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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hergenröther - Hering (Fisch)
2 Spinnereien, 2 mechan. Webereien, Maschinen-
nähereien, mechan. Teppichwebereien, Eisengieße-
reien und Ziegeleien. Der bedeutende Handel wird
unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, Kreis-
sparkasse, Diskontobank und Vorschußkasse. - Zur
Erbauung der Stadt gab das nach der Sage 822
von Ludwig dem Frommen bestätigte Frauenstist
Anlaß, dessen gefürstete Äbtissin Neichsstandschaft
genoß und dieselbe auch fortbehiclt, als das Stift
evangelisch wurde. Das Stift wurde 1803 und das
im 11. Jahrh, gestiftete Kollegiatstift auf dem Berge
bei H.1810 aufgehoben. H. selbst war früher Hanse-
stadt, wurde 1631 Reichsstadt, muhte sich 1647 dem
Kurfürsten voll Brandenburg unterwerfen, kam 1807
an Westfalen, 1813 an Preußen zurück.
Hergenröther, Iofeph von, kath. Theolog, geb.
15. Sept. 1824 zu Würzburg, studierte daselbst und
in Rom, wo er 1848 die Priesterweihe empfing,
wurde 1849 Kaplan in Zellingen bei Würzburg,
1851 Privatdocent in München, 1852 außerord.
und 1855 ord. Professor des Kirchenrechts und der
Kirchengeschichte zu Würzburg. 1868 wurde er von
Pius IX. als Mitglied der kanonistischen Vor-
dereitungskommission sür das Vatikanische Konzil
nach Rom berufen. H. gehörte zu den eifrigsten An-
wälten des Nnfehlbarkeitsdogmas, zu dessen Ver-
teidigung er unter anderm schrieb: "Anti-Ianus"
(Freib. i. Vr. 1870: gegen Döllingers "Ianus"),
"Kritik der von Döllingerschen Erklärung vom
28. März 1871" (ebd. 1871), "Kath. Kirche und
christl. Staat in ihrer geschichtlichen Entwicklung
und in Beziehung auf die Fragen der Gegenwart"
(ebd. 1872; neue abgekürzte Ausgabe 1874). 1877
wurde H. zum päpstl. Hausprälaten, 1879 von
Leo XIII. zum Kardinal ernannt und erhielt als
Kardinalarchivar die oberste Leitung des Vatikani-
schen Archivs. Er starb 3. Okt. 1890 im Cistercienser-
kloster Mchrerau bei Vregenz. Die wichtigsten sei-
ner sonstigen Schriften sind: "Der Kirchenstaat seit
der Französischen Revolution" (Freib. i. Vr. 1860),
"Photius, Patriarch von Konstantinopel" (3 Bde.,
Regensb. 1867-69), "Handbuch der allgemeinen
Kirchengeschichte" (3 Bde., Freib. i. Vr. 1876-80;
3. Aufl. 1884-86), "Kardinal Maury" (Würzd.
1878), "Abriß der Papstgeschichte" (ebd. 1879),
"1^601118 X., 1)0QtiÜoj8 niaxiini, r6A63t3>" (6 Fasc.,
Freib. i. Br. 1884-88). Auch bearbeitete H. den
8. Band von Hefeles "Konziliengeschichte" (Freib.
i. Br. 1887) und war Mitherausgeber der 2. Auf-
lage von Wetzer und Weltes "Kirchenlexüon". -
Vgl. Steiner, Kardinal H. (in dem "Episkopat der
Gegenwart", Heft 27, Würzb. 1876); Stamminger,
Zum Gedächtnisse Kardinal H.s (Freib. i. Br. 1892).
Hergewedde, s. Heergeräte.
Hergislvyl, Pfarrdurf im schweiz. KantonUnter-
walden nid dem Wald, 7,51"n südlich von Luzern,
in 450 m Höhe, liegt, von Wiesen und Obstgärten
umgeben, auf dem linken Ufer des Vierwaldstätter-
sees am Fuße des Pilatus, der von hier aus häufig
auf gutem Saumwege bestiegen wird, und hat (1888)
1343 E., darunter 29 Evangelische.
Höricourt (spr. erikuhr), Hauptort des Kantons
h. (W,49 hkni, 26 Gemeinden, 13244 E.) im Ar-
rondissement Lure des sranz. Depart. Haute-Saöne,
am linken Ufer der Lisaine, an der Linie Velfort-
Dijon der Mittelmeerbahn, hat (1891)3328, als
Gemeinde 4720 E.; Baumwollfpinnerei, Kattun-
fabriken und Strumpfwirkerei. H. ist bekannt durch
den Sieg der Schweizer über das burgund. Heer
14. Nov. 1474, namentlich aber durch die Schlacht
an der Lisaine (s. d.). ^(s. d.).
Herllus (richtig Erulus), Sohn der Feronia
Hering, auch Häring (^lu^a), eine arten-
reiche, in allen Meeren verbreitete Fischgattung aus
der Ordnung der Schlundblasenfische (s. d.) oder
Physostomen. Ihre Merkmale sind ein schlanker,
seitlich zusammengedrückter Leib mit einer kurzen
Rückenflosse, einer etwa ebenso langen Afterflosse
und zwei bauchständigen Vauchflossen; auf der
Vauchkante sitzen vom Kopf bis zum After kiel-
förmige, nach hinten in einen Stachel auslaufende
Schuppen. Das mähig weite, nur schwach bezahnte
Maul wird in seinem obern Rande in der Mitte
von den Zwischenkiefern, an den Seiten von den
Oberkiefern begrenzt, welche letztere aus je drei ge-
fondertcn Stücken bestehen. Die Innenseite der
Kiemenbögen ist mit vielen, kleine Zähnchen tragen-
den Fortsätzen versehen, wodurch ein die Kiemen-
spalten überspannendes feines Sieb entsteht, um
die aus winzig kleinen Krebsen (sog. Spaltfuhkrebse
oder Copepoden) bestehende Nahrung aus dem
Wasser abzuscheiden. Die ganzrandigen, glänzen-
den Schuppen fallen sehr leicht ab.
Zu den H. gehören unter andern die Alsen, der
Sprott, der amerik. Menhaden und andere national-
ökonomisch wichtige Fische, der wertvollste aber ist
der gemeine H. (lülupsa Kai-enFus 1^., s. Tafel:
FischeIV, Fig. 2; norweg. silä; schwed. 8iI1), der an
der Nordosttuste Asiens, an den Küsten des ganzen
Nordatlantischen Oceans, in größter Menge jedoch
in der Nord- und Ostsee vorkommt und dort nächst
dem Kabeljau den wichtigsten Gegenstand der Fische-
rei bildet. Er wird 18-36 cm lang, ist etwa fünf-
mal so lang als hoch; die Rückenflosse steht etwa
in der Mitte des Rückens und die Bauchflossen
unter der Rückenflosse hinter dem Anfang derselben.
Der Rücken ist blaugrün, Seiten und Bauch schillern
lebhaft in allen Regenbogenfarben. Die Forschungen
der neuern Zeit haben nachgewiesen, daß der euro-
päische H. in zahlreiche örtliche Schwärme oder
Stämme zerfällt, die durch erbliche Rassenunter-
schiede getrennt sind und von denen jeder einen ver-
hältnismäßig eng umgrenzten Bezirk niemals ver-
läßt. Solche verschiedenen Stämme sind z. B. der
sog. schott. Hochseehering, der an der Südwestküste
Norwegens lebende Vaarsild (d. h. Frühjahrs-
hering), der H. des Kattegats, der Frühjahrshering
der westl. Ostsee, der kleine H. (Strömling) des
Finnischen und Bottnischen Meerbusens u. a.
Sämtliche Heringsstämme lassen sich in zwei
Gruppen verteilen, nämlich in pelagische oder
Hochseestämme und in litorale oder Küsten-
stämme. Erstere, zu denen der schott. Hochseehering
und der norweg. Vaarsild gehören, leben außer der
Laichzeit in einer Entfernung von 200 bis 400 kin
von der Küste auf der hohen See; zur Laichzeit
sammeln sie sich zu gewaltigen Scharen, um in der
Nähe der Küste auf flachen Gründen zu laichen.
Die Hochseestämme sind für die Fifcherei am wich-
tigsten. Die Küstenstämme, zu denen z. B. der Früh-
Jahrshering der westl. Ostsee gehört, leben stets
m unmittelbarer Nähe der Küste und gehen zum
Laichen in stille, stäche Buchten, namentlich in solche
mit brackischem Wasser. Die Laichzeit, in der die
meisten H. gefangen werden, ist bei den eiinelnen
Stämmen sehr verschieden; der schott. Hochseehering
laicht z. B. von August bis Oktober, der norweg.
Vaarsild von Februar bis April, die meisten Küsten-