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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Herzförmig - Herzklappen
klopfen und aufgeregter Herzthätigkeit sind kühlende
Getränke, kalte Umschläge oder Eisbeutel auf die
Herzgegend, auch Digitaline anzuwenden.
Herzförmig, f. Blatt (Bd. 3, S. 86a).
Herzgeräufche, abnorme, am Herzen an Stelle
der Herztöne (f. Herz, S. 99d) hörbare Geräusche,
welche entweder auf vorhandenen Herzfehlern (s. d.)
beruhen oder durch nervöse Störungen des Herzens,
durch Blutarmut oder andauerndes hohes Fieber
bedingt sind. (S. Aftergeräusche.)
Herzgeschwür, s. Herzentzündung.
Herzgespann, eine abnorme Austreibung und
Spannung der Herz- und Magengegend und da-
durch entstehendes Veklemmungsgefühl, ein häusi-
ges Symptom der Darm- und Magenkrankheiten.
Herzgifte, solche Gifte, welche specifisch auf das
Herz und seine Nerven Wirten und in stärtern Dosen
Herzlähmung zur Folge haben, wie der rote Finger-
hut, der Sturmhut, der Rittersporn, die schwarze
und weihe Nieswurz, die Herbstzeitlose u. a.
Herzgrube (sci-odicuws coräiä), richtiger Ma"
gengrube, eine breite flache Grube in der Mittel-
linie der Oberbauchgegend, unterhalb des Schwert-
fortsatzes, hinter welcher nicht, wie viele irrtümlich
meinen, das Herz, sondern der Magen liegt. Sie
verschwindet bei vollem Magen, bei übermäßiger
Gasanhäufung im Magen und Darmkanal, wäh-
rend der Schwangerschaft und bei Fettleibigkeit.
Herzhaut, s. Herz (S. 98d).
Herzhautentzündung, s. Herzentzündung.
Herzhypertrophie (ll^krtroMia, II^perLHi--
00813 cordiä), die Zunahme der Herzmuskulatur
und dadurch bedingte Vergrößerung des Herzens,
tritt, wie die Hypertrophie anderer Muskeln, immer
nur dann ein, wenn der Herzmuskel infolge mechan.
Strömungshindernisse in der Blutbahn anhaltend
eine gesteigerte Arbeit zu leisten hat, und betrifft
bald nur die linke, bald nur die rechte, bald beide
Kammern des Herzens. Ist nur die linke Herzhälfte
hypertrophisch, so wird das Herz länger, wogegen
die Hypertrophie der rechten Herzkammer eine er-
hebliche Verbreiterung des Herzens bewirkt; gesellt
sich, wie das häufig der Fall ist, nach längerer oder
kürzerer Zeit zu der H. eine krankhafte Erweiterung
der Herzhöhlen (s. Herzerweiterung) hinzu, so kann
das Herz einen ganz erstaunlichen Umfang annehmen
(sog. Ochsen herz, cor taurwiiin 8. dovwuui, Vu-
kardie). Am häusigsten entsteht die H. nach an-
haltenden übermäßigen Muskelanstrengungen, na-
mentlich anhaltenden Märschen, bei Herztlappen-
fehlern und chronischer Entzündung der Aorta, bei
Lungenemphysem und gewissen Nierenkrankheiten,
bei denen zahlreiche Haargefäße des Nierengewebes
zu Grunde gegangen sind und so der Blutlauf durch
die Nieren große Schwierigkeiten zu überwinden hat
ssog. Nierenschnimpfung oder Schrumpfnieren). An
und für sich ist die H. durchaus nicht als eine eigent-
liche Krankheit, sondern vielmehr als eine Art Natur-
heilmittel Zur Ausgleichung oder Kompensation
einer vorhandenen Störung zu betrachten, insofern
das Herz nur durch die eintretende Vermehrung
seiner Muskelsubstanz befähigt wird, die dem Blut-
umlauf entgegenstehenden Hindernisse zu überwin-
den. Nur wenn bei solchen Kranken sich infolge un-
geeigneter Lebensweise, übermäßigerAnstrengungen
oder zunehmenden Alters eine fettige Entartung des
bypertrophischen Herzmuskels einstellt, kommt es
schließlich zu einer Erlahmung des letztern, zur Er-
weiterung der Herzhöhlen und Wassersucht, welche
gewöhnlich bald das Ende des Kranken herbeiführen.
Kranke mit H. leiden viel an Herzklopfen, nament-
lich beim Steigen und anstrengenden Bewegungen,
an Blutandrang nach dem Kopf, Kopfschmerzen,
Schwindel und Flimmern vor den Augeu, an Atem-
not und Beklemmungen; doch läßt sich das Leiden
mit Sicherheit nur durch die Perkussion und Aus-
kultation der Brust erkennen. Über die Behandlung
Herzigel, s. Seeigel. ^s. Herzfehler.
Herzinsufftcienz, s. Herzkrankheiten.
Herz Jesu und Herz Maria. Seitdem die Sa-
lesianerin Maria Margareta Alacoque (s. d.), deren
Beichtvater der Jesuit De la Colombiere war, 1675
von Christus in einer Offenbarung aufgefordert sein
wollte, die Verbreitung der Verehrung seines hei-
ligsten Herzens und die Einführung eines beson-
dern Festes zu Ehren desselben am Freitag nach der
Fronleichnamsoktave sich angelegen sein zu lassen,
fand diese Andacht namentlich durch die Bemühun-
gen der Salesianerinnen und der Jesuiten trotz der
Opposition mancher kath. Theologen eine immer
weitere Verbreitung. Die Einführung des Festes
wurde von mehrern Päpsten abgelehnt; von Cle-
mens XIII. 1765 und den folgenden Päpsten wurde
das Fest für einzelne Diöcesen und Ordensgenossen-
schaften gestattet, von Pius IX. 1856 für die ganze
kath. Kirche vorgeschrieben. Auf Bitten vieler Bischöfe
gestattete Pius IX. auch, daß sich am 16. Juni 1875
alle Katholiken durch eine bestimmte Formel dem
Herzen Jesu weihten. Im röm. Brevier heißt es,
unter dem Sinnbilde des heiligen Herzens werde
die Liebe des gekreuzigten Heilands verehrt; ge-
wöhnlich aber wird als der wahre Gegenstand der
Andacht das wirkliche, leiblicheHerzIesu angegeben.
Die Andacht ist in neuerer Zeit eine Lieblingsan-
dacht der Katholiken geworden; viele Kirchen wer-
den dem Herzen Jesu geweiht, und es giebt mehrere
Orden und Bruderschaften vom Herz Jesu. (S.
Damen vom heiligen Herzen Jesu und socißtö äu
83.er6-0wur.) Unter den Bruderschaften ist der von
franz. Jesuiten, namentlich P. Ramiere gegründete,
1866 von Pius IX. bestätigte ApostolatdesGe-
bets die verbreitetste; er hat eine eigene Zeitschrift.
Die Verehrung des Herzens Maria wurde
besonders durch den franz. Priester Eudes ss. d.)
und den Jesuiten I. Pinamonti (gest. 1703) be-
fördert. Der Antrag auf Einführung eines Festes
vom Herzen Maria wurde von Clemens IX. 1669
und Benedikt XIII. 1726 abgelehnt; im 19. Jahrh,
wurde die Feier des Festes zuerst einigen Orden,
dann von Pius IX. allgemein gestattet. Unter den
Bruderschaften vom Herz Maria ist die von Des-
genettes, Pfarrer von ^oti-s-vaniL äss Victoirez
zu Paris, 1836 gegründete, von Gregor XVI. 1838
bestätigte "Erzbruderschaft des heiligen und unbe-
fleckten Herzens Maria zur Bekehrung der Sünder"
die verbreitetste. Auch ein Gebetsverein u. d. T.
"Unserer Lieben Frau vom Herzen Jesu" hat meh-
rere Millionen Mitglieder und eine eigene Zeit-
chrift. Die Verehrung des Herzens des heil. Io-
eph und die der "Drei heiligsten Herzen" ist auch
chon sehr verbreitet, von Rom aus aber noch nicht
genehmigt. - Vgl. Reusch, Die deutschen Bischöfe
und der Aberglaube (Bonn 1879); Hattler, Ge-
schichte des Festes und der Andacht zum Herzen
Jesu (2. Aufl., Wien 1875).
Herzkammern, s. Herz (S. 98 a).
Herzkirfchen, s. Kirsche.
Herzklappen, s. Herz (S. 93). ''--'- '^''