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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heliotrop (technisch) - Helladotherium

spiegel, ein bei der Triangulation (s. d.) vielfach angewendetes Instrument, welches einen bestimmten Punkt für einen meilenweit entfernten Beobachter genau erkennbar macht, indem das auf einen kleinen Spiegel auffallende Sonnenlicht nach dem Standpunkt des entfernten Beobachters hin reflektiert wird. Letzterer kann im Fernrohr das Licht noch auf Entfernungen über 100 km (z. B. Inselsberg-Brocken) scharf wahrnehmen. Das H. ist von Gauß erfunden und in sinnreicher Zusammenstellung von zwei Spiegeln mit einem auf den Standpunkt des Beobachters einzurichtenden Fernrohr ausgeführt. Eine etwas veränderte und vereinfachte Form des H. ist von Steinheil konstruiert. Bei der trigonometr. Abteilung der preuß. Landesaufnahme sind sehr einfache, von Bertram konstruierte H. in Gebrauch, die statt eines Fernrohrs nur eine einfache Dioptereinrichtung besitzen. Eine möglichst einfache Konstruktion des H. ist wünschenswert, weil zur Bedienung desselben meist nur Gehilfen und wissenschaftlich nicht gebildete Handlanger verwendet werden können. - Vgl. Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (2 Bde., 7. Aufl., Stuttg. 1890); von Rüdgisch, Instrumente und Operationen der niedern Vermessungskunst (Cass. 1875).

Heliotropessenz (frz. Extrait d'héliotrope), ein feines Parfüm aus den Blüten von Heliotropum peruvianum L., das aus dem südl. Frankreich eingeführt wird. Es wird häufig gefälscht aus Vanillon mit Zusatz anderer Parfüme.

Heliotropin, s. Piperonal. - H. heißt auch ein aus Heliotropum europaeum L. dargestelltes, aber nicht näher untersuchtes giftiges Alkaloid.

Heliotropisch, s. Heliotropismus.

Heliotropismus (grch.), in der Botanik alle Bewegungserscheinungen, die durch einen von der Wirkung des Lichts in bestimmter Richtung beeinflußten Wachstumsprozeß hervorgerufen werden. Pflanzenteile, welche die Fähigkeit besitzen, solche Bewegungen auszuführen, nennt man heliotropisch. Ähnlich wie beim Geotropismus (s. d.)unterscheidet man auch beim H. verschiedene Formen der Bewegung. Findet einseitige Beleuchtung statt, so stellen sich manche Pflanzenteile mit ihrer Längsachse allmählich in die Richtung der einfallenden Lichtstrahlen, können dabei mit ihrer Spitze entweder der Lichtquelle zugekehrt oder von ihr abgewendet stehen; im erstern Falle spricht man von positivem H., im letztern von negativem H., beide Fälle kann man zusammenfassen als Ortho-Heliotropismus. Positiv heliotropisch sind die meisten Stammorgane. Negativer H. kommt verhältnismäßig selten an oberirdischen Organen vor; bei einigen Kletterpflanzen, wie beim Epheu, kehrt sich die wachsende Spitze vom Lichte hinweg und wird so an die Unterlage, an Mauern u. dgl. angedrückt; einige Ranken, wie die von Vitis und Ampelopsis, wenden sich ebenfalls vom Lichte weg und erreichen dadurch eher die Möglichkeit, sich befestigen zu können. Negativ heliotropisch, wenn auch nur in geringem Grade, ist die Mehrzahl der Wurzeln. Da alle heliotropischen ebenso wie die geotropischen Bewegungen Wachstumserscheinungen sind, so können dieselben natürlich nur an wachstumsfähigen Organen auftreten. Allerdings bleiben auch an manchen andern Pflanzenteilen, die ihr Längenwachstum bereits abgeschlossen haben, noch wachstumsfähige Partien erhalten, wie z. B. die Blattpolster, die am Grunde der Blattspreite oder am Grunde des Blattstiels bei einigen Pflanzen vorkommen. In diesen Polstern können immer noch heliotropische Krümmungen stattfinden.

Neben den ortho-heliotropischen unterscheidet man noch transversal- oder dia-heliotropische Bewegungen. Dieselben sind dadurch charakterisiert, daß manche Pflanzenteile sich senkrecht zu den einfallenden Lichtstrahlen stellen. Solche Bewegungen führen die meisten Laubblätter und manche Blüten aus; die Lage, die die Blätter hierdurch erreichen, ist von großer Wichtigkeit für die Ernährung der ganzen Pflanze, denn dadurch, daß die Assimilationsorgane mit ihrer Fläche senkrecht zu der Richtung der Lichtstrahlen stehen, erhalten sie eine möglichst gute Beleuchtung, und die Assimilation (s. d.) geht so am lebhaftesten vor sich. Übrigens scheint beim Zustandekommen der "fixen Lichtlage", wie man diese Lage der Blattspreite nennt, außer dem Licht noch hauptsächlich die Schwerkraft mitzuwirken; doch ist der Mechanismus der Blattbewegungen noch nicht klar.

Die Erscheinung, daß viele Tiere das Licht suchen, andere es aber fliehen, hat man als tierischen H., und zwar als positiven und negativen H. hingestellt und betont, daß die Umstände, welche die Orientierungsbewegungen der Tiere gegen das Licht beherrschen, Punkt für Punkt mit denjenigen übereinstimmten, die auch für das Pflanzenreich maßgebend seien. Ganz allgemein werde auch bei Tieren die Richtung des Lichtstrahls die durch das Licht ausgelöste Bewegung wie bei den Pflanzen der Richtung nach näher bestimmen. Die Effekte des Lichts seien bei diesen Erscheinungen rein mechanisch. Allerdings bleibe bei Erörterung der Progressivbewegung der Tiere wie bei der Orientierung der Pflanzen zunächst noch ein Ding unerklärlich, nämlich wie das Licht die Zustände des Protoplasmas so zu ändern im stande sei, daß jene Effekte zu stande kommen. - Vgl. J. Loeb, Der H. der Tiere (Würzb. 1890).

Heliotropium, s. Heliotrop (botan.).

Heliotypie (grch.), s. Heliographie.

Heliozoa, s. Sonnentierchen.

Helisch, s. Heliakisch.

Helium, eine wahrscheinlich gasartige Substanz, die mit Hilfe der Spektralanalyse als ein Bestandteil der Chromosphäre und Corona der Sonne erkannt worden ist. Auf der Erde ist das H. bis jetzt nicht vorgefunden worden.

Helix, Gattung der Schnirkelschnecken (s. d.); auch soviel wie Ohrkrempe (s. Gehör, Bd. 7, S. 688 a).

Helix-Feuerung, s. Feuerungsanlagen (Bd. 6, S. 746 b).

Helkologie (grch.), Lehre von den Geschwüren; Helkōse, Geschwürbildung; helkōtisch, geschwürartig.

Hell, Peter, s. Hele.

Hell, Theod., s. Winkler, Karl Gottfr. Theod.

Hell., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Karl Bartholomäus Heller (s. d.).

Hellada, der Spercheios der alten Griechen, Fluß im nördl. Griechenland, fließt vom Gebirgsknoten des Beluchi (Tymphrestos) in sich erweiternder Thalebene zwischen Othrys im N. und Öta im S., 65 km lang, in den Malischen Meerbusen. Seit dem Altertum hat er seine Mündungsebene durch Anschwemmungen vorgeschoben, sodaß sich jetzt vor dem frühern Engpaß der Thermopylen ein weites Sumpfland bis zum Meere ausdehnt.

Helladotherium Gaud., fossiles Tier, von dem man ein sehr vollständig bekanntes Skelett aus