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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hiong-nu – Hippel

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Hiogo'

(1876) und den dadurch erlangten Anschluß an die größtenteils fertig gestellte Meridionalbahn der Insel gefördert. Der auswärtige Handel von Hiogo-Kobe-Osaka erreichte (1889) in der Ausfuhr den Wert von 20,36 Mill. Silber-Jen (= Silberdollar), d. i. 29 Proz. der Gesamtausfuhr Japans, in der Einfuhr 28,15 Mill., d. i. 42 Proz. der Gesamteinfuhr. In der Ausfuhr stehen obenan Reis nach Deutschland, den Vereinigten Staaten, Holland, Italien, Frankreich und Australien, Thee (8 Mill. kg) meist nach den östl. Unionstaaten, Seide, Schwämme, Kampfer, Wachs, Zündhölzchen, Kupfer und Kohlen; ferner Porzellanwaren, Fächer und Schirme. Eingeführt werden Baumwollgarne aus Bombay und Manchester, rohe Baumwolle aus China für die Spinnereien in Osaka, Metalle und Maschinen, Cement und Petroleum. Die eigene Industrie erstreckt sich auf Papierfabrikation, Lokomotiven- und Schiffbau. Neben engl. und amerik. Dampfern läuft auch der Norddeutsche Lloyd H. an.

Hiong-nu, s. Hiung-nu.

Hiouen-tsang, franz. Schreibung für Hiwen-tsang (s. d.).

Hip! hip! Hurrah!, in England übliche Art des Hurrahrufs.

Hippanthrop (grch.), Pferdemensch, Kentaur.

Hippárch, bei den alten Griechen der Befehlshaber der Reiterei. In Athen, wo die Reiterei seit der Mitte des 5. Jahrh. bis auf Demosthenes 1200 Mann zählte, bestehend aus 1000 Bürgern der beiden obersten Vermögensklassen und 200 Staatssklaven (Hippotoxoten), die als berittene Bogenschützen dienten, führten den Oberbefehl zwei H., die ein Alter von 30 J., ein bestimmtes Vermögen und einen mindestens zehnjährigen Sohn besitzen mußten. Bei den Spartanern hieß der Anführer der Reiterei Hipparmost.

Hippárch, Sohn des Pisistratus, und H., Astronom, s. Hipparchus.

Hipparchĭa, s. Satyridae.

Hipparchĭa, Gemahlin des Philosophen Krates (s. d.).

Hipparchische Periode, s. Kalender und Periode (chronologisch).

Hippárchus (Hipparch), der jüngere Sohn des Tyrannen Pisistratus, stand nach des Vaters Tode (527 v. Chr.) seinem Bruder Hippias (s. d.) zur Seite und nahm sich mit Eifer der künstlerischen und litterar. Interessen an. Er wurde von Harmodius und d essen Freund Aristogiton im Juli 514 v. Chr., am Feste der Panathenäen, aus Rache ermordet.

Hippárchus (Hipparch), der Begründer der wissenschaftlichen, auf der Beobachtung und nicht der Spekulation beruhenden Astronomie und der sphärischen Trigonometrie, war aus Nicäa in Bithynien gebürtig und lebte um 160–125 v. Chr. Er bestimmte zuerst die Länge des Jahres genauer und fand die bis dahin auf 365 Tage 6 Stunden angenommene Dauer des Sonnenjahres um etwa 5 Minuten zu groß. Aus seinen Beobachtungen schloß er, daß die Größe der Excentricität der Sonnenbahn ein Vierundzwanzigstel vom Halbmesser derselben betrage und die Sonne dann am entferntesten von der Erde sei, wenn sie im 24. Grade des Zeichens der Zwillinge stehe. Er selbst berechnete die ersten Sonnen- und Mondtafeln und bestimmte die Entfernungen und die Größe der Sonne und des Mondes genauer, als bis dahin geschehen war. Mittels einer scharfsinnigen indirekten Methode, dem sog. Diagramm des H., glaubte er zu finden, daß die Entfernung der Sonne von der ↔ Erde 1200, die des Mondes 59 Erdhalbmesser betrage, und daß der Durchmesser der Sonne 5 1/2 mal so groß als der der Erde, dieser wieder 3 2/3 mal so groß als der des Mondes sei. Die plötzliche Erscheinung eines neuen Sterns veranlaßte ihn, eine genaue Bestimmung der Örter der Fixsterne zu unternehmen und somit das erste Fixsternverzeichnis zu entwerfen, das im «Almagest» des Ptolemäus überliefert ist und 1026 Fixsterne enthält. Noch wichtiger war die von ihm gemachte Entdeckung des Vorrückens der Nachtgleichen. Nicht geringe Verdienste erwarb er sich auch um die Geographie, indem er die stereographische Projektion für Landkarten erfand; die mathem. Geographie hat er gewissermaßen begründet, indem er die geogr. Längen und Breiten zur Bestimmung der Lage von Orten auf der Erdoberfläche anzuwenden lehrte. Den größten Erdumfang bestimmte er auf 275000 Stadien, die Länge des bekannten bewohnten Landes auf 70000 Stadien, die Breite vom Äquator bis Thule auf 46200 Stadien. Von seinen Werken sind nur zwei erhalten, ein Kommentar zu dem astron. Gedicht des Aratus, herausgegeben von Victorius (Flor. 1567) und in des Petavius «Uranologium» (Par. 1630), und das erwähnte Fixsternverzeichnis. – Vgl. Berger, Die geogr. Fragmente des Hipparch (Lpz. 1870); Wolf, Geschichte der Astronomie (Münch. 1877).

Hipparĭon, s. Hippotherium.

Hipparmóst, s. Hipparch.

Hippăsos, s. Agrionia.

Hippe, s. Gartengeräte (Bd. 7, S. 556a,). – H., in der Heraldik, s. Heppe.

Hippeástrum vittatum Herb., s. Amaryllis.

Hippeis (Singular Hippeus), die griech. Bezeichnung für Reiter und Ritter, bei den Athenern auch für die nach der Solonischen Verfassung der zweiten Vermögensklasse angehörenden Bürger und bei den Spartanern für die königl. Ehrenwache von 300 Mann, welche ursprünglich wohl beritten, später aber, als seit der Ausbildung der Hoplitenphalanx die Reiterei in fast allen griech. Staaten ihre Bedeutung verloren hatte, schwer bewaffnete Fußsoldaten waren.

Hippel, Theod. Gottlieb von, humoristischer Schriftsteller, geb. 31. Jan. 1741 zu Gerdauen in Ostpreußen, wo sein Vater Schulrektor war, bezog schon in seinem 16. Jahre die Universität zu Königsberg, um Theologie zu studieren. Großen Einfluß auf ihn hatte eine in Begleitung eines russ. Offiziers aus vornehmer Familie unternommene Reise nach Petersburg 1760, die ihm verlockende Einblicke in die große Welt und bedeutende Aussichten eröffnete. Trotzdem kehrte er nach Königsberg zurück, wo er eine Hauslehrerstelle erhielt, sich aber bald dem Studium der Rechte widmete. Zunächst als Rechtskonsulent thätig, wurde er 1780 dirigierender Bürgermeister in Königsberg und Polizeidirektor, 1786 Geh. Kriegsrat und Stadtpräsident. Als solcher ließ er den Adel seiner Familie durch den Kaiser erneuern. Er starb 23. April 1796.

H.s Leben und Charakter waren voll Sonderbarkeiten und Widersprüche. Ebenso eigentümlich bewies er sich in seinen Schriften, die er im strengsten Inkognito auf seinem Landgute in dem Dorfe Huben bei Königsberg ausarbeitete. In allen strömt ungeachtet ihrer mangelhaften, in seines jüngern Zeitgenossen Jean Paul Art zerflossenen Form eine reiche Ader des Witzes und der Laune, und ein überzeugen-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 199.