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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heß (Joh. Jak.) - Heß (Peter von)
von Qls im evang. Geiste und ward 1523 Prediger
an der Maria-Magdalenenkirche in Breslau. Durch
ihn gewann die Reformation in Breslau immer
mehr Boden. H. starb 6. Jan. 1547. - Vgl. I.
Köstlin, Joh. H., der Breslauer Reformator (in
der "Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alter-
tum Schlesiens", Bd. 6 u. 12, Vreslau).
Heß, Joh. Jak., theol. Schriftsteller, geb. 21. Okt.
1741 zu Zürich, studierte hier, wurde 1777 Helfer
am Fraumünster, 1795 Antistes der Züricher Geist-
lichkeit und starb 29. Mai 1828. Sein wichtigstes
Werk ist die "Lebensgeschichte Jesu" (9. Aufl., g"r.
1823), eine erweiterte Umarbeitung der "Geschichte
der drei letzten Lebensjahre Jesu" (6 Bde., ebd.
1768-73), der erste Versuch, eine wirklich prag-
matische Geschichte des Lebens Jesu zu schreiben.
Ferner schrieb er: "Gedanken eines Geistlichen, die
beste Art, das Christentum zu verteidigen" (Zur.
i.769), "Von dem Reiche Gottes, ein Versuch" (2Tle.,
ebd. 1774; 3. Aufl. 1796), "Kern der Lehre vom
Reiche Gottes" (ebd. 1819; 2. Aufl. 1826), "Ge-
schichte und Schriften der Apostel Iefu" (ebd. 1775;
4. Aufl. 1820-22), "Gefchichte der Israeliten vor
den Zeiten Iefu" (12 Bde., ebd. 1776-88). Seine
Schriften erschienen gesammelt als "DasH.scheVibel-
werk" (23 Bde.). - Vgl. Escher, I. I. H., Skizze seines
Lebens (Zür. 1837); Zimmermann, Die Züricher
Kirche von der Reformation bis zum dritten Re-
formationsjubiläum ^1519-1819^, nach derReihen-
folge ihrer Antistes (2 Hefte, ebd. 1877-78).
Heß, Karl, Genremaler, Bruder von Peter und
Heinr. von H., geb. 1801 zu Düsseldorf, widmete sich
zunächst der Radier- und Kupferstechkunst, folgte aber
in München bald feiner Neigung zur Malerei. Als
Vorbilder galten ihm Wagenbauerund sein Bruder
Peter von H., doch sand er ein besonderes Gebiet in
der Darstellung anmutiger Vorwürfe aus dem Leben
in den Alpen. 1835 malte er ein größeres Tierstück,
Kühe, Ziegen und Schafe auf der Höhe des Starn-
bergersees darstellend, eines seiner besten Werke.
Die Nationalgalerie zu Berlin besitzt von ihm eine
Viehweide. H. starb 16. Nov. 1874 zu Reichenhall.
Heß, Karl Adolf, Tiermaler und Kupferstecher,
geb. 1769 zu Dresden, bildete sich daselbst durch das
Studium der Natur und der Meisterwerke der königl.
Galerie. Nach einem Aufenthalt in Berlin ging er
1800 nach Wien, von wo aus er zu Studienzwecken
Reifen durch Ruhland, Ungarn und die Türkei und
1825 auch nach England unternahm. In Wien war
er eine Zeit lang Professor an der Akademie. Von
seinen Gemälden sind hervorzuheben: Durchmarsch
der uralischen Kosaken durch Böhmen 1799, Tiroler
Landschaft mit Rinderherde, Viehweide (beide in
der Nationalgalerie zu Berlin). Bekannt sind ferner
seine Studienblätter für Pferdeliebhaber, von ihm
selbst radiert (1807), und die von ihm in Lithogra-
phien herausgegebenen Pferdeköpfe in natürlicher
Größe (Wien 1825). H. starb 3. Juli 1849 zu Wil-
helmsdorf bei Wien.
Heß, Karl Ernst Christoph, Kupferstecher, geb.
22. Jan. 1755 zu Darmstadt, gest. 25. Juli 1828
zu München, lernte in Augsburg die Kupferstech-
tunst und kam 1777 nach Düsseldorf, um an dem
Galeriewerte von Krähe mitzuarbeiten. 1782 wurde
er bayr. Hofkupferstecher, 1783 ging er nach Mün-
chen und 1787 nach Italien, wo er mit Goethe,
Mengs, Herder und Schlegel näher bekannt wurde.
Als 1789 der Engländer Green das Düsseldorfer
Galeriewerk fortzufetzen beschlossen hatte, wurde H.
und Bartolozzi als Hauptmitarbeiter berufen. H.
lieferte die Himmelfahrt der Maria, nach Guido
Reni (1792), den Marktschreier von G. Dou, das
Porträt Rubens' und das der Frau desselben (1796),
Die Heilige Familie nach Raffael (1804), Das
Jüngste Gericht nach Rubens, Anbetung der heiligen
drei Könige nach Jan van Eyck (1823).
Heß, Ludwig, Landschaftsmaler, geb. 16. Okt.
1760 in Zürich, wurde ursprünglich nach seinem
Vater Fleischer, dann auf Veranlassung Sal. Geß-
ners Maler, ging 1794 nach Florenz und Rom;
nach zwei Monaten durch die Zeitverhältnisse zur
Heimkehr genötigt, muhte er sich durch Atzen von
Landschaften Unterhalt erwerben. Er starb 13. April
1800. H. hat manches poesievolle Bild hinterlassen.
Hauptsächlich waren die Alpen die Gegenstände sei-
nes Studiums. Von hervorragenden Werken seiner
Hand sind zu nennen: Der Montblanc, Der Alpen-
morgen, Der Abend am Lago Maggiore, Der Alpen-
see des Glarner Murgthals, Der Rütli und Tells
Kapelle in der Hohlen Gasse. - Vgl. Meyer, Bio-
graphie von Ludwig H. (Zür. 1800).
Heß, Peter von, Schlachten- und Genremaler,
der älteste Sohn des bayr. Hofkupferstechers und
Akademieprofessors Karl Ernst Christoph H., geb.
29. Juli 1792 zu Düsseldorf, bildete sich feit 1806 an
der Münchener Akademie und unter dem Einflüsse
Albrecht Adams, wohnte 1813-15 im General-
stabe des Fürsten Wrede den Gefechten gegen die
Franzofen bei und zeichnete mehrere Scenen an Ort
und Stelle. Ziemlich trocken erscheint indes sein
Gemälde: Die Schlacht bei Arcis-sur-Aube (1817;
Schlachtensaal der Residenz in München), während
Genrescenen aus den Kriegsjahren 1812-14 un-
gleich erfreulicher und lebendiger sind. So: Die Über-
rumpelung eines franz. Dorfs durch die Kofaken
(1817), Die plündernden Kofaken (1820; Berliner
Nationalgalerie), Der Übergang der Kirgisen und
Kosaken über den Rhein bei Caub (1819), Die Ver-
teidigung der Kinzigbrücke bei Hanau durch den Ge-
neralvon Pappenheim, St. Leonhardsfest in Bayern,
Marketenderscene (1825), Überfall eines franz. Pack-
wagens durcy österr. Nlanen, Palikaren bei Athen
(1829; letztere vier in der Berliner Nationalgale-
rie). Inzwischen hatte der Künstler Italien bereist
und zahlreiche Studien mitgebracht, welche er seit
1819 gelegentlich verwertete. Die Neue Pinakothek
bewahrt davon: Der Räuber Barbone, Vor einer
Locanda, San Marino, Italienische Bauernfamilie
zu Tivoli. Nachdem er 1819 in dem schönen Bilde:
Morgen in Partenkirchen, der Alpenwelt näher ge-
treten, zog er auch Scenen aus den Tirolerkriegen
von 1805 und 1809 in seinen Vereich. So in dem
Gefecht bei Wörgl und in dem Kampf bei Pah Strub
(Schlachtensaal der Residenz in München). 1832-33
war H. im Gefolge des Königs Otto in Griechenland,
was Anlaß zu zwei großen Hauptstücken ward: Der
Einzug des Königs in Nauplia 1833 (1835) und der
Empfang des Königs in Athen 1835 (1839; beide in
der Neuen Pinakothek zu München). Diese Werke
ließen ihm jedoch noch Zeit gelegentlich Arbeiten
zu liefern, wie das fchöne Jagdbild mit zahlreichen
Porträten(1834; GräfinBerchemin München). 1833
nach Petersburg berufen, um für den Zaren einen
Cyklus von Schlachtenbildern aus dem I. 1812
für den kaiserl. Winterpalast zu vereinbaren, war
er 15 Jahre mit dieser Arbeit beschäftigt; so schuf
er die acht großen Gemälde: Übergang über die
Beresina, und die Schlachten von Borodino, Polozk,