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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heuasthma - Heubner
trocknete ersteSchnitt aller Futterpflanzen,des Klees,
der Luzerne, Esparsette u. s. w. Der Futterwert des
H. ist ein sehr verschiedener, im allgemeinen bedingt
durch die Zusammensetzung, durch den Gehalt an
Protein, Fett, Nohfaser u. s. w. Je mehr das H.
an Protein enthält, um so nahrhafter ist dasselbe
im Durchschnitt; je höher der Gehalt an Rohsaser,
um so geringer ist der Nährwert. Die Zusammen-
setzung des Wiesen- und des Kleeheues bewegt sich
innerhalb folgender Grenzen:
Wiesenheu
27,7- 9,8 Proz,
5,8-19,4 "
1,2- 5,6 "
Kleeheu
26,9-17,8 Proz.
7,2-15,8 "
1,2- 5,5 "
Wasser....
Protem ...
Fett.......
Stickstofffreie
Extraktstoffe 22,6-50,? " 22,3-39,? "
Rohfaser . . . 19,7-39,9 " 19,5-43,0 "
Asche...... 6,5 " 6,3 "
Da von dem Rohprotem des H. nur ein Teil wirk-
lich verdaut wird, so ist auch der Verdauungskoeffi-
cient diefes Stoffs wie der übrigen Nährstoffe für
den Nährwert des H. bestimmend. So schwankt die
Verdaulichkeit des Rohprotems beim Wiesenheu zwi-
schen 39 und 72 Proz., beim Kleeheu zwischen 43
und 76 Proz. Je mehr Protem das H. besitzt, um
so größer ist auch in der Regel die Verdaulichkeit
dieses und aller übrigen Stoffe. Der Nährwert des
H. wird aber noch von andern Verhältnissen beein-
flußt; stammt dasfelbe von nassen, moorigen und
sumpfigen Wiesen, so besteht es (Saures H.) zum
größten Teile aus wertlosen Gräsern (Iuneaceen
und Cyperaeeen); ist es dagegen auf künstlich be-
wässerten bez. trocken gelegenen Wiesen gewachsen,
so besteht es (Süßes H.) aus süßen und nahrhaften
Gräsern (Gramineen). Beim H. der Futterpflanzen
kommt namentlich der Boden und der Düngungs-
zustand in Betracht; je kräftiger beide, um so besser
auch das H. Bei sämtlichen Heuarten spielt ferner
die Ernte (s. d.) eine wichtige Rolle. - Vgl. Vöh-
mer, Heubereitungsarten (Berl. 1890); Heine, Die
Heubereitung (Stuttg. 1892); Anleitung zur Be-
urteilung des Pferdeheues (Gera-Untermhaus1889).
Heuasthma, f. Heufieber.
Heubach, Stadt im Oberamt Gmünd des würt-
temb. Iagstkreises, am Fuße des Rosensteins, hat
(1890) 1366 meist evang. E., Post, Telegraph;
Seide- und Baumwollweberei, Fabrikation von
Kartonnagen, Korsetten und Kokosmatten, Molkerei
und Brauerei. Auf dem Rosenstein steht die Ruine
der Burg Nosenstein, bei der sich Höhlen und röm.
Verschanzungen befinden.
Heubacillus (Naciiws Liidtilis Oo/zn), eine sich
regelmäßig im Heu findende Bakterienform, die
leicht aus Heuaufgüssen isoliert werden kann. Der
h. bildet an den Enden abgerundete Stäbchen, die
etwa dreimal so lang als breit sind. Da er gern
Zellverbände bildet, kommt es auf den Nährböden
zur Entwicklung langer Fäden. Die einzelnen Zel-
len haben lebhafte Eigenbewegnng. Die eiförmigen
Sporen des H. besitzen große Widerstandskraft. We-
gen großer Ähnlichkeit mit dem Milzbranobacillus
hielt man den H. eine Zeit lang für eine nicht para-
sitäre Form desselben. Krankmachende Eigenschaf-
ten hat der H. nicht.
Heubauch oder Grasbauch, eine unschöne,
fehlerhafte Bauchform des Pferdes. Dieselbe ist be-
dingt durch Aufnahme großer Mengen gehaltloser
Nahrungsmittel (Heu, Gras, Stroh) und kennzeich-
net sich durch ungebührliche Umfangsvermehrung
des Bauches,vornehmlich in der Seitenrichtung. Der
H. ist nicht zu verwechfeln mit dem Hängebauch (s. d.).
Heuberg. 1) Eine 15 km lange und 22 Km
breite, steinige, kahle Hochfläche im südwestl. Teile
des Schwäbischen Jura, erstreckt sich von der Donau
bei Tuttlingen und Fridingen bis Ebingen und
steht durch die Baaralb (s. d.) mit dem Schwarzwald
in Verbindung. Von den Kuppen, die nur wenig
über das Plateau emporragen, liegt der 1010 m
hohe Hohenberg, östlich von Rottweil, auf einer
westl. Nebenkette. Der H. gilt im Volksglauben als
der "SchwäbifcheBlocksberg". - 2) Berg im Thü-
ringerwalde, südlich von Friedrichroda, 717 m hoch,
mit dem vielbesuchten Henbergshaus.
Heuberger, Richard, Komponist, geb. 18. Juni
1850 in Graz, war erst Bahningenieur, widmete
sich dann der Musik und ging 1876 nach Wien, wo
er als Chormeister und Dirigent größerer Vereine
thätig war und dann ausschließlich der Komposition
sowie als Musikschriftsteller (seit 1889) lebte. H.
schrieb viele Lieder (etwa 100), Männerchöre, Ge-
mischte Chöre, Frauenchöre, Orchcsterwerke (Varia-
tionen über ein Thema von Schubert, eine Suite),
drei Opern ("Abenteuer einer Neujahrsnacht",
"Manuel Vanegas" und "Mirjam"). Allen diesen
Werken ist ein anmutiges, specifisch österr. Melodie-
talent gemein. In der Bearbeitung und Übertra-
gung von Kompositionen Schuberts, Brahms' u. a.
hat H. eine vornehme Richtung und außerordent-
lichen Formensinn bewiesen.
Heubner,Joh. Otto Leonhard, Mediziner, Sohn
des folgenden, ged. 21. Jan. 1843 zu Mühltroff,
besuchte die Landesschule zu Grimma, studierte in
Leipzig und Wien und habilitierte sich 1868 an der
Leipziger Universität. Nachdem er daselbst lang-
jähriger Assistent an der Klinik Wunderlichs ge-
wesen, wurde er 1873 zum außerord. Professor,
1876 zum Direktor der Distriktspoliklinik, 1887 zum
Professor der Kinderheilkunde, 1890 zum Direktor
des Kinderkrankenhauses und der Universitäts-Kin-
derpoliklinik ernannt. Er veröffentlichte: "Die lue-
tische Erkrankung der Hirnarterien" (Lpz. 1874),
"Beiträge zur internen Kriegsmedizin" (ebd. 1871).
Seine Schrift "Die erperimentelle Diphtherie" (ebd.
1883) erhielt 1883 den Kaiserin-Augusta-Preis.
Heubner, Otto Leonhard, bekannt aus dem
Dresdener Maiausstande von 1849, geb. 17. Jan.
1812 zu Plauen im Vogtlande, studierte die Rechte
in Leipzig und lebte von 1832 an in seiner Vater-
stadt und in Mühltroff als Direktor mehrerer grö-
ßerer Patrimonialgerichte und als Rechtsanwalt.
1834 gründete er in Plauen die erste Turnanstalt
Sachsens in Iahnschem Sinne; 1843 wurde er
königl. Kreisamtmann in Freiberg. Als Ab-
geordneter zur Deutschen Nationalversammlung in
Frankfurt 1848 nahm er feinen Sitz auf der Lin-
ken, legte jedoch schon Anfang 1849 sein Mandat
nieder, um die auf ihn gefallene Wahl zum Mit-
glied der sächs. Ersten Kammer anzunehmen. Hier
war er einer der Führer der gemäßigten Linken.
Als 3. Mai 1849 zu Dresden der Aufstand zu
Gunsten der Reichsversassung begann, wurde H.
zum Mitglied der Provisorischen Regierung ge-
wählt, die nach der Flucht des Königs auf den
Königstein 4. Mai eingesetzt wurde. Nach Unter-
drückung des Aufstandes wurde H. zu Chemnitz
verhaftet und wegen Hochverrats zum Tode ver-
urteilt, jedoch zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe