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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heros; Herostratus; Herpes; Herpestes

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Heros (Käferart) - Herpestes

allmählich die Vorstellung halbgöttlicher Kultwesen. Ihr halbgöttliches Wesen wurde später dadurch erklärt, daß man ihnen eine Gottheit als Vater oder Mutter gab. Der Thätigkeit der Götter ähnlich ist auch ihre Wirksamkeit; beleidigt oder verletzt schädigen sie ihre Gegner, durch Opfer versöhnt, gewähren sie Schutz und Rettung, besonders auch bei Krankheiten oder durch gute Ratschläge an eigenen Orakelstätten. Diese Doppelwirkung geht zugleich aus ihrer chthonischen (unterirdischen) Natur hervor (s. Unterwelt), in welcher Eigenschaft ihnen die in Erdhöhlen lebende Schlange heilig ist. Abgesehen von denjenigen Heroen, die sich aus ursprünglich allgemein verehrten Göttern entwickelten, wie z. B. Herakles, ist ihr Wirkungskreis räumlich beschränkt, da trotz der Hesiodischen Darstellung im Glauben des Volks der H. seine Wohnung immer in seinem Grabe, im Boden seines Landes behielt. Insbesondere gilt dies von den eigentlichen Landesheroen und Gründern von Ortschaften, während die Verehrung der Stammväter gewisser Geschlechter an diese gebunden ist. Da in letztern vielfach bestimmte Berufsarten erblich waren, entwickeln sich aus deren Heroen auch diejenigen dieser Berufsarten und der aus ihnen gebildeten Genossenschaften, besonders der Priestertümer. Gewöhnlich war der eigentliche Kultort das Grab des H., das von einem bestimmt abgegrenzten, mit Bäumen bepflanzten Bezirk meist mit einem Eingang auf der Westseite umgeben war. Über dem durch einen Denkstein geschmückten Grabhügel erhob sich zuweilen ein tempelartiges Gebäude, das Opfer aber wurde meist auf dem Grabe selbst abends oder in der Nacht dargebracht, wie auch sonst beim Totenkult, und vom Opfertiere gewöhnlich nichts gegessen. Häufig stellte man auch an diesen Gräbern allerlei Speisen auf und errichtete daneben ein Lager für den H. (S. Theoxenien, Lektisternien.) Die ältesten histor. Beispiele der später immer häufiger werdenden Heroisierung Verstorbener sind Timesios, der Gründer von Abdera, Miltiades, der Sohn des Kypselos, der Perser Artachaies, der die Abgrabung des Athos geleitet hatte, und Brasidas, der Sieger von Amphipolis. (S. Apotheose.) - Dargestellt werden die Heroen der Sage durchaus nach der Schilderung dieser selbst; auf Grabreliefs aber werden heroisierte Verstorbene entweder, der alten Auffassung entsprechend, als Krieger zu Pferd oder zu Fuß abgebildet, oder sie thronen auf einem Sessel oder ruhen auf einem Speisesofa. Sehr häufig erscheinen neben ihnen einige Menschen, die ihnen Verehrung erweisen, häufig auch ihr heiliges Tier, die Schlange. - Vgl. Deneken in Roschers "Lexikon der griech. und röm. Mythologie" (Lpz. 1884 fg.).

Heros, Käferart, s. Eichenbockkäfer.

Herostratus, ein Ephesier, den, wie er auf der Folter eingestand, die Sucht, durch eine unerhörte That seinen Namen auf die Nachwelt zu bringen, 356 v. Chr. zu dem Entschlüsse trieb, den berühmten Artemistempel von Ephesus (s. d.) in Brand zu stecken. Durch Beschluß der Epheser soll zwar verboten worden sein, seinen Namen zu nennen, der Geschichtschreiber Theopomp hat ihn aber dennoch überliefert. In der Nacht der Brandstiftung wurde Alexander d. Gr. geboren.

Herpes (grch.), schleichende Flechte, Blasen-oder Bläschenflechte, akute, typisch verlaufende Hautkrankheit, welche sich durch die Bildung kleiner, in Gruppen aneinander gereihter und mit einem serösen oder eiterigen Inhalt erfüllter Bläschen charakterisiert. Am häufigsten ist der Herpes zoster, die Gürtelflechte oder Gürtelrose, bei welcher, meist unter leichten Fiebererscheinungen und lebhaft brennenden Schmerzen, zahlreiche, gruppenweise angeordnete wasserhelle Bläschen gürtelförmig längs des Verlaufs gewisser Hautnerven, insbesondere der Zwischenrippennerven, auftreten, nach einigen Tagen oder Wochen zu bräunlichen Krusten eintrocknen und sodann spurlos, ohne Narben zu hinterlassen, verschwinden. In der Regel genügt zu ihrer Beseitigung das Bedecken der Bläschen mit Bleiwasserkompressen, mit milden Salben, Watte u. dgl. Ebenso werden Herpesbläschen häufig an den Lippen (sog. Lippenherpes, Herpes labialis, Ausfahren der Lippen), besonders in Begleitung fieberhafter Krankheiten, sowie an den Genitalien (Herpes genitalis) beobachtetet, in welch letzterm Falle sie leicht mit Schankergeschwüren verwechselt werden können. Ähnlich verläuft die Ringflechte (Herpes iris und Herpes circinnatus),bei welcher sich um ein mittleres Bläschen kreisförmig Bläschen entwickeln und so Ring auf Ring um sich greifen, während die Mitte abheilt. Wesentlich verschieden von den genannten Herpesformen ist der sog. Herpes tonsurans oder der Ringworm oder die Rasierflechte, eine durch einen parasitischen Pilz, das Trichophyton tonsurans, bedingte Erkrankung der behaarten Kopfhaut, welche in der Form runder oder elliptischer, mit dünnen mattglänzenden Schuppen oder Krusten bedeckter Flecken erscheint und Abbrechen der Haare, Zerstörung des Haarbodens und dauernde Kahlheit erzeugt. Hier ist nur von frühzeitiger und energischer Bepinselung und Waschung mit antiparasitären Mitteln (Carbolsäure, Sublimatlösungen, Schmierseife, Naphthol, Teer u. dgl.) Hilfe zu erwarten. - Über Herpes tonsurans bei Haustieren s. Hautkrankheiten (der Haustiere, Bd. 8, S.907 b).

Herpestes, Mangusten, eine zu der Familie der Schleichkatzen (s. d.) gehörige Gattung, deren Arten sich von den verwandten Zibethkatzen durch geringe Entwicklung resp. Fehlen der Analtasche, kürzere Schnauze, die nicht zurückziehbaren Krallen und die Verkümmerung einer Hinterzehe unterscheiden. Die bekannteste Art ist der echte Ichneumon, die nordafrik. Pharaonsratte (H. Ichneumon Wagn.; s. Tafel: Schleichkatzen, Fig. 1), welche ein Gegenstand der Verehrung der alten Ägypter war, die das Tier für den Todfeind des Krokodils hielten und von ihm fabelten, daß es dem schlafenden Krokodil in den Rachen schlüpfe und es so töte, auch seiner Brut beständig nachstelle. Auf altägypt. Bildwerken wird es öfters abgebildet, wie es Vogelnester beschleicht. Jetzt ist es in seiner Heimat als Geflügeldieb ebenso verhaßt wie in Deutschland der Marder; außerdem nährt es sich von allerlei kleinen Tieren. Verwandte Arten finden sich in allen Teilen Afrikas. Von asiat. Mangusten ist die bekannteste der durch seine mutige und erfolgreiche Bekämpfung der Giftschlangen berühmte Mungos (H. griseus Ogilby), der Ostindien bewohnt und seiner leichten Zähmbarkeit und Nützlichkeit wegen viel gehalten wird. Auch hat man versucht, ihn auf einigen von Giftschlangen arg heimgesuchten westind. Inseln einzubürgern. Auch Europa besitzt eine einheimische Manguste in dem Maloncillo der Spanier (H. Widdringtonii Gray), welcher die Flußniederungen Estremaduras und Andalusiens bewohnt. Eine