Hugenotten erhielt er seit 1567 den nominellen Oberbefehl und siegte 1569 in den Schlachten von Jarnac und Moncontour. An der Metzelei der Bartholomäusnacht nahm er eifrigsten Anteil. Katharina verschaffte ihm 1573 die poln. Krone; er wurde 15. Febr. 1574 zu Krakau gekrönt, verließ jedoch, mit seiner Lage unzufrieden, 18. Juli heimlich Polen, um als nächster Erbe den durch den Tod seines Bruders Karl IX. erledigten Thron von Frankreich einzunehmen. Hier riß ihn bald die kath. Bewegung in erneute Kriege gegen die Hugenotten hinein. Der Friede von Beaulieu, Mai 1576, gewährte jedoch den Reformierten neue Vorteile, verschärfte aber die Haltung der schroff kath. Partei, die sich unter den Guisen zu der Liga (s. d.) zusammenschloß. Durch das Edikt von Poitiers oder Bergerac (Sept. 1577) stellte H. aus mehrere Jahre den Frieden zwischen den Faktionen her. Ihn selbst machte seine weichliche, zwischen Liederlichkeit und Bußfertigkeit schwankende Art, seine Günstlingswirtschaft und Verschwendung, gepaart mit übel vertretenen absolutistischen Ansprüchen, verhaßt und verächtlich; er entwurzelte vollends das Königtum der Valois. Nach dem Tode

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 992.