Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

93
Hertford - Hertz (Henrik)
Telegraphenamt in Berlin, die Statue Kaiser Wil-
helms I. im Kriminalgericht zu Moabit, Friedrich
d. Gr. am Regierungsgebäude zu Breslau, Fluß-
göttinnen für die Schloßbrücke in Potsdam (1893),
Statuetten (Till Eulenspiegel, Pifferaro, Doktor
Eisenbart), Porträtbüsten und Porträtmedaillons.
Hertford (spr. hahrf'rd) oder Herts. 1) Graf-
schaft im mittlern England, zwischen Cambridge,
Essex, Middleser, Buckingham und Vedford gelegen,
hat 1639,49 (ikiu, (1891) 220125 E., d. i. 134 auf
1 hklli. H. ist nur an der Nordgrenze von der Kalt-
hügelreihe der Chiltern-Hills (s. d.) durchzogen, im
übrigen eben, enthält die Thäler der Lea und des
Colne und ist mit Gehölzen, Baumpflanzungen,
Wiesengründen und Getreidefeldern, Landsitzen und
Pachthöfen bedeckt; Ackerbau und Viehzucht sind die
Haupterwerbsquellen. Weizen und Gerste gedeihen
vortrefflich; auch Obst wird viel gezogen. Das kurz-
geschwänzte Hertfordschaf hat ein vorzügliches Vließ.
Die Industrie ist von geringer Bedeutung, es giebt
eine Anzahl Seidenspinnereien und chem. Fabriken,
außerdem erzeugt man Strohgeflecht, Hüte und Pa-
pier. Die Produkte der Landwirtschaft, Getreide und
Malz, auch Rosen und Brunnenkresse finden ihren
Hauptmarkt in London. Die Grafschaft schickt 4 Ab-
geordnete in das Parlament. - 2) Hauptstadt der
Grafschaft H., Municipalborough, 43 ^w im N.
von London, links an der schiffbaren Lea und an
der Great-Northern- und Great-Eastern-Eisenbahn,
hat (1891) 7232 E., ein Schloß aus der Zeit Karls I.
(jetzt Schule), Ruinen einer Burg, Michaelstirche
mit einem Denkmal des Vaco von Verulam, Stadt-
haus mit Gerichtssaal, eine Ko^nbörse, Kranken-
haus, eine Lateinschule, eine Vorbereitungsanstalt
für (üürist'L Hospital in London (450 Knaben und
Mädchen), ein Handwerkerinstitut, bedeutenden
Handel mit Getreide und Malz. Die Umgegend ist
reich an schönen Landsitzen, darunter Panshanger
des Earl Cowper mit berühmten Gemälden.
Hertford, Marquis von, s. Seymour.
Hertha, german. Göttin, s. Nerthus. - H. heißt
auch der 135. Planetoid.
Herthaburg, ein slaw. Vurgwall (15 m) auf
Rügen in der Nähe des Herthafees (s. d.). Man hat
hier den heiligen Hain vermutet, in welchem nach
Tacitus die Hertha oder Nerthus verehrt wurde.
Herthasee, Borgsee, in der Stubnitz auf der
Halbinsel Iasmund auf Rügen, liegt westlich von
Stubbenkammer, ist bis 150 ni lang, in der Mitte
16 m tief. Westlich davon die sog. Herthaburg (s. d.).
'sHertogenbosch (spr.-tohch-), s. Herzogenbusch.
Herts (spr. Horts), engl. Grafschaft, s. Hertford.
Hertwig, Karl Heinrich, Mediziner und Tier-
arzt, geb. 10. Jan. 1798 zu Ohlau in Schlesien,
studierte in Breslau Medizin, in Wien und München
Tierarzneikunde und wurde 1823 Repetitor, 1826
Lehrer und 1833 Professor an der Tierarzneischule in
Berlin. Er starb daselbst 19. Juli 1881. H. schrieb:
"Beiträge zur nähern Kenntnis der Wutkrankheit"
(Berl. 1829), "Handbuch der praktischen Arznei-
mittellehre für Tierärzte" (5. Aufl., Lpz. 1872),
"Prakryches Handbuch der Chirurgie für Tierärzte"
(3. Aufl., Verl. 1873), "Tafchenbuch der gefamten
Pferdekunde" (4. Aufl., ebd. 1878), "Me Krank-
heiten der Hunde" (2. Aufl., ebd. 1880). Im Verein
mit Gurlt redigierte er von 1835 bis 1874 das
"Magazin für gesamte Tierheilkunde".
Hertwig, Oskar, Anatom, geb. 21. April1849 zu
Friedberg in derWetterau, studierte seit 1868 in Jena
und Zürich Naturwissenschaften und Medizin, habili-
tierte sich 1875 in Jena für Anatomie und Entwick-
lungsgeschichte, wurde 1878 außerord. und 1881 ord.
Professor daselbst. 1888 wurde er nach Berlin berufen
und ihm die Direktion der neu errichteten zweiten
anatom. Anstalt daselbst übertragen. Er schrieb:
"über das Zahnsystem der Amphibien" (Bonn 1874),
"Beiträge zur Kenntnis der Bildung, Befruchtung
und Teilung des tierifchen Eies" (1875,1878), "Das
Problem derBefruchtung und derIfotropie des Eies,
eine Theorie der Vererbung" (Jena 1884), "Lehrbuch
der Entwicklungsgeschichte des Menschen und der
Wirbeltiere" (ebd. 1886; 4. Aufl. 1893), "Die
Zelle und die Gewebe, Grundzüge der allgemeinen
Anatomie und Physiologie" (ebd. 1892). Außerdem
veröffentlichte er gemeinfam mit feinem Bruder
Richard: "Studien zur Blättertheorie" (5 Hefte,
Jena 1880-83), "Untersuchungen zur Morphologie
und Physiologie der Zelle" (6 Hefte, ebd. 1884-90);
ferner: "Das Nervenfystem und die Sinnesorgane
der Medufen" (Lpz. 1878), "Der Organismus der
Medusen" (Jena 1878).
Hertwig, Richard, Zoolog, Bruder des vorigen,
geb. 23. Sept. 1850 zu Friedberg in derWetterau, stu-
dierte in Jena, Zürich und Bonn Medizin, war 1873
-74 Assistent an der Anatomie in Bonn, dann bis
1878 Privatdocent für Zoologie in Jena, bis 1881
außerord. Professor daselbst, ging hierauf als ord.
Professor und Direktor des Zoologischen Instituts
nach Königsberg und 1883 nach Bonn; 1885 wurde
er als ord. Professor der Zoologie und vergleichenden
Anatomie und Direktor derzoolog. Staatssammlung
nach München berufen. Er veröffentlichte nament-
lich: "Zur Histologie der Radiolarien" (Lpz. 1876),
"Der Organismus der Radiolarien" (Jena 1879),
"Die Actini en der Challenger-Expedition" (ebd. 1882;
Supplement dazu 1888), "über die Konjugation der
Infusorien" (Münch. 1890), "Lehrbuch der Zoologie"
(Jena 1892; 2. Aufl. 1893); außerdem mehrere
Schriften gemeinsam mit seinem Bruder Oskar.
Hertz, Heinrich Rudolf, Physiker, geb. 22. Febr.
1857 zu Hamburg, studierte seit 1875 Ingenieur-
Wissenschaft, später aber Physik in München und
Berlin, wo er nach seiner 1880 erfolgten Promotion
Assistent bei Helmholtz wurde. Er habilitierte sich
1883 in Kiel als Privatdocent für theoretische Phy-
sik, wurde 1885 als Professor der Physik an die
Technische Hochschule in Karlsruhe und 1889 in
gleicher Eigenschaft nach Bonn berufen. Die Ar-
beiten H.' erstrecken sich auf die elektrischen Erschei-
nungen, namentlich auf das Gebiet der Elektro-Optik
(s. d.). Die darauf bezüglichen Untersuchungen (über
die endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit der elektri-
schen Kraft, über elektrische Wellen) sinden sich zum
größten Teil in feinem Werke "Untersuchungen über
die Ausbreitung der elektrifchen Kraft" (Lpz. 1892).
Hertz, Henrik, dän. Dichter, geb. 25. Aug. 1798
zu Kopenhagen, von jüd. Abkunft, studierte daselbst
seit 1817 die Rechte und widmete sich dann litterar.
Thätigkeit. Wegen seiner litterar. Verdienste erhielt
er den Professortitel und vom Reichstage eine jähr-
liche Pension. Er starb 25. Febr. 1870 in Kopen-
hagen. Als Dichter trat H. zuerst anonym 1827 mit
dem Lustspiele "Herr Vurchhardt og Hans Familie"
aus, worin er sich Holberg zum Vorbild genommen
hatte. Mit noch größerm Beifall wurden sein nächst-
folgendes Lustspiel "Flyttedagen" (1828) und das
Vaudeville "Arvingerne" (1829) gegeben. Mehr Zu
den Charakterstücken gehörte das Lustspiel "Emma",