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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Herculanum - Herd
Gedächtnisrede auf Alexander H. (Münch. 1878)'
Theophilo Braga, IliZtoria. äo romNntiZino em l'oi'-
W3HI; ^arrett, H., c^tillio (Lissab. 1880): de
Serpa Pimentel, H. 6 0 86u tenipo (ebd. 1881).
Herculänum, eigentlich Herculaneum, im
Altertum nächst Neapel und Capua wohl die bedeu-
tendste Stadt Campaniens, Zwischen Neapel und
Pompeji, nahe an der Küste, wurde von den Ostern
gegründet, nachher aber meist von Griechen, die aus
Nnteritalien einwanderten, bewohnt, wurde 307
v. Chr. römisch. Schon 63 n. Chr. wurde H. durch
ein Erdbeben teilweise zerstört, unter der Regierung
des Titus aber, 79 n. Chr., bei einem Ausbruche
des Vesuv von einem Lavastrom und Aschenregen
nebst den nahe gelegenen Städten Pompeji und
Stabiä so gänzlich verschüttet, daß man später
Portici und einen Teil von Resina darauf erbaute.
Am interessantesten sind die durch die 8cavi nuovi
1828-37 und seit 1868 bloßgelegten Gebäude. In
der Nabe von H. wurden 1880 die Ruinen einer
großartigen Badeanstalt aufgefunden. Über die
Geschichte der Ausgrabungen von H., Pompeji und
Stabiä im allgemeinen s. Pompeji. - Vgl. I^oin^öi
6 Ia 1-6^10116 80tt6i'lat3, clai V68UV10 (Neapel 1879);
Comparetti und de Petra, I^a. villa. 6rcolÄii686 äei
?i8cmi (Tur. 1883); Ruggiero, swria äkM 8<Hvi
äi Nrcolano (Neapel 1885), und die durch Vollstän-
digkeit ausgezeichnete Arbeit Furchheims, Lidlio-
FraiiH äi?0inp6i, Nrcolano s stlidia (ebd. 189 l).
Hercules, ausgedehntes Sternbild des nördl.
Himmels mit einem Stern 2. Größe. Dasselbe
enthält eine Reihe interessanter Doppelsterne. Be-
sonders zu erwähnen sind hiervon a Herculis, der
Hauptstern intensiv gelb und zugleich veränderlich
und der Begleiter intensiv blau, und ^ Herculis,
dessen UmlaufsMt 36,5 Jahre beträgt. Außerdem
enthält das Sternbild mehrere veränderliche Sterne,
von denen der eine, 8 Herculis, in 301 Tagen seine
Helligkeit von der 6. bis beinahe zur 13. Größe
ändert. Ferner befinden sich im H. auch mehrere
helle Nebelflecken und Sternhaufen; am bekannte-
sten ist der zwischen -^ und ^ Herculis gelegene
prachtvolle Sternhaufen, der schon dem bloßen
Auge als schwacher Nebel erkennbar ist. Der ge-
drängteste Teil desselben hat einen Durchmesser
von etwa 2^ und ist nur mit starken Fernrohren in
einzelne Sterne aufzulösen. Eine Abbildung davon
findet sich auf Tafel: Nebelflecke.
Hercules, röm. Gott, in dessen Kulte sich von
den Griechen entlehnte und einheimische Elemente
vermischen. Denn auf den griech. Herakles (s. d.)
haben die Römer Züge italischer Götter, besonders
des Dius Fidius (s.d.) und des Genius (s.d.), über-
tragen, und darum wird H. wie diese besonders als
Schwurgott angerufen (inoliei-cio). Er hatte eine
uralte hochheilige Kultstätte an der ^ra maxima,
einem Altar in Rom, der nach der Sage von ihm
selbst oder von Euander errichtet worden war.
Herculesbad, s. Mehadia.
Herculestäfer (V^ng,8t68 Hsi-culc^ 1^.), ein
mittel- und südamerik. Käfer aus der Familie der
Blatthornkäfer (s. 0.) und zwar aus der Gruppe
der Nashornkäfer (s. d.). Das Männchen ist 15 cm
lang, schwarz, mit hellen, graulichgrünen, schwarz
gefleckten Flügeldecken, hat ein Stirnhorn und ein
einfaches viel längeres Horn an der Vorderbruft.
Das Weibchen ist hornlos, schwärzlich, bräunlich
behaart. Eine verwandte, kleinere amerik. Form ist
Vvnll8t65 ^tvii3 //^.^ ff. Tafel.- KäferI,^ig. 24).
Herculeslitze, ein schmales Geflecht, dessen
Dehnbarkeit in der Richtung der Länge dadurck
abgemindert ist, daß man einige starke gestreckt ge-
lassene Fäden (Mittelendfäden) eingeflochten hat.
Hcrculespulver, eine wegen seiner bedeuten-
den Brisanz in Amerika sehr beliebte Sorte Dy-
namit (s. d.); speciell zu den Nobeliten (s. d.) ge-
rechnet. Von sehr verschiedener Zusammensetzung,
enthalten die H. stets Salpeter und Magnesium-
carbonat, oft auch Zucker in größeren Mengen.
Herculessäulen (lat. (^oiumna.? H6rcn1i3), im
Altertum Name der an dem Ausgang oder Eingang
der Meerenge von Gibraltar gelegenen Vorgebirge,
d. h. Promontorium Iunonis und Ampelusia (jetzt
Kap Trafalgar und Espartel) oder Calpe und Abila
(jetzt Gibraltar und Ceuta), die man als die Grenzen
der Welt betrachtete. Der ursprüngliche Name war
Säulen des Melkart; die Griechen setzten dann an
die Stelle des Melkart den Hercules (Herakles).
Herculisch, einem Hercules gemäß, riesenhaft,
schwer zu vollbringen.
Hercyn, in der Geologie ein Schichtensystem
von unterdevonischcm Alter, das durch eine eigen-
tümliche Fauna ausgezeichnet ist', die obersten Schich-
ten in dem sog. Silurbecken von Prag und die älte-
sten im Harz bekannten Schichten werden dieser
Ausbildungsweise des Nnterdevons zugerechnet.
Hercynischer Wald, lat. Hei-c^nia äüv^; grch.
/Vr^nia (aus dem Keltischen, soviel wie "Höhenzug")
oder Ork^nm, ist bei den Alten ursprünglich mit den
Rhipäen die Nordgrenze des ihnen bekannten Europa;
so zuerst bei Aristoteles, der dieses Gebirge mit den
Alpen zu identifizieren scheint und in ihm den Ister
(Donau) und alle großen Flüsse des Nordens ent-
springen läßt. Cäsar, der ihn auf 9 Tagereisen in
der Breite und 60 Tagereisen in der Länge schätzt,
begreift dagegen darunter die sämtlichen Höhenzüge
im Norden des Donau- und Maingebietes, die in
Ostsüdost- und Westnordwestrichtung verlaufen, vom
obern Rhein bis zur Grenze Daciens bez. bis zu den
Karpaten. Sie bildeten in seiner Zeit die Grenze der
Germanen gegen die in Süddeutschland und Öster-
reich wohnenden Kelten. Strabo, der sich noch nicht
ganz von Cäsars Vorstellung losmachte, setzte ihn
gleichwohl an die Stelle des heutigen Vöhmerwal-
des, was Vcllejus Paterculus in noch bestimmterer
Weise that. Florus, Tacitus und Plinius begreifen
darunter den Thüringerwald. Gegenwärtig legen
manche Geographen den Namen Hercynisches
Nergsystem der langen Reihe von Bergketten,
Berggruppen und Hochebenen bei, welche die äußere
Nmwallung des deutschen Hochlandes gegen die
nordöstlich vorliegende Tiefebene bildet und die
Wesergebirge, den Harz, das thüring., das sächs.
und das lausitzische Vergland, das Riesengebirge
und das Glatzer Hochland umfaßt.
Herd, der ursprünglichen Bedeutung nach der
Feuerplatz im Hause. Als solcher war er dessen
Mittelpunkt. Er war bei den Griechen und Römern
heilig, auf ihm standen die Hausgötter, an ihm
wurden die Eide geschworen. Er stand in dem un-
bedeckten Mittelraum des Hauses. Auch im deut-
schen Altertum war der H. geheiligt. Er bestand
meist nur aus einer niedrigen rechtwinkligen Auf-
mauerung inmitten des Hauptraumes. Als folcher
besteht er noch in manchen Bauernhäusern (s. d.).
Später verlor er seine Form und Bedeutung. Der
Kamin und Kochofen traten an feine Stelle.