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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hermann (Graf von Luxemburg) - Hermann (von Salza)
Koadjutor Adolf von Schaumburg die Verwaltung
des Erzstifts übertrug, resignierte H., der, vormals
von den Schmalkaldenern nicht thatkräftig unter-
stützt, sich ihrem Krieg gegen den Kaiser ganz fern
gehalten hatte, 25. Febr. 1547, zog sich in die Graf-
schaft Wied zurück und starb daselbst 15. Aug. 1552.
- Vgl. Varrentrapp, H. von Wied und fein Nefor-
matiönsverfuch in Köln (Lpz. 1878).
Hermann, Grafvon Luxemburg, wurde 1081
von der päpstl. Partei unter den deutfchen Fürsten
und befonders von den Sachfen als Gegenkönig
gegen Heinrich IV. aufgestellt und zu Weihnachten
m Goslar gekrönt. Sem Anhang fchmolz aber
rasch zufammen, als der Kaifer aus Italien zurück-
kam, und H. konnte trotz feines Sieges bei Aleich-
feld 11. Aug. 1086 sich nicht einmal in Sachfen
halten. Er zog sich, wie es scheint, ohne abgedankt
zu haben, in die Heimat zurück und fiel dort 28. Sept.
1088 bei der Bestürmung emer Burg.
Hermann I., Pfalzgraf von Sachfen und Land-
araf von Thüringen, Sohn des Landgrafen
Ludwig des Eifernen und der Iuditha, Schwester
Kaifer Friedrichs I. Im Verein mit andern Fürsten
zogen H. und fein Bruder Ludwig III. gegen den
geächteten Heinrich den Löwen, der sie aber 1180
zurückfchlug und ihnen nach Thüringen folgte. In
der Schlacht bei Weißenfee (15. Mai 1180) wurden
sie von Heinrich gefangen genommen, der sie jedoch
1181, um von Kaiser Friedrich I. einen billigern
Frieden zu erlangen, wieder freigab. AufdemNerchs-
tage zu Erfurt 1181 erhielt hierauf H. die pfalzgräst.
Würde in Sachfen, auf die fein Bruder Ludwig ver-
zichtete, und hatte feitdem feinen ^itz auf der Neuen-
burg ander Nnstrut,demjetzigenFreyburgerSchlosfe,
bis "er nach feines Bruders Ludwig III. Tode 1190
als Landgraf von Thüringen die Wartburg bezog.
Kaifer Heinrichs VI. Absichten auf Thüringen wußte
er zu vereiteln. Mit demselben Glück widersetzte
er sich 1191 den Anmaßungen des Erzbischofs Kon-
rad von Mainz und des Abts von Fulda. Da-
durch aber, daß er in den Kriegen nach Heinrichs VI.
Tode (1198-1208) bald mit Philipp von Schwaben,
bald mit Otto IV. von Vraunfchweig im Bunde
war, zog er feinem Lande fo große Verwüstnngen
zu, daß der Erwerb von Nordhaufen, Mühlhaufen,
Saalfeld, des Schlosses Ranis und des Bezirks an
der Orla nicht für Erfatz gerechnet werden konnte.
Als endlich Otto allein Kaifer war, versammelte H.
1212 eine Anzahl deutscher Fürsten und Grafen in
Nürnberg, welche den Vorfchlag des Papstes Inno-
cenz' III., Otto abzufetzen und Friedrich von Sicilien
zu wählen, zum förmlichen Vefchluß erhoben. Schon
hatten darauf die Truppen Ottos IV. sich der Städte
Nordhaufen und Mühlhaufen bemächtigt und viele
von H.s Vasallen sich gegen ihn aufgelehnt, als ihn
Friedrichs II. fchnelles Einrücken in Deutschland
rettete. An dessen Königswahl zu Frankfurt nahm
H. teil und blieb ihm fortan treu. H. starb 25. April
1217 zu Gotha und wurde in Reinhardsbrunn bei-
gesetzt. H. war ein kunstliebender Fürst, und sein
Name selbst steht mit in den Reihen der Minne-
sänger, die er gern an seinem Hofe aufnahm. Unter
ihm fand angeblich 1207 jener berühmte poet. Wett-
kampf statt, der unter dem Namen des Wartburg-
krieges (s. d.) bekannt ist. - Hermann II., sein
Enkel, succedierte in den Hess. Allodien und starb
1241. - Vgl. Gervais in Raumers "Histor. Taschen-
buch" (2. Folge, 4. Jahrg., Lpz. 1843); Knochen-
hauer, Geschichte Thüringens (Gotha 1871).
Hermann,AbtvonNiederaltaich(1242-73),
gest. 1275, der Schöpfer einer neuen Glanzperiode
annalistifcher Thätigkeit in Bayern, hinterließ eine
Reihe gefchichtlicher Aufzeichnungen über ältere und
zeitgenössische Ereignisse der bayr. und deutschen
Geschichte. Sie sind mit den Fortsetzungen anderer
von Iafft in den "Nonum^nta, (I6linaniH6 kiäw-
rica. 8ci'ipwr68", Bd. 17 u. 24, herausgegeben.
HermannvonFritzlar, Mystiker, eingereister
und belesener Laie, wohl aus Fritzlar in Hessen, ver-
faßte etwa 1343-49 ein Buch: "Der Heiligen Leben"
(hg. von Pfeiffer in "Deutfche Mystiker", Bd. 1, Lpz.
1845). Mehr eine Auswahl aus ältern mystifchen
Schriften und Predigten als ein ganz originales
Werk, ist es durch lebhafte Darstellung vorteilhaft
ausgezeichnet. Es behandelt außer der Mutter Got-
tes reichlich 70 berühmte Heilige.
Hermann von Reichenau, genannt der
Lahme (Oollti-2.cw8), Geschichtschreiber, Dichter
und Musiker, geb. 18. Iult 1013, gest. 24. Sept.
1054, stammte aus einem schwäb. Grafengefchlecht
und wnrde im Kloster Neichenau gebildet, wo er
nachmals Mönch ward. Sein wichtigstes Werk ist
sein "Olironicon", das bis 1054 reicht, von seinem
Schüler Berthold fortgefetzt und die Grundlage
vieler anderer Werke wurde. Mit der Fortfetzung
wurde es am besten von Pertz in den "NoinimeutH
66i-m3.niH6 kiLtorica", Bd. 5 (Hannov. 1834), her-
ausgegeben und von Nobbe (in den "Geschichts-
schreibern der Deutschen Vorzeit", Verl. 1851) über-
setzt. Unter den von H. verfaßten Kirchengefängen
sind vorzüglich "83lv6 re^ina" und "^Ima. re>
äeuMoris niatkr" hervorzuheben; große Gewandt-
heit in der Behandlung verschiedener Versmaße zeigt
sein Gedicht "1)6 octo vitÜ8 principalidng" (hg. von
Dümmler in der "Zeitschrist für deutfches Alter-
tum", Bd. 13). - Vgl. Vaxmann, Zur Geschicht-
schreibung und Sittenlehre H.s von Reichenau (in
den "Theol. Studien und Kritiken", 1869); Hans-
jacob, Herimann der Lahme von der Reichenau
(Mainz 1875); Wattenbach, Deutfchlands Ge-
fchichtsquellen, Bd. 2 (6. Aufl., Verl. 1893).
Hermann vonSachfenheim, f. Sachfenheim.
Hermann vonSalza, wahrscheinlich aus dem
Hause der Herren von Salza (Langensalza) in Thü-
ringen, war 1210-39 Meister des Ordens der
Deutschen Ritter. Seine umfassende Thätigkeit
erstreckte sich im Interesse des Ordens und dessen
Güter, die unter ihm sehr bedeutend wurden, auf
Morgen- und Abendland. Daß er in letzterm die
Zukunft feines Ordens fah, zeigt die Erwerbung
des Vnrzenlandes in Siebenbürgen und, als dieses
aufgegeben werden muhte, der Kampf gegen die
heidn. Preußen, der die Gründung des preuß. Or-
densstaates zur Folge hatte. In den Streitigkeiten
zwischen Kaiser Friedrich II., den H. aus dem Kreuz-
zuge von 1228 begleitete, den Päpsten und den
lombard. Städten war er Unterhändler und Ver-
mittler in zahlreichen Missionen und Kongressen,
Vertreter unbestreitbarer kaiserl. Rechte, aber auch
eifriger Befürworter des Friedens. Immer in Be-
wegung zwischen Ägypten, Palästina, Italien und
Deutfchland, ging er, um feine Gefundheit herzu-
stellen, 1238 nach Salerno, starb aber hier 20. März
1239, an demfelben Tage, an welchem Papst Gre-
gor IX. durch feine Exkommunikation des Kaisers
die Friedensbemühungen H.s endgültig vereitelte.
Er wurde im Ordenshause zu Barletta beigesetzt.
H. gehört Zu den bedeutendsten Gestalten des spä-