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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hermann (Friedr. Benedikt Wilh. von) - Hermann (Karl Friedr.)
tern Mittelalters. Gleich geachtet vom Kaiser wie
vom Papste, zeigt er sich als ein Mann von unge-
meinerUmsicht und großer Nechtschafsenheit. - Vgl.
Lavisse, I>6 Ilclinknno 3a1^6N8i, ordinig t6ut0uici
uiHZiLtro (Par. 1875); Adolf 5loch, H. von Salza,
Meister des Deutschen Ordens (Lpz. 1885).
Nebenzweige des Geschlechts von Salza erhielten
sich in Braunschweig, der Oberlausitz, Schlesien,
Böhmen, Esthland und Schweden. - Vgl. Regesten
des Geschlechts von Salza (Lpz. 1853).
Hermann, Friedr. VenediktWilh.von, National-
ökonom und Statistiker, geb. 5. Dez. 1795 zu Dinkels-
bühl (Bayern), widmete sich zu Erlangen und Würz-
burg dem Studium der Mathematik und Kameral-
wissenschaften, wurde 1821 Lehrer der Mathematik
am Gymnasium zu Erlangen und habilitierte sich
1823 als Privatdocent im Kameralfach an der dor-
tigen Universität. Spater wurde er Professor der
Mathematik am Gymnasium und an der Polytech-
nischen Schule zu Nürnberg, 1827 außerord., 1833
ord. Professor der Staatswirtschast an der Uni-
versität zu München, dann auch Ministerialreferent
und 1845 Ministerlalrat im Ministerium d es Innern.
1848 ging H. als Abgeordneter der Stadt München
zur Nationalversammlung nach Frankfurt, wo er
mit Heckscher und Somaruga die großdeutsche-Partei
organisierte und von derselben im März 1849 mit
den Genannten nach Wien gesendet wurde. 1850
wurde er Vorstand des Statistischen Bureaus, dessen
Erhebungen er in den "Beiträgen zur Statistik des
Königreichs Bayern", Heft 1 - 17 (Münch. 1850
-67) veröffentlichte. 1855 wurde er zum Staatsrat
im ordentlichen Dienst ernannt. Er starb 23. Nov.
1868 zu München. H. veröffentlichte namentlich:
"Staatswirtschaftliche Untersuchungen" (Münch.
1832; 2. Aufl. 1870), ein Werk, das ihm auf dem
Gebiete der volkswirtschaftlichen Litteratur einen
bleibenden Namen sichert; ferner "Lehrbuch der
Arithmetik und Algebra" (2. Aufl., Nürnb. 1845),
"Über polytechnische Institute" (2 Hefte, ebd. 1826
-28), "Die Industrieausstellung zu Paris im I.
1839" (ebd. 1840); außerdem Festschriften und zahl-
reiche Abhandlungen in Zeitschriften.
Hermann, Gottfried, Philolog, geb. 28. Nov.
1772 zu Leipzig, konnte, von Ilgen vorbereitet,
bereits 1786 seine akademischen Studien in Leipzig
beginnen. 1793 ging er nach Jena, um den Phi-
losophen Reinhold zu hören, habilitierte sich 1794
in Leipzig, wurde hier 1798 außerord. Professor
der Philosophie, 1803 ord. Professor der Bered-
samkeit, 1809 auch Professor der Poesie und starb
31. Dez. 1848. H. war nicht nur ein gefeierter aka-
demischer Lehrer und Schriftsteller, sondern auch ein
durch edle Freimütigkeit und Wahrheitsliebe hoch-
stehender Charakter. Seine Vorlesungen zeich-
neten sich durch Lebendigkeit des Vortrags und
Klarheit der Darstellung aus. Besonders erfolg-
reich wirkte H. durch die 1799 gestiftete Griechifche
Gesellschaft und als Direktor des philol. Semi-
nars (feit 1834). Seine Grundsätze über die Me-
trik, die er in neuer und selbständiger Weise be-
handelte, indem er den bloß histor. Weg verließ und
eine wissenschaftliche Theorie dieser Disciplin aus
der Kantischen Lehre von den Kategorien konstruierte,
entwickelte H. in den Werken: "v6 ni6ti-i8 poLtaruin
Zraecoruin 6t i-oinHuorum" (Lpz. 1796), "Hand-
buch der Metrik" (ebd. 1796), "I^lLineMa äoctrinao
rnkti-ickk" (ebd. 1816), "N^iwine (loctrin^ inetri-
ck6" (ebd. 1818; 2. Aufl. 1844) und "1)6 inkti-is
^inäai-i" in der Heyneschen Ausgabe des Pindar
(2. Aufl., 3 Bde., ebd. 1817). Noch wichtiger war
die von ihm begründete rationelle Behandlung der
griech. Grammatik. Hierher gehören besonders die
Schrift: "1)6 6M6IiäHNä2. l9.ti(M6 AlH6CÄ6 FI'KM-
ni3,tica6" (Tl. 1, Lpz. 1801), fowie die gehaltreichen
Zufätze zu Vigers Werk "v6 Ara6ca6 äictioniZ iäio
ti8ini8" (ebd. 1802; 4. Aufl. 1834) und die "I^idi-i IV
ä6 particulll äv" (ebd. 1831). H. fetzte ferner die
von Erfurdt begonnene Ausgabe des Sophokles
fort und gab fast sämtliche Tragödien des Euri-
pides, ferner des Aristophanes Mud68" (Lpz. 1799;
2. Aufl. 1830), die "Oi'iMcH" (ebd. 1805), die Ho-
merischen Hymnen (ebd. 1806), des Plautus "Ii'i-
I1UN1INU8" (ebd. 1800) und "NHcckiä68" (ebd. 1845),
die Schrift des Aristoteles "1)6 ^i-t6 po6tica" (ebd.
1802), das Lexikon des Photius (ebd. 1808) und
den Grammatiker Drako Stratonicensis (ebd. 1812)
heraus. Nach seinem Tode erschien seine Ausgabe
der griech. Vukoliter Vion und Moschus (Lpz. 1849)
und die Bearbeitung des illschylus (2 Bde., ebd.
1852; 2. Aufl. 1859). Seine kleinern Aufsätze, Pro-
gramme und lat. und griech. Gedichte hat er in den
durch klassische Latinität ausgezeichneten "Opuz-
cmw> (7 Bde., Lpz. 1827-39; ein 8. Bd., hg. von
Theod. Fritzsche, ebd. 1877) zusammengestellt.
Da H. die genaue Kenntnis der Sprache als den
einzig sichern Weg bezeichnete, um zu einer klaren
Anschauung des geistigen Lebens der Alten Welt zu
gelangen, so wurde ihm eine einseitige Auffassung
und die Vernachlässigung des realen Teils der Phi-
lologie vorgeworfen. Er war darüber mit Böckh und
O. Müller in einen Streit verflochten, der ihn zu
der Schrift "über Vöckhs Behandlung der griech.
Inschriften" (Lpz. 1826) veranlaßte. Freundlicher
war der Austausch entgegengesetzter Ansichten über
das Wesen der alten Mythologie zwischen ihm und
Creuzer, eingeleitet zunächst durch H.s Programm
"1)6 II1)'tQ0i0^iH (FIH6C0I-UIN antj^ii83imH" (Lpz.
1817), weiter ausgeführt in den "Briefen über Ho-
mer und Hestodus" von ihm und Creuzer (Heidelb.
1818) und in der Schrift "über Wesen und Behand-
lung der Mythologie" (Lpz. 1819). - Vgl. Iahn,
Gottfried H. Eine Gedächtnisrede (Lpz. 1849);
Ameis, Gottfried H.s pädagogischer Einfluß u. s. w.
(Jena 1850). Eine gründliche^Würdigung H.s giebt
Köchly, Gottfried H. Zu seinem 100jährigen Ge-
burtstag (Heidelb. 1874).
Hermann, Joh., Naturforscher, geb. 31. Dez.
1738 zu Barr bei Strahburg, gest. 4. Okt. 1800 als
Professor der Medizin in Sttaßburg, veröffentlichte
außer zahlreichen zoolog. Abhandlungen namentlich
"^adulH alnnitawui anim^lium" (Straßb. 1777).
Von seinem Sohn, Johann Friedrich H., geb.
1768, gest. 1793, erschien ein "N6m0ir6 aMrolo-
Fi<in6" (Strahb. 1804).
Hermann, Karl Friedr., Philolog, geb. 4. Aug.
1804 zu Frankfurt a. M., widmete sich seit 1820 zu
Heidelberg und Leipzig philol. Studien, unternahm
dann eine wissenschaftliche Neise nach Italien und
habilitierte sich 1826 in Heidelberg. H. ging 1832
als ord. Professor der Philologie nach Marburg,
wo er 1833 zum zweiten Bibliothekar ernannt wurde
und auch als Direktor des philol. Seminars wirkte.
Er folgte 1842 einem Ruf als Professor und Direk-
tor des philol. Seminars nach Göttingen und starb
hier 31. Dez. 1855. Seinen Ruf begründete er mit
der vorzüglichen Bearbeitung von Lucians Sckrist
"1)6 c0N8crid6näa, liiztoria" (Franks. 1828). Am